Wow…Ah…Ach du Scheiße…Geil…Ohje
Heute steht mit der Stahlberg-Schleife mal wieder ein Rundweg des Rheinburgenweges auf dem Plan. Ich habe mit dieser Tour bewusst gewartet, da ich diesen Weg nicht mit Milow alleine gehen wollte, denn die Schleife gilt als eine der absoluten Höhepunkte der Rheinwanderwege.
Wir steuern nicht den empfohlenen Parkplatz an der B 9 an, sondern fahren durch die Altstadt von Bacharach (absolut empfehlenswert) auf die Blücherstraße (L 224) Richtung Rheinböllen. Kurz hinter dem sehr beeindruckenden Steeger Tor kreuzt die Stahlberg-Schleife die Straße und wir finden eine freie Parkbucht in unmittelbarer Nähe.
Über den Münzbach geht es zum eigentlichen Startpunkt der Tour: dem Malerwinkel von Bacharach. Für diesen Bereich des historischen Stadtkerns sind vor allem alte Fachwerkhäuser und verwinkelte Gassen charakteristisch.
Ein Pfad führt uns direkt steil bergauf Richtung Burg Stahleck. Doch bereits an der fünften Kehre weist uns die Beschilderung auf den Abstecher zur Wernerkapelle hin. Über eine Holztreppe steigen wieder steil hinab und erreichen die denkmalgeschützte Ruine oberhalb von Bacharach. Robert, der Geschichtslehrer an einem Gymnasium ist, liest sich sofort sämtliche Tafeln durch, während ich verzweifelt versuche ein gutes Foto von dem imposanten Bau zu machen. „Wow“ schreit Benni, der über die Dächer der Stadt auf das Rheintal blickt. Im selben Moment donnert ein Kampfjet der Bundeswehr in geringer Höhe durch das Tal. Durch die Topografie verstärkt sich der Fluglärm dermaßen, dass man das Gefühl bekommt, das Mittelrheintal würde beben. Kurz darauf folgt ein zweiter Kampfjet, der ebenfalls durch das Tal an Bacharach vorbeifliegt und uns erneut erzittern lässt.
Zurück über die steile Holztreppe, geht es weiter bergauf zur Burg Stahleck, in der eine Jugendherberge untergebracht ist. Während sich eine Schulklasse aus einem Haus am abseilen ist, blicken wir auf der Außenterrasse hinter dem Burgtor ins Mittelrheintal in Richtung Lorch und machen eine kurze Rast.
Die Stahlberg-Schleife führt nun hinter der Burg weiter den Hang hinauf, so dass wir über das Turmdach der Burg Stahleck hinweg auf das Rheintal schauen können. Nachdem wir den Parkplatz der Jugendherberge überquert haben, geht es hangparallel in das Steeger Tal. Nach 1,2 km über einen Waldweg kommen wir an einem Tiergehege mit Rehen vorbei. Normalerweise würde nun der Hetztrieb bei Milow das Kommando übernehmen, aber da die Tiere sich nicht sonderlich für uns interessieren und einfach stehen bleiben, schaut er nur neugierig und schnuppert im Wind. Vor bzw. unter uns liegt nun der Bacharacher Stadtteil Steeg und in einem Seitental erblicken wir die Ruine der Burg Stahlberg. Nachdem wir die Blücherstraße (L 224) am südwestlichen Ortsrand von Steeg gequert haben, geht es wieder den Hang hinauf und hangparallel ins Borbacher Tal. Immer wieder hat man dabei einen Blick auf die Burgruine, die sich auf einem Bergsporn am gegenüberliegenden Hang befindet. Alte Schieferstollen am Wegesrand ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ein besonders imposanter Stollen liegt dabei etwas links den Hang hinauf. „Ah“ sagt Robert und stiefelt schon zum Höhleneingang, während wir anderen drei erst einmal auf dem Weg bleiben. Aus den Augenwinkeln sehe, wie Milow etwa drei Meter neben Benni und mir auf dem Wirtschaftsweg am rumschnüffeln ist. Nichts Ungewöhnliches, wenn man im Wald ist, aber in dem Moment bewegt sich etwas vor Milows Nase. Vielleicht ist ein Frosch oder ein Käfer. Also sage ich ruhig, aber bestimmt: „Nein Milow! Komm!“ Als Mille sich zu uns umdreht und zurückkommen will, bäumt sich auf einmal eine riesige Schlange als Drohgebärde vor ihm auf. „Ach du Scheiße!“ rufen Benni und ich wie aus einem Mund. Sofort schnappe ich mir den Hund und klemme ihn zwischen meine Beine. Zum Glück hat die gut 1,5 m lange Schlange genauso viel Angst vor uns und verschwindet im Gras. (Ich dachte zunächst an eine Kreuzotter, musste aber dann feststellen, dass es sich um ein ausgewachsenes Ringelnatter-Weibchen handelte.) Robert, der ja schon auf dem Weg in den Stolleneingang war und die Schlange nicht wirklich gesehen hat, versucht sie nochmal aufzuspüren, aber vergeblich. Komplett geschockt suche ich erst einmal Milow nach irgendwelchen Verletzungen ab und finde glücklicherweise keine. Der Hund hat aber wohl einen kleinen Schock erlitten, denn er weicht mir zunächst nicht mehr vom Bein.
Nachdem wir dann alle den riesigen Schieferstollen besichtigt haben, queren wir den Borbach, um auf der anderen Hangseite über alte Wirtschaftswege vor brachliegenden Weinbergen und einem Pfad an einer Schieferfelswand vorbei zur Burg Stahlberg zu kommen. Über die schmale Holzbrücke gelangen wir ins Innere der Burgruine und schildern am Rastplatz im Innenhof Robert nochmal die Ereignisse mit der Schlange.
Die Stahlberg-Schleife führt uns weiter zum Dorweiler Bach und dann hinauf auf ein Hochplateau. Über mit Bäumen und Gebüschen gesäumte Wege strebt die Schleife nun langsam wieder über 2,5 km dem Rhein zu. Wir erreichen die Weinlagen nördlich von Bacharach und die Heinrich-Heine-Höhe mit einem grandiosen Blick auf Bacharach und ins Mittelrheintal bis nach Trechtingshausen. „Geil“ ist der einstimmige Tenor und wir zücken unsere Handys für ein Foto.
Der steile Abstieg über den Orionsteig führt uns unter anderem über eine Stahlgittertreppe hinab. Benni weist mich mit einem „Ohje, Milow traut sich nicht“ darauf hin, dass Mille sich nicht ganz wohl auf der Treppe fühlt. Also trage ich den kleinen Kerl die Treppe hinunter, was er mir mit einem Lecken im Gesicht dankt. Zum Schluss verläuft die Stahlberg-Schleife entlang der alten Stadtmauerreste und am Spitzen Turm sowie durch den Postenturm zurück zu unserem Ausgangspunkt am Steeger Tor.
Fazit
Die Stahlberg-Schleife ist eine sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Tour. Eindrucksvolle Aussichten, kultur-historische Höhepunkte, Weinberge und Felsen runden die Schleife am Rhein ab. Sie ist definitiv einer der schönsten Rundwanderwege am Rhein, aber mit 550 Höhenmeter auch eine der anspruchsvolleren.