• Bacharach (BIN)

  • Länge: 12.7 km

  • Höhenmeter: 550 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 55422 Bacharach | Parkbuchten an der Blücherstraße

  • Startpunkt: Malerwinkel

  • Einkehrmöglichkeiten: Jugendherberge Bacharach (Burg Stahleck)

  • Wegbegleiter: Robert | Benni | Milow

  • Erwandert: Juli 2017

Wow…Ah…Ach du Scheiße…Geil…Ohje

Heute steht mit der Stahlberg-Schleife mal wieder ein Rundweg des Rheinburgenweges auf dem Plan. Ich habe mit dieser Tour bewusst gewartet, da ich diesen Weg nicht mit Milow alleine gehen wollte, denn die Schleife gilt als eine der absoluten Höhepunkte der Rheinwanderwege.

Wir steuern nicht den empfohlenen Parkplatz an der B 9 an, sondern fahren durch die Altstadt von Bacharach (absolut empfehlenswert) auf die Blücherstraße (L 224) Richtung Rheinböllen. Kurz hinter dem sehr beeindruckenden Steeger Tor kreuzt die Stahlberg-Schleife die Straße und wir finden eine freie Parkbucht in unmittelbarer Nähe.

Über den Münzbach geht es zum eigentlichen Startpunkt der Tour: dem Malerwinkel von Bacharach. Für diesen Bereich des historischen Stadtkerns sind vor allem alte Fachwerkhäuser und verwinkelte Gassen charakteristisch.

Ein Pfad führt uns direkt steil bergauf Richtung Burg Stahleck. Doch bereits an der fünften Kehre weist uns die Beschilderung auf den Abstecher zur Wernerkapelle hin. Über eine Holztreppe steigen wieder steil hinab und erreichen die denkmalgeschützte Ruine oberhalb von Bacharach. Robert, der Geschichtslehrer an einem Gymnasium ist, liest sich sofort sämtliche Tafeln durch, während ich verzweifelt versuche ein gutes Foto von dem imposanten Bau zu machen. „Wow“ schreit Benni, der über die Dächer der Stadt auf das Rheintal blickt. Im selben Moment donnert ein Kampfjet der Bundeswehr in geringer Höhe durch das Tal. Durch die Topografie verstärkt sich der Fluglärm dermaßen, dass man das Gefühl bekommt, das Mittelrheintal würde beben. Kurz darauf folgt ein zweiter Kampfjet, der ebenfalls durch das Tal an Bacharach vorbeifliegt und uns erneut erzittern lässt.

Zurück über die steile Holztreppe, geht es weiter bergauf zur Burg Stahleck, in der eine Jugendherberge untergebracht ist. Während sich eine Schulklasse aus einem Haus am abseilen ist, blicken wir auf der Außenterrasse hinter dem Burgtor ins Mittelrheintal in Richtung Lorch und machen eine kurze Rast.

Die Stahlberg-Schleife führt nun hinter der Burg weiter den Hang hinauf, so dass wir über das Turmdach der Burg Stahleck hinweg auf das Rheintal schauen können. Nachdem wir den Parkplatz der Jugendherberge überquert haben, geht es hangparallel in das Steeger Tal. Nach 1,2 km über einen Waldweg kommen wir an einem Tiergehege mit Rehen vorbei. Normalerweise würde nun der Hetztrieb bei Milow das Kommando übernehmen, aber da die Tiere sich nicht sonderlich für uns interessieren und einfach stehen bleiben, schaut er nur neugierig und schnuppert im Wind. Vor bzw. unter uns liegt nun der Bacharacher Stadtteil Steeg und in einem Seitental erblicken wir die Ruine der Burg Stahlberg. Nachdem wir die Blücherstraße (L 224) am südwestlichen Ortsrand von Steeg gequert haben, geht es wieder den Hang hinauf und hangparallel ins Borbacher Tal. Immer wieder hat man dabei einen Blick auf die Burgruine, die sich auf einem Bergsporn am gegenüberliegenden Hang befindet. Alte Schieferstollen am Wegesrand ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ein besonders imposanter Stollen liegt dabei etwas links den Hang hinauf. „Ah“ sagt Robert und stiefelt schon zum Höhleneingang, während wir anderen drei erst einmal auf dem Weg bleiben. Aus den Augenwinkeln sehe, wie Milow etwa drei Meter neben Benni und mir auf dem Wirtschaftsweg am rumschnüffeln ist. Nichts Ungewöhnliches, wenn man im Wald ist, aber in dem Moment bewegt sich etwas vor Milows Nase. Vielleicht ist ein Frosch oder ein Käfer. Also sage ich ruhig, aber bestimmt: „Nein Milow! Komm!“ Als Mille sich zu uns umdreht und zurückkommen will, bäumt sich auf einmal eine riesige Schlange als Drohgebärde vor ihm auf. „Ach du Scheiße!“ rufen Benni und ich wie aus einem Mund. Sofort schnappe ich mir den Hund und klemme ihn zwischen meine Beine. Zum Glück hat die gut 1,5 m lange Schlange genauso viel Angst vor uns und verschwindet im Gras. (Ich dachte zunächst an eine Kreuzotter, musste aber dann feststellen, dass es sich um ein ausgewachsenes Ringelnatter-Weibchen handelte.) Robert, der ja schon auf dem Weg in den Stolleneingang war und die Schlange nicht wirklich gesehen hat, versucht sie nochmal aufzuspüren, aber vergeblich. Komplett geschockt suche ich erst einmal Milow nach irgendwelchen Verletzungen ab und finde glücklicherweise keine. Der Hund hat aber wohl einen kleinen Schock erlitten, denn er weicht mir zunächst nicht mehr vom Bein.

Nachdem wir dann alle den riesigen Schieferstollen besichtigt haben, queren wir den Borbach, um auf der anderen Hangseite über alte Wirtschaftswege vor brachliegenden Weinbergen und einem Pfad an einer Schieferfelswand vorbei zur Burg Stahlberg zu kommen. Über die schmale Holzbrücke gelangen wir ins Innere der Burgruine und schildern am Rastplatz im Innenhof Robert nochmal die Ereignisse mit der Schlange.

Die Stahlberg-Schleife führt uns weiter zum Dorweiler Bach und dann hinauf auf ein Hochplateau. Über mit Bäumen und Gebüschen gesäumte Wege strebt die Schleife nun langsam wieder über 2,5 km dem Rhein zu. Wir erreichen die Weinlagen nördlich von Bacharach und die Heinrich-Heine-Höhe mit einem grandiosen Blick auf Bacharach und ins Mittelrheintal bis nach Trechtingshausen. „Geil“ ist der einstimmige Tenor und wir zücken unsere Handys für ein Foto.

Der steile Abstieg über den Orionsteig führt uns unter anderem über eine Stahlgittertreppe hinab. Benni weist mich mit einem „Ohje, Milow traut sich nicht“ darauf hin, dass Mille sich nicht ganz wohl auf der Treppe fühlt. Also trage ich den kleinen Kerl die Treppe hinunter, was er mir mit einem Lecken im Gesicht dankt. Zum Schluss verläuft die Stahlberg-Schleife entlang der alten Stadtmauerreste und am Spitzen Turm sowie durch den Postenturm zurück zu unserem Ausgangspunkt am Steeger Tor.

Fazit

Die Stahlberg-Schleife ist eine sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Tour. Eindrucksvolle Aussichten, kultur-historische Höhepunkte, Weinberge und Felsen runden  die Schleife am Rhein ab. Sie ist definitiv einer der schönsten Rundwanderwege am Rhein, aber mit 550 Höhenmeter auch eine der anspruchsvolleren.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    + abwechslungsreich
    – geringer Pfadanteil

  • Highlights: Wernerkapelle | Burg Stahleck | begehbarer Schieferstollen | Burg Stahlberg | Ausblick Heinrich-Heine-Höhe

  • Höhenangst: Orionsteig → steiler Pfad mit Fernsicht → Über die breiten asphaltierten Wirtschaftswege der Weinlagen zurück nach Bacharach

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober – nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Die Wernerkapelle liegt auf dem Weg zur Burg Stahleck und ist Nachfolgerin einer an gleicher Stelle gelegenen dem Heiligen Kunibert geweihten Kapelle. Hintergrund ist ein angeblicher Hostienfrevel, bei dem Mitbürger aus jüdischen Gemeinden Werner in Oberwesel an den Füßen aufgehängt haben, um eine Hostie zu entwenden, die er schlucken wollte. Danach warfen sie ihn in den Rhein. Sein Leichnam soll in Bacharach angeschwemmt worden sein und er wurde an der Kunibertskapelle begraben, zu der sich bald eine Wallfahrt entwickelte.

Dadurch wurde Ende des 13. Jh. an Stelle der Kunibertskapelle die Wernerkapelle im zeitgenössischen gotischen Stil errichtet, die aber erst nach 1426 vollendet wurde. Bis zur Einführung der Reformation war die Kapelle ein beliebter Wallfahrtsort. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 wurde die Wernerkapelle bei der Sprengung der Burg Stahleck in Mitleidenschaft gezogen und verfiel daraufhin zur Ruine.  Der Nordarm musste 1759 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden und die verbliebenen Gewölbe sowie Dächer wurden 1787 abgetragen. Mit Aufkommen der Rheinromantik gewann die Ruine aufgrund einer Vielzahl von bildlichen Darstellungen wieder an Interesse und in Folge dessen wurden 1847 erste Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Weitere folgten dann 1901 sowie zwischen 1981 und 1996, weil der Einsturz der Ruine befürchtet wurde.

Die Burg Stahleck ist eine Höhenburg im Mittelrheintal über der Stadt Bacharach. Ihr Name kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „unbezwingbare Burg auf einem Bergsporn“. Sie war nicht nur die erste größere Burg nördlich von Bingen und Rüdesheim, sondern zählt auch zu den ältesten Burgengründungen am Mittelrhein. Ihr wassergefüllter Halsgraben ist eine Seltenheit in Deutschland.

Die Burganlage entstand vermutlich um die Wende vom 11. zum 12. Jh. anstelle einer älteren Befestigung wahrscheinlich als südlicher Vorposten des Kölner Erzbistums zur Sicherung des weit entfernten Besitzes. Nach der pfälzischen Landesteilung 1353 wurde die Anlage zwischen 1344 und 1366 als höchster Punkt in die Stadtbefestigung Bacharachs einbezogen. Im Laufe des 15. und 16. Jh. verlor die Burg Stahleck  aber an Bedeutung. Nach Einführung der Feuerwaffen wurde die Burganlage um eine Geschützplattform, die den Zuweg zur Burg sichern sollte, erweitert. Trotz dieser Verstärkung wurde Burg Stahleck während des Dreißigjährigen Kriegs insgesamt achtmal belagert, erobert und verwüstet. Durch die anschließende Instandsetzung 1666 wurden auch einige Umgestaltungen vorgenommen. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde die Burganlage 1689 wie die meisten Wehranlagen im Oberen Mittelrheintal endgültig zerstört. Die Sprengung zerstörte die Ringmauer sowie den Bergfried vollständig und die Wohngebäude brannten komplett aus. Die Burg war so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau zunächst ausblieb. Große Teile der einsturzgefährdeten Mauern wurden in den 1850er Jahren abgetragen, der Burghof wurde mit dem Schutt aufgefüllt und der Halsgraben verfüllt. Erst ab 1909 begannen erste Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an Ring- und Schildmauer. Während des Ersten Weltkriegs mussten die Arbeiten unterbrochen werden und Vandalismus sowie Verfall setzten der Burg Stahleck weiterhin zu.

1925 erging der Beschluss zur Einrichtung einer Jugendherberge auf der Burg. Dabei war ein vollständiger Wiederaufbau der Anlage geplant. In der ersten Bauphase entstand auf den alten Fundamenten ein Gebäude, das als Jugendherberge dienen sollte. Zusätzlich wurde ein Kellerraum in eine Aussichtsterrasse umgewandelt, der Graben aufbereitet und die aus dem Grabenschutt gewonnenen Steine kamen beim Wiederaufbau der Ringmauer und des Bergfrieds zum Einsatz. Die offizielle Einweihung der Herberge fand 1926 statt. In der zweiten Bauphase 1926/27 wurden auf den alten Fundamenten zweier Fachwerkbauten an der Schildmauer eine Mädchenherberge sowie ein Tagungsraum errichtet. In der Folgezeit wurde der Bergfried bis zu einer Höhe von drei Metern gesichert, die Innenausstattung der Tagesräume umgestaltet, das Erdgeschoss der Palasruine wiederhergestellt und der Schutt im Halsgraben abgetragen. Der Ausbaubedarf führte dazu, der Palas komplett wiederaufgebaut, eine Küche angebaut und 1937/38 die Erkertürme an der Schildmauer sowie die Überdachung ihres Wehrgangs gebaut wurden. Ab 1965 erfolgte ein weiterer Aus- und Wiederaufbau der Anlage. So wurde unter anderem der unvollendete Bergfried erhöht und mit einem Helm überdacht.

Die Burg Stahlberg ist die Ruine einer Spornburg in einem Seitental über dem Bacharacher Ortsteil Steeg.

Die Erbauung der Gesamtanlage erfolgte von 1158 bis 1168 um den Grundbesitz der Kölner Erzbischöfe zu sichern und möglicherweise auch als Gegenburg zur Burg Stahleck. Durch Einstürze am rechteckigen Bergfried und der südwestlichen Ringmauer war eine zweite große Ausbauphase im 14. Jh. nötig geworden. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg 1631 beschädigt und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 endgültig zerstört.

Die Stadtmauer von Bacharach wurde von 1344 bis 1400 erbaut. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 wurden schließlich vier Türme der Stadtmauer gesprengt. Dennoch gilt die Stadtbefestigung von Bacharach neben der in Oberwesel als einzige größtenteils unzerstörte Befestigung am Mittelrhein.