Bodentypen

Die Böden Mitteleuropas gehören bodenzonal zur Luviol-Cambisol-Zone. Die Braunerden (Cambisol) sind typische Verwitterungsböden, in denen sich die einsetzende Silikatverwitterung in rostbraunen Farben (Verbraunung) und in Tonmineralbildung (Verlehmung) zeigt. Parabraunerden (Luvisols) unterscheiden sich von ihnen vor allem durch die vertikale Tonmineralverlagerung (Lessivierung), was dazu führt, dass sie auf gut durchlässigen, jungen Substraten vorherrschen.

Beide Bodentypen sind überwiegend Waldböden und an Lockersedimente bzw. Verwitterungsdecken gebunden. Braunerden treten dabei vorzugsweise an Hängen und besonders in gröberen silikatreichen Schuttdecken der Mittelgebirge in Vordergrund, während die Parabraunerden vor allem in den Lösslandschaften vorherrschen.

Die Böden Mitteleuropas sind überwiegend in Substraten entstanden, die aus dem Spätglazial (vor ca. 15 000 – 11 700 Jahren) stammen. Diese Böden sind somit recht junge Böden, die noch nicht durch chemische Verwitterung und Stoffabfuhr zerstört, sondern durch Verwitterungsprozesse meist nur verändert wurden. Nährstoffe werden damit im Boden gehalten und pflanzenverfügbar gemacht. Parabraunerden und Braunerden sind daher vergleichsweise fruchtbar.

Die landschaftliche Kleinkammerung in Mitteleuropa führt aber zu vielen Übergangsbodentypen und zu einem sehr differenzierten Bodenmosaik.

Löss

Löss ist ein kalkhaltiges, gelblich-braunes, ungeschichtetes und durch Wind (äolisch) abgelagertes feinstkörniges (0,01 – 0,05 mm) Schluffsediment. Er setzt sich überwiegend aus Quarz (60 – 70 %) zusammen, während die übrige mineralische Zusammensetzung aus Feldspat, Glimmer, Tonmineral und Karbonat stark vom Verwitterungs- und Auswehungsgebiet bestimmt wird. Die Einzelpartikel haben eine vorherrschend eckige Form, wodurch Löss eine hohe Standfestigkeit hat, welche die Bildung von Lösswänden an Flussufern, in Hohlwegen und die Entstehung von Ackerterrassen begünstigt.

Bevorzugte Liefergebiete sind trockengefallene Flussbette, die Sedimente trockengefallener Seen und wiederum die Lössgebiete selbst. Schluff und feinster Sand werden bei fehlender Vegetationsdecke ausgeweht und lagern sich nach einem längeren Transport in Bereichen mit dichterer Vegetation wieder ab. Nach der Ablagerung werden die Einzelminerale dann verkittet.

In Mitteleuropa ist der Löss ein weit verbreitetes und wichtiges Sediment. Die Hauptmasse ist während den quartären Eiszeiten in Beckenlagen im Bereich größerer Flüsse (z.B. Neuwieder Becken, Limburger Becken, Rheingau) abgelagert worden. Vorherrschende Westwinde und die häufig trockenkalten Fallwinde vom alpinen Eispanzer und dem nordischen Inlandeis waren verantwortlich für die Auswehung aus den Gletschervorfeldern und Flussauen. In geschützten Lagen, wie Talflanken in Leelage, Becken und Senken, können Lösse Mächtigkeiten bis 20 m erreichen. In Mitteleuropa treten sie mit durchschnittlichen Mächtigkeiten zwischen 3 und 10 m auf. Durch Verwitterung sind die Lössböden meist bis 1 – 2 m Tiefe entkalkt. In den Randzonen nimmt die Mächtigkeit ab und die Lösse liegen überwiegend als durch Abspülungsprozesse umgelagerte und geschichtete Schwemmlösse vor.

Löss ist das Ausgangssubstrat für die ackerbaulich günstigsten Böden. Die Fruchtbarkeit kommt von den kleinen Korngrößen des Gesteins, die den enthaltenen Mineralreichtum leicht zugänglich machen. Der Porenreichtum, seine gute Durchlüftung und seine guten Eigenschaften als Wasserspeicher erleichtern die Bodenbildung. Auf Löss entstehen dadurch tiefgründige, leicht zu bearbeitende und leistungsfähige Braunerden, Parabraunerden und Schwarzerden.