• Bracht (MR)

  • Länge: 16.1 km

  • Höhenmeter: 226 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur | Kultur/Historie

  • Parken: 35282 Rauschenberg-Bracht | Wanderparkplatz auf dem Kirchplatz (Ellerweg)

  • Startpunkt: Kirchplatz Bracht

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: März 2022

Die Besonderheiten im zentralen Burgwald

Die 16 km lange Rotes Wasser Tour führt zum größten Teil durch den zentralen Teil des geheimnisvollen Burgwaldes mit seinen beiden typischen Naturschutzgebieten Langer Grund und Franzosenwiesen/Rotes Wasser. Der Premiumrundwanderweg ist dabei nach dem gleichnamigen, 15 km langen Nebenfluss der Ohm benannt. Dieser entspringt in den sog. Brücher Wiesen, einem Teil des NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser. Seinen Namen verdankt der Bach der rötlichen Färbung des Wassers durch ausgewaschene Huminsäuren des anmoorigen Grundsediments.

Die Rotes Wasser Tour startet auf dem Kirchplatz in Bracht und führt mich zunächst in westliche Richtung am Friedhof vorbei aus dem Rauschenberger Ortsteil hinaus. Über die offenen Felder geht es leicht ansteigend vorbei an der Ortswüstung Marbach, welche durch Scherbenfunde aus dem 8. bis ins 13. Jh. belegt ist, zum Waldrand hinauf. Nach einem ersten schönen Blick zurück zum Ausgangsort Bracht tauche ich in den südlichen Teil des Burgwaldes ein.

Der Weg steigt nun am Hang entlang zum sog. Oberrospher Kreuz hinauf. Dabei passiere ich mit Hermanns Ruh auch einen großartigen Aussichtspunkt mit Blick über Bracht und das Umland.

Nachdem ich die Wegekreuzung hinter mir gelassen habe, geht es hinunter zum NSG Langer Grund, ein für den Burgwald charakteristisches, vermoortes Tal. Ehemals als Wiesen genutzt, beherbergt es heute typische Tier- und Pflanzenarten der Zwischenmoore und Sümpfe. Hier biege ich rechts ab und folge dem moorigen Talgrund für etwa 1,4 km talaufwärts in nördliche Richtung. Dann biege ich links ab und steige durch den Hochwald zum Tauschenberg (407 m) hinauf. Anschließend geht es durch den Mischwald weiter zum Malstein, der die Wasserscheide zwischen Ohm und Wetschaft markiert. Hier trifft die Rotes Wasser Tour auf die ebenfalls als Premiumrundwanderweg zertifizierte Stirnhelletour.

Aber bereits nach 500 m trennen sich die beiden Wege wieder und ich biege nach rechts auf einen federnden Waldpfad ab. So gelange ich nach kurzer Zeit zu den ersten Ausläufern des NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser und treffe auf den zweiten zertifizierten Premiumrundwanderweg in kurzer Abfolge: die Franzosenwiesentour. Die beiden Wege haben die anschließenden 2 km die gleiche Streckenführung und somit auch die gleichen Ziele.

Nach 600 m erreiche ich eine geologische Besonderheit im Burgwald. Der Große Badenstein (340 m) ist der einzige Ort, an dem die Buntsandsteinplatte des Burgwaldes Basaltdurchbrüchen weichen musste. Vulkanische Aktivität und der folgende Abbau hinterließen den heute noch sichtbaren Basaltpfropf.

Anschließend geht es am Kleinen Badenstein und einer Wiese vorbei zum namensgebenden Bach Rotes Wasser hinab. Der rötlich gefärbte Bach wird dabei auf der historischen Herrenbrücke überquert. Die Restaurierung erfolgte 1834 mit Steinen eines alten Schießturmes, der früher in der Nähe zu Jagdzwecken genutzt wurde. Über die Brücke führt auch der sog. Herrenweg, eine alte Verbindungsstraße zwischen den früheren Jagdschlössern Wolkersdorf und Bracht.

Mit dem Roten Wasser erreiche ich auch gleichzeitig das NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser. Das sich nun anschließende Tal, dessen Verlauf ich nun folgen werde, wurde im 18. Jh. von hugenottischen Familien als Grünland genutzt. Es trägt in Erinnerung an die französischen Glaubensflüchtlinge den Namen Franzosenwiesen/Rotes Wasser.

Zunächst auf leicht befestigten Forstwirtschaftswegen, geht es später über naturnahe Wege durch das Tal des Roten Wassers an einem frühmittelalterlichen Rastplatz mit Viehtränke, dem sog. Rennplätzchen, vorbei. Hier kreuzte sich zudem die mittelalterliche Handelsverbindung Sälzerweg mit der von den Franken erbauten Militärstraße Rennweg. Heute ist der ehemalige Verkehrsknotenpunkt ein Wanderparkplatz.

Anschließend quere ich die Landstraße L 3077 und folge dem Bachlauf weiter bis zur Tümpelquelle Drusenborn. Hier wird der Sand in der Quelle durch den Wasseraustritt hochgewirbelt. Dadurch scheint das Wasser zu kochen.

Es geht weiter am Bach entlang zurück in Richtung Bracht. Ich verlasse das NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser bei Bracht-Nord und entferne mich etwas von dem Bachlauf. Danach passiere einen schönen Rastplatz mit Bücherbaum und steige kurz vor dem Pumpenhäuschen von Bracht aus dem Tal hinaus. Nach dem kurzen Anstieg habe ich nochmal einen schönen Blick über das Bachtal. Dann geht es durch den Rauschenberger Stadtteil. Dabei überquere ich ein letztes Mal den Bach Rotes Wasser und passiere das ehemalige Jagdschloss Bracht. Nachdem ich erneut die L 3077 gequert habe, erreiche ich schließlich wieder meinen Ausgangspunkt an der Dorfkirche.

Fazit

Die Rotes Wasser Tour verbindet die Besonderheiten des zentralen Burgwaldes miteinander und ist geprägt von urigen Laub- und Nadelwäldern, moorigen Wiesen, Auswäldern, abgeschiedenen Bächen und Heiden. Daher kommen hier vor allem Wald- und Naturliebhaber voll auf ihre Kosten. Es gibt zwar einen Aussichtspunkt und einige regionale kulturhistorische Höhepunkte, diese sind aber nicht besonders erwähnenswert. Somit bietet der Weg aufgrund der Wegeführung und Fokussierung auf die Natur nur relativ wenig Abwechslung.

  • Bewertung:

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: NSG Langer Grund | NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser | Rotes Wasser

Wissenswertes

Bracht ist ein Stadtteil von Rauschenberg und hat ca. 950 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1241 als Brachtfe. Nach jahrelangen Besitzstreitigkeiten wurde Bracht 1263 dem Landgrafen von Hessen zugesprochen. Da der Burgwald ein beliebtes Jagdgebiet der Landgrafen war, wurde im 13 Jh. auch ein Jagdschloss am nördlichen Dorfrand errichtet. Um 1720 wurde dann das heutige stattliche Fachwerkgebäude auf den Grundmauern des alten Gebäudes errichtet. Das landgräfliche Jagdhaus diente den Landgrafen und Fürsten auch als geheimer Konferenzort für ihre politischen Entscheidungen. So verband ein schneller Kutschenweg die Jagdschlösser Bracht und Wolkersdorf. Der sog. Herrenweg zieht sich dabei schnurgerade durch den Burgwald.

Das Naturschutzgebiet Langer Grund bei Schönstadt erstreckt sich über 4 km beidseits des Bachs Schwarzes Wasser und ist ein für den Burgwald charakteristisches, vermoortes Tal. Früher als Wiesen genutzt, beherbergt das naturnahe Bachtal heute seltene und überregional gefährdete Moorkomplexe. Die ursprüngliche Vegetation des Talgrundes besteht aus Bruchwäldern mit Erle und Moorbirke sowie kleinflächig fast waldfreie Nieder- und Zwischenmoore mit zahlreichen seltenen Torfmoosen, Erlen-Sumpfwäldern, Feuchtwiesen und trockenen Heidegesellschaften. Dieser Lebensraum zeichnet sich besonders durch die artenreichen Libellenvorkommen aus, unter denen sich auch einige gefährdete Arten befinden, die zum Teil auf Moorgewässer angewiesen sind. Darüber hinaus konnte die stark gefährdete Geburtshelferkröte nachgewiesen werden.

Ebenfalls von besonderer Bedeutung für das Naturschutzgebiet sind mehrere aufgestaute, nährstoffarme und saure Teiche entlang des Baches, die breite Uferzonen aufweisen.

Der Große Badenstein (328 m) ist eine geologische Besonderheit im Burgwald. Nur hier musste die Buntsandsteinplatte des Burgwaldes Basaltdurchbrüchen weichen. Die Erhebungen der bereits abgetragenen Basaltsteinbrüche sind noch deutlich zu erkennen, wobei der Große Badenstein mit seiner vulkanischen Vergangenheit einem Krater gleicht. Im Steinbruch wurden jedoch nur bis 1830 Basaltsteine für Straßenbeläge in den Städten Rosenthal und Wetter gebrochen.

Die Bezeichnung „Baden“ entstammt einem althessischen Wort und bedeutet „nützen“ oder „helfen“.

Das 112 ha große Naturschutzgebiet Franzosenwiesen/Rotes Wasser ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet im Burgwald und besteht aus 2 Teilen: einem flächigen, von Moorbereichen geprägten und einen bandförmigen Teil entlang des Roten Wassers. Dabei erstreckt es sich etwa 7,2 km entlang des Baches Rote Wasser, der großflächig von Auenwäldern, und stellenweise auch von Sumpfwäldern begleitet wird. Im Kernbereich des Naturschutzgebietes liegen die sog. Franzosenwiesen, die im 18. Jh. von hugenottischen Familien als Grünland genutzt wurden und in Erinnerung an die franz. Glaubensflüchtlinge den Namen tragen.

Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch ein besonderes Biotopmosaik aus. In schützenswerten Nieder- und Zwischenmooren gedeihen seltene Pflanzen (z.B. Langblättriges Sonnentau). Auf den nährstoffarmen Teichen schwimmen besondere Pflanzenkissen aus seltenen Torfmoosen und Gräsern, dem sog. Schwingrasen. Ergänzt werden diese Biotope in den Moorrandbereichen von wertvollen Kiefer- und Birken-Moorwäldern sowie kleinflächigen Eichen-Buchenbeständen. In trockenen Bereichen kommt kleinflächig die von Besenheide dominierte Vegetation der Zwergstrauchheide vor. Die Vielfältigkeit des feuchtkühlen Naturschutzgebietes bietet insgesamt 22 Libellenarten (z.B. Große Moosjungfer, Blauflügel-Prachtlibelle u. Zweigestreifte Quelljungfer), zahlreichen Amphibien (z.B. Fadenmolch u. Geburtshelferkröte), europaweit geschützten Fischarten der Fließgewässer (z.B. Bachneunauge u. Groppe) und feuchtgebietsgebundenen Vogelarten (z.B. Wasseramsel, Eisvogel u.  Schwarzstorch) einen optimalen Lebensraum.

Das ca. 15 km lange Rote Wasser ist ein rechter Nebenfluss der Ohm und entspringt in den Brücher Wiesen, einem Teil des NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser, in 310 m Höhe. Das Wort „Bruch“ bedeutete früher eine nasse sumpfige Wiese. Anschließend durchläuft das Rote Wasser ein enges Tal mit Biotopen und Teichen in südöstlicher bzw. südlicher Richtung, bis es bei Bürgeln schließlich in südwestlicher Richtung der Ohm zufließt, die selbst nach weniger als 2 km wiederum in die Lahn mündet.

Wie die meisten Bäche des Burgwaldes ist auch das Rote Wasser ein sog. Niederungsbach mit sandigem Substrat. Seinen Namen verdankt der Bach der rötlichen Färbung des Wassers durch ausgewaschene Huminsäuren des anmoorigen Grundsediments. Oberhalb von Bracht ist das Rote Wasser eines der am besten erhaltenen Gewässer des Burgwaldes.

Der Drusenborn ist eine der ergiebigsten Tümpelquellen der Region. Dabei wird aus dem Quelltopf Sand aus dem Inneren der Erde hochgewirbelt.

Druse ist die germanische Bezeichnung für eine moorige, schwammige Stelle. So wurden an der Quelle vorchristliche Frühlings- und Fruchtbarkeitsbräuche durchgeführt. Noch heute wird dem Wasser eine heilende infektionshemmende Wirkung nachgesagt. Zwischen dem 8. Und 14. Jh. lag unmittelbar an der Quelle der Siedlungsplatz zweier Höfe der Siedlung Altenbracht.