• Holzhausen | Lützeln | Liebenscheid | Rabenscheid | Oberdresselndorf | Niederdresselndorf (SI | WW | DIL)

  • Länge: 23.5 km

  • Höhenmeter: 545 m

  • Dauer: 5 – 7 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Geologie

  • Parken: 57299 Burbach-Holzhausen | Wanderparkplatz Großer Stein (Zum Großen Stein)

  • Startpunkt: Wanderparkplatz Großer Stein

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: September 2020

Audioliteratur und Natur am Dreiländereck

Die Rothaarsteig-Spur Romantischer Hickengrund führt im Schnittpunkt von Siegerland und Hohem Westerwald durch das sog. Dreiländereck. Die mit 23,5 km längste Rothaarsteig-Spur vereint dabei Natur und Literatur. An insgesamt sieben Hörstationen, die mit Hilfe von Kurbel und Knopfdruck in Gang gesetzt werden, kommen große deutsche Dichter und Literaten wie Goethe, Schiller oder Novalis zu Wort.

Ich starte die Tour durch den Hickengrund am Wanderparkplatz Großer Stein und wandere zunächst mit dem Rothaarsteig-Zuweg über einen steinigen Forstweg bergan. So erreiche ich bereits nach wenigen Metern das Naturschutzgebiet Großer Stein mit seinen Naturwaldzellen. Wenig später erblickt man durch den sehr seltenen Edellaubholzwald auch die kegelförmige, waldfreie Basaltkuppe des Großen Steins (546 m), um den sich viele Sagen und Legenden ranken. In unmittelbarer Nähe zum Gipfel komme ich dann an die erste der sieben Hörstationen und erfahre Näheres zu diesem Naturschutzgebiet.

Nach insgesamt 1,5 km Anstieg treffe ich wenige Schritte später auch auf den Rothaarsteig (Westerwaldvariante), der uns die nächsten 8 km begleiten wird. Ich biege nun links ab und beginne den Abstieg in Richtung Lützeln. Anschließend passiere ich den Ort, der im Tal eingebettet ist, mit einigen schönen Ausblicken, wandere an einem Ehrenmal vorbei und steige an den Dorfrand hinab. Nachdem ich den Lützelnbach und die Landstraße L 911 gequert habe, steigt die Rothaarsteig-Spur wieder in Richtung Sportplatz an.

Ich komme nun ins Naturschutzgebiet Unterm Kreuz und zur nächsten Hörstation mit Wissenswertem zum Thema Steinbruch und Naturschutzgebiet. Dann passiere ich die alte Steinbrecheranlage, ein Relikt aus der Zeit eines aktiven Steinbruchs.

Kurz darauf biege ich rechts ab und folge einem steinigen Wirtschaftsweg steil den Hang hinauf. Dort wartet mit der Kaolin-Tongrube Auf dem Kreuz bereits der nächste Höhepunkt auf mich. Vom Aussichtspunkt an der Grube genieße ich dabei vor allem den Panoramablick auf Holzhausen und in Richtung Lahn-Dill-Bergland.

Ich folge der Rothaarsteig-Spur nun wieder in den Wald, passiere die Erhebung Auf dem Kreuz (586 m) und erreiche am Flughafen Siegerland den höchsten Punkt der Tour (591 m). Ich überquere jetzt die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz und wandere in Richtung Liebenscheid. Dabei passiere ich auch die Einflugschneise des Flughafens, die zu diesem Zeitpunkt von zahlreichen Propellermaschinen genutzt wird.

Ich durchquere nun Liebenscheid und folge dann dem Europäischen Fernwanderweg E1 durch eine Buchenpassage, bevor sich Rothaarsteig und Rothaarsteig-Spur wieder trennen. Ich wandere anschließend über eine große Wiese zum Wald und verlasse Rheinland-Pfalz wieder. Nach einem kurzen Pfadabschnitt erblicke ich auf der linken Seite etwas versteckt den Rastplatz Höppches Hain mit toller Aussicht und der dritten Hörstation. Ich befinde mich nun im Naturschutzgebiet Weier- und Winterbach und werde zum Grenzgänger. Der Weg folgt nämlich der Landesgrenze bis zum Dreiländereck, wo die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pflaz aneinander grenzen.

Ich überquere den Winterbach und betrete das hessische Naturschutzgebiet Rabenscheider Holz mit seinen naturnahen Waldbeständen. Die Rothaarsteig-Spur führt mich nun auf breiten Wegen wieder am Hang entlang nordwärts. Wieder in Nordrhein-Westfalen durchquere ich das Naturschutzgebiet Steinnoch mit der sagenumwobenen Felsgruppe Wildweiberhäuschen und erreiche am Aussichtspunkt Anflug der Nacht eine weitere Hörstation.

Durch das Naturschutzgebiet Hirzgabel geht es jetzt wieder ins Tal an den Rand von Niederdresselndorf hinab. Der Qualitätsweg führt mich jedoch gleich wieder auf die Höhe und weiter nordwärts zum nächsten Aussichtspunkt Einsamer Baum mit Blick über die Ortschaften im Hickengrund.

Wiesenwege und steile Pfade führen mich nun ins Tal hinab. Zusammen mit der Kreisstraße K 15 gelange ich durch eine Bahnunterführung ins Wetterbachtal hinab. Ich wandere anschließend durch die wunderschöne Talaue des gleichnamigen Naturschutzgebietes Wetterbachtal bis kurz vor Niederdresselndorf. Dort quere ich den Bach und steige durch die offenen Wiesen des Hickengrunds leicht bergan. Immer wieder fällt dabei der Blick auf den Großen Stein, Holzhausen und zurück auf Niederdresselnbach sowie den Einsamen Baum.

Nachdem ich den Sportplatz Holzhausen passiert und erneut die Bahntrasse gequert habe, geht es ein letztes Mal steil zum Waldrand hinauf. Dort treffe ich auf einen Forstweg, der mich durch den Mischwald schließlich zurück zu meinem Ausgangspunkt am Wanderparkplatz Großer Stein führt.

Fazit

Die Rothaarsteig-Spur Romantischer Hickengrund ist nicht nur äußerst abwechslungs- und aussichtsreich, sondern führt auch durch insgesamt sieben Naturschutzgebiete. Auf zumeist leicht befestigten Wegen geht es auch zu besonderen Höhepunkten wie der Kaolin-Tongrube Auf dem Kreuz oder dem Flughafen Siegerland. Die Hörstationen lassen dabei die Natur noch einmal auf eine andere Art erleben. Die Handhabung ist jedoch nicht ganz so einfach, wie beschrieben: Aufgrund der Länge der Audiodateien muss man teilweise schon sehr lange kurbeln, damit man sich die ganze Tonspur anhören kann.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Hörstationen | NSG Unterm Kreuz | Flughafen Siegerland | Dreiländereck | Einsamer Baum | Wetterbachtal

Wissenswertes

Der Hickengrund ist eine Region im Einzugsgebiet des Haigerbachs im südlichen Siegerland. Er ist Teil der Gemeinde Burbach und umfasst die Orte Holzhausen, Niederdresselndorf, Oberdresselndorf sowie Lützeln.

Der Name Hickengrund leitet sich der Legende nach von „Heckengrund“ ab. Es wird vermutet, dass in den vergangenen Jahrhunderten Hecken als Verteidigungsanlagen rings um den Hickengrund bestanden haben.

Bereits um 600 – 500 v. Chr. kamen erste, vorgermanische Siedler aus dem Lahn-Dill-Gebiet in den Hickengrund und errichteten Siedlungen im Bereich der Hirzgabel und der Leimstruth. Ca. 200 v. Chr. drangen dann die Germanen in das Gebiet des Hickengrundes ein, vermischten sich mit den vorgermanischen Menschen und übernahmen deren Lebensweise. In der Zeit von 200 – 600 n. Chr. war der Hickengrund nur dünn besiedelt. Eine Siedlung bestand vermutlich im Gebiet des heutigen Lützeln. Durch sog. Freibauern erfolgte dann um 650 – 850 die planmäßige Besiedlung des Wetterbachtals.

Der Naturraum Südliches Hellerbergland ist der südlichste Teil des Siegerlands am südlichen Übergang zum Hohen Westerwald, den das Bergland zur Helle und somit zur Sieg hin abdacht. Es erreicht Höhenlagen von bis zu 620 m und unterschreitet somit die Höhen des Hohen Westerwalds nur knapp. Allerdings unterscheiden sich die beiden Naturräume deutlich im Relief und in der Vegetation. So ist das Südliche Hellerbergland fast durchgängig bewaldet und die Flusstäler sind tief in die Landschaft eingeschnitten. Andererseits ist das Bergland durch hoch aufragende Basaltköpfe und Verebnungen geprägt.

Als Nahtlinie des Siegerlandes zum Hohen Westerwald verfügt das Südliche Hellerbergland zum einen über typische Eigenschaften einer Quellmuldenlandschaft mit deutlich eingesenkten Flusstälern, zum anderen sind stellenweise auch deutliche Anzeichen der vulkanischen Aktivitäten des Hohen Westerwaldes zu erkennen. An vielen der Basaltkuppen wurde früher Basalt abgebaut. Daneben wurden auch Klebsand und Quarzit gewonnen.

Die Talräume der Heller und teilweise des Daadenbachs sind dicht besiedelt. Hierzu hat die frühere Bedeutung des jahrhundertelangen Erzabbaus und der Erzverarbeitung beigetragen, worauf ehemalige Einrichtungen in den Tälern, wie Hammerwerke, Hütten, Mühlen, aber auch zahlreiche Stollen und Halden hinweisen.

Die Westerwälder Basalthochfläche ist eine 500 bis 600 m hohe Weidelandschaft mit großen eingesprengten Basaltblöcken und niedrigem Baum- und Buschbewuchs.

Die Basalthochfläche ist die Kernfläche des Hohen Westerwaldes. Charakteristisch sind dabei weiche Formen und ein sanftes Relief. Die eigentliche Hochfläche wird zudem durch zahlreiche flach eingesenkte Talmulden gegliedert.

Während die Hochfläche früher als waldarm beschrieben wurde, weist sie heute einen Waldanteil von etwa 40 % auf. Dieser Waldzuwachs ist zu einem wesentlichen Teil auf die Aufforstung zurückzuführen. Da hierbei überwiegend Fichte aufgeforstet wurde, dominieren heute Nadelforsten in den Waldflächen des Landschaftsraums. Trotz dieser Entwicklung präsentiert sich die Landschaft immer noch sehr abwechslungsreich und mosaikartig, weil die Waldbestände mit wenigen Ausnahmen eher kleinflächig gestreut sind.

Über den Ortschaften Holzhausen und Lützeln erhebt sich mit dem Großen Stein (546 m) ein dicht bewaldeter Hügel. Er ist das Relikt eines vor langer Zeit erloschenen Vulkans, dessen Lava vor rund 20 Mio. Jahren zu kantigen Basaltsäulen erstarrte. Im Laufe der Zeit schälten Wind und Wetter die weicheren Gesteinsarten ab, sodass nur noch der sehr witterungsbeständige Basalt übrig blieb. Frost führte jedoch dazu, dass die Säulen gesprengt wurden und sich über die Bergkuppe ergossen. Auf diese Weise entstand die heute noch sichtbare Blockschutthalde.

Die Wälder um den Großen Stein sind als Naturwaldzelle und Naturschutzgebiet ausgewiesen. Forstliche Nutzung darf hier nicht mehr stattfinden. Der am Großen Stein entstandene, nährstoffreichere Basaltkegel bildet nämlich eine seltene Ausnahme in der Region, die sich in seiner Vegetation widerspiegelt. Im direkten Umfeld der Basaltblöcke gedeiht ein nährstoffbedürftiger, in NRW sehr seltener Edellaubholzwald aus Berg-Ahorn, Esche und Sommerlinde. Besonders vor dem Laubaustrieb zeigt sich dieser sog. Blockschuttwald von seiner schönsten Seite, wenn Frühjahrsblüher wie Busch- und Gelbes Windröschen, Hohler Lerchensporn oder Märzenbecher blühen. Die Halde selbst ist baumfrei und beherbergt zahlreiche Moos- und Flechtenarten.

Die Hochwälder um den Großen Stein stellen ein Paradies für Spechte dar. Alle sechs in NRW heimischen Spechtarten, vom spatzengroßen Kleinspecht bis zum krähengroßen Schwarzspecht, zimmern hier ihre Höhlen, die nach der Brut auch zahlreichen anderen Tierarten wie Käuzen, Hohltauben und Waldfledermäusen als Unterschlupf dienen.

Um den Großen Stein ranken sich auch viele Sagen und Legenden. So hauste auf dem Großen Stein einst der böse Riese Wackebold. Durch ständiges Werfen mit Basaltbrocken terrorisierte er die draunterliegenden Dörfer des Hickengrund. Als eins seiner Geschosse einen der Söhne von Hans Hick erschlug, schwor dieser, gemeinsam mit seinen anderen Söhnen Rache zu nehmen. Als eines Nachts das Schnarchen des Riesen bis ins Tal zu vernehmen war, schlichen sich die „Hicken“ an und warfen Basaltbrocken in Wackebolds Rachen, an denen er erstickte. Anschließend häuften sie solange Steine auf ihn, bis er nicht mehr zu sehen war und so entstand der Große Stein.

Eine andere Sage berichtet davon, dass auf dem Großen Stein einst mehrere Riesen hausten. Sie brieten dort wilde Tiere über dem Feuer, das aus der Erde kam und bewarfen sich mit mannsgroßen Kegeln aus Basalt.

Beim 40,5 ha großen Naturschutzgebiet Unterm Kreuz handelt es sich um ein ehemaliges Tonabbaugelände. Durch die Abbautätigkeit ist ein vielgestaltiges Gelände mit Halden, Aufschüttungen, Felskuppen, Senken mit Flachwasserbereichen und Blockhalden entstanden. Dadurch bilden diese unterschiedlichen Bereiche einen reich strukturierten Biotopkomplex. Dabei sind die einzelnen Biotope aber nur kleinflächig ausgeprägt und gehen ineinander über.

Die beiden Bereiche mit den meisten Abgrabungsaktivitäten befinden sich im Nordwesten und Südosten. Im südlichen Teil stehen zum Teil bis zu 20 m hohe Felswände an. Im mittleren Bereich sind überwiegend Niederwaldbereiche und kleinere Fichtenforste vorhanden.

Der kleinräumige Wechsel von flachen, steilen, feuchten und trockenen, bewaldeten und nur mit krautigen Pflanzen bewachsenen Partien vermittelt auf engem Raum eine Vielzahl von Landschaftseindrücken.

Die Unterschutzstellung erfolgte dabei auch zum Erhalt von geologischen Formationen und zur Erhaltung der Vorkommen des Haselhuhns. In dem Gebiet kommt auch u.a. die Schlingnatter vor, die die offenen warmen Bereiche zum Sonnen nutzt. Die Kleingewässer werden von der Geburtshelferkröte als Teillebensraum angenommen und zur Fortpflanzung genutzt. Als floristisch besonders bemerkenswerte Pflanzenarten sind der blaublühende Eisenhut, die Grünliche Waldhyazinthe, der Färberginster, das Stattliche Knabenkraut und der Sumpf-Storchschnabel hervorzuheben.

In der Grube Auf dem Kreuz wird Kaolin im Tagebau abgebaut. Kaolin ist dabei die Bezeichnung für ein Gestein, das überwiegend aus dem Mineral Kaolinit (= Gemisch aus Aluminiumoxid und Siliziumdioxid) besteht. Kaolin ist insgesamt ein sehr weiches Gestein und hat eine hellgraue, fast weiße oder leicht gelbliche Farbe. Wegen seiner bindigen, tonartigen Konsistenz spricht man auch oft von Kaolinton. Er dient als Rohstoff zur Porzellanherstellung, wie z.B. bei der Herstellung von Boden- oder Wandfliesen.

Der 1967 eröffnete Flughafen Siegerland befindet sich bei Lippe auf der Landesgrenze von NRW und Rheinland-Pfalz und ist als Verkehrsflughafen klassifiziert. Er ist somit einer der wenigen Flughäfen, dessen Gelände sich über zwei Bundesländer erstreckt. Zudem ist er mit 599 m ü. NN einer der am höchsten gelegenen Verkehrsflughäfen Deutschlands.

Ein regelmäßiger Linienverkehr konnte sich auf dem Flughafen nicht dauerhaft etablieren. Für Mittelstreckenflugzeuge (z.B. Boeing 737 oder Airbus 320) ist die 1620 m lange Startbahn nämlich unter bestimmten Bedingungen zu kurz. Der Flughafen wird neben dem Geschäftsreiseverkehr für den Fracht- oder Ambulanzflug genutzt. Außerdem beherbergt der Flughafen eine Flugschule für Privatpiloten sowie eine Hubschrauberflugschule.

In den 80er und 90er Jahren fanden auf dem Flughafengelände auf dem sog. Siegerlandring (3,4 km Länge) einige Motorsportveranstaltungen (z.B. DTM) statt. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nutzte u.a. die tschechische Nationalmannschaft den Flughafen Siegerland als Aushilfsflughafen für Charterflüge.

Das Naturschutzgebiet Weier- und Winterbach wird von den beiden naturnahen, stellenweise tief eingeschnittenen Bächen Weierbach und Winterbach umrahmt. Die naturnahen Bachbetten sind von Ufergehölzen gesäumt. In den Talbereichen liegen nasse Wiesen und Weiden, an den Hängen von Sträuchern und Hecken gegliederte Magerweiden. Dabei sorgen zahlreiche Quellen für eine gute Wasserversorgung. Artenreiche Laubmischwälder stocken auf Basaltverwitterungsböden, die stellenweise mit Felsblöcken übersät sind. Der hohe landschaftliche Wert des Gebiets liegt vor allem in dem kleinräumigen Wechsel von Grünland, Wäldern, Hecken und Gehölzgruppen sowie dem großen Reichtum an hier vorkommenden seltenen Tier- und Pflanzenarten (z.B. Trollblume, Blauer Eisenhut, Ameisenbläuling oder Haselhuhn).

Das Naturschutzgebiet Rabenscheider Holz liegt im Dreiländereck Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das Gebiet umfasst naturnahe Waldbestände, Grünlandbereiche und den teils schluchtartig verlaufenden Ketzerbach. Von besonderem Wert ist der naturnahe Laubwald, der trotz historischer Holzknappheit und dem hohen Bedarf an Weideflächen, immer fortbestehen konnte. Altbäume und Totholz bieten dabei zahlreichen Vogel- und Insektenarten einen Lebensraum.

Der südliche Teil ist landschaftlich von der historischen und für den Westerwald typischen Nutzung des Grünlandes als Weiden geprägt. Hier wechseln sich trockene, feuchte und nasse Wiesenbereiche ab, auf denen besonders schutzwürdige, blütenreiche Pflanzengesellschaften gedeihen, die wiederum zahlreiche seltene Schmetterlinge anziehen.

Das 88 ha große Naturschutzgebiet Wetterbachtal zeichnet sich vor allem durch seinen außergewöhnlichen Artenreichtum aus. Die breite Talaue steigt nach Westen zum Ort Holzhausen sanft an, während sie im Osten durch eine steile Hügelstufe begrenzt wird, an deren Fuß sich der Wetterbach entlangschlängelt. Dabei hat er sich ein tiefes Bachbett mit natürlichen Steilufern gegraben und wird von Erlen, Weiden und Eschen gesäumt.

Die bachaufwärts liegenden Täler des Weier- und Winterbachs nehmen das Wasser und die Kaltluft des rund 300 m höher gelegenen Hohen Westerwaldes auf und leiten diese ins Wetterbachtal hinab. Dadurch ist das Klima rund um Holzhausen vergleichsweise harsch und so wachsen hier Pflanzen, die normalerweise erst in deutlich höheren Lagen anzutreffen sind (z.B. Nordisches Labkraut).

Das herausragende Merkmal des Naturschutzgebietes sind aber die Wiesenbrüter. So konnte sich hier eine der letzten großen Braunkehlchen-Populationen von ganz Nordrhein-Westfalen halten. Daneben findet man auf den Wiesen u.a. Wiesenpieper, Schwarzkehlchen, Wachtelkönige und Feldschwirle. Auch seltene Vogelarten aus den umgebenden Wäldern suchen die Talaue regelmäßig wegen ihres Nahrungsreichtums auf (z.B. Schwarzstorch, Baumfalke oder Wespenbussard).

Das Naturschutzgebiet beheimatet aber auch rund 250 gefährdete Wiesenpflanzen (z.B. Trollblume, Tiefblauer Eisenhaut). Dabei sind beide eigentlich Gebirgsstauden, die durch den Kaltluftstrom vom Hohen Westerwald hier auch in ungewöhnlich tiefer Lage gedeihen.