• Mornshausen an der Salzböde | Rodenhausen (MR)

  • Länge: 10.9 km

  • Höhenmeter: 252 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35075 Gladenbach-Mornshausen | Parkplatz Kornhaus (Subachstraße 19)

  • Startpunkt: Kornhaus Mornshausen

  • Einkehrmöglichkeiten: Kornhaus Mornshausen

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: November 2018

Der Postraub und der Aussichtsturm

Die Extratour Postraubroute in Mornshausen folgt einem historischen Ereignis durch den Naturraum Zollbuche:

Im Jahr 1822 fährt zwei Mal im Monat das sogenannte Geldkärrnchen (eine Postkutsche) von Gießen über Krofdorf, Kirchvers, Rollshausen und Mornshausen nach Gladenbach. Auch acht arme Bauern und Tagelöhner aus Kombach kennen diese Route sehr genau. Nach sechs zuvor gescheiterten Versuchen legen sie sich am 19. Mai in der Subach, einem Hohlweg in der Nähe von Mornshausen, auf die Lauer und überfallen in diesem unwegsamen Gelände die Postkutsche. Sie rauben etwa 10.000 Gulden und beenden damit ihre Armut.

Dies wird jedoch sechs von ihnen zum Verhängnis, denn ihr plötzlicher Reichtum fällt natürlich sofort auf und führt die Fahnder auf die Spur der Bauern. David Briel, dessen Idee der Postraub war, entzog sich der Verhaftung und dem Todesurteil durch seine Flucht nach Amerika. Ein zweiter Räuber soll nach Südafrika entkommen sein und dort in Saus und Braus gelebt haben. Zwei der Verhafteten begingen Selbstmord und die anderen vier Posträuber starben 1824 in Gießen auf dem Schafott.

Der Regisseur Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) setzte dem Postraub in der Subach mit dem Film „Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach“ 1971 sogar ein Denkmal.

Die Extratour Postraubroute startet am Kornhaus in Mornhausen und führt mich zunächst auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg für knapp 500 m durch das offene Salzbödetal. Anschließend biege ich rechts ab und wandere auf zumeist leicht befestigten Wegen durch das Surbachtal talaufwärts. Nach 1,6 km treffe ich dann schließlich auf den Originalschauplatz des berühmten Postraubes in der Subach und folge dem alten Hohlweg den Berg hinauf.

Ich passiere nun den Teufelsberg (334 m) und erreiche das sog. Weite Feld. Danach geht es südlich des Hemmerichs (470 m) durch eine abwechslungsreiche Landschaft in südwestliche Richtung weiter nach Rodenhausen hinab.

Ab hier führt die Postraubroute wieder in nördliche Richtung zur Koppe (454m) hinauf. Ich folge zunächst dem Himmersbachtal talaufwärts und wandere dann an der Feldflur Rodenhausen Nord vorbei. Nachdem ich den Hemmerich umrundet habe, biege ich links ab und treffe auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad.

Ein 200 m langer Abstecher bringt mich nun auf die Koppe hinauf, wo mir der 15 m hohe Aussichtsturm einen grandiosen Rundumblick über das Gladenbacher Bergland eröffnet.

Anschließend führt mich die Extratour am Westhang des Dreisbergs (448 m) entlang wieder ins Salzbödetal hinab und nach Mornshausen zurück. Dabei ergeben sich, nachdem ich den Wald verlassen habe, wirklich schöne Ausblicke über das Salzbödetal. Nachdem ich auf Wiesenwegen das offene Feld gequert habe, erreiche ich wieder meinen Ausgangspunkt am Kornhaus.

Fazit

Die Extratour Postraubroute führt relativ abwechslungsreich durch Wald und Flur. Neben dem eindrucksvollen Relief bietet diese Tour aber auch einige sehr schöne Abschnitte. Höhepunkt ist dabei der Aussichtsturm Koppe, der einen herrlichen Rundumblick über das Lahn-Dill-Bergland ermöglicht. Daneben kann dieser Premiumwanderweg leider keine besonderen Höhepunkte aufweisen. Der hohe Anteil leicht befestigter Wege und der sehr geringe Pfadanteil lassen das Wandervergnügen zudem deutlich sinken.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    – sehr geringer Pfadanteil

  • Highlights: Hintergrundgeschichte | Aussichtsturm Koppe

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Zollbuche ist ein bis um 500 m hoher Höhenzug, der in Ost-West-Richtung im Zentrum des Gladenbacher Berglandes verläuft sowie die Wasserscheide zwischen den Flüssen Salzböde und Aar bildet. Die höchsten Erhebungen finden sich an der nordwestlichen Grenze zu den Bottenhorner Hochflächen.

Die Wasserscheide zwischen dem Siegbach und seinen Nachbarflüssen Weibach bzw. Tringensteiner Schelde grenzt die Zollbuche im Westen zum Schelderwald ab. Im Nordwesten bildet das Obere Salzbödetal die Grenze zu den bis über 600 m hohen Bottenhorner Hochflächen, während im Norden das Salzbödetal auch die Grenze zum gleichnamigen Naturraum ist. Im Südosten begrenzt das Krebsbachtal die Zollbuche zum Salzbödetal. Im Südwesten folgt die Grenze zum Niederweidbacher Becken der Bewaldung und dem Aartal.

Über die Zollbuche verlief bis 1854 der einzige direkte zollfreie Verbindungsweg aus dem Hessischen Hinterland in die Provinzhauptstadt Gießen.

Die Salzböde ist ein ca. 27,6 km langer, rechter Nebenfluss der Lahn, der aus vielen einzelnen Quellen im südwestlichen Teil des Gladenbacher Berglandes nordwestlich des Bad Endbacher Ortsteils Hartenrod am südlichen Hang des Würgeloh (564 m) entsteht und nördlich des Lollarer Ortsteils Odenhausen in die Lahn mündet. Die Salzböde hat keine Quelle im eigentlichen Sinn, denn das Wasser sickert aus vielen einzelnen kleinen Quellen, die auf einer sumpfig-nassen Wiese (Salzwiese) in sanfter Hanglage verteilt sind.

Ihre generell östliche Fließrichtung ist bedingt durch die Lage des Hochplateaus der Bottenhorner Hochflächen im Norden gegenüber den südlich anstehenden Hügeln des Naturraums Zollbuche. Erst in der zweiten Hälfte fließt die Salzböde dann immer stärker in südliche Richtung.

Obwohl die Salzböde über 10 Gemarkungen durchquert, sind alle Siedlungen mit Ausnahme von Hartenrod und Bad Endbach entweder in einem großen Abstand zum Bachbett oder in relativ hochwasserfreier Lage errichtet worden.

Die 454 m hohe Erdhäuser Koppe bildet mit dem Hemmerich (470 m) und dem Dreisberg (448 m) das östliche Dreigestirn des Gladenbacher Berglandes.

Auf der Koppe wurde 1971 ein 15 m hoher Aussichtsturm errichtet.