• Rauschenberg (MR)

  • Länge: 15.9 km

  • Höhenmeter: 221 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie

  • Parken: 35282 Rauschenberg | Parkplatz direkt neben dem REWE-Parkplatz (Bahnhofstraße)

  • Startpunkt: Ortseingang Rauschenberg (Wohratal)

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Juni 2022

Rauschenberg und die Wohraaue

Der 15,9 km lange Panoramaweg führt durch die Wohraaue und über die Höhenrücken des südlichen Burgwaldes. An Waldrändern entlanglaufend umrundet er dabei die Märchenstadt Rauschenberg und führt zu kulturell bedeutsamen Plätzen sowie sagenumwobenen Orten.

Der Panoramaweg startet an der Schmaleicher Mühle und führt mich zunächst ins FFH-Gebiet Wohraaue zwischen Kirchhain und Gemünden. Nachdem ich die Bahnhofstraße (L 3077) gequert habe, folge ich der idyllischen Wohra in nördliche Richtung durch das offene Tal. Nach 1,4 km überquere ich dann den kleinen Fluss, der im Kellerwald entspringt und bei Kirchhain in die Ohm mündet.

Bevor der Premiumrundwanderweg die Flussaue verlässt, passiere ich noch die Fiddemühle mit ihrer schönen Lindenallee. Dann geht es durch die Felder stetig bergauf auf den Müncheberg (292 m). Hier bietet sich eine erste schöne Aussicht auf die Stadt Rauschenberg, Amöneburg und die weiter östlich gelegene Burgholzer Wand.

Auf dem folgenden Abschnitt über die offene Höhe hat man zudem einen großartigen Panoramablick auf den nördlich gelegenen Kellerwald mit dem Sendemast Hohen Lohr und das weitläufige Wohratal.

Dann erreiche ich die Erinnerungsstätte Heilige Eiche. 1863 und 1913 wurden hier zur Erinnerung an die Völkerschlacht von Leipzig zwei Eichen gepflanzt, die heute diesen Höhenzug prägen. Auch der Blick von hier oben auf das Wohratal mit der Burgholzer Wand und die Stadt Rauschenberg im Süden bietet ein attraktives Panorama.

Anschließend geht es über den Sosenberg (326 m) und an der Schutzhütte Auf dem Gedinner vorbei in Richtung Wolfskaute. Mit ständigem Blick auf die Stadt umrundet der Panoramaweg Rauschenberg nun im Westen. Nachdem ich erneut die Landesstraße L 3077 gequert habe, führt mich die Tour nach insgesamt 7,1 km am Elbesberg zum ersten Mal hinein in den schattenspendenden Laubwald. Wenig später erreiche ich über einen kleinen Abstecher den rund 300 m vom Weg entfernt liegenden, sagenumwobenen Rabenstein. Dieser sechseckige, mit Schälchen und Rinnen versehende Buntsandsteinfelsen soll dem Volksglauben nach als Opferstein für eine germanische Kultstätte gedient haben.

Danach wandere ich durch ein kleines Seitental und den sog. Hainwinkel nach Rauschenberg. Vorbei an der markanten Stadtkirche, einem Kriegerdenkmal und dem Stadttor gelange ich hier zu einem Felsenkeller, der 1849 angelegt wurde. Anschließend führt mich ein steiler Pfad zur Ruine des ehemaligen Schlosses von Rauschenberg hinauf. Schloss Rauschenberg wurde um 1100 ursprünglich als Burg erbaut und bis zum Ende des 16. Jh. zum Jagdschloss ausgebaut. Nachdem das Schloss im Dreißigjährigen Krieg gesprengt wurde, sind heute nur noch Reste des Bergfrieds, Mauerteile eines Wohnbaus und ein tonnengewölbter Keller in Resten erhalten.

Vom Schlossberg geht es nun durch den idyllischen Laubwald hinab zum Rauschenberger Märchenwald, der vom Verkehrs- und Verschönerungsverein gepflegt und zwischen Frühjahr und Herbst mit kleinen Häuschen, Gartenzwergen, Barbies und Tierfiguren ausgestattet wird.

Nachdem ich den Waldspielplatz passiert habe, gelange ich in die Nähe der sog. Fuchstreppe. Der ca. 100 m oberhalb des Panoramaweges noch gut erhaltene Wall und Wallgraben war die westliche Abgrenzung der ersten Stadt Rauschenberg. An diesem Standort, südlich der damaligen Burg, entstand die alte Stadt Rauschenberg, die nach einem verheerenden Brand 1266 allerdings komplett zerstört wurde und aufgrund von Platzmangel an der heutigen Stelle neu aufgebaut wurde. Noch im gleichen Jahr erhielt Rauschenberg seine Stadtrechte.

Ich quere nun die Kreisstraße K 9 und steige durch das offene Feld den Hang hinauf. Am Waldrand entlang führt mich der Panoramaweg dann zum Aussichtspunkt Roteküppel, wo sich mir ein herrlicher Blick auf die Stadt Rauschenberg eröffnet.

Nachdem ich die Kreisstraße K 11 gequert habe, geht es wieder in die Wohraaue hinab. Dort wandere ich zunächst ein Stück durch das offene Tal, bevor ich auf die ausgediente Streckenführung der seit 1982 stillgelegten Wohratalbahn treffe. Die Gleise wurden zwar abgebaut, aber die meisten Brücken der Strecke sind heute noch erhalten. Ich gehe also durch eine solche Bahnunterführung und wandere an der ehemaligen Trasse entlang zurück nach Rauschenberg. So gelange ich schließlich wieder zur Bahnhofstraße und zu meinem Ausgangspunkt an der Schmaleicher Mühle.

Fazit

Der Panoramaweg führt zum größten Teil durch offene Wiesen und Felder. Dabei macht diese Tour ihrem Namen alle Ehre: Auf den Höhenrücken bieten sich immer wieder großartige Blicke in die hügelige Landschaft des Burgwaldes, über das Wohratal bis hin zum Kellerwald und auf die Stadt Rauschenberg. Kulturhistorische Höhepunkte wie Schloss Rauschenberg oder der fantasievoll gestaltete Märchenwald runden den Premiumrundwanderweg zwar gut ab, allerdings hätte er insgesamt etwas kürzer gehalten werden können.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – geringer Pfadanteil

  • Highlights: Wohraaue | Schloss Rauschenberg

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig | nicht bei Schnee und Eis | nicht bei Hitze

Wissenswertes

Die Wohra ist ein 33,8 km langer, rechter Nebenfluss der Ohm, der knapp einen Kilometer nordwestlich von Battenhausen im Kellerwald entspringt und schließlich bei Kirchhain in die Ohm mündet.

Der längste Zufluss der Ohm umfließt zunächst ihren Quellberg und verlässt schließlich in südwestlicher Richtung den Kellerwald in Haina. Anschließend fließt die Wohra ausschließlich in südliche Richtung, wobei das Wohratal zunächst in etwa die Grenze zwischen dem Burgwald im Westen und dem Kellerwald im Osten bildet. Ab Gemünden stellt das waldfreie Wohratal nicht mehr die Ostgrenze des Burgwaldes zum Kellerwald dar, sondern zu den Gilserberger Höhen.

Die Wohraaue liegt zwischen dem Amöneburger Becken und dem Burgwald. Als typischer kleiner Mittelgebirgsfluss wurde die Wohra bis in die 1970er Jahre, wie viele andere Flüsse, erheblich ausgebaut. Laufregulierung, Uferlängsverbau und Querbauwerrke sorgten für eine unnatürliche Tiefenerosion und eine beschleunigte Entwässerung der Aue. Die Intensivierung der Landwirtschaft ließ die ehemals strukturreichen Grünlandstandorte verarmen. Großseggenriede, Bruchwälder, Feuchtwiesen und Niedermoore, die einen natürlichen Flusslauf begleiten, verschwanden und mit ihnen viele Tier- und Pflanzenarten.

Die Wohraaue zwischen Kirchhain und Gemünden ist seit 2008 Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. So konnten verschiedene Maßnahmen realisiert werden, die die Durchgängigkeit des Gewässers verbessern und die Strukturvielfalt im und am Wasser erhöhen. Durch die Wiederherstellung naturnaher Bedingungen kamen viele Tierarten zurück und Pflanzenbestände konnten sich regenerieren. Bereits kurz nach den Renaturierungsmaßnahmen hat sich z.B. die Wasseramsel eingestellt. Heute ist die Wohraaue wieder Heimat von seltenen Tier- und Pflanzenarten (z.B. Bachneunauge, Groppe, Gebänderte Prachtlibelle, Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Fuchssegge).

Der Rabenstein ist ein sechseckiger Buntsandsteinfelsen, der dem Volksglauben nach als Opferstein für eine germanische Kultstätte gedient haben soll. Die 1865 entdeckte, natürliche Formation wurde dabei absichtlich mit kleinen Schälchen und Rinnen versehen. Welche Kulturgruppe was für (Opfer-) Feste feierte, ist jedoch unbekannt.

Schloss Rauschenberg wurde um 1100 ursprünglich als Höhenburg auf einem 324 m hohen Gipfel erbaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg jedoch erst 1219. Am Fuße der damaligen Burg entstand zeitgleich eine Siedlung, die nach einem verheerenden Brand 1266 an anderer Stelle neu aufgebaut wurde und als Stadt Rauschenberg noch im gleichen Jahr Stadtrechte erhielt. Nach 1450 wurde die Burg dann als Jagdschloss genutzt und bis zum Ende des 16. Jh. zum landgräflichen Schloss ausgebaut. Nachdem das Schloss schon 1639 im Dreißigjährigen Krieg geplündert wurde, ließ man das Jagdschloss 1646 schließlich sprengen. Die Trümmer der Ruine wurden dann 1830 zum Teil abgetragen.

Heute sind nur noch Schuttkegelreste des Bergfrieds, Mauerteile eines wohl dreigeschossigen Wohnbaus mit verschiedenen Gewölberesten und ein tonnengewölbter Keller in Resten erhalten. Von den Umbauten der Jahre 1594 – 1597 zum landgräflichen Schloss sind so gut wie keine sichtbaren Spuren mehr vorhanden.

Die Wohratalbahn war eine eingleisige, knapp 20 km lange Nebenbahn, die entlang der Wohra von Kirchhain nach Gemünden verlief. Die Strecke wurde 1914 eröffnet und sollte die Kellerwaldbahn bis Frankenberg (Eder) verlängern. Dieses Vorhaben scheiterte aber am Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die ihr ursprünglich zugedachte Bedeutung wurde dadurch nie Wirklichkeit. Der Personenverkehr wurde bereits 1972 eingestellt, nachdem die Fahrgastzahlen stark gesunken waren. Güterverkehr fand zunächst noch bis Dezember 1981 statt. Anschließend wurde die Strecke 1982 stillgelegt und die Gleise ein Jahr darauf abgebaut. Die vielen Brücken der Strecke sind bis heute jedoch größtenteils erhalten geblieben.