• Traben-Trarbach | Bernkastel-Kues | Graach an der Mosel (BKS)

  • Länge: 16.1 km

  • Höhenmeter: 672 m

  • Dauer: 4,5 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56841 Traben-Trarbach | Parkplatz am Moselufer – Stadtteil Trarbach (B 53)

  • Startpunkt: Moselufer Trarbach

  • Einkehrmöglichkeiten: Waldschenke mit Herz | diverse Möglichkeiten in Traben-Trarbach

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: April 2020

Die ganze Vielfalt der Mosellandschaft

Der 16 km lange Moselsteig-Seitensprung Moseltalschanzen verbindet die beiden Städte Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues mit den namensgebenden Graacher Schanzen. Das Schanzensystem entstand im 18. Jh. auf der höchsten und gleichzeitig schmalsten Stelle auf dem Plateau der langen Moselschleife von Bernkastel nach Trarbach und diente preußischen sowie österreichischen Truppen als Verteidigungsanlage. Die Graacher Schanzen sind jedoch ein besonderes und seltenes militärisches Bauwerk, denn von hier aus wurde nie ein einziger Schuss abgefeuert.

Vom Parkplatz am Moselufer geht es zunächst durch die Unterführung der B 53 in den Stadtteil Trarbach. Ich wandere entlang der Moselstraße am Haus Böcking (Mittelmoselmuseum) und am Rathaus vorbei in Richtung evangelische Kirche. Am Rathaus biegt der Moselsteig-Seitensprung Moseltalschanzen dann in die Kirchgasse ab und führt mich über eine steile Treppe zum Vorplatz der Kirche.

Anschließend verlasse ich Traben-Trarbach durch einen Mauerbogen in der alten Stadtbefestigung. Ein steiler, gepflasterter Weg führt mich am Friedhof vorbei in die Weinberge. Etwas weniger steil geht es dann auf einem Hangweg weiter ins Kautenbachtal hinein. Ich wandere nun durch ein Gebiet, das von ehemaligen Rebflächen geprägt ist und tolle Blicke ins tief eingeschnittene Tal ermöglicht. Ich erreiche schließlich den Ungsberg, von wo aus man einen guten Ausblick auf die Moseltherme tief im Tal hat.

Es geht nun in Kehren über alte Weinbergspfade und zwischen Reben sowie Schiefermauern steil zur Moseltherme hinab. Nach der Querung der L 187 passiere ich den Eingangsbereich des Thermalbads und wandere auf dem Elfenpfad in die Trarbacher Schweiz. Die Wege und Pfade schlängeln sich hier im stetigen Auf und Ab den felsigen Steilhang entlang. So erreiche ich nach ca. 1,5 km die Abzweigung zum 400 m entfernten Wildstein. In Serpentinen geht es hier steil hinauf auf die 290 m hohe Erhebung mit seiner Steinformation. Nach dem kräftezehrenden Aufstieg bin ich dann aber doch etwas enttäuscht und mache mich ich wieder an den Abstieg zum Seitensprung.

Nach dem kleinen Seitental mit der Roten Quelle beginnt dann aber auch schon der teilweise steile Aufstieg zur Felsformation Bischofsmütze, die aus Quarz aufgebaut ist und einen schönen Blick ins Kautenbachtal bietet.

Danach geht es noch weiter steil bergauf bis zur Schutzhütte Kautenbach. Anschließend wird der Aufstieg etwas sanfter und ich bekomme nochmal einen weiten Blick über das Kautenbachtal hinweg. Im Hochwald steigt der Seitensprung dann nur noch leicht bergan, bis ich die B 50 neu erreiche.

Nach Unterquerung der Straße verläuft der Weg dann ca. 300 m entlang der neuen Trasse, bis ich auf den Moselsteig-Seitensprung Bärensteig treffe. Die beiden Seitensprünge tauchen nun wieder in den Wald ein und führen mich steil bergab ins Kallenfelstal. Der Abstieg endet aber schon nach 800 m an einer Brücke über den Kallenfelsbach. Hier verabschieden sich die beiden Seitensprünge auch schon wieder voneinander. Allerdings trifft der Seitensprung Moseltalschanzen hier auch auf den Moselsteig, der mich nun begleiten wird.

Durch den Eichenwald geht es am Hang entlang teilweise steil den Berg hinauf in Richtung Maria Zill. Der Aussichtspunkt mit tollem Panorama von Bernkastel über Wehlen und Graach bis zur Hochmoselbrücke bei Ürzig entschädigt jedoch für die Aufstiegsmühen.

An der Hangkante wandere ich dann 200 m weiter bis zur Schutzhütte Graach, wo sich mir ebenfalls eine grandiose Panoramaaussicht bietet. Seitensprung und Moselsteig führen anschließend über einen Pfad bergab in den Kaisergarten. Über Trittsteine überquere ich den feuchten Talgrund und erreiche den Wanderparkplatz an der Graacher Schäferei, wo sich Seitensprung und Moselsteig trennen.

Der anschließende Aufstieg zu den Graacher Schanzen führt zunächst über eine asphaltierte Straße bis zum Aussichtspunkt Traver Kupp. Danach führt mich ein Pfad steil bergauf durch den Wald. Dann überquere ich die B 50 neu mit Hilfe einer Grünbrücke (inkl. Videofalle) und erreiche mit den Graacher Schanzen den Namensgeber dieses Moselsteig-Seitensprungs. Dabei ist das System aus Gräben und Wällen noch heute gut erkennbar.

Ein Pfad führt mich über einen Wall durch das Schanzengebiet bis zum Waldrand, wo ich erneut den tollen Fernblick genieße. Über Wiesen beginnt nun der Abstieg in Richtung Traben-Trarbach. Im Wald geht es dann über einen felsigen Rücken bergab bis ich ein Fahrweg erreiche, der mich in Kehren nicht mehr ganz so steil weiter bergab führt.

Der Moselsteig-Seitensprung quert das Camper Bächelchen und führt mich wieder ins Kautenbachtal, wo ich die Weinlage Taubenhaus erreiche. Mit tollen Blicken auf die Grevenburg und Traben-Trarbach geht es weiter bergab in Richtung Moselufer. Den Abschluss bildet ein schmaler Kopfsteinpflasterweg, der am Buddha-Museum in den Wolfer Weg mündet. Von hier aus ist mein Ausgangspunkt am Moselufer nur noch ein paar Schritte entfernt.

Fazit

Der Moselsteig-Seitensprung Moseltalschanzen zeigt die ganze Vielfalt der Mosellandschaft: traumhafte Aussichten auf den Höhen, tiefeingeschnittene Seitentäler mit schroffen Felsformationen und vielfältige kulturhistorische Höhepunkte. Dabei geht es auf abwechslungsreichen und zumeist naturnahen Wegen durch ein topografisch anspruchsvolles Gebiet mit vielen Höhenmetern. Die Mühen der teilweise anstrengenden Aufstiege lohnen sich aber auf jeden Fall. Wie leider bei fast allen Moselsteig-Spuren hapert es jedoch an der informativen Ausgestaltung. Kein einziger Höhepunkt wird mittels Info-Tafel erläutert und der Wanderer wird so im Unklaren über das Sichtbare gelassen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Maria Zill | Graacher Schanzen

  • Höhenangst: viele Pfade & Wege im Steilhang (Kautenbachtal)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober

Wissenswertes

Die Mosel hat hier unter Ausbildung mehrerer weiter Mäander, die bis zu 300 m tief eingeschnitten sind, eine typische Mittelgebirgsflusslandschaft mit steilen Prallhängen, seichten Gleithängen und Flussterrassen geschaffen.

Die Nutzung der sonnenexponierten Hänge ist durch Weinbau geprägt, der heute in großflächigen Bewirtschaftungseinheiten betrieben wird. Die Weinbauflächen wurden nach 1960 zunehmend auch in flacheren Lagen ausgeweitet. Die großflächigen Weinlagen werden von felsdurchsetzten Steillagenabschnitten mit kleingliedrigen Terrassen und Stützmauern unterbrochen, wo die weinbauliche Nutzung zunehmend aufgegeben wurde und Verbuschung einsetzt. Klimatisch ungünstige nordexponierte Hanglagen sind von Wald bedeckt.

Das Siedlungsbild prägen die beiden Kleinstädte Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues mit ihren historischen Ortskernen und einige Weindörfer, die auf den flacheren Talhängen angesiedelt sind.

Der Naturraum Enkircher Moselrandhöhen ist ein Hochflächenrand, der den Übergang vom Hunsrück zum Moseltal darstellt.  Dabei bilden mehrere Nebentäler der Mosel an ihren Unterläufen bis über 250 m tief eingeschnittene Kerbtäler. Dadurch wurden die Moselrandhöhen in steil abfallende, plateauartige Hochflächenreste und gratartige Riedel zerteilt.

Die Hochflächenreste unterliegen in den zentralen und flacheren Bereichen dem Ackerbau. An den Oberhängen und steiler werdenden Randlagen wird er von Grünland abgelöst. Die unteren, sonnenexponierten Talausgänge der Moselzuflüsse sind ebenfalls unbewaldet und werden als Weinbergslagen genutzt.

Das Haus Böcking (auch Palais Böcking genannt) ist ein barockes Patrizierhaus, das um 1760 für den Landkassierer Johann Adolf Böcking errichtet wurde.

Das Mittelmoselmuseum wurde 1928 als Heimatmuseum im Bürgersaal des alten Rathauses Traben begründet und zeigte Architekturfragmente, Hausrat, Keramik, Waffen sowie Münzen. 1955 siedelte das Museum dann in das Haus Böcking am Trabener Moselufer um.

Das Mittelmoselmuseum zeigt heute umfangreiche Sammlungen u. a. zur bäuerlichen Wohnkultur des 19. Jh., zum Wohnstil einer wohlhabenden Patrizierfamilie und zur Geschichte der Starkenburg, der Grevenburg sowie der ehemaligen französischen Festung Mont Royal.

Die Grevenburg ist die Ruine einer Höhenburg über dem Traben-Trarbacher Stadtteil Trarbach.

Die Burg wurde 1350 errichtet und 1680 als Teil eines Befestigungssystems ausgebaut. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1701 – 1714 wurde die Grevenburg beschädigt, aber ab 1730 wieder instand gesetzt. Im Polnischen Erbfolgekrieg 1734 wurde sie zum insgesamt vierten Mal eingenommen und schließlich gesprengt.

Heute existiert nur noch die westliche Fassade des ehemaligen Kommandantenhauses. Viele Fundamente der Burganlage sind aber noch erhalten.

Die Graacher Schanzen sind Reste einer Verteidigungsanlage. Das Schanzensystem entstand im 18. Jh. und diente preußischen sowie österreichischen Truppen zum Verschanzen gegen einfallende französische Revolutionsarmeen.

Die Graacher Schanzen waren dabei das Kernstück des Schanzensystems, da sie auf der höchsten (434 m) und gleichzeitig schmalsten Stelle auf dem Plateau der langen Moselschleife Bernkastel-Trarbach liegen. Dabei sollte diese Verteidigungsanlage den Moselsporn gegen Angreifer aus dem Hunsrückraum sichern.

Im März 1794 begannen zwangsrekrutierte Bewohner der umliegenden Ortschaften mit dem Ausheben der Gräben. 6 Monate später wurde die Schanzenarbeit jedoch wieder eingestellt, da sich die preußischen Truppen wegen hoffnungsloser Unterlegenheit zurückzogen. Sie überließen das Gebiet den Franzosen, die den Schanzenbau fortsetzten. 1796 beendeten sie die Bauarbeiten schließlich, da ein Waffenstillstand geschlossen wurde.

Die Graacher Schanzen mit ihren Laufwerken, Geschützstellungen und Vorwerken ist jedoch ein besonderes und seltenes militärisches Bauwerk, denn von hier aus ist nie ein einziger Schuss gefallen.