• Marburg (MR)

  • Länge: 10.2 km

  • Höhenmeter: 326 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie

  • Parken: 35037 Marburg | Parkplätze im Gisonenweg

  • Startpunkt: Wanderportal Gisonenweg

  • Einkehrmöglichkeiten: vielfältiges Angebot in der Stadt

  • Erwandert: August 2022

Natur mitten in der historischen Universitätsstadt

Der ca. 10 km lange Premiumstadtwanderweg Marburger Ausblicke führt zu verschiedenen Aussichtspunkten mit Panoramablicken auf die historische Universitätsstadt Marburg. Neben dem Marburger Lahntal stehen dabei vor allem das Landgrafenschloss und die frühgotische Elisabethkirche im Mittelpunkt der Tour.

Der Wanderweg Marburger Ausblicke startet am höchsten Punkt der Stadt im Gisonenweg und führt uns vom Wanderportal aus eine kleine Treppe hinauf in den Schlosspark mit seiner Freilichtbühne. Dann geht es durch den artenreichen Rosengarten zum sog. Hainweg Geschützstand, einem ehemaligen Standort für Artillerie. Dort erhält man auch einen ersten Blick über den nördlichen Teil von Marburg und auf die Lahnberge. Am Nordgraben entlang wandert man anschließend in Richtung Landgrafenschloss. Dabei bekommt man von einer Aussichtsplattform aus auch einen großartigen Blick auf die Elisabethkirche und den 1478 oberhalb des Grabens errichteten Hextenturm.

Nachdem man schließlich die Brücke über den Schlossgraben überquert hat, nähert man sich dem Landgrafenschloss auf wahrhaft historischem Pflaster. Neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von großem kunst- bzw. bauhistorischem Interesse. Die ältesten von außen sichtbaren Gebäudeteile stammen aus dem 13. Jh. und bestimmen noch heute wesentlich den Gesamteindruck der Anlage. Die Schlosskapelle und der Fürstensaal, der zu den größten und qualitätsvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur und besonders sehenswert.

Nun umrunden wir das Schlossgebäude mit herrlichen Ausblicken auf die historische Altstadt, das Lahntal und die Elisabethkirche. Nachdem wir den Weinberg am Schlossberg passiert haben, gelangen wir über die lange Zwingli-Treppe, die nach dem Züricher Reformator und Teilnehmer am Marburger Religionsgespräch 1529 Huldrych Zwingli benannt ist, steilabwärts zur Lutherische Pfarrkirche St. Marien mit ihrem schiefen Turmhelm.

Anschließend führt uns der Stadtwanderweg durch ein schmales Gässchen zu einem Glaskubus auf dem Willy-Sage-Platz, unter dem die Ausgrabungen der mittelalterlichen Synagoge zu sehen sind. Am Steinernen Haus vorbei geht es weiter über den historischen Marktplatz zum Rathaus aus dem 16. Jh. mit reich verziertem Renaissancegiebel und einem goldenen Hahn, der mit seinen Gefährten stündlich alle Blicke auf sich zieht.

Durch die Gassen der historischen Altstadt geht es entlang schöner Fachwerkhäuser und verschiedensten Läden hinab bis zur frühgotischen Elisabethkirche, die ab 1235 vom Deutschen Ritterorden zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen über ihrer Ruhestätte errichtet wurde. Somit gilt sie als der älteste rein gotische Kirchenbau Deutschlands und ist wahrscheinlich das bekannteste Gebäude Marburgs.

Hier beginnt zudem der Premiumwanderweg Burgwaldpfad, der von Marburg nach Frankenberg führt. Außerdem treffen wir an der Elisabethkirche auch auf den Qualitätsweg Lahnwanderweg. Die beiden Wege werden uns nun auf den folgenden Kilometern immer wieder begleiten wird.

Auf der vom Hauptportal der Kirche gegenüberliegenden Straßenseite geht es anschließend über Treppenstufen zum Pilgerfriedhof mit der St. Michaelskappelle, im Volksmund auch „Michelchen“ genannt, hinauf.

Wir verlassen nun das Stadtgebiet und wandern durch einen schönen Buchenwald zur Augustenruhe, benannt nach der preußischen Kurprinzessin Auguste, die angeblich 1814 diesen Ort aufsuchte. Von Bänken umrahmt, erinnert heute ein Obelisk an dieses Ereignis. Dann geht es über einen schönen Waldpfad oberhalb des Lahntals auf den Marburger Rücken. Hier bietet uns der 400 m lange Abstecher zur Kirchspitze-Aussicht eine weitere Möglichkeit, von der 1874 gestifteten eisernen Schutzhütte einen schönen Blick auf das Landgrafenschloss zu bekommen.

Immer tiefer tauchen wir in den Wald hinein, bis wir das lauschig an einer Lichtung gelegene Behring-Mausoleum, in dem Emil von Behring 1917 beigesetzt wurde, erreichen. Behring wurde durch seine bahnbrechende Entwicklung von Seren gegen Tetanus und Diphterie weltweit bekannt, erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin und legte den Grundstein für die bekannten Behring-Werke.

Danach geht es durch ein Waldstück mit alten Steinbrüchen bis zur Anfang des 19. Jh. erbauten Schutzhütte Marienhäuschen. Aus diesen Steinbrüchen stammen die Sandsteine, mit denen die Elisabethkirche Marburg und Teile des Reichstagsgebäudes in Berlin gebaut worden sind.

Wenig später verlassen wir den Lahnwanderweg sowie den Burgwaldpfad und wandern wieder zurück in Richtung Marburg. Wir passieren erneut das Behring-Mausoleum und erreichen die 1902 erbaute Wanderhütte Annablick mit Panoramablick auf das Landgrafenschloss und den Wilhelmsturm.

Wir befinden uns jetzt wieder im Marburger Stadtgebiet und wandern durch die Straße An den Brunnenröhren, bis uns ein aussichtreicher Abstieg über lange Treppen zur Ketzerbach ins Tal führt. Dabei geht es auch an der Blindenstudienanstalt und dem Wohnhaus von Emil von Behring vorbei. Nach der Überquerung der Ketzerbach (L 3092) beginnt auch schon wieder der finale Aufstieg zum Schlosspark. So gelangen wir schließlich wieder zu unserem Ausgangspunkt am Wanderportal im Gisonenweg.

Fazit

Der Stadtwanderweg Marburger Ausblicke macht einem Namen alle Ehre und bietet immer wieder herrliche Aussichten auf die Stadt, das Schloss und die Elisabethkirche. Führt der Weg gerade noch durch die attraktive Altstadt mit ihren vielen Fachwerkgebäuden, findet man sich ganz plötzlich im Wald wieder und geht über schmale Pfade durch die Natur. Dabei bietet dieser Weg nicht nur unzählige Höhepunkte innerhalb der Stadt, sondern auch einige kleinere mitten in der Natur. Insgesamt ein sehr gelungener Wanderweg, der einem Marburg aus verschiedenen Blickwinkeln näherbringt.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    + hoher Pfadanteil

  • Highlights: Landgrafenschloss | Altstadt Marburg | Behring-Mausoleum

Wissenswertes

Der Marburger Rücken, der aus Buntsandstein besteht und besonders im Norden und Süden bewaldet ist, breitet sich direkt westlich von Marburg aus und erhebt sich damit oberhalb des Lahntals, das hier auf etwa 180 bis 190 m Höhe liegt. Auf dem maximal 370 m hohen Marburger Rücken liegen u. a. die höher gelegenen Innenstadtteile Marburgs. So ziehen sich Teile der Altstadt und anderer Ortsteile (z.B. Marbach) den Marburger Rücken hoch.

Das Marburger Lahntal ist das Lahntal vom Cölber Lahnknie mit der Mündung der Ohm bis zur Talöffnung unmittelbar oberhalb Niederweimars, die auch ziemlich genau auf Marburgs südliche Stadtgrenze fällt. Im Grabenbruch zwischen Marburger Rücken im Westen und Lahnbergen im Osten bleibt das Tal schmal und kastenförmig. Das Tal ist dabei maximal 2 km breit und fast durchgehend bebaut.

Erste Besiedlungsspuren um Marburg sind für die Würmeiszeit vor ungefähr 50.000 Jahren belegt. Die erste urkundliche Erwähnung Marburgs fand allerdings erst 1138/39 statt. Die Bewohner zogen wohl aus den umliegenden Orten nach Marburg und unterhalb der Burganlage bildete sich früh ein Ring von Burgmannensitzen.

Große Bedeutung erhielt die Stadt aber erst, als Landgräfin Elisabeth von Thüringen Marburg 1228 als Witwensitz wählte. Sie ließ ein Hospital bauen, in dem sie sich bei der Pflege von Kranken und Gebrechlichen aufopferte. Obwohl Elisabeth 1231 bereits mit 24 Jahren starb, gilt sie bis heute als die bedeutendste Persönlichkeit, die je in Marburg wirkte. Nach der Heiligsprechung 1235 begann der Deutsche Orden, über ihrem Grab die Elisabethkirche zu erbauen. Pilger aus ganz Europa kamen zum Grab der Heiligen und trugen dazu bei, dass Marburg als Stadt aufblühte.

Sophie von Brabant, Tochter von Elisabeth, begründete 1248 die Landgrafschaft Hessen in Marburg. Die Bemühungen um Anerkennung spiegelten sich insbesondere im Ausbau der Stadt zur Residenz und Festung mit der Erweiterung der Stadtmauer um die heutige Oberstadt wider. Da das Wachstum der Stadt immer weiter anhielt und die Marburger Bürger einen repräsentativeren Bau wünschten, bauten sie die Pfarrkirche St. Marien als dritte Kirche nach der Schlosskirche und der Elisabethkirche. 1308 wurde die Landgrafschaft Hessen in die zwei Teile Oberhessen und Niederhessen geteilt, wodurch Marburg entsprechend an Bedeutung verlor. 1319 fiel beinahe die ganze Stadt einem großen Brand zum Opfer.

1527 gründete Landgraf Philipp I. die zweite protestantische Universität, die seitdem für die Stadt der wichtigste Wirtschaftsfaktor war und heute noch durch ihre Bauwerke sowie das Studentenleben das Stadtbild prägt. In Folge des Hessenkriegs (1645 – 1648) sank die Bedeutung von Marburg zunehmend und es spielte nur noch eine Rolle als Verwaltungssitz und militärischer Stützpunkt.

Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurden die Festungsanlagen des Schlosses ab 1807 geschleift. Auch die Auflösung des Deutschen Ordens in Marburg, der bis dahin einen immensen Einfluss auf die Stadt hatte, fällt in diese Zeit.

Marburg erhielt 1852 durch die Main-Weser-Bahn am Ostufer der Lahn einen Bahnhof, der die Stadtentwicklung stark vorantrieb. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erlebte die Universität einen Aufschwung, der ein schnelles Anwachsen der Stadt zur Folge hatte. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdreifachte sich die Zahl der Einwohner, die Zahl der Studenten verzehnfachte sich. Es entstanden Stadtteile außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern, jedoch sämtlich östlich der Lahn. Nach 1900 wurden auch die bis dahin ausschließlich landwirtschaftlich genutzten Flächen links der Lahn in Besitz genommen.

Den Zweiten Weltkrieg überstand Marburg mit relativ geringen Zerstörungen. Marburg musste nach dem Krieg als Folge der Vertreibungen eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen. Erst seit dieser Zeit gibt es in der Stadt eine größere Zahl kleinerer und mittlerer Industriebetriebe.

Marburg trägt seit dem 12. August 1966 die amtliche Zusatzbezeichnung Universitätsstadt.

Obwohl Marburg jahrhundertelang Garnisonsstadt war, wurden Mitte bis Ende der 1990er Jahre die vorhandenen Kasernen aufgegeben und in Gewerbegebiete konvertiert. Heute hat Marburg fast 80.000 Einwohner und die Universität ist mit über 3900 Beschäftigten und mehr als 21.000 Studierenden nach wie vor der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Stadt.

Der Schlosspark liegt am höchsten Punkt von Marburgs Altstadt und ist mit seinem artenreichen Rosengarten ist größte Parkanlage der Stadt.

Nach der Aufgabe des Landgrafenschlosses im 17. Jh. wurde das südlich gelegene Gebiet des Schlossbereichs, das zuvor wahrscheinlich als militärisches Übungsgebiet genutzt worden war, zu Gartenland. Zu Beginn des 20. Jh. begann die Stadt Marburg dann die Gartenflächen zu einer Parkanlage umzugestalten. Während des Zweiten Weltkriegs wurden hieraus jedoch Nutzgärten. Gegen Ende des Krieges wurde die Fläche erneut umgestaltet und es wurde ein Rosengarten angelegt. Im Jahre 1981 begann schließlich die Umgestaltung zum heutigen Schlosspark. In dem nach wie vor vorhandenen Rosengarten sind heute rund 7000 Rosen in 65 Varietäten zu finden. Daneben beherbergt das historische Judizierhäuschen ein Bistro und auf der Freilichtbühne inmitten des Parks finden im Sommer neben Großveranstaltungen zahlreiche Konzertveranstaltungen und ein Open-Air-Kino statt.

Der dreigeschossige Hexenturm oder Weiße Turm wurde 1478 ursprünglich als vorgeschobener Geschützturm nordwestlich des Landgrafenschlosses am Halsgraben errichtet, um den neuen Anforderungen der Kriegstechnik gerecht zu werden. Von 1550 bis 1866 wurde der Turm jedoch als Gefängnis genutzt. In 12 kalten, dunklen Zellen, umfangen von vier Meter dicken Mauern warteten die Insassen, darunter auch angebliche Hexen auf ihre Prozesse. Die kleinen vergitterten Zellenfenster sind auch heute noch gut zu erkennen.

Das Landgrafenschloss gehört zu den prägnantesten Bauwerken in der Stadt Marburg und erhebt sich weithin sichtbar auf dem 287 m hohen Schlossberg westlich über der Stadt und dem in nord-südlicher Richtung verlaufenden Lahntal. Durch die relativ steilen Talflanken bestand hier eine sehr gute Ausgangslage für die Errichtung einer mittelalterlichen Burg, die in der Folgezeit und bis in die Gegenwart zahlreiche bauliche Veränderungen erfuhr.

Neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von großem kunst- bzw. bauhistorischem Interesse. Dies betrifft neben den Bauteilen aus dem 11./12. Jahrhundert vor allem das Schloss aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, das noch heute den Gesamteindruck der Anlage wesentlich bestimmt. Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Großen Saal bzw. Fürstensaal, der zu den größten und qualitätvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur.

Heute wird das Schloss in Teilen vom Marburger Universitätsmuseum für Kulturgeschichte genutzt, mit Sammlungen u.a. zur Vor- und Frühgeschichte Hessens, zu religiöser Kunst und bürgerlich-städtischem Wohnen. Außerdem finden hier auch Theateraufführungen, Konzerte sowie weitere kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel mittelalterliche Märkte usw. statt.

Das Landgrafenschloss Marburg wurde um 1000 als landschaftskrönende Spornburg auf dem sog. Gisonenfelsen angelegt. Damit gehört das Schloss zu den frühesten Höhenburgen Deutschlands und war Ausgangspunkt für die Entwicklung der Stadt Marburg. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Gisonen Gründer der Burg und auch des Ortes waren. Aufgrund neuerer historischer Untersuchungen sollen jedoch die Grafen von Gleiberg aus dem mittleren Lahntal die Herren der Marburg gewesen sein. Kern der Anlage war dabei ein sog. Festes Haus – ein rechteckiges Gebäude (16 x 9,5 m), das als „wehrhaftes Saalgeschosshaus“ bezeichnet wurde. Der Umbau zu einer Wohnturmburg erfolgte etwa ein Jahrhundert später um 1140. In dieser zweiten Bauphase wurde der Nordteil des Rechteckbaus zu einem quadratischen Turm umgebaut und an mehreren Stellen eine Ringmauer errichtet. Nach einem größeren Ausbau in der ersten Hälfte des 13. Jh., begann der aufwändige Umbau der alten Burg zur hessischen Residenz um 1260. Mit der Errichtung großartiger Einzelbauten sollte der hohe Anspruch der 1292 neugewonnene landgräfliche Rang des Bauherrn unterstrichen werden. So entstanden der Südflügel, die 1288 geweihte Schlosskapelle und der Fürstensaal. Er gilt mit 482 m2 als größter noch erhaltender weltlicher Saal aus der Zeit der Gotik und wurde um 1300 fertiggestellt. Zu beträchtlichen Umbauten kam erst wieder mit dem großen Erweiterungsbau 1493 – 1497 im Osten. Dabei entstand mit dem Wilhelmsbau ein moderner, dreigeschossiger Saal- und Wohnbau, der mit einer Arkadenbrücke mit der alten Burg verbunden war. In der Renaissancezeit erfuhr das Schloss kaum wesentliche Veränderungen. 1572 wurde dem mächtigen Schlosskörper die Rentkammer vorgesetzt. Dazu entstanden prächtige hölzerne Schmuckportale im Fürstensaal, das Zeughaus wurde erneuert und 1575 der Marstall in der Vorburg gebaut. Um 1580 erfolgte die Umgestaltungen des Südtores. Im 17. und 18. Jh. beschränkten sich die Baumaßnahem im Schloss weitgehend auf die Wirtschaftsbauten. Wesentliche Veränderungen der Gesamtanlage erbrachte nur die Errichtung der Festungsanlagen, die besonders zwischen 1700 und 1740 erfolgte. Allerdings wurden die Festungsbauten kurz vor 1800 schon wieder geschleift, da sie den militärischen Entwicklungen nicht mehr entsprachen. Endgültig aufgegeben und gesprengt wurde die Festung 1807 nach der Besetzung durch die Truppen Napoleons. Heute findet man hier den Schlosspark. Im frühen 19. Jh. nutzte man dann das Schloss als Gefängnis und ab 1870 als Preußisches Staatsarchiv. Während des Zweiten Weltkrieges stand das Schloss zum großen Teil leer. 1946 gelangte es schließlich in den Besitz der Philipps-Universität Marburg, und 1976 begann der inzwischen abgeschlossene Umbau zum heutigen Museum für Kulturgeschichte.

Bereits 1334 wurde dem Deutschen Orden ein Weinberg am Schlossberg vermacht. So wurden im 15. Jh. allein 20.000 Liter Wein aus 3 ha Rebfläche am Schlossberg und in Ockershausen gekeltert. Nach Aussagen eines spanischen Edelmanns und Gast des Landgrafen war diese jedoch „der reine Essig“.

Die Tradition des Weinbaus auf dem Schlossbergterrassen wurde dann jedoch erst im Jahr 2000 wiederbelebt. Durch die geschützte Südostlage und die dicken, wärmespeichernden Sandsteinmauern sorgen für ein günstiges Mikroklima am Schlossberg. So werden an rund 200 Rebstöcken Riesling und Spätburgunder angebaut.

Die Lutherische Pfarrkirche St. Marien ist eine evangelische Kirche im Zentrum der Stadt und wurde 1222 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Marienkirche bestand dabei aus einem romanischen Vorgängerbau, an den um 1288 der gotische Chor angebaut wurde. Zwischen 1318 und 1390 – 1395 wurde das gotische Langhaus an der Stelle des Vorgängerbaus errichtet. Mitte des 15. Jh. wurde mit dem Bau des Kirchturms und der Turmhalle an der Westseite des Langhauses begonnen. 1473 erhielt der Turm die noch heute erhaltene hölzerne Turmspitze, die sich durch anhaltende Sonneneinstrahlung verzogen hat. Der schiefe Turmhelm stellt somit ein markantes Wahrzeichen der Marburger Altstadt dar.

Anfang des 17. Jh. wurde die Philipps-Universität vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis geführt und um die Universitätskirche sammelte sich die reformierte Universitäts- und Stadtgemeinde. Die Stadtpfarrkirche St. Marien und die Mehrheit der Bevölkerung blieben jedoch lutherisch. Das jahrhundertelange Nebeneinander der beiden protestantischen Konfessionen in Marburg erklärt den Zusatz lutherisch im Namen der Kirche.

Eine Jüdische Gemeinde gab es in Marburg erstmals im Mittelalter. So lebte eine größere Anzahl jüdischer Familien in der ersten Hälfte des 14. Jh. in der Judengasse (1933 in Schloßsteig umbenannt). Hier stand auch die erstmals 1317 genannte und beim großen Stadtbrand 1319 zerstörte Synagoge, die vermutlich um 1280 an Stelle eines älteren Gebäudes erbaut wurde. Ein Neubau erfolgte nach 1320 an derselben Stelle.

Bei Ausgrabungen 1993 entdeckte man schließlich einen Brunnen aus dem 12. Jh., ein Kellergewölbe aus dem 14. Jh. und die Überreste der nach Schriftquellen 1452 teilweise abgebrochenen Marbuger Synagoge. Unter Ausnutzung der Hanglage hatte man damals offenbar nur die überirdischen Bauteile einschließlich des Gewölbes abgebrochen und den im Boden verbliebenen Baukörper mit Schutt verfüllt. Die dadurch entstandene Terrassierung am Hang diente dann in den folgenden Jahrhunderten zeitweilig als Gartenland oder als Baugrund. Heute sind die Reste der mittelalterlichen Synagoge unter einem Glaskubus von außen einsehbar.

Das Steinerne Haus oberhalb des Marktplatzes wurde kurz nach dem verheerenden Großbrand von 1319 gebaut. Das Gebäude wurde aus Sandstein im gotischen Stil errichtet, wobei der Treppengiebel und der mittelalterliche Toilettenerker typisch dafür sind. Die massive Steinbauweise war zu jener Zeit in Marburg außergewöhnlich, da bis ins 19. Jh. in der Marburger Altstadt die Wohnhäuser in der Fachwerkbauweise errichtet wurden.

Das Marburger Rathaus wurde in der Zeit von 1512 bis 1527 auf dem Marktplatz in der Marburger Oberstadt erbaut und besteht hauptsächlich aus Sandstein. Nach der offiziellen Fertigstellung des Rathauses gab es viele Veränderungen und Reparaturen an dem Gebäude. Da das gotische Rathaus den Marburgern bis dahin zu schlicht erschien, wurde 1581 der Treppenhausvorbau durch den Baumeister Eberhard Baldewein mit einem reich verzierten Renaissance-Giebel gekrönt, der mit der von ihm selbst entworfenen Kunstuhr das heutige Wahrzeichen des Rathauses enthält. Zur vollen Stunde bewegt Justitia die Balkenwaage, der Tod dreht das Stundenglas und der Wächter bläst seine Trompete, während der Hahn auf der Spitze mit den Flügeln schlägt. Heute ist das Marburger Rathaus nicht mehr nur Sitz der Stadtverwaltung, sondern kann als Teil der öffentlichen Altstadtführungen von April bis Oktober besichtigt werden.

Die Elisabethkirche im Norden der historischen Altstadt gilt als der älteste rein gotische Kirchenbau in Deutschland und ist wahrscheinlich das bekannteste Gebäude Marburgs. Der Bau erfolgte durch den Deutschen Orden zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen, deren Grabmal sich in der Kirche befand. Marburg wurde dadurch im Spätmittelalter zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.

Die dreischiffige Kirche mit Drei-Konchen-Chor und westlicher Zwei-Turm-Anlage gilt als Meisterwerk der deutschen Frühgotik. Sie zählt zu den ersten rein gotischen Hallenkirchen im deutschen Kulturgebiet und gilt als Vorbild für den Kölner Dom. Auch ihre Ausstattung ist von überregionaler Bedeutung.

Elisabeth von Thüringen wurde 1231 in der Hospitalkapelle in einem Erdgrab mit steinerner Deckplatte bestattet. Nach Elisabeths Tod setzte sofort ein Pilgerstrom ein und zahlreiche Heilungswunder wurden bezeugt. 1234 wurde der Hospitalkomplex dem Deutschen Orden übereignet, der daraufhin den planvollen Ausbau des Wallfahrtsortes betrieb. So wurde mit dem Bau der großen Elisabethkirche bereits im Jahr der Heiligsprechung Elisabeths 1235 begonnen. Die Kirche wurde jedoch erst 1283 geweiht. Bis zur Vollendung der beiden 80 m hohen Türme waren nochmals ungefähr 50 Jahre nötig. Schutzpatronin war die Jungfrau Maria, da sie die Patronin des Deutschen Ordens war. Die zentrale Funktion der Kirche als Grabstätte und als Pilgerkirche überwog jedoch im Bewusstsein der Bevölkerung ihrer Funktion als Ordenskirche bei weitem. So setzte sich der Name Elisabethkirche klar durch.
Die Kirche war bis ins 16. Jh. auch Grablege der Landgrafen von Hessen. 1539 ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Gebeine der heiligen Elisabeth entfernen, um ein Zeichen gegen den Reliquienkult zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt war der größte Teil der begehrten Reliquien aber bereits an verschiedene Orte abgegeben. Im Laufe des 16. Jh. konvertierten die einstmals katholischen Ordensbrüder fast alle zum Protestantismus, so dass in der Elisabethkirche ab 1539 der evangelische Gottesdienst gefeiert wurde. Trotz Einführung der Reformation in Hessen blieb die Elisabethkirche aufgrund der Reichsunmittelbarkeit des Deutschen Ordens noch bis 1570 katholisch.

Die Kirchenausstattung ist von großer Geschlossenheit und Einheitlichkeit. Zur bedeutenden Sakralkunst der Kirche gehören die mittelalterlichen Glasfenster im Hohen Chor, der gotische, mit Edelsteinen reich verzierte goldene Elisabethschrein in der Sakristei, in dem ehemals die Gebeine Elisabeths lagen, und sieben Altäre, darunter fünf Flügelaltäre aus vorreformatorischer Zeit. Seit 1946 befindet sich in der Nordturmkapelle außerdem das Grab des früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und seiner Frau Gertrud.

Die St. Michaelskapelle, im Volksmund auch Michelchen genannt, ist eine vom Deutschen Orden im Jahr 1268 erbaute gotische Pilger- und Friedhofskapelle auf einer kleinen Anhöhe gegenüber der Elisabethkirche. Sie liegt inmitten eines ehemaligen Friedhofes, wo die zum Grabe der heiligen Elisabeth gekommenen und in Marburg verstorbenen Pilger, die in ihrem Hospital verstorbenen Pfründer sowie Mitglieder des Ordens ihre letzte Ruhestätte fanden.

Bis zur Reformation wurde die Kapelle zudem als Hospitalkapelle genutzt. Ab 1530 wurden dann auch Bewohner der Stadt Marburg auf dem Friedhof beigesetzt. In der Reformationszeit ging das Michelchen aber in den Besitz der Stadt über und die Kapelle verfiel mit der Zeit zu einer Ruine. Nach 1583 wurden jedoch Renovierungsarbeiten am Dachstuhl vorgenommen, neue Türen und Fenster eingesetzt sowie eine Kanzel und eine Empore errichtet. Auch die Mauer um den Friedhof wurde erneuert. Der Friedhof wurde schließlich bis 1888 genutzt. Heute ist die Kapelle zwar für den normalen Publikumsverkehr nicht zugänglich, allerdings finden dort eine Reihe von Veranstaltungen statt. Die noch vorhandenen etwa 50 Grabsteine und -platten des ehemaligen Totenhofes stammen sämtlich aus dem 16. bis 18. Jh. und geben einen Überblick über den Wandel der künstlerischen Auffassung von Figurengrabsteinen der Renaissance über den Inschriftgrabstein des Barock bis zum klassizistischen Grabdenkmal.

Emil Behring, 1854 in Hansdorf geboren, war ein deutscher Mediziner, Immunologe, Serologe und Unternehmer. Außerdem war er Professor der Hygiene und Bakteriologie in Marburg und Begründer der passiven antitoxischen Schutzimpfung („Blutserumtherapie“). Er wurde weltweit vor allem durch seine Erfolge bei der Entwicklung von Seren gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphterie bekannt und erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Damit legte er auch den Grundstein für die bekannten Behringwerke. Im Januar 1901 wurde Behring in Preußen in den Adelsstand erhoben und hieß ab dann Emil von Behring. Die Bevölkerung und die Presse verliehen ihm außerdem die Ehrentitel „Retter der Kinder“ und „Retter der Soldaten“. Seit dem Sommer 1916 krank und zurückgezogen, starb Emil von Behring am 31. März 1917 in Marburg. Seine Ruhestätte befindet sich im Behring-Mausoleum auf der nach seiner Frau benannten Elsenhöhe, die einen Ausblick über Behrings ehemalige Ländereien und auf das Marburger Schloss bietet.