Natur mitten in der historischen Universitätsstadt
Der ca. 10 km lange Premiumstadtwanderweg Marburger Ausblicke führt zu verschiedenen Aussichtspunkten mit Panoramablicken auf die historische Universitätsstadt Marburg. Neben dem Marburger Lahntal stehen dabei vor allem das Landgrafenschloss und die frühgotische Elisabethkirche im Mittelpunkt der Tour.
Der Wanderweg Marburger Ausblicke startet am höchsten Punkt der Stadt im Gisonenweg und führt uns vom Wanderportal aus eine kleine Treppe hinauf in den Schlosspark mit seiner Freilichtbühne. Dann geht es durch den artenreichen Rosengarten zum sog. Hainweg Geschützstand, einem ehemaligen Standort für Artillerie. Dort erhält man auch einen ersten Blick über den nördlichen Teil von Marburg und auf die Lahnberge. Am Nordgraben entlang wandert man anschließend in Richtung Landgrafenschloss. Dabei bekommt man von einer Aussichtsplattform aus auch einen großartigen Blick auf die Elisabethkirche und den 1478 oberhalb des Grabens errichteten Hextenturm.
Nachdem man schließlich die Brücke über den Schlossgraben überquert hat, nähert man sich dem Landgrafenschloss auf wahrhaft historischem Pflaster. Neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von großem kunst- bzw. bauhistorischem Interesse. Die ältesten von außen sichtbaren Gebäudeteile stammen aus dem 13. Jh. und bestimmen noch heute wesentlich den Gesamteindruck der Anlage. Die Schlosskapelle und der Fürstensaal, der zu den größten und qualitätsvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur und besonders sehenswert.
Nun umrunden wir das Schlossgebäude mit herrlichen Ausblicken auf die historische Altstadt, das Lahntal und die Elisabethkirche. Nachdem wir den Weinberg am Schlossberg passiert haben, gelangen wir über die lange Zwingli-Treppe, die nach dem Züricher Reformator und Teilnehmer am Marburger Religionsgespräch 1529 Huldrych Zwingli benannt ist, steilabwärts zur Lutherische Pfarrkirche St. Marien mit ihrem schiefen Turmhelm.
Anschließend führt uns der Stadtwanderweg durch ein schmales Gässchen zu einem Glaskubus auf dem Willy-Sage-Platz, unter dem die Ausgrabungen der mittelalterlichen Synagoge zu sehen sind. Am Steinernen Haus vorbei geht es weiter über den historischen Marktplatz zum Rathaus aus dem 16. Jh. mit reich verziertem Renaissancegiebel und einem goldenen Hahn, der mit seinen Gefährten stündlich alle Blicke auf sich zieht.
Durch die Gassen der historischen Altstadt geht es entlang schöner Fachwerkhäuser und verschiedensten Läden hinab bis zur frühgotischen Elisabethkirche, die ab 1235 vom Deutschen Ritterorden zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen über ihrer Ruhestätte errichtet wurde. Somit gilt sie als der älteste rein gotische Kirchenbau Deutschlands und ist wahrscheinlich das bekannteste Gebäude Marburgs.
Hier beginnt zudem der Premiumwanderweg Burgwaldpfad, der von Marburg nach Frankenberg führt. Außerdem treffen wir an der Elisabethkirche auch auf den Qualitätsweg Lahnwanderweg. Die beiden Wege werden uns nun auf den folgenden Kilometern immer wieder begleiten wird.
Auf der vom Hauptportal der Kirche gegenüberliegenden Straßenseite geht es anschließend über Treppenstufen zum Pilgerfriedhof mit der St. Michaelskappelle, im Volksmund auch „Michelchen“ genannt, hinauf.
Wir verlassen nun das Stadtgebiet und wandern durch einen schönen Buchenwald zur Augustenruhe, benannt nach der preußischen Kurprinzessin Auguste, die angeblich 1814 diesen Ort aufsuchte. Von Bänken umrahmt, erinnert heute ein Obelisk an dieses Ereignis. Dann geht es über einen schönen Waldpfad oberhalb des Lahntals auf den Marburger Rücken. Hier bietet uns der 400 m lange Abstecher zur Kirchspitze-Aussicht eine weitere Möglichkeit, von der 1874 gestifteten eisernen Schutzhütte einen schönen Blick auf das Landgrafenschloss zu bekommen.
Immer tiefer tauchen wir in den Wald hinein, bis wir das lauschig an einer Lichtung gelegene Behring-Mausoleum, in dem Emil von Behring 1917 beigesetzt wurde, erreichen. Behring wurde durch seine bahnbrechende Entwicklung von Seren gegen Tetanus und Diphterie weltweit bekannt, erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin und legte den Grundstein für die bekannten Behring-Werke.
Danach geht es durch ein Waldstück mit alten Steinbrüchen bis zur Anfang des 19. Jh. erbauten Schutzhütte Marienhäuschen. Aus diesen Steinbrüchen stammen die Sandsteine, mit denen die Elisabethkirche Marburg und Teile des Reichstagsgebäudes in Berlin gebaut worden sind.
Wenig später verlassen wir den Lahnwanderweg sowie den Burgwaldpfad und wandern wieder zurück in Richtung Marburg. Wir passieren erneut das Behring-Mausoleum und erreichen die 1902 erbaute Wanderhütte Annablick mit Panoramablick auf das Landgrafenschloss und den Wilhelmsturm.
Wir befinden uns jetzt wieder im Marburger Stadtgebiet und wandern durch die Straße An den Brunnenröhren, bis uns ein aussichtreicher Abstieg über lange Treppen zur Ketzerbach ins Tal führt. Dabei geht es auch an der Blindenstudienanstalt und dem Wohnhaus von Emil von Behring vorbei. Nach der Überquerung der Ketzerbach (L 3092) beginnt auch schon wieder der finale Aufstieg zum Schlosspark. So gelangen wir schließlich wieder zu unserem Ausgangspunkt am Wanderportal im Gisonenweg.
Fazit
Der Stadtwanderweg Marburger Ausblicke macht einem Namen alle Ehre und bietet immer wieder herrliche Aussichten auf die Stadt, das Schloss und die Elisabethkirche. Führt der Weg gerade noch durch die attraktive Altstadt mit ihren vielen Fachwerkgebäuden, findet man sich ganz plötzlich im Wald wieder und geht über schmale Pfade durch die Natur. Dabei bietet dieser Weg nicht nur unzählige Höhepunkte innerhalb der Stadt, sondern auch einige kleinere mitten in der Natur. Insgesamt ein sehr gelungener Wanderweg, der einem Marburg aus verschiedenen Blickwinkeln näherbringt.