• Hundheim | Hinzerath (BKS)

  • Länge: 8.1 km

  • Höhenmeter: 82 m

  • Dauer: 2 – 2,5 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Botanik | Familie

  • Parken: 54497 Morbach-Hundheim | Parkplatz Burg Baldenau

  • Startpunkt: Burg Baldenau

  • Einkehrmöglichkeiten: Café Pause

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: November 2021

Das Obere Dhrontal

Das Obere Dhrontal ist eine der strukturreichsten Landschaften des Hunsrücks. Neben den besonders schützenswerten Borstgrasrasen mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten (z.B. Skabiosen-Scheckenfalter oder Arnika) kennzeichnen vor allem die zahlreichen Quellmulden der Dhron die Naturlandschaft rund um Hinzerath und Hundheim.

Hier führt auch die nur 8,1 km lange Traumschleife LandZeitTour von der ehemaligen Wasserburg Baldenau ohne große Höhenunterschiede und meist durch die offene Feldflur des Oberen Dhrontals rund um Hinzerath. Daneben handelt es sich bei diesem Premiumrundwanderweg gleichzeitig um eine kleine Zeitreise. So werden die wichtigen Etappen der Landschaftsgeschichte von der Römerzeit über das Mittelalter bis hin zur Gegenwart skizziert. Schwerpunkt ist dabei die Entwicklung ökologisch wertvoller Biotope durch die Landwirtschaft und deren Sicherung für die Zukunft.

Die Traumschleife LandZeitTour startet direkt am Eingangstor der Ruine Burg Baldenau, der einzigen Wasserburg im Hunsrück, und umrundet zunächst einmal die Burganlage. Dabei wandere ich über Feuchtwiesen und überquere schließlich die noch kleine Dhron. Nachdem ich die Kreisstraße K 124 gequert habe, geht es über Wiesenwege zur Hundheimer Quellmulde hinauf. Mit ihren vielfältigen Biotopstrukturen ist die Quellmulde aus Sicht des Naturschutzes der wertvollste Teil des Oberen Dhrontals. Durch die gleichzeitige Konzipierung als Ökopool können hier eine Reihe von Maßnahmen ausgeglichen werden, die eine Beeinträchtigung von Natur und Landschaft nach sich ziehen (z.B. Straßenbau).

Hier befindet sich auch die erste lebensgroße Holzfigur entlang der LandZeitTour, die vom Holzkünstler Jonas Herrmann aus Allenbach entworfen und gefertigt wurde. Immer wieder werde im Laufe der Wanderung auf die lebensgroßen Figuren treffen, die wichtige Tätigkeiten bestimmter Berufsgruppen für die Landschaftsentwicklung symbolisieren.

Über weitere Feld- und Wiesenwege geht es weiter durch die offene Landschaft an der Holzskulptur Schafzucht vorbei. Gleichzeitig eröffnen sich immer wieder großartige Blicke über das Obere Dhrontal mit Burg Baldenau und den kleinen Ort Hinzerath.

Anschließend steige ich wieder ins Tal hinab und folge dem sog. Totenweg in Richtung Hinzerath. Dabei passiere ich das Kreuz am Totenweg und die nächste Holzfigur bzw. Infotafel zum Thema Landwirtschaft der Neuzeit/Rinderzucht.

Danach quere ich die Landstraße L 159 und streife den Ortsrand von Hinzerath. Über die offene Feldflur geht es dann an Quellmulden vorbei den Hang hinauf nach Norden in Richtung Stumpfer Turm. Dort treffe ich dann auf eine Holzskulptur und drei Informationstafeln zum Thema Flurbereinigung. Geradeaus erblicke ich auch den Stumpfen Turm von Hinzerath, einen ehemaligen Wachturm von Burg Baldenau.

Ich biege aber nach rechts ab und wandere über die Wiese in Richtung Waldrand. Da ich mich hier in der Nähe der römischen Ausoniusstraße befinde, wird die Landschaft zur Römerzeit an einer Tafel dargestellt. Gleichzeitig ist an dieser Stelle ein 1,2 km langer Abstecher zum Archäologiepark Belginum ausgeschildert. Das Museum liegt auf der anderen Seite der Bundesstraße und hat die römische Siedlung (Vicus) Belginum zum Thema, da der Ort an der römischen Straße von Trier nach Bingen (Ausoniusstraße) lag. Der Archäologiepark zeigt Grabfunde aus mehreren eisenzeitlichen Gräberfeldern, das Alltagsleben der römischen Bevölkerung im antiken Belginum und erläutert die Arbeit von Archäologen. Des Weiteren finden hier wechselnde Ausstellungen zu historisch-kulturellen Themen statt.

Weiter geht es durch einen wirklich schönen Wald und vorbei an Feuchtwiesen (inkl. Holzskulptur) wieder zurück nach Hinzerath. Ich durchquere die Ortsmitte mit Infotafel zum Thema Kulturlandschaft im Wandel der Zeit und verlasse Hinzerath nach einem kleinen Anstieg geradeaus über Wiesen und Felder. Kurz nachdem ich wieder in den Wald hineingetaucht bin, steige ich zu einem kleinen Bachlauf hinab und entdeckte die Ruine der ehemaligen Heckenmühle.

Die LandZeitTour führt mich anschließend an einer Wiesenfläche vorbei, die zum EU LIFE Projekt Arnikawiesen / Borstgrasrasen Mitteleuropas gehört. Ein Pfad führt mich dann durch den Wald hinauf auf eine weitere Wiesenfläche. Über einen breiten Feldweg wandere ich nun zurück in Richtung Burgruine Baldenau. Allerdings biege ich kurz vorher links ab und erreiche das ökologisch wertvolle Biotop der Arnikaschleife mit Infotafeln zu Flora, Fauna und Kreislauf des Lebens. Über Holzstege und Steine geht es dann relativ spannend die letzten Meter durch das Feucht- und Quellgebiet zurück zu meinem Ausgangspunkt an der Burg Baldenau. Zum Abschluss findet man dann noch einmal ein paar interessante Informationstafeln zu den Themen Landschaft zur Zeit Kurfürst Balduin, Arnikaschleife und den verschiedenen historischen Landwirtschaftsformen in der Region (Schiffelwirtschaft & Dreifelderwirtschaft).

Fazit

Die Traumschleife LandZeitTour ist ein sehr gelungener Premiumrundwanderweg. Die Tour führt zwar meist durch die offene Landschaft, weist aber zusätzlich interessante Waldabschnitte und Feldfluren auf. Die Kombination aus Natur, originellen Holzskulpturen und interessanten Informationstafeln sowie den kulturhistorischen Höhepunkten machen diese Tour äußerst abwechslungsreich und gleichzeitig familienfreundlich. Absolute Höhepunkte sind die Burgruine Baldenau und die Arnikaschleife durch das Quellmoor des Oberen Dhrontals. Die Wege, die teilweise über Steine und Holzstege führen, vermitteln dabei ein hohes Maß an Naturerlebnis.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + sehr hoher Naturweganteil

  • Highlights: Burg Baldenau | Arnikaschleife

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig | nicht bei Schnee und Eis | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Die Morbacher Mulde wird durch eine 550 – 580 m hohe Hochmulde gebildet, die durch eine Vielzahl kleiner Quellmulden der Dhron gegliedert ist. Im Süden ist der Naturraum scharf durch den 200 m höheren Quarzitrücken des Idarwaldes begrenzt, während im Norden die Wasserscheide zwischen Dhron und den direkt zur Mosel fließenden Gewässern des Moselhunsrücks die Morbacher Mulde begrenzt.

Waldflächen nehmen etwa ein Viertel der Gesamtfläche ein und sind ursprünglich auf die Hochlagen der Wasserscheide und die Hänge zum Idarwald beschränkt. Durch großflächige Aufforstungen von Bachtälern, Hangbereichen und Quellmulden sind vor allem im Ostteil des Landschaftsraums größere zusammenhängende Waldflächen entstanden.

Der größte Teil des Landschaftsraums ist intensiv landwirtschaftlich genutzt. Feucht- und Nasswiesen sind vor allem in den zahlreichen Quellmulden verbreitet anzutreffen, während andere historische Nutzungsweisen wie Borstgrasrasen, Heiden und Magerwiesen nur noch vereinzelt vorkommen.
Die Siedlungsflächen liegen zumeist auf der Hochfläche am Rand der Quellmulden, während sich in den Bachtälern zahlreiche Mühlen befinden. Die ehemals bäuerlich geprägten, engen Haufen- und Straßendörfer und kleinen Weiler haben sich teilweise erheblich ausgedehnt.

Burg Baldenau ist die Ruine einer ab 1315 errichteten Wasserburg zwischen den Dörfern Hundheim und Hinzerath. Damit ist sie die einzige Wasserburg im Hunsrück, die in einem Hochtal liegt. Der Wassergraben der am Nordrand des Idarwaldes auf 465 m Höhe gelegenen Ruine wird dabei durch den Oberlauf der Dhron gespeist.

Die Burg wurde zwar vorwiegend zur Grenzsicherung erbaut, sie diente darüber hinaus wohl zeitweise auch als Jagdschloss. Es gibt jedoch Hinweise, dass Burg Baldenau bereits im 15. Jh. nur noch eine geringe Bedeutung hatte. Nach mehreren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde Burg Baldenau zwar schon 1649 wieder instandgesetzt, aber im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 schließlich von französischen Truppen dauerhaft zerstört. Erst seit 1982 werden Maßnahmen zur Erhaltung, Sicherung und teilweisen Wiederherstellung durchgeführt. 1982/83 diente die Ruine zudem als Kulisse zum ersten Teil der Heimat-Trilogie von Edgar Reitz.

Quellmulden waren ursprünglich Niedermoore und somit die wenigen Bereiche, die nicht bewaldet waren. Mit der Kultivierung der Landschaft wurden die Quellmoore entwässert und anschließend beweidet. Aber bis heute sind sie stark vernässtes Grünland (Feuchtwiesen)  und somit wichtiger Lebensraum mit hohem Entwicklungspotential für Pflanzen und Tiere der Feuchtbiotope.

Die Hundheimer Quellmulde ist mit ihren vielfältigen Biotopstrukturen der wertvollste Teil des Oberen Dhrontals (aus Sicht des Naturschutzes). Hier finden sich vor allem Feucht- und Nasswiesen, Seggenrieder, Arnikawiesen und feuchte Hochstaudenfluren. Zahlreiche seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben hier einen Rückzugsraum gefunden (z.B. Skabiosen-Scheckenfalter, Neuntöter oder das gefleckte Knabenkraut). Die umliegenden Bereiche weisen darüber hinaus ein hohes ökologisches Entwicklungspotential auf.

Für die notwendige Pflege dieser Flächen wurde innerhalb der Bodenordnung ein „Ökopool“ konzipiert. Hier können Träger von Maßnahmen (z.B. Baulanderschließung, Straßenbau), die eine Beeinträchtigung für Natur und Landschaft nach sich ziehen, die rechtlich vorgeschriebenen landespflegerischen Ausgleichsmaßnahmen durchführen.

Wie lange das Kreuz am Totenweg steht und aus welchem Anlass es errichtet wurde lässt sich heute nicht mehr feststellen. Bis etwa 1835 wurden die Verstorbenen aus Hinzerath in Bischofsdhron beerdigt. Die Särge wurden auf Acker- oder Totenwagen von Kuh- oder Pferdegespannen über den sog. Totenweg nach Bischofsdhron transportiert. Auf dem beschwerlichen und weiten Weg konnte es durchaus zu Zwischenfällen kommen. So ist eine mögliche Erklärung zum Standort des Kreuzes, dass es hier zu einem Unfall beim Leichentransport kam. Eine andere Geschichte besagt, dass es im nahegelegenen kleinen Steinbruch einen tödlichen Arbeitsunfall gab. Eventuell wurde das Kreuz aber auch schon vor langer Zeit als Mahnmal aufgestellt.

Der Stumpfe Turm steht auf einem Höhenrücken oberhalb von Hinzerath an einer ehemaligen Römerstraße. Der Turm wurde um 1315 zusammen mit Burg Baldenau erbaut, mit welcher der Turm in Sichtkontakt steht, und diente offenbar als Wachturm. Aufgrund der Lage auf dem Bergrücken konnten von hier aus herannahende Gefahren frühzeitig erkannt und zur Burg gemeldet werden.

Borstgrasrasen gehören zu den am stärksten gefährdeten Lebensraumtypen in Mitteleuropa. Jahrhundertelang wurde das Landschaftsbild von Rinderhutungen, Schafstriften und Mähwiesen geprägt. Bei den Borstgrasrasen handelt es sich also um Grünlandgesellschaften, die aus einer historischen (extensiven) Nutzung auf sauren Böden hervorgegangen sind. Diese Kulturlandschaft war bis in die 1970er Jahre typisch für den Naturraum des Hunsrücks und vergleichbaren Mittelgebirgsregionen.

Heute sind diese Wiesen allerdings selten geworden, da eine regelmäßige landwirtschaftliche Nutzung unwirtschaftlich geworden ist. Die wenigen noch existierenden Flächen drohen brach zu fallen, werden aufgeforstet oder aufgedüngt. Dies führt zum Verschwinden der typischen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten (z.B. Gemeiner Teufelsabbiss, Ochsenauge, Wiesenvöglein, Skabiosen-Scheckenfalter). Auch die ehemals häufig vorkommende Arnika ist fast nicht mehr zu finden.

Durch das von der EU geförderte Naturschutzprojekt zur Erhaltung und Wiederherstellung von Borstgrasrasen in Mitteleuropa werden viele seltene Pflanzen und Tiere erhalten und Lebensräume vernetzt. Verbuschte und bewaldete Borstgrasrasen werden angekauft, wieder freigestellt und durch Mähen oder Beweidung langfristig offengehalten.