• Kindel | Wolf (BKS)

  • Länge: 12.2 km

  • Höhenmeter: 365 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 54538 Kinheim-Kindel | Parkplatz an der Grillhütte Am Römerhang

  • Startpunkt: Grillhütte Am Römerhang

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: September 2020

Weingötter und Kogelherren an der Wolfer Moselschleife

Der 12,2 km lange Moselsteig-Seitensprung Kluckertspfad führt auf den Spuren des Weingottes Succellus sowie den Kogelherren entlang des Kluckerter Bachs zur Wolfer Klosterruine hoch über dem Moseltal auf einer der bekanntesten Moselschleifen.

Der Seitensprung startet an der Grillhütte Am Römerhang am Rande der Weinberge und oberhalb des Kinheimer Ortsteils Kindel. Vom Parkplatz der Grillhütte geht es zunächst durch den Wald ordentlich bergauf. Dabei wandere ich an einigen herrlichen Aussichtspunkten vorbei und erreiche am Taleinschnitt des Kluckerter Bachs auf einer Felsrippe eine kleine Schutzhütte mit dem markanten Aussichtspunkt Fuchsbau. Dort schweift mein Blick ins Moseltal mit dem Weinort Kröv, der auf der anderen Moselseite inmitten der Weinberge liegt. Gegenüber thront die Klosterruine Wolf auf einem Felssporn hoch über der Mosel.

Ein kleiner Pfad führt mich anschließend am Hang entlang in das Seitental des Kluckerter Baches, den ich über Holzbrücken überquere. Dort endet auch das Tal an einer Felsstufe, über die sich je nach Jahreszeit und Wasserstand ein kleiner Wasserfall ergießt. Unterhalb und oberhalb der Brücke findet man auch, im Fels eingeschrotet, einige Reste römischer Mühlen.

Der Pfad schlängelt sich nun weiter am Steilhang entlang, bis er mich auf den Grat zwischen Moseltal und Mühlenbachtal bergauf führt. Nach einem kurzen Stück auf dem geschotterten Wirtschaftsweg, der auf der rechten Seite durch steile Weinberge und auf der linken Seite durch Wald begrenzt wird, erreiche ich die Abbruchkante des Kröver Felssturzes. Dabei bietet die mit einem Zaun abgesperrte Hangkante eine schöne Aussicht ins Moseltal.

Der Weg führt jetzt weiter zwischen Wald und Weinbergen leicht bergab und gibt den Blick auf die Moseltalschleife bei Traben-Trarbach frei. Anschließend tauche ich wieder in den Wald hinein und nähere mich der Klosterruine Wolf. Doch bevor zur Ruine hinaufgeht, führt mich der Moselsteig-Seitensprung noch zu einem geschützt liegenden Rastplatz in einer Senke mit tollem Blick auf das Moseltal.

Anschließend beginnt der kurze Anstieg über einen felsigen Grat zur Ruine des Wolfer Klosters. Die Liebfrauenkirche auf dem Göckelsberg, so der offizielle Name, ist eine der ältesten Pfarrkirchen an der Mosel. Ab 1478 wirkten hier die Goldenen Brüder vom gemeinsamen Leben, auch Kogelherren genannt.

Neben der abgesperrten Ruine befindet sich an der Hangkante ein toller Aussichtspunkt mit Panoramablick auf den gegenüberliegenden Weinort Kröv, der Heimat des berühmten Kröver Nacktarsch.

Vom Plateau des Klosters führt der Seitensprung nun steil bergab in Richtung Wolf. Wenig später wechselt der Weg jedoch die Richtung und führt mich durch die Streuobstwiesen zum Rastplatz Kleinforst. Anschließend wandere ich durch die flachen Weinberge in Richtung Mühlenbachtal.

Danach folgt der Kluckertspfad dem Talgrund für ca. 2 km. Bevor der breite Weg in den Laubwald eintaucht, passiere ich einige Fischteiche und ehemalige Wasserspeicher zur Bewässerung der Weinberge. Ich verlasse das Tal des Mühlenbaches über ein kleines Seitental. Hier führt der Weg steil bergauf, bis ich einen geschotterten Wirtschaftsweg erreiche.

Der Seitensprung hat jetzt die Hochfläche erreicht. Ich wandere ohne große Höhenunterschiede zunächst weiter durch den Wald und später durch das offene Gelände. Dann senkt sich der Weg langsam wieder ins Tal und es geht durch den Wald wieder bergab. Der letzte Abstieg an den Waldrand oberhalb von Kindel erfolgt dabei über einen steilen Pfad.

Auf dem letzten Wegstück geht es hangparallel zwischen Wald und Weinbergen zur Ausgrabungsstätte mit Resten einer römischen Villa, dem Fundort des gallo-römischen Schutzgottes Sucellus. Wenig später erreiche ich schließlich wieder meinen Ausgangspunkt an der Grillhütte Am Römerhang.

Fazit

Der Moselsteig-Seitensprung Kluckertspfad sorgt vor allem mit spektakulären Aussichten ins Moseltal, historischen Stätten sowie idyllischen Pfaden für spannende Abwechslung. Dies gilt jedoch leider nur für die ersten sechs Kilometer. Die zweite Hälfte führt zumeist auf geschotterten Wirtschaftswegen durch die Täler und über die Höhen abseits der Mosel. Dafür kann man hier aber die Ruhe der Natur genießen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Kloster Wolf

  • Höhenangst: Fuchsbau – Kröver Felssturz: sehr schmaler Pfad im Steilhang (ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober

Wissenswertes

Die Mosel hat hier unter Ausbildung mehrerer weiter Mäander, die bis zu 300 m tief eingeschnitten sind, eine typische Mittelgebirgsflusslandschaft mit steilen Prallhängen, seichten Gleithängen und Flussterrassen geschaffen.

Die Nutzung der sonnenexponierten Hänge ist durch Weinbau geprägt, der heute in großflächigen Bewirtschaftungseinheiten betrieben wird. Die Weinbauflächen wurden nach 1960 zunehmend auch in flacheren Lagen ausgeweitet. Die großflächigen Weinlagen werden von felsdurchsetzten Steillagenabschnitten mit kleingliedrigen Terrassen und Stützmauern unterbrochen, wo die weinbauliche Nutzung zunehmend aufgegeben wurde und Verbuschung einsetzt. Klimatisch ungünstige nordexponierte Hanglagen sind von Wald bedeckt.

Das Siedlungsbild prägen die beiden Kleinstädte Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues mit ihren historischen Ortskernen und einige Weindörfer, die auf den flacheren Talhängen angesiedelt sind.

Auf dem Kamm des Kröv gegenüber liegenden Moselhanges wurde im Dezember 1991 festgestellt, dass sich ein etwa 90.000 m3 große Felskörper in Bewegung gesetzt hatte. Trotz einer niederschlagsarmen Periode vergrößerten sich die Abrisse und Spalten immer weiter, sodass am 23. Mai 1992 die Felsmassen durch eine Sprengung kontrolliert zum Absturz gebracht werden mussten.

Das Kloster Wolf war von 1478 bis 1560 eine Niederlassung der Brüder vom Gemeinsamen Leben. Die Liebfrauenkirche auf dem Wolfer Göckelberg wurde jedoch schon im Jahr 1255 erstmals urkundlich und gehört somit zu den ältesten Pfarr- und Marienkirchen an der Mosel. Zwanzig Jahre nach der Klostergründung wurde dann 1498 der Grundstein für eine umfangreichere Klosteranlage mit dem Neubau eines Kapitelhauses und der Ummauerung gelegt. Bereits 1517 wurde das Kloster durch einen größeren Anbau dann nochmal erweitert. Im Zuge der Reformation wurde 1560 das Kloster aufgehoben und die Klostergebäude auf dem Göckelberg verfielen zusehends.

Heute ist nur noch wenig vom Kloster Wolf erhalten. Von der ehemaligen Kirche bestehen nur die Ruine des romanischen Westturms aus dem 12. Jh. und Teil des dreischiffigen Langhauses und Chors aus dem 15. Jh.

Bei Flurbereinigungsarbeiten im Jahr 1976 wurden zwei römische Gebäude entdeckt. Dabei wurde festgestellt, dass es sich um ein Herrenhaus eines römischen Landguts handelte, das dem Grundriss nach im Stil eines einfachen Villentyps (= villa rustica) in der Mitte des 2. Jh. erbaut wurde. Im 3. Jh. wurde dieses Gebäude abgebrochen und durch einen größeren Neubau ersetzt.

Die im Zuge der Grabung freigelegten Mauerreste wurden nach den archäologischen Untersuchungen wieder zugeschüttet, um sie so zu konservieren. Lediglich ein Teil des Heizraums der Mittelhalle wurde freigelassen, um einen kleinen Eindruck dieses Landguts zu bieten.

Während der Ausgrabung wurde außerdem das Sandsteinrelief des Schutzgottes Sucellus gefunden. Die Figur wies dabei eine Besonderheit auf: Neben dem namensgebenden Schlegel in seiner rechten Hand hält er Weintrauben in dem Gewandbauch vor der Brust. Dadurch wird deutlich, dass Sucellus auch ein Schutzgott der Winzer ist. Die Figur des Sucellus ist bislang das einzige Relief von der Mittelmosel, das sicher mit heimischem Weinbau in Verbindung gebracht werden kann. Somit ist belegt, dass an der Mittelmosel bereits in der Römerzeit Wein angebaut wurde.