• Kleinich (BKS)

  • Länge: 13.1 km

  • Höhenmeter: 280 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 54483 Kleinich | Parkplatz am Feuerwehrhaus (Ortsstraße)

  • Startpunkt: Feuerwehrhaus Kleinich

  • Einkehrmöglichkeiten: Bauwagencafé beim Naturkräutergarten Fronhofen | Landhaus Arnoth

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: September 2018

Traditioneller Häuserstil im südwestlichen Moselhunsrück

Seit der Reformation im 16. Jh. bilden insgesamt neun kleine Hunsrückorte die evangelische Pfarrei Kirchspiel Kleinich. Obwohl die zivile Gebietskörperschaft nach der Französischen Revolution entstand und aus dem Kirchspiel die Gemeinde Kleinich wurde, blieb der Name bis heute geläufig.

Der Moselsteig-Seitensprung Kirchspiel’s Tälertour führt dabei durch verschiedene Ortsteile der Gemeinde Kleinich im südwestlichen Moselhunsrück, dessen hügelige und offene Landschaft durch zahlreiche zur Mosel entwässernde und dicht bewaldete Bachtäler geprägt ist.

Vom Feuerwehrhaus am Ortsrand führt uns der Moselsteig-Seitensprung Kirchspiel’s Tälertour zunächst über einen asphaltierten Weg durch die offene Flur in Richtung Götzeroth. Dabei geht unser Blick über die Hochfläche hinweg nach Westen zu den Kuppen der Vulkaneifel. Nach 700 m erreichen wir am Waldrand die höchste Stelle der gesamten Tour (482 m), die mit einem großen Seitensprung-Schild aus Holz markiert ist.

Ein naturnaher Weg führt uns jetzt ins Kautenbachtal. Nachdem wir am Waldrand entlang eine Schafweide umrundet haben, geht es über einen Pfad durch den Fichtenwald direkt zum Kautenbach hinab. Wir überqueren den kleinen Bach und wandern auf der anderen Seite über einen Waldweg weiter bergab. Dabei passieren wir auf dem etwa ein Kilometer langen Abschnitt durch das urige Kautenbachtal immer wieder Ameisenhügel und bemooste Felsformationen.

In einem kleinen Seitental steigt der Weg wieder bis zur Geländekante hin an und führt uns aus dem Kautenbachtal hinaus auf eine Wiesenkuppe. Direkt vor unseren Füßen liegt das nur ca. 50 Einwohner zählende Emmeroth, dessen Häuser sich in einer geschützten Senke verstecken. Der Seitensprung führt uns an einer Gruppe von Alpakas vorbei direkt in den kleinen Ort hinein, wo im Ortskern die traditionellen Fachwerkhäuser mit Naturschiefer sowie teilweise gepflasterten Höfen erhalten sind.

Über einen Wiesenweg geht es nun wieder aus dem Ort hinaus. Dabei bekommen wir einen Blick über das Kautenbachtal hinweg auf den Kirchturm der evangelischen Kirche Kleinich, den Idarkopf und auf Götzeroth. Wenig später biegen wir auf einen Pfad ab, der uns durch den Birkenwald auf die Kuppe des Kordelberges führt. Hier befindet sich mit der Rotzekopp-Hütte eine Grillhütte mit Feuerstellen, die an die Tradition der früheren Wald- und Gartenlokale anknüpfen sollte.

Anschließend durchqueren das 40-Einwohner-Dorf Pilmeroth und passieren dabei eine Viehwaage und einen Brunnen. Auch hier haben sich die schönen alten zweigeschossigen Fachwerkwerkhäuser, deren Wohnfassaden oft mit Naturschiefer verkleidet sind, erhalten. Der Seitensprung gelangt jedoch schnell wieder auf die umliegenden Wiesen und Felder, von wo wir den Blick über das Trabener Bachtal und das Ilsbachtal hinweg auf den Moselhunsrück in Richtung Longkamp genießen.

Über einen Waldweg, der immer wieder von großen Quarzitblöcken gesäumt ist, gelangen wir jetzt ins Ilsbachtal. Zum Schluss geht es dann relativ steil zum Ilsbach hinunter. Wir folgen dem Bach talwärts und kommen zum mächtigen Quarzithärtling Bilstein, der als bizarres Felsengebilde aus dem Tal hervorragt.

Der Pfad wechselt nun die Bachseite und führt uns mit schöner Sicht auf den urigen Ilsbach am Eingang einer Schieferhöhle vorbei weiter talwärts. Nach einer weiteren Bachquerung erreichen wir das Trabener Bachtal und treffen auf die Reste einer alten Mühle. Anschließend führt uns die Tälertour wunderschön am Bach entlang weiter talwärts. Nach ca. einem Kilometer kommen bei der Mündung des Trabener Baches in den Kautenbach an den tiefsten Punkt unserer Tour (247 m) und wechseln wieder ins Kautenbachtal. Der Weg steigt nun wieder leicht an und wir wechseln die Talseite. Ein schöner Pfad führt uns anschließend am Kautenbach entlang durch den Wald bis zu einer alten Steinbrücke. Der Seitensprung berührt hier die Trasse einer alten Wegeverbindung, die vom Moseltal in Richtung Hunsrück verlief.

Wir verlassen nun den Kautenbach und nehmen den Anstieg nach Fronhofen in Angriff. Nach ca. 400 m biegen wir auf einen Pfad ab, der uns durch den Steilhang zum sog. Steintor hinauf bringt. Für die alte Wegeverbindung wurde an dieser Stelle ein Durchbruch durch den Felsen geschaffen, wobei auch ein sehr eindrucksvoller geologischer Aufschluss offengelegt wurde.

Der Weg zieht sich weiter durch den Wald den Hang hinauf. An einer Kehre blicken wir dann auf Fronhofen, das sich fast ganz oben auf dem Höhenrücken befindet. Nach weiteren 900 m Anstieg erreichen wir schließlich den Kleinicher Ortsteil. Wir streifen den Ort aber nur kurz und wandern am Naturkräutergarten vorbei am Ortsrand entlang.

Wir sind nun endgültig wieder auf der Höhe angekommen und können den Blick über das Kautenbachtal hinweg auf Emmeroth sowie Götzeroth schweifen lassen. Darüber hinaus sind auch Aussichten bis weit in die Eifel hinein möglich.

Über einen flachen Wiesenweg erreichen wir wieder die K 126 zwischen Fronhofen und Kleinich. An der Straße entlang führt uns dann ein Wiesenweg am Drei-Steiner-Hof und am Idarhof vorbei zurück nach Kleinich. Wir passieren die Evangelische Kirche Kleinich und folgen der K 106 schließlich durch den Ort mit teilweise hübsch renovierten ehemaligen Bauernhäusern zurück zu unserem Ausgangspunkt am Feuerwehrhaus.

Fazit

Die Kirchspiel’s Tälertour führt durch die offene Flur und attraktive Wälder entlang uriger Bäche und vorbei an bizarren Felsformationen. Dabei bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf das Kirchspiel sowie Fernblicke bis in die Eifel hinein. Die kleinen Ortschaften, die man durchqueren muss, sind teilweise durch schieferverkleidete Fachwerkhäuser und gepflasterte Höfe geprägt. Der Seitensprung ist insgesamt keine spektakuläre Tour – er ist einfach nur schön. Denn die reizvolle Tour verbindet das ruhige und idyllische Naturerlebnis mit kulturhistorischen Aspekten des Hunsrücks.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Aphalt-/Betonanteil

  • Highlights: Bilstein

  • Höhenangst: Kautenbach – Steintor (Serpentinenpfad im Steilhang ohne Fernsicht): Einfach dem Wirtschaftsweg weiter folgen

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Das Kirchspiel Kleinich, wie die Gemeinde Kleinich auch genannt wird, besteht insgesamt aus acht Ortsteilen und hat nur etwa 750 Einwohner. Der Begriff Kirchspiel stammt aus der Kirchensprache und bedeutet nichts anderes als Pfarrbezirk.

Die Kleinicher Gegend wurde wohl zur Zeit Karls des Großen Ende des 8. Jh. christianisiert. Das Kirchspiel selbst wurde jedoch erst 1338 das erste Mal urkundlich erwähnt. Gegen Mitte des 16. Jh. erreichte das Gedankengut der Reformation auch das Kirchspiel Kleinich und wurde 1557 eingeführt.

Die Pfarrkirche in Kleinich wurde 1635 im Dreißigjährigen Krieg angezündet und 1788 abgerissen. Etwa zeitgleich mit der Französischen Revolution wurde die heutige Kirche 1789/90 gebaut. Seitdem waren die Kapellen von Hochscheid, Oberkleinich sowie Fronhofen außer Gebrauch und verfielen teilweise oder waren in gewerblicher Nutzung. Die Kapellen in Oberkleinich und Fronhofen wurden in den 1970er Jahren aber saniert, das Gemeindehaus gebaut (1976 – 1978) und die Stumm-Orgel (1985/86) sowie zuletzt auch die Pfarrkirche in Kleinich (1986 – 1988) renoviert. 2008 kam es zu der Fusion der Kirchengemeinden Kleinich, Hirschfeld-Horbruch und Krummenau. Seit diesem Zeitpunkt führt die Gemeinde den Namen Christus-Kirchengemeinde Kleinich.

Die älteren Häuser im Kirchspiel haben alle einen Hausnamen, der unabhängig von den Familiennamen der jeweiligen Bewohner bleibt. Dabei haben die Hausnamen ihren Ursprung in Vor- oder Familiennamen, der Lage oder einem Beruf, der in dem Haus einmal ausgeübt wurde (z.B. Pauls, Hiewels, Schmieds).

Der südwestliche Moselhunsrück ist durch zahlreiche zur Mosel entwässernde Bachtäler geprägt, die den Naturraum in viele, parallel zueinander in Südwest-Nordost-Richtung verlaufende Rücken und Riedel auflösen. Die nach Südosten ansteigenden Hochflächenreste werden durch die Wasserscheide zur Hunsrückhochfläche begrenzt.

Die Talhänge der bis zu 250 m tief eingeschnittenen Bachtäler sind ihrerseits durch eine Vielzahl kleiner Kerbtäler der Nebenbäche gegliedert, wobei an den steilen Hangpartien verbreitet offene Felsen anstehen.

An den steilen Talflanken stocken fast flächendeckende Laubwaldbestände. Auch entlang der Wasserscheide am Südostrand des Naturraums liegt eine nahezu geschlossene Bedeckung mit Nadelwald vor. Die Hochflächenreste, auf denen sich auch die meisten Siedlungsflächen befinden, sind überwiegend ackerbaulich und intensiv genutzt.

Den Siedlungscharakter prägen kleine und enge Haufen- und Straßendörfer, Weiler sowie einzelne Mühlen in den Tälern. Besonders am Westrand des Naturraums haben sich allerdings einige Dörfer stärker entwickelt. Im Nordosten befindet sich der Flughafen Hahn.

Der Kautenbach ist ein typischer Kleinfluss, der vom Hunsrück zur Mosel fließt. Er entspringt auf ca. 400 m ü. NN bei Kleinich und mündet nach 13,2 km in Traben-Trarbach in die Mosel.

Der Kautenbach entwickelt sich beim gleichnamigen Traben-Trarbacher Ortsteil Kautenbach aus mehreren Quellbächen zu einem schnellfließenden Bach, der durch ein enges Tal zur Mosel fließt.

Im engen Oberlauf grenzen mit Eichen und Hainbuchen bewaldete Hänge direkt an den Bach. Am Unterlauf stehen vor allem Weiden und Erlen, die heute kaum noch wirtschaftlich genutzt werden.

Der Bilstein ist ein Quarzitfelsen, der wegen seiner hohen Widerstandskraft gegenüber Verwitterungs- und Erosionseinflüssen als bizarres Felsengebilde aus der Erde hervorragt. Dabei ist er in weicheres Gestein (Schiefer und Grauwacke) eingebettet, das im Verlaufe der Jahrmillionen durch Wind und Wetter abgetragen wurde.

Die frühklassizistische evangelische Kirche in Kleinich wurde 1789/90 erbaut.

Die heutige Kirche hat mehrere Vorgängerbauten und steht wahrscheinlich an der Stelle eines römischen Tempels. Im Jahr 1220 wird Kleinich noch ohne Kapelle erwähnt. 1318 ist die Pfarrkirche jedoch schon bezeugt. Die Kirche wurde 1635 angezündet, wobei alles Holzwerk einschließlich der Turmhaube verbrannte. Außer durch kriegerische Ereignisse wurde die Kirche auch durch Feuchtigkeit beschädigt. 1788 wurden schließlich Chor und Schiff abgebrochen. Der frühromanische Glockenturm blieb jedoch erhalten und wurde in den Neubau integriert.

Die heutige Kirche ist seit 1809 zudem mit einer Stumm-Orgel ausgestattet, die noch nahezu im Originalzustand erhalten ist.