• Schönstadt | Schwarzenborn | Bracht (MR)

  • Länge: 10.0 km

  • Höhenmeter: 125 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie

  • Parken: 35091 Cölbe-Schönstadt | Wanderparkplatz (Zum Junkernwald)

  • Startpunkt: Wanderparkplatz Schönstadt

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: April 2022

Rund um den Junkernwald

Der Junkernwald ist ein in sich geschlossenes, 320 ha großes Waldgebiet und Namensgeber des 10 km langen Premiumrundwanderwegs Junkernpfad. Dabei wird der südliche Ausläufer des Burgwalds zwischen Schönstadt und Bracht komplett umrundet.

Der Junkernpfad startet auf dem Wanderparkplatz am Ortsrand von Schönstadt und führt mich zunächst 700 m leicht ansteigend bis zum Wasserbehälter am Junkernwald. Der geschotterte Wirtschaftsweg durch die Felder stellt sich dabei als eine Art Zuwegung dar, denn die eigentliche Rundtour beginnt erst hier am Waldrand.

Am Wasserbehälter halte ich mich rechts und wandere über einen Pfad am Waldrand entlang. Dann geht es in den Junkernwald und zum Junkersgrab. In dem Erbbegräbnis, das auf Wunsch der Familie Milching 1798 im Wald errichtet wurde, sind insgesamt 11 Familienmitglieder bestattet oder mit einer Gedenktafel verewigt.

Nach ca. 200 m bin ich wieder am Waldrand angekommen, von wo aus sich mir ein erster herrlicher Panoramablick auf die umliegenden Ortschaften Sindersfeld, Amöneburg, Schönstadt und Reddehausen bietet.

Anschließend passiere ich die mit 309 m höchste Stelle des Premiumrundwanderwegs und wandere weiter in östliche Richtung am Waldrand entlang bis zur Wanderhütte am Schwarzenborner Tor. Am Wasserhäuschen von Schwarzenborn erreiche ich kurze Zeit später den zweiten großartigen Aussichtpunkt mit Panoramablick. Der Blick schweift dabei vom Großen Hirschberg (361 m) über Bracht-Siedlung, Kellerwald, Schwabendorf und Wolfskaute bis zum Alten Rauschenberg (376 m).

Ich wandere nun durch die Felder in Richtung Norden bis zu einer alten Eiche am Großen Hirschberg. Diese erinnert an eine besondere Form der Waldnutzung – den sog. Hutewald. Dieser besteht aus besonders ertragreichen Bäumen, deren Früchte (z.B. Eicheln, Bucheckern und Haselnüsse) dem heimischen Vieh als Waldweide diente. Auch fremde „gedingte Schweine“ durften an zugewiesenen, durch Trifte unterteilten Orten weiden, wofür jedoch ein „Mastgeld“ an die Gutsherren entrichtet werden musste. So entstanden in Mitteleuropa seit der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter lichte unterwuchsarme Wälder mit tief beasteten Hutebäumen.

Danach geht es weiter am Waldrand entlang zur Grillhütte Bracht mit einer Ebene voller Historie. Ab 1937 befand sich hier kurzzeitig ein Feldflugplatz mit Anschlussbahn der Wohratalbahn, der nach Ende des Zweiten Weltkrieges in ein Flüchtlingslager umgewandelt wurde. Nach der Freigabe für die zivile Nutzung entstand ab 1949 der Ortsteil Bracht-Siedlung. Außerdem stieß man bei unterschiedlichen Grabungen auf Funde, die auf eine Steinzeitsiedlung der Bandkeramik (etwa um 3000 v. Chr.) hinweisen.

Der Junkernpfad führt mich dann ein kurzes Stück durch den Wald in Richtung Bracht. Anschließend geht es über die offene Wiese mit Blick auf Bracht zu einigen schön gelegenen Teichen. Nach einer schönen Waldpassage gelange ich dann schließlich auf die Westseite des Junkernwaldes, wo ich entlang des Baches Rotes Wasser nun in südliche Richtung durch das Tal wandere. Zumeist am Waldrand entlang passiere ich die um 1525 erbaute Waldmühle, die bereits seit 12 Generationen Eigentum des Landgrafen von Hessen und im Besitz der Familie Ungemach ist.

Ich folge dem wunderschönen Bachtal weiter bis zur Neuen Mühle, die trotz ihres Namens ebenfalls eine historische Mühle ist. Zwischen Bracht und Bürgeln befinden sich heute noch insgesamt 6 Mühlen, deren historische Gebäude noch erhalten sind. Einige wurden noch bis Anfang des 20. Jh. betrieben und dann zu Wohnhäusern umgebaut.

Am Wasserreservoir verlasse ich das Tal des Roten Wassers und steige den Hang hinauf zum Wasserbehälter oberhalb von Schönstadt. Somit habe ich den Junkernwald einmal vollständig umrundet. Schließlich geht es über den Wirtschaftsweg (Zuwegung) wieder hinab nach Schönstadt und zu zurück meinem Ausgangspunkt am Wanderparkplatz.

Fazit

Der Junkernpfad ist eine abwechslungsreiche Tour, die vor allem mit herrlichen Panoramablicken und dem Tal des Roten Wassers punkten kann. Einige kulturhistorische Erläuterungen auf Infotafeln am Wegesrand runden das Wandererlebnis insgesamt gut ab. Der Junkernpfad gehört allerdings wegen der geringen Höhenunterschiede und der eher langweiligen Wegeführung nicht zu den absoluten Topwanderwegen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Junkersgrab | Panoramablicke

Wissenswertes

Als Junkernwald bezeichnet man das ca. 320 ha große, in sich geschlossene Waldgebiet zwischen Schönstadt und Bracht. Der Wald ist ein Ausläufer des Burgwaldes, dem er abgetrennt durch das Tal des Baches Rotes Wasser südöstlich vorgelagert ist. Der Junkernwald ist überwiegend in Privatbesitz und wird seit ca. 30 Jahren nach den Grundsätzen der sog. Naturgemäßen Waldwirtschaft bewirtschaftet. So werden die natürliche Dynamik der heimischen Waldökosysteme integriert und künstlich homogene Waldstrukturen, die sonst häufig durch Neuanpflanzung nach Kahlschlägen entstehen, vermieden.

Auf Wunsch von Dietrich Georg Ludwig Milching wurde das Erbbegräbnis im Junkernwald mit seiner Beerdigung am 10. Oktober 1798 errichtet. Die Geschichte der Familie Milching von und zu Schönstadt beginnt schon 1331 mit dem Kauf der Wasserburg in Schönstadt. Nahezu 6 Jh. übten sie anschließend das Patronat über die Schönstadter Kirche aus.

In den folgenden Jahren wurden weitere 11 Familienmitglieder in diesem Erbbegräbnis bestattet oder mit einer Gedenktafel verewigt. 1937 wurde Georg Dietrich als letzter seines Geschlechtes in der Familiengrabstätte beigesetzt.

Bracht ist ein Stadtteil von Rauschenberg und hat ca. 950 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1241 als Brachtfe. Nach jahrelangen Besitzstreitigkeiten wurde Bracht 1263 dem Landgrafen von Hessen zugesprochen. Da der Burgwald ein beliebtes Jagdgebiet der Landgrafen war, wurde im 13 Jh. auch ein Jagdschloss am nördlichen Dorfrand errichtet. Um 1720 wurde dann das heutige stattliche Fachwerkgebäude auf den Grundmauern des alten Gebäudes errichtet. Das landgräfliche Jagdhaus diente den Landgrafen und Fürsten auch als geheimer Konferenzort für ihre politischen Entscheidungen. So verband ein schneller Kutschenweg die Jagdschlösser Bracht und Wolkersdorf. Der sog. Herrenweg zieht sich dabei schnurgerade durch den Burgwald.

Das ca. 15 km lange Rote Wasser ist ein rechter Nebenfluss der Ohm und entspringt in den Brücher Wiesen, einem Teil des NSG Franzosenwiesen/Rotes Wasser, in 310 m Höhe. Das Wort „Bruch“ bedeutete früher eine nasse sumpfige Wiese. Anschließend durchläuft das Rote Wasser ein enges Tal mit Biotopen und Teichen in südöstlicher bzw. südlicher Richtung, bis es bei Bürgeln schließlich in südwestlicher Richtung der Ohm zufließt, die selbst nach weniger als 2 km wiederum in die Lahn mündet.

Wie die meisten Bäche des Burgwaldes ist auch das Rote Wasser ein sog. Niederungsbach mit sandigem Substrat. Seinen Namen verdankt der Bach der rötlichen Färbung des Wassers durch ausgewaschene Huminsäuren des anmoorigen Grundsediments. Oberhalb von Bracht ist das Rote Wasser eines der am besten erhaltenen Gewässer des Burgwaldes.