Goethes Weggefährte und niederländische Geschichte
Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling (1740 – 1817), machte sich als Augenarzt, Wissenschaftler und Schriftsteller sowie Weggefährte Goethes einen Namen. Ihm zu Ehren entstand rund um seinen siegerländer Geburtsort Grund der 9,4 km lange Jung-Stilling-Rundweg. Dieser verbindet wichtige Stationen aus dessen Kindheit und führt zur Ginsberger Heide sowie Ginsburg hinauf.
Der Jung-Stilling-Rundweg startet am ursprünglich 1792 erbauten Dorfgemeinschaftshaus Alte Kapellenschule und führt mich zunächst durch den Dorfkern am Spritzenhaus vorbei zu Jung-Stillings Geburtshaus Stölersch, das am 3. August 1928 durch ein Feuer vollständig zerstört wurde. In dem an gleicher Stelle errichteten neuen Gebäude hat der Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein eine Gedenkstube errichtet (Besichtigung nach Terminvereinbarung).
Anschließend verlasse ich den Hilchenbacher Ortsteil und steige den Berg hinauf zum Weidekampen. Dabei eröffnen sich immer wieder einige Ausblicke auf Grund und das Insbachtal. Nach einem Ausblick auf das Nordsiegerländer Bergland macht der Qualitätsweg kehrt und führt über leicht ansteigende Wege am Hang entlang in Richtung Kronprinzeneiche (552 m), die 1833 vom damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795 – 1861) eigenhändig gepflanzt wurde.
Dort quere ich die Bundesstraße B 508 und wandere auf einem mittelalterlichen Handelsweg zur Ginsberger Heide mit angrenzendem Hochmoor hinauf. Dabei passiere ich auch eine Infotafel, die meine Aufmerksamkeit weckt: Hier entstand mit dem Kromfohrländer eine neue Hunderasse (Fun Fact: Wir besitzen mit Milow einen dieser seltenen Kromfohrländer).
Kurz darauf erreiche ich an der Ginsberger Heide den mit 604 m höchsten Punkt des Jung-Stilling-Rundwegs. Gleichzeitig treffe ich hier aber auch auf den Rothaarsteig, der mich die nächsten 500 m begleiten wird.
Es geht dann an einer Köhlerhütte vorbei zur nahegelegenen Ginsburg (583 m), die man über einen 300 m langen Anstieg erreicht. Die Ginsburg ist vor allem ein sehr geschichtsträchtiger Ort: Im Jahre 1568 traf Wilhelm I. von Oranien-Nassau hier seine ersten Vorbereitungen zur Befreiung der Niederlande von spanischer Herrschaft. Außerdem bietet der rekonstruierte Hauptturm mit Aussichtsplattform eine großartige Aussicht auf Hilchenbach, über Teile des Rothaargebirges, des südlichen Sauerlandes und des Siegerlandes.
Von der Ginsburg wandere ich dann auf einem breiten Wirtschaftsweg wieder bergab zum Bahnhof Zollposten, wo ich erneut die B 508 quere. Nachdem ich die Gleise der sog. Rothaarbahn überquert habe, geht es am Kromberg (523 m) vorbei über zumeist leicht befestigte Wirtschaftswege bis ins Insbachtal westlich von Grund. Dort passiere ich zunächst ein Wassertretbecken und folge der Talaue zurück in Richtung Grund. Nach einem letzten Anstieg wandere ich dann etwas oberhalb des Baches am Hang entlang und genieße die Aussichten auf das Dorf Grund. Schließlich steige ich wieder in den Ort hinab und gelange durch die Jung-Stilling-Straße zurück zu meinem Ausgangspunkt am Dorfgemeinschaftshaus Alte Kapellenschule.
Fazit
Der Jung-Stilling-Rundweg erweist sich als geschichtsträchtiger Rundwanderweg, der vor allem kulturelle Höhepunkte bereithält. Als Qualitätsweg kann er hingegen nicht überzeugen. Der hohe Anteil leicht befestigter Wege, der stellenweise Lärmpegel durch die Bundesstraße und die relativ langweilige zweite Hälfte lassen das Wanderherz nicht wirklich höherschlagen. Positive Ausnahmen auf der Tour bilden die verschiedenen Infotafeln mit sehr interessanten Geschichten aus dem Siegerland sowie die Ruine Ginsburg mit toller Aussicht auf Hilchenbach, über Teile des Rothaargebirges, des südlichen Sauerlandes und des Siegerlandes.