• Runkel | Villmar

  • Länge: 12.9 km

  • Höhenmeter: 249 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 65594 Runkel | Bahnhof Runkel (Leinpfad) oder 65606 Villmar | Bahnhof Villmar (Unterau)

  • Startpunkt: Bahnhof Runkel oder Bahnhof Villmar

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Juli 2017

„Ist der Zug schon vorbei?“

Der Rundwanderweg In den Steilhängen der Lahn ist zwar kein Premiumwanderweg, wurde mir aber dennoch herzlichst empfohlen. Es gibt zwei mögliche Startpunkte der Tour: der Bahnhof Runkel und der Bahnhof Villmar. Ich entscheide mich aufgrund der besseren Anfahrt für den ersten Bahnhof.

Von unserem Startpunkt am Bahnhof in Runkel verläuft der Weg bis nach Villmar auf der rechten Lahnseite fast ausschließlich parallel zum Lahnwanderweg. Wir überqueren zunächst den Bahnübergang in der Bahnhofsstraße (L 3020) und steigen über die Straßen In den Amtsgärten sowie Auf dem Klapperfeld hinauf auf den nördlichen Lahnhang. Ein naturbelassener Pfad führt uns nun ins Naturschutzgebiet Wehrley von Runkel. Wir kommen am Ortsrand des Runkeler Stadtteils Schadeck auf den Felsen der Wehrley mit dem Dr. Otto-Bruchhäuser-Tempel, einem Aussichtspavillon, über der Lahn. Der Pfad führt uns weiter am Steilhang oberhalb der Lahn in Richtung Villmar, wobei sich immer wieder Ausblicke ins Lahntal ergeben. Dann geht es weiter am Rand des Naturschutzgebietes entlang und der Pfad knickt schließlich scharf rechts ab. Nachdem wir dem Wiesenweg entlang des Waldrandes gefolgt sind, biegt der Pfad wieder scharf rechts ab und wir durchqueren das Naturschutzgebiet bei den Karlsteinen durch ein kurzes Waldstück. Ein kleiner Abstecher zur Hangkante bietet uns einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Bodensteiner Lay mit dem König-Konrad-Denkmal. Bodenstein und Karlsteine bilden zwei natürliche Kalkfelsen an der Lahn. Hier durchbricht die Lahn den Villmarer Massenkalkzug, wodurch sich das Tal auf weniger als 200 m verengt.

Am Waldrand knickt der Weg erneut scharf rechts ab und wir erreichen auf dem Abstieg ans Lahnufer das Naturdenkmal der mächtigen Ibacheiche. Entlang einer Wiesenfläche kommen wir an die Bahngleise der Lahntalbahn. Dieser Übergang ist ständig mit geschlossenen Schranken gesichert und so muss ich den Hebel einer Sprechanlage drücken, um das Öffnen der Schranke anzufordern.

Eine Stimme ertönt: „Einen Augenblick bitte, es kommt ein Zug von Norden.“ Also warten Milow und ich bis der Zug vorbeigefahren ist. Aber die Schranke bleibt verschlossen. „Ist der Zug schon vorbei?“, tönt es erneut durch die Sprechanlage. Ich bejahe und die Schranke öffnet sich.

Wir passieren ein Wohnhaus und erreichen das Lahnufer. Über den Fahrradweg folgen wir dem Fluss an der Schleuse Villmar vorbei  bis zur Marmorbrücke Villmar. Über die einzige Marmorbrücke Deutschlands geht es über die Lahn auf die linke bzw. südliche Lahnseite.

Wir wandern am Lahnufer entlang bis zum westlichen Ortsende von Villmar. Hier wird es etwas verwirrend, denn die Wegekennzeichnung hört abrupt auf. Also nehme ich mir mein Handy zur Hand und folge der Wegeführung meiner Wander-App. Über die König-Konrad-Straße (L 3063) sowie die Nebenstraße Am Kissel geht es steil hinauf die Hangkante über der Lahn. Nachdem ich Villmar verlassen habe, taucht urplötzlich mitten auf dem Weg wieder die Wegemarkierung auf. Über den Pfad geht es nun durch den Wald zum Aussichtspunkt mit dem König-Konrad-Denkmal.

Nachdem wir der L 3063 für wenige Meter über einen Pfad gefolgt sind, überqueren wir sie erneut und wenden uns nun für einige Zeit von der Lahn ab. Wir folgen dem Wiesenweg für 1,1 km am Waldrand entlang an Feldern vorbei, bis wir ins Tal des Unteren Ansbachs gelangen. Wir folgen dem Bachlauf ein Stück in Richtung Lahn und biegen dann links ab, wo es in Serpentinen den Hang wieder hinauf geht. An der Hangkante entlang bewegen wir uns auf Runkel zu. Eigentlich sollte laut Karte nun ein Pfad rechts hinunter zur Lahn führen, aber hier gibt es keinen Pfad. Ich bin etwas verwirrt, weil auch die Wegemarkierung wieder verschwunden ist. Kurz bevor wir den Friedhof erreichen, kehren wir um und schauen noch einmal nach, ob ich nicht vielleicht einen versteckten Pfad verpasst habe. Aber da ist wirklich nichts. Also suchen Milow und ich einen alternativen Weg zum Lahnufer. Wir passieren den Friedhof, biegen dann in der Straße Kappesborder Berg irgendwann rechts ab und erreichen über einen Wiesenweg die Lahn.

Unmittelbar entlang des Flussufers wandern wir über einen Wiesenpfad an den Schrebergärten in Runkel vorbei. Dabei bietet sich uns ein toller Blick auf die Burgen Runkel und Schadeck sowie auf die historische Steinbrücke über die Lahn. Zum Schluss überqueren wir die Brücke unterhalb der Burg und erreichen unseren Ausgangspunkt am Bahnhof Runkel.

Fazit

Der Rundwanderweg In den Steilhängen der Lahn ist vor allem aussichtsreich und naturnah. Der sehr hohe Anteil an herrlichen Pfaden und naturnahen Wegen sind ein wahrer Genuss für Wanderfreunde. Der kulturelle Aspekt mit den beiden Städten Villmar und Runkel sowie die verschiedenen Aussichten auf das König-Konrad-Denkmal und die Burg Runkel sind sehr beeindruckend.  Ein Negativpunkt ist allerdings die Wegemarkierung, wodurch ich mich zweimal fast verlaufen hätte und ich auf mein eigenes Kartenmaterial zurückgreifen musste.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Pfadanteil
    + hoher Anteil naturnaher Wege
    + abwechslungsreich
    – fehlende Wegemarkierung

  • Highlights: Ausblicke ins Lahntal | Marmorbrücke Villmar | König-Konrad-Denkmal | Runkel

  • Höhenangst: immer wieder Pfade in Steilhanglage

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Stadt Runkel liegt im Lahntal unmittelbar am Lahnufer sowie an den steilen Hängen im Osten des Limburger Beckens, wo sich die Sohle des gewundenen Lahnverlaufs etwa 50 m tief eingesenkt hat.

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt erfolgte im Jahr 1159. Das heute noch bestehende Lahnwehr wurde im 11. oder 12. Jahrhundert zum Betreiben einer Mühle angelegt. Der Bau der Lahnbrücke begann im Jahr 1440, dauerte aber wegen Auseinandersetzungen bis 1448 an. Nachdem Runkel im Dreißigjährigen Krieg 1634 weitgehend zerstört wurde, begann 1649 der Wiederaufbau.

Das 1894 errichtete König-Konrad-Denkmal ist dem deutschen König Konrad I. (911 – 918) gewidmet und steht auf dem Bodenstein-Felsen über der Lahn bei Villmar. Konrad gilt als erster deutscher König und starb 918 in Weilburg. Die aus belgischem Sandstein gefertigte Statur steht auf einem Sockel aus Lahnmarmor und zeigt den König im Gestus der Kronübergabe.

Die Stadt Villmar liegt im Lahntal im Ostteil des Limburger Beckens. Die sogenannte Villmarer Bucht, ist eine nahezu ebene, sich nach Westen öffnende 2 – 3 km breite Terrassenflur, in die das enge, gewundene Lahntal ca. 50 m tief eingeschnitten ist. Durch das milde Klima und die flächenhaften mächtigen Lößlehmböden wird das Gebiet intensiv ackerbaulich genutzt. Villmar liegt in der geologischen Lahnmulde und ist reich an Bodenschätzen aus dem Mitteldevon (Silber, Eisenerz, Dachschiefer, Kalkstein). Besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangte dabei der polierfähige Massenkalk (= Lahnmarmor). Als Baumaterial fand auch der flächenhaft vorkommende, meist grünliche Diabastuff (Schalstein) Verwendung.

Villmar wird erstmals im Jahr 1053 urkundlich erwähnt. Allerdings deutet der Ortsname Villmar sogar auf einen vorfränkischen Ursprung des Ortes hin. Stadtrechte erhielt der Ort im Jahr 1346. Ein großer Teil des Ortes wurde 1536 durch einen Brand zerstört.

Die Marmorbrücke Villmar ist eine Brücke aus Lahnmarmor, der in der Umgebung von Villmar gewonnen wurde, die die Lahn überquert und den links des Flusses liegenden Ort mit der Lahntalbahn verbindet.

Die Brücke wurde 1884 bis 1885 erbaut, um der Stadt Villmar einen direkten Zugang zur 1862 errichteten Lahntalbahn sowie zu den Marmorbrüchen und Grundstücken Überlahn zu ermöglichen.  Bis zur Fertigstellung mussten die Einwohner per Fähre oder Kahn über die Lahn, um an die rechte Lahnseite zu gelangen.

Die Burg Runkel ist die Ruine einer Höhenburg in der Stadt Runkel und erhebt sich etwa 35 – 40 m über dem Lahntal.

Die Burg wurde zwar erst im Jahr 1159 erstmals erwähnt, dürfte aber älter sein und wurde zur Sicherung der Lahnbrücke erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1634 zerstört und die Kernburg wurde danach nicht wieder aufgebaut. Die Gebäude der Unterburg sowie einige Wirtschaftsgebäude wurden hingegen in den Folgejahren wiederhergerichtet bzw. weiter ausgebaut.

Heute befinden sich in der Unterburg ein Museum, eine Kapelle, ein Archiv sowie die fürstlich-wiedsche Verwaltung. Die nicht wiederhergestellten Gebäude der Oberburg können ebenfalls besichtigt werden.

Die Lahnbrücke Runkel ist eine 1448 errichtet Brücke über die Lahn in Runkel. Die Brücke verfügte über Brückentürme sowie eine Zugbrücke und wurde vom Schadecker Burgherrn als „burglicher Bau“ angesehen. Man sah darin einen Widerspruch zu einem 1288 geschlossenen Vertrag und es kam zu einer zweijährigen Fehde. Die Brücke wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach beschädigt, aber nie zerstört. Der Brückenturm wurde 1815 abgerissen und im Zuge der Schiffbarmachung der Lahn wurde 1841/42 die Brücke umgebaut sowie eine Schleuse an der Brücke errichtet.

Die Burg Schadeck ist eine Höhenburg, die auf einem etwa 50 m steil über der Lahn aufragenden Hang liegt, und als Trutzburg gegenüber der Burg Runkel errichtete Anlage im gleichnamigen Runkeler Stadtteil.

Die Burg wurde von 1276 bis 1288 als Trutzburg gegen die Burg Runkel erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg und erneut 1803 wurden Teile der Burganlage geschleift. Der Bauzustand verschlechterte sich zusehends, so dass Teile der Burg einzustürzen drohten, und so begannen 1998 umfassende Sanierungsmaßnahmen.

Eine Innenbesichtigung der Burg Schadeck ist nicht möglich.