• Siefersheim | Neu-Bamberg (AZ | KH)

  • Länge: 9.9 km

  • Höhenmeter: 190 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Botanik | Familie

  • Parken: 55599 Siefersheim | Wanderparkplatz Am Gänsborn

  • Startpunkt: Wanderparkplatz am Gänsborn

  • Einkehrmöglichkeiten: Verschiedene in Siefersheim

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: August 2020

Mediterraner Heidetraum zwischen Fels und Wein

Die knapp 10 km lange Hiwweltour Heideblick führt zwischen Weinbergen und Naturschutzgebieten rund um Siefersheim und Neu-Bamberg zur einzigen Heidelandschaft Rheinhessens auf dem Siefersheimer Horn (271 m).

Vom Wanderparkplatz Am Gänsborn führt uns zunächst ein ca. 600 m langer Zuweg durch Siefersheim zum Einstieg der Hiwweltour Heideblick am Rande der Weinberge. Dann geht es durch die Weinberge hinauf zur Siefersheimer Höll (225 m), die zusammen mit dem Martinsberg das Naturschutzgebiet Höll-Martinsberg bildet.

Mit Blick auf die fruchtbaren Ackerflächen rund um Wonsheim und Stein-Bockenheim wandern wir anschließend durch kultivierte Weinberge und ursprüngliche Flächen zum Ajaxturm.

Wir wandern nun oberhalb des Appelbachtals an den Hangflanken von Galgenberg und Mühlberg entlang in Richtung Neu-Bamberg. Markante Steinrasseln und Heidekräuter des Naturschutzgebiets Neu-Bamberger Heide begleiten dabei unseren Weg. Zudem eröffnet sich uns immer wieder der Blick auf den Eichelberg, mit 322 m das „Dach Rheinhessens“.

Auf einem uralten Wingertspfad geht es dann nach Neu-Bamberg hinab. Kurz vor dem Ort biegt die Hiwweltour jedoch rechts ab und steigt gleich wieder bergan zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die imposante Burgruine Neu-Bamberg.

Nach dem schattigen Pfadabstieg folgt die Hiwweltour Heideblick im Appelbachtal der alten Bahntrasse der Strecke Sprendlingen–Fürfeld bis zur Katzensteigermühle, wo der einzige richtige Anstieg der Tour beginnt. Über idyllische Waldwege geht es dabei teilweise recht steil auf den Mühlberg hinauf. Nachdem wir den Anstieg gemeistert haben, erreichen wir am Waldrand das Adlerdenkmal und genießen den tollen Blick über das Naturschutzgebiet Neu-Bamberger Heide.

Wenig später geht es nochmal leicht bergauf zum Siefersheimer Horn (271 m). Dort wandern wir mitten durch die prächtige Heidelandschaft des Naturschutzgebiets Horn bei Siefersheim zur Winzeralm. Neben Rheinhessens Schönster Weinsicht 2016 bietet der Rastplatz an Sommerwochenenden auch einen Weinausschank.

Mit traumhaften Fernsichten über das Rheinhessische Tafel- und Hügelland bis hin zum Rheingau sowie Hochtaunus wandern wir anschließend wieder an den Weinbergen entlang über das Hochplateau des Naturraums Neubamberger Riegel.

Nach weiteren schönen Aussichten über das Appelbachtal und auf Wonsheim steuert die Hiwweltour den sog. Panoramablick mit dem Tisch des Weines an. Danach geht es durch das Rebenmeer und an einer Kliffstufe aus Rhyolithgestein vorbei zurück in Richtung Siefersheim und über den 600 m langen Zuweg schließlich zu unserem Ausgangspunkt Am Gänsborn.

Fazit

Die Hiwweltour Heideblick zeichnet sich vor allen durch weite Aussichten in alle Himmelsrichtungen und mediterranen Flair mit urwüchsigen Heideflächen, kultivierten Weinbergen und kargen Felspartien aus. Neben der abwechslungsreichen Wegeführung bietet diese Tour mit dem Ajaxturm und der Burgruine Neu-Bamberg auch kulturhistorische Höhepunkte. Ein besonderes Highlight auf dieser Tour ist die sog. Winzeralm, die nicht nur ein Rastplatz mit Rheinhessens Schönster Weinsicht 2016 ist, sondern an Sommerwochenenden auch einen Weinausschank bietet.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Ajaxturm | NSG Neu-Bamberger Heide | Ausblick Winzeralm

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Naturraum Neubamberger Riegel besteht aus einzelnen 250 – 320 m hohen Porphyrkuppen und springt in das Rheinhessische Tafel- und Hügelland vor. Zwischen den Kuppen hat der Appelbach einen Taldurchbruch geschaffen. Der Landschaftsraum stellt gleichzeitig den Nordteil der „Rheinhessischen Schweiz“ dar.

Die Landschaft ist nur gering bewaldet. Die Kuppe des Eichelbergs und die steilen Flanken des Appelbachtals tragen allerdings naturnahe Wälder. Die Steppen- und Felsrasen der waldfreien Kuppenlagen weisen eindrucksvoll auf das extrem niederschlagsarme Klima hin. Ansonsten wird die Landschaft von Weinbergen und Ackerflächen geprägt.

Die in die Ebene vorrückenden Kuppen hatten in der Frühzeit siedlungsgeschichtliche Bedeutung, wie Reste von Ringwällen auf dem Eichelberg und Galgenberg belegen. Heute ist der Raum bis auf die Mühlen und Randbereiche von Neu-Bamberg unbesiedelt.

Der Siefersheimer Höll bzw. Siefersheimer Höllberg liegt unmittelbar südwestlich von Siefersheim in der rheinhessischen Schweiz und wurde zusammen mit dem Martinsberg unter Naturschutz gestellt.

Die Siefersheimer Höll umfasst eine felsige Hügelkuppe aus Rhyolith mit einer seltenen Pflanzengemeinschaft aus z.B. Felsenbirnen, Zwergmispeln, Rosen und Heide sowie einen dichten Ring aus Gehölzen an den Hängen.

Der 1865 bezeichnete Ajaxturm ist ein sagenumwobener, in Größe und Gestalt ungewöhnlicher Weinbergsturm. Dabei wird folgende Geschichte über die Entstehung des Ajaxturms erzählt: Zu Beginn des 19. Jh. lebte in Siefersheim ein reicher Bauernsohn, der schön von Gestalt und ein flotter Tänzer war. Wenn er durch die Straßen schritt, folgten ihm die Blicke der Mädchen. Auch die Tochter des Müllers von der Katzensteiger Mühle war in ihn verliebt und die Zuneigung des Mädchens fand Erwiderung. Doch der starrköpfige Müller war gegen diese Verbindung, denn er hatte zuvor einen Prozess gegen den Vater des jungen Mannes verloren. Die Tochter wurde deshalb mit einem Weinhändler verheiratet und starb an Herzleiden. Der junge Mann blieb hingegen unverheiratet und er ließ an der Stelle, wo er sich einst mit seiner Liebsten getroffen hat, einen Turm erbauen.

Der Appelbach ist ein 39,6 km langer, rechter Nebenfluss der Nahe, der im Nordpfälzer Bergland südwestlich des Donnerbergs entspringt und gegenüber von Bretzenheim in die Nahe mündet.

Er fließt vorrangig in nördliche Richtungen und erreicht nach der Ortschaft Oberhausen an der Appel die Rheinhessische Schweiz. Anschließend fließt der Appelbach durch ein enges Tal und erreicht das Rheinhessische Hügelland.

Die Burg Neu Baumburg ist die Ruine einer 1253 erbauten Höhenburg oberhalb der Gemeinde Neu-Bamberg, die 1668 zerstört wurde.

Nach 1970 fanden aufwendige Restaurierungen mit teilweisen Aufmauerungen der Ruine statt.

Die Anlage der Burg besteht aus einer unregelmäßig rechteckigen Kernburg und einer tiefer liegenden Vorburg. Östlich der Kernanlage steht die katholische Kirche St. Dionysius, die teilweise auf die mittelalterliche Burgkapelle zurückgeht.

Die Bahnstrecke Sprendlingen–Fürfeld, im Volksmund Bawettche genannt, wurde 1887 – 1898 erbaut und diente zur Erschließung der Steinbrüche bei Frei-Laubersheim und Neu-Bamberg, dem Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse (z.B. Rüben und Wein) sowie der Wöllsteiner Ziegelindustrie. Der Personenverkehr spielte nur eine untergeordnete Rolle.

Nachdem der erste Bauabschnitt bis Wöllstein bereits 1888 eröffnet werden konnte, verzögerte sich die Fortführung aufgrund des schwierigen Geländes. Zahlreiche Kurven waren nötig, um die Steigung der Strecke möglichst klein zu halten.

Ende 1958 erfolgte die Stilllegung des Teilstücks Wöllstein–Fürfeld und der Abbau der Gleise. Wegen der Wöllsteiner Ziegelindustrie blieb die Strecke Sprendlingen–Wöllstein bis 1973 in Betrieb. Mit dem Bau der Autobahn 61 kam die Stilllegung dieser Reststrecke, da ein Brückenbau zu teuer erschien.

Auf der Trasse zwischen Wöllstein und Frei-Laubersheim verläuft heute ein Rad- und Wanderweg.

Das Adlerdenkmal auf dem Mühlberg ist ein Krieger- bzw. Gefallenendenkmal aus dem 1. Weltkrieg. Vermutlich wurde es bereits während des Krieges im Sommer 1915 eingeweiht, was zur damaligen Zeit unüblich war. Auch die Bauart aus Feldsteinen macht das Denkmal zu einer Besonderheit.

Das kleine Naturschutzgebiet Neu-Bamberger Heide beherbergt zusammen mit dem Naturschutzgebiet Horn bei Siefersheim mehrere Tausend Heidesträucher und seltene Pflanzen, wie z.B. die Felsenbirne. Dabei ist die Landschaft von Trockenheit, Kargheit, Fels und bizarrem Gehölz geprägt.