• Mörsdorf

  • Länge: 5.5 bzw. 7.8 km

  • Höhenmeter: 302 m

  • Dauer: 2 – 2,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Familie | Abenteuer

  • Parken: 56290 Mörsdorf | Besucherzentrum oder Sportplatz (kostenpflichtig)

  • Startpunkt: Besucherzentrum oder Sportplatz

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiterin: Janine

  • Erwandert: Januar 2017

Ein Wintermärchen

Es war einmal ein traumhafter Wintertag im Januar. Der Schnee hat die Höhen des Rheinlands fest im Griff. Aber an diesem Sonntag strahlt die Sonne am wolkenlosen Himmel. Der Prinz hat eine Überraschung für seine Prinzessin vorbereitet und entführt sie kurzerhand. Ohne zu wissen wo es sie hin verschlägt, steigt sie in die Kutsche. Sie ist neugierig und versucht dem Prinzen sein Geheimnis zu entlocken. Doch der ist schweigsam und fährt tief in den Hunsrück hinein. Erst als die beiden in Mörsdorf ankommen, merkt sie, was er mit ihr vorhat und sie ist verzückt…

Wir parken am Sportplatz, ziehen ein Parkticket an einem der Automaten und folgen der Beschilderung durch den Schnee nach Mörsdorf. Aber anstatt über die asphaltierte Straße und den Feldweg direkt in Richtung Hängeseilbrücke Geierlay zu gehen, wollen wir die Geierlayschleife gehen. Vorbei an der Kirche queren wir die Straße Auf der Lex und kommen an den Startpunkt der Schleife.

Der Weg führt zunächst den Hang entlang auf einem Pfad durch ein Seitental des Mörsdorfer Baches. Durch die Witterungsverhältnisse und Spuren anderer Wanderer ist dies keine einfache Aufgabe. Immer wieder gibt es glatte Stellen und so führe ich uns ein wenig abseits des Pfades steile Passagen hinauf. Am Mückenberg kommen wir dann kurz vor der Hängebrücke endlich auf den Hauptweg.

Als die Brücke in unser Blickfeld gelangt, muss ich zunächst einmal schlucken. Der beeindruckende Anblick lässt mich etwas nervös werden, denn ich habe es nicht so mit der Höhe auf von Menschen gebauten Dingen. Aber als Prinz darf man keine Schwäche zeigen und so freue ich mich dank des Adrenalinschubs auf das Abenteuer und den Nervenkitzel. Trotz Schnee und Eis tummeln sich um die Brücke herum etwa 100 Menschen und man vernimmt immer wieder „Nein, da geh ich nicht drauf“.

Was mich wirklich überrascht ist der enorme Höhenunterschied, den man auf den Brücke überwinden muss. Auf der Brücke zu gehen, ist gar nicht so einfach. Obwohl die Brücke breit genug ist, um bequem an den entgegenkommenden Menschen vorbei zu kommen, muss man auf den vereisten Holzplanken enorm aufpassen. Ich gehe, wann immer es möglich ist, mittig und halte mich auf beiden Seiten am Handlauf fest. Die Brücke schwankt zwar nur minimal, aber jedes Mal, wenn ich auf Seite gehen muss, rutscht mir das Herz tiefer. Zum Glück hat man nur wenige Referenzpunkte am Boden, denn die Brücke führt „nur“ über das bewaldete Mörsdorfer Bachtal. Langsam werde ich mutiger und ich fange an Fotos zu machen, während andere immer wieder umkehren müssen. Trotzdem versuche ich möglichst schnell auf die andere Seite zu gelangen. Janine habe ich in der Zwischenzeit verloren. Sie ist mit Fotografieren und Staunen beschäftigt. Als wir endlich auf der Sosberger Seite der Brücke angelangt sind, fangen wir sofort mit dem Erfahrungsaustausch an und lachen über diejenigen, die es nicht geschafft haben.

Die Geierlayschleife führt nun nach links bergab. Eine kleine Schleife bringt uns zunächst noch einmal unter die Brücke, bevor wir über Forstwege in Richtung Südosten an der Hangkante entlang wandern. Im Vergleich zu der Hängeseilbrücke, ist der Rundwanderweg nur wenig begangen.

Im Mörsdorfer Bachtal stoßen wir auf den Saar-Hunsrück-Steig und folgen dem Bach wieder nach Nordwesten in Richtung Brücke sowie Mörsdorf. Der Weg hat teilweise Steig-Charakter und ist auf einer Passage durch Seile gesichert. Etwa 100 m über uns erstreckt sich die Brücke, als wir sie im Tal unterqueren. Wir queren den Nochelsbach und müssen über einen kleinen Pfad ein Gipfelkreuz erklimmen. Nachdem wir den Mörsdorfer Bach über eine kleine Brücke überquert haben, geht es einen geraden Pfad das Seitental 100 Höhenmeter hinauf nach Mörsdorf.

Die Prinzessin strahlt angesichts der gelungenen Überraschung und ihre Backen haben sich aufgrund der Kälte in zwei rote Äpfel verwandelt. Der Prinz ist ebenfalls erfreut darüber und nimmt die Prinzessin an der Hand. Gemeinsam schlendern sie zufrieden zurück durch Mörsdorf zu ihrer Kutsche am Sportplatz.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann träumen sie noch heute von dieser einzigartigen Erinnerung.

Fazit

Die Geierlayschleife ist ein toller kleiner Rundweg, der neben der Begehung der Hängeseilbrücke Geierlay auch das Mörsdorfer Bachtal mit teilweisem Steig-Charakter und der Unterquerung der Brücke beinhaltet. Die Geierlay ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn man sich nicht auf die Brücke traut. Allerdings sollte man nicht an sonnigen Wochenendtagen nach Mörsdorf fahren.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + abwechslungsreich
    + Hängeseilbrücke
    + Steig-Charakter

  • Highlights: Hängeseilbrücke Geierlay

  • Höhenangst: nein

  • Hund: ja – Leinenzwang auf der Brücke

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die 2015 erbaute, 360 m lange Hängeseilbrücke Geierlay zwischen Mörsdorf und Sosberg im Hunsrück überquert mit einer maximalen Höhe von knapp 100 m das Mörsdorfer Bachtal. Bis zur Errichtung der Titan RT an der Rappbode-Talsperre im Harz im Mai 2017 war die Geierlay die längste Hängeseilbrücke Deutschlands.

Der Name Geierlay ist dem Flurnamen der Gemarkung entnommen, auf der sich die Brücke befindet. Der Felsabhang Geierslay bekam seinen Namen wahrscheinlich daher, dass in der Nähe des Felsens zahlreiche Greifvögel lebten. Bei einem öffentlichen Wettbewerb setzte sich dann Geierlay (ohne s) durch.

Die nach nepalesischem Vorbild konstruierte Brücke hat ein Eigengewicht von 62 Tonnen. Die tragende Konstruktion besteht aus vier unteren, geschlossenen Spiralseilen sowie zwei oben verlaufenden offenen Spiralseilen, die gleichzeitig als Handlauf dienen und auf Schulterhöhe einen Abstand von 1,40 m haben. Die Verankerungen der Tragseile wurden bis zu 25 m tief in den Felsen einzementiert. Die beiden Windlastseile unterhalb der unteren Lastseile dienen der Stabilisierung der Brücke, damit sie sich bei Stürmen nicht überschlägt und generell ein gedämpftes Schwingungsverhalten zeigt. Die Maximallast der Brücke beträgt 76,5 Tonnen, was in etwa 950 Personen entspricht. Der Gehweg ist 85 cm breit und besteht aus nebeneinandergelegten Planken aus Douglasienholz.

Der Mörsdorfer Bach ist ein etwa 10 km langer, rechter Nebenfluss des Flaumbachs im Hunsrück, der durch den Zusammenfluss des Wohnrother Bachs und des Schumbachs bei der Burg Balduinseck entsteht und am Kloster Maria Engelport in den Flaumbach mündet. Das sehr enge Bachtal mit seinen mit Eichen und Hainbuchen bewaldeten Hängen ist teilweise durch extensiv genutzte Talwiesen geprägt. Die Weiden und Erlen in Ufernähe werden allerdings kaum noch wirtschaftlich genutzt. Das Tal ist aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer durch eine artenreiche Moosflora gekennzeichnet.