• Duchroth | Oberhausen an der Nahe (KH)

  • Länge: 14.8 km

  • Höhenmeter: 316 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie

  • Parken: 55585 Duchroth | Wanderparkplatz am Friedhof (Weingartenstraße)

  • Startpunkt: Friedhof Duchroth

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Mai 2022

Herausragende Panoramablicke oberhalb der Nahe

Vor ca. 500 000 Jahren verlagerte die Nahe ihren Lauf und schuf den Gangelsberg mit seinen mehr oder weniger steilen und stellenweise felsigen Hängen. Besonders charakteristisch sind dabei die vielfältigen, mediterran anmutenden Trockenstandorte und das aufgrund der spärlich vorhandenen Vegetationsdecke extreme Mikroklima. Der Gangelsberg ist gleichzeitig Namensgeber der 14,8 km langen Vitaltour Gangelsberg, die über die offene Hochfläche rund um Duchroth – das Dorf der Reben und Rosen – führt.

Die Vitaltour Gangelsberg startet am Friedhof von Duchroth und führt mich zunächst mit Blick auf den Lemberg in Richtung Nahetal. Nach ca. 300 m beginnt dann aber schon der Anstieg durch die Weinberge und Felder hinauf auf den 340 m hohen Gangelsberg. Dabei passiere ich auch das Wingertshäuschen mit einem ersten großartigen Blick auf den gegenüberliegenden Lemberg und die Ortschaft Duchroth.

Auf dem flachen Gipfel angekommen, werde ich mit herrlichen Aussichten in alle Himmelsrichtungen belohnt. Eine Informationstafel weist mich darauf hin, dass hier oben von 1813 bis 1814 eine Station der optischen Telegrafenlinie Metz–Mainz stand, die das bestehende Zeigertelegrafennetz des französischen Kaiserreichs von Paris nach Mainz erweiterte. Höhepunkt auf dem Gangelsberg ist jedoch der übergroße Peter-Baum-Tisch mit seiner Panoramaaussicht. Der Blick schweift hier von der Burgruine Montfort über Duchroth, Odernheim am Glan und das Kloster Disibodenberg bis Staudernheim im Nahetal.

Dann wendet sich die Vitaltour in nördliche Richtung und der Abstieg von der ausgedehnten, weitgehend gehölzfreien Kuppe des Gangelsbergs beginnt. Der Blick fällt nun auf die gegenüberliegende Naheseite mit Welschberg, Heimbergturm und Schloßböckelheim.

Anschließend führt mich ein 200 m langer Abstecher zum Booser Blick, der mir eine Aussicht auf die Ortschaft Boos und das Nahetal ermöglicht.

Ich wandere nun an der West- und Südflanke des Gangelsbergs entlang zurück in Richtung Duchroth. Die Hänge sind hier im Gegensatz zur Nordseite steiler und stellenweise sogar felsig. Dadurch ergeben sich großartige Blicke über das Nahe- und Glantal. In den südlich exponierten Hangbereichen beginnen dann auch wieder die Weinbaulagen. Nach einem kurzen Steilstück den Hang hinunter geht es dann durch die Weinberge und an Felsformationen vorbei in Richtung Nahetal hinab. So erreiche ich nach insgesamt 6,7 km den Aussichtspunkt Disibodenberg. Hier bekommt man nochmal einen ganz anderen Blick auf das Nahetal und den Gangelsberg.

Die Vitaltour führt mich dann leicht bergauf bis zum Brandweiher Biet in Duchroth. Hier folge ich nun dem Historischen Ringpfad bis zum Duchrother Remischen-Stein. Das Remis-chen ist ein im Naheland übliches Maß für einen „offenen“, also im Glas und nicht in der Flasche servierten Wein. Die Menge entspricht einem halben Schoppen, also 0,2 Liter.

Am Standort des ehemaligen Obertors quere ich die Naheweinstraße (L 235) und setze meinen Weg auf dem Historischen Ringpfad fort. Hinter der evangelischen Kirche und den Kriegerdenkmälern verlasse ich Duchroth wieder und wandere durch die Felder und Weinberge in Richtung Hagenbachtal. Dabei fällt der Blick immer wieder auf den vor mir liegenden Lemberg sowie zurück auf Duchroth und den Gangelsberg. Vom Grillplatz auf dem Rotenberg hat man dann eine schöne Aussicht auf die Mondlandschaft am Lemberg und die Burgruine Montfort. Zudem blickt man über das offene Feld auf Gut Hermannsberg, Hüffelsheim, den Steinbruch Traisen und die Nahe bei Niederhausen.

Anschließend geht es oberhalb des Hagenbachtals bis nach Oberhausen an der Nahe. Am Ortseingang quere ich erneut die Landesstraße L 235 und wandere zum Campingplatz Oberhausen, der sich direkt an der Nahe befindet. Mit schönen Blicken auf die Ortschaft, den Lemberg und den gegenüberliegenden Hang geht es ein Stück am Campingplatz entlang.

Die Vitaltour Gangelsberg führt mich die letzten 2 km vom Nahetal etwa 120 Höhenmeter bergauf bis auf die offene Hochfläche von Duchroth. So gelange ich durch die Felder und Weinberge schließlich wieder zu meinem Ausgangspunkt am Friedhof Duchroth.

Fazit

Die Vitaltour Gangelsberg begeistert vor allem durch herausragende Panoramablicke weit über das Naheland hinaus und eine abwechslungsreiche Kultur- und Naturlandschaft mit Weinbergen und schützenswerten Trockenbiotopen. Die kulturellen Höhepunkte, wie der Ringpfad in Duchroth, sorgen für eine äußerst gelungene Mischung an Erlebnismomenten. Da der Premiumrundwanderweg weitestgehend durch eine offene, besonnte Landschaft verläuft, sollte dieser nicht bei Hitze begangen werden.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Gangelsberg | Ringpfad

Wissenswertes

Die imposanten Durchbrüche von Nahe und Alsenz haben die Kuppeln des harten vulkanischen Porphyr- bzw. Porphyrit-Gesteins in kleinere Fragmente gespalten. Die Lemberg-Hochfläche stellt dabei den Teilbereich zwischen Nahe und Alsenz dar.

Der Naturraum wird im Süden sowie am Ostrand durch zusammenhängende Wälder geprägt. Von ihnen wird die offene Hochfläche mit den Ortschaften Feilbingert und Hallgarten eingerahmt. Westlich dieses Waldgebietes schließt ebenfalls eine offene Hochfläche um Duchroth an, die aber nur noch andeutungsweise von bewaldeten Abschnitten eingerahmt wird.

Die waldfreien Hochflächen werden überwiegend ackerbaulich genutzt. Die Bäche sind zu einem wesentlichen Teil naturnah und werden oft von einem schmalen Wiesenband begleitet. Weinbau und Grünland prägen die Hanglagen und ziehen sich teilweise bis auf die Kuppen.

Besonders charakteristisch sind jedoch die vielfältigen, mediterran anmutenden Trockenstandorte im Westen der Hochfläche. Sie leiten nahtlos über zu den trockenen und felsigen Hängen des Nahe- und Häuserbachtals.

Auch die größeren zusammenhängenden Waldgebiete sind im Bereich der steileren Talhänge durch Felsstrukturen, Trockenwälder und Gesteinshaldenwälder stark geprägt. Am Lemberg und im Niederhauser Wald sind zahlreiche Stollen als Relikte früheren Bergbaus (Quecksilber) vorhanden.

Der Lemberg ist mit 422 m die höchste Erhebung am Mittel- und Unterlauf der Nahe. Das dort zu findende magmatische Gestein Porphyrit zeugt von seinem vulkanischen Ursprung.

Am Lemberg gab es mehrere Bergwerke, die vor allem dem Quecksilberabbau dienten. Das scharlachrote Quecksilbersulfid des bereits um die Mitte des 15. Jh. nachgewiesenen Abbaus wurde von Malern jener Zeiten verwendet. Die Steinkohlegewinnung am Lemberg war dagegen sekundär. Die zahlreichen und weitläufigen Steinbrüche am Südhang führten zur Entstehung des Lembergsees.

Im April 1801 wurde in den Stollen des Bergwerks die Beute aus einem nächtlichen Überfall des Schinderhannes aufgeteilt.

Auf dem Berg wurden mehrere keltische Altäre entdeckt. Später bauten auch die Römer hier einen Merkurschrein. Darüber hinaus sind die verlassenen Bergwerksstollen des Lembergs letzte Zufluchtstätten einer Reihe seltener Fledermausarten.

Der Gangelsberg ist ein 340 m hoher Berg im Nahetal. Sein geologischer Aufbau weist eine Vielzahl an Gesteinen auf. Die Nahe umfloss das Massiv bis zur pleistozänen Hauptterrassenzeit (vor ca. 500.000 Jahren) im Süden, verlagerte dann ihren Lauf aber nach Norden und schuf somit ringsherum mehr oder weniger steile und stellenweise felsige Hänge. So basieren die besonders markante Hauptkuppe und Felsformationen am Südwestrand auf vulkanischen Gesteinen des Rotliegend (z.B. Andesit, Latit), während in den flacheren Hangebereichen Ton- und Sandsteinschichten aus älteren geologischen Zeiträumen anstehen. Dadurch ist die Wasserversorgung des Bodens eher schlecht.

Der Gangelsberg weist zudem ein extremes Mikroklima auf. Die spärlich vorhandene Vegetationsdecke bewirkt sehr große Temperaturschwankungen sowohl im Tages- als auch im Jahresverlauf. Während an der Oberfläche tagsüber sehr hohe Temperaturen herrschen, kühlt sie nachts stark ab. Nur Tier- und Pflanzenarten mit speziellen Anpassungen an diese Bedingungen können hier überleben.

Bedingt durch Boden, Relief und Klima lassen sich am Gangelsberg unterschiedliche Landnutzungen finden. Während die ausgedehnten, weitgehende gehölzfreien Kuppenbereiche bis in jüngste Zeit durch traditionelle Schafbeweidung offengehalten wurden, werden die Hangbereiche als Acker- oder Streuobstwiese genutzt. Die südlich exponierten Hangbereiche sind zudem gute Weinbaulagen.

Von 1813 bis 1814 stand auf dem Gangelsberg eine Station der optischen Telegrafenlinie Metz–Mainz, die das bestehende Zeigertelegrafennetz des französischen Kaiserreichs von Paris nach Mainz erweiterte. Mit der Eroberung des linken Rheinufers durch die Preußen und deren verbündeten Truppen wurde die Nachrichtenübermittlung auf dieser Strecke schließlich unterbrochen.

Der heutige historische Ringpfad entspricht dem alten Graben um Duchroth, der entlang der ehemaligen mittelalterlichen Ortsbefestigung verlief.

Weil die Ritter von Montfort ihre Duchrother Untertanen öfters in Streitigkeiten mit hineinzogen, ergab sich die Verpflichtung, für den Schutz der Dorfbewohner zu sorgen. Sie gaben dem Dorf das Pfortenrecht, das den Duchrothern erlaubte, zwei feste Tore zu bauen und ihr Dorf mit einem Graben sowie Verhau zu umfassen. Auch der Kirchhof wurde mit einer starken Mauer befestigt und in die Sicherungsanlagen einbezogen. Durch den Graben wurde schließlich auch die Form des Haufendorfes bestimmt. Außerdem konnte man nur durch die beiden Tore (Untertor und Obertor) ins Dorf gelangen. Außer der durchgehenden Dorfstraße (= Große Gasse) vom Ober- zum Untertor waren sämtliche Dorfstraßen Sackgassen und mündeten in einen Hof oder führten zum Ortsrand.

Die mittelalterliche Befestigung um Duchroth sowie das Ober- und Untertor bestehen heute nicht mehr.