• Sankt Aldegund (ZEL)

  • Länge: 8.7 km

  • Höhenmeter: 363 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Botanik

  • Parken: 56858 Sankt Aldegund | Parkplatz Am Moselstausee

  • Startpunkt: Pfarrkirche St. Aldegundis und Bartholomäus

  • Einkehrmöglichkeiten: verschiedene Möglichkeiten in Sankt Aldegund

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Mai 2019

Kulturweg mit Moselblicken und wildwachsendem Buchsbaum

Der Moselsteig-Seitensprung Felsen.Fässer.Fachwerk führt größtenteils durch die Steilhänge der Gemeinde Sankt Aldegund und besteht aus einem etwa 5 km langen Hauptweg und einer zusätzlichen ca. 4 km langen Höhenroute.

Der Moselsteig-Seitensprung Felsen.Fässer.Fachwerk führt uns vom Parkplatz Am Moselstausee zunächst an der neuen Pfarrkirche vorbei zum Burgrammplatz im historischen Ortskern von Sankt Aldegund. Wir durchqueren die mit Fachwerkhäusern gesäumte Christophorusstraße und passieren den Brunnenplatz. Anschließend verlassen wir Sankt Aldegund und beginnen den steilen Anstieg durch die Weinberge zum Kehr-Heiligenhäuschen, das sich auf einem Felsen oberhalb der Staustufe St. Aldegund befindet. Hier können wir zum ersten Mal den Blick auf die Mosellandschaft, Sankt Aldegund und Neef genießen.

Wir verlassen nun den Moselsteig-Seitensprung und wandern auf dem 400 m langen Panoramapfad Kehr-Heiligenhäuschen zum Aussichtspunkt Calmont-Blick, wo sich uns ein Ausblick auf den steilsten Weinberg Europas bietet.

Zurück auf dem Hauptweg, kommen wir an der Höhle Goldkaul vorbei, wo man im 19. Jh. versuchte Kupfererz abzubauen. Es geht nun auf teils engen und steinigen Pfaden durch den Steilhang oberhalb von Sankt Aldegund zur Josefshöhe. Anschließend wandern wir über den Palmberg-Pfad oberhalb der Weinlage Sankt Aldegunder Palmberg-Terrassen in extremer Steillage durch eine der größten wild wachsenden Buchsbaum-Kolonien der Mosel.

Am Ende des ca. 600 m langen Pfades erreichen wir schließlich das tief eingeschnittene Korrattal. Hier hat man nun drei Möglichkeiten: Entweder man kehrt nach Sankt Aldegund zurück, wandert auf direktem Weg zum Aussichtspunkt Heinrich-Raulwing-Platz oder biegt auf 4 km lange Zusatzschleife Höhenroute Kulturweg ab.

Die Höhenroute führt uns zunächst durch das urige Korrattal talaufwärts. Anschließend wandern wir durch Fichten- und Eichenwälder auf die offenen Felder der Gevenicher Hochfläche zum Hochheid (372 m). Danach passieren wir einige Wochenendhäuser und gelangen schließlich ebenfalls zum Heinrich-Raulwing-Platz. Von hier eröffnet sich uns ein toller Blick auf die Landschaft sowie auf die Moselgemeinden Sankt Aldegund, Bullay, Alf und Neef.

Der Moselsteig-Seitensprung Felsen.Fässer.Fachwerk führt jetzt wieder hinab ins Moseltal. Über einen steilen Pfad gelangen wir zunächst auf eine Schotterstraße, der wir in einer großen Schleife für ca. 900 m folgen. In einer Spitzkehre verlassen wir die Straße wieder und wandern oberhalb der Weinberge zurück ins Korrattal. Über einen steilen Pfad wandern wir dann hinab nach Sankt Aldegund und zur romanischen Alten Kirche von 1144. Am St. Aldegunder Brunnestiffje vorbei geht es unterhalb der Weinlage Sankt Aldegunder Palmberg-Terrassen wieder in den Ort und schließlich zurück zu unserem Ausgangspunkt am Parkplatz Am Moselstausee.

Fazit

Auf dem Moselsteig-Seitensprung Felsen.Fässer.Fachwerk kommen vor allem kulturhistorisch interessierte Wanderer auf ihre Kosten. Die zahlreichen Informationstafeln entlang des auch als Kulturweg Sankt Aldegund bezeichneten Premiumrundwanderwegs geben Auskunft über Natur, Kultur und Geschichte der Region. Besonders hervorzuheben sind dabei die zahlreichen tollen Ausblicke in das Moseltal sowie der Palmberg-Pfad durch eines der größten Vorkommen des wild wachsenden Buchsbaums an der Mosel. Einziger Wehrmutstropfen ist der hohe Anteil an leicht befestigten Wegen, der sich vor allem auf der Höhenroute wiederfindet.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    + hoher Pfadanteil

  • Highlights: Historischer Ortskern | Ausblicke ins Moseltal | Palmberg-Pfad

Wissenswertes

Die Mosel durchfließt im Cochemer Krampen ein schmales Sohlenkerbtal in mehreren Mäandern. Durch den Ausbau der Mosel zur Schifffahrtsstraße ist der Charakter zwar deutlich überformt, aber das Relief und der Flussverlauf in ihren Grundzügen noch erhalten.

Die steilen, sonnenexponierten Prallhänge sind trockenwarm geprägt mit einem Wechsel von Rebflächen, Weinbergsbrachen und Halbtrockenrasen, Trockengebüschen und Felsen. Die nördlich exponierten Talhänge sind fast durchgehend bewaldet. Sie sind ebenso wie die offenen Hanglagen durch Felsvorsprünge, Gesteinshalden- und Trockenwald geprägt. Die Talniederung und die sanften Gleithänge teilen sich landwirtschaftliche Flächen und Siedlungen. Die ursprüngliche Grünlandnutzung ist durch Ausweitung des Weinbaus in flachere Lagen und durch die Ausdehnung der Ortslagen zurückgegangen.

Das Siedlungsbild wird mit Ausnahme von Cochem von Weindörfern bestimmt.

Die Gevenicher Hochfläche bildet mit Höhen von rund 400 – 450 m den Übergang vom Moseltal zur östlichen Hocheifel. Die Landschaft ist durch Talsysteme, die sich in bis zu 200 m tiefen, windungsreichen Kerbtälern eingeschnitten haben, gegliedert.

Das Relief der Landschaft spiegelt sich auch in der Nutzungsverteilung wieder. Waldflächen erstrecken sich in Form breiter Bänder entlang der Talflanken. Die Hochflächen sind nahezu waldfrei und unterliegen überwiegend ackerbaulicher Nutzung. Grünlandnutzung bestimmt die Bachursprungsmulden und die Talsohlen sowie die ortsnahen Lagen.

Die Hochflächen stellen die bevorzugten Siedlungsflächen dar. Mit Ausnahme einiger Mühlen sind die Talräume siedlungsfrei geblieben. Bei den meisten Ortschaften hat sich der überwiegend bäuerlich geprägte Siedlungscharakter der Haufen- und Straßendörfer erhalten.

Die Mosel hat hier unter Ausbildung mehrerer weiter Mäander, die bis zu 300 m tief eingeschnitten sind, eine typische Mittelgebirgsflusslandschaft mit steilen Prallhängen, seichten Gleithängen und Flussterrassen geschaffen.

Die Nutzung der sonnenexponierten Hänge ist durch Weinbau geprägt, der heute in großflächigen Bewirtschaftungseinheiten betrieben wird. Die Weinbauflächen wurden nach 1960 zunehmend auch in flacheren Lagen ausgeweitet. Die großflächigen Weinlagen werden von felsdurchsetzten Steillagenabschnitten mit kleingliedrigen Terrassen und Stützmauern unterbrochen, wo die weinbauliche Nutzung zunehmend aufgegeben wurde und Verbuschung einsetzt. Klimatisch ungünstige nordexponierte Hanglagen sind von Wald bedeckt.

Das Siedlungsbild prägen die beiden Kleinstädte Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues mit ihren historischen Ortskernen und einige Weindörfer, die auf den flacheren Talhängen angesiedelt sind.

Sankt Aldegung ist ein Wein- und Ferienort an der Mittelmosel, der etwa in der Mitte zwischen Trier und Koblenz liegt.

Das keltische St. Aldegund befand sich am Platz des heutigen historischen Ortskerns. Aber auch Fundamente einer römischen Villa rustica sowie ein spätrömisches Frauengrab belegen die frühe Besiedlung auf der Gemarkung von St. Aldegund. Namensgeberin ist die heilige Aldegundis, eine merowingische Fürstentochter, zu deren Ehren wohl schon im 9. oder 10. Jh. eine Kapelle errichtet wurde. Der Ort selbst wurde aber erst 1097 erstmals urkundlich erwähnt.

Der Weinbau hat St. Aldegund über Jahrhunderte Leben und Arbeit nachhaltig geprägt. Heute existieren um die 24 Weinbaubetriebe und es werden auf 17 ha bestockter Rebfläche zu etwa 86 % Weißweinrebsorten angebaut.

Im historischen Ortskern von St. Aldegund sind zahlreiche Fachwerkhäuser aus der Zeit ab dem 15. Jh. gut erhalten.

Anhand der verschiedenen Entstehungsjahre kann man die Entwicklung des Moselländischen Fachwerkbaus über die Jahrhunderte erkennen. Das älteste Haus in St. Aldegund wurde bereits 1473 erbaut. Aufgrund von Feuern und höheren Versicherungsprämien wurden viele Fachwerkhäuser Anfang des 19. Jh. nachträglich verputzt. Danach wurden zwar noch teilweise Fachwerkskonstruktionen verwendet, aber diese waren von Anfang an verputzt. Zahlreiche Fachwerkhäuser wurden bis heute jedoch wieder freigelegt.

Der Bugrammplatz wurde zwar erst 2006 an der Gabelung Christophorusstraße/Bergstraße angelegt, erinnert aber an eine lange Tradition in St. Aldegund:

Wie auch in anderen Orten entlang der Mosel gab es auch hier schon früh eine Anlegestelle für Schiffe, die sich an der heutigen Staustufe befand. Damit sie anlegen konnten, wurde eine „Anlegestelle“ mit in den flachen Uferbereich gerammten Pfählen und einem Steg gebildet (Ramm). Das Kommando der Aldegunder Bürger zum Anlegen der Schiffe war dann wohl „Bug an die Ramm“.

Dies hat den Bürgern den Namen „Bugrammer“ eingebracht.

Das Kehr-Heiligenhäuschen ist eine kleine Kapelle aus dem 18. Jh. sowie ein Aussichtspunkt und liegt nördlich von St. Aldegund auf einem Felsen. Sein Ursprung geht auf einen keltisch-römischen Kultplatz sowie auf die Siedlung Heiligenhausen zurück, die es hier gegeben haben soll.

Die Goldkaul ist eine ehemalige Schürfstelle oberhalb des Kehr-Heiligenhäuschens. Sie entstand 1862 bei der Suche nach Kupfererz. Die Grabung blieb jedoch ohne Erfolg. Da das ausgebrochene Gestein aber teils mit goldfarbigem Glimmer leicht durchsetzt war, bekam die Schürfstelle den Namen Goldkaul.

Der frostfreie Stollen wird heute von Fledermäusen und Salamandern zur Überwinterung genutzt.

Der Calmont zwischen Bremm und Ediger-Eller ist ein steil über der Mosel aufragender, bis zu 380 m ü. NN Randhöhenzug des Moseltals. Mit dem Bremmer Calmont und dem Ellerer Calmont besitzt er zwei Weinbaulagen, die mit Hangneigungen bis über 65 Grad zu den steilsten Lagen der Welt zählen.

Auf dem Calmont befand sich im 2. – 4. Jh. ein gallo-römischer Umgangstempel, der 2008 rekonstruiert wurde. Südwestlich des Gipfels befindet sich mit einem 12 m hohen Kreuz das weithin sichtbare und um 1970 errichtete Mahnmal der Kriegsgeneration. Dort starten auch Gleitschirmflieger zu Flügen über dem Moseltal.

Nur noch ein Teil der ursprünglichen Weinberge wird bebaut. An den steilen Schieferhängen des Calmonts wächst ein besonders guter Riesling, wobei die Winzer immer noch Handarbeit angewiesen sind.

Das mediterrane Klima im Moseltal lässt auch Pflanzen wachsen, die ursprünglich aus wärmeren Ländern stammen. So hat sich im steilen Felshang des Korrattals eine Buchsbaum-Kolonie gebildet, die zu den größten wild wachsenden Vorkommen an der Mosel zählt. In Deutschland kommt wilder Buchs nur in Teilen des Schwarzwaldes sowie an Rhein und Mosel vor.

Der St. Aldegunder Buchs wurde früher bis ins Saarland als Palmzweige verkauft. Daher ist der Buchsbaum auch unter dem Namen „Palmen“ geläufig. Dadurch hat der Buchs auch der bekanntesten St. Aldegunder Weinlage, den Palmberg-Terrassen, den Namen gegeben.

Der Heinrich-Raulwing-Platz ist ein Wald-Erholungsplatz für Feste bzw. Feiern und wurde nach dem 1992 verstorbenen Möbelfabrikanten Heinrich Raulwing aus Bad Oeynhausen benannt. Raulwing förderte den Ausbau dieses Platzes und wurde 1973 Ehrenbürger der Gemeinde Sankt Aldegund.

Die romanische Alte Kirche von St. Aldegund steht an der Stelle eines uralten Kultplatzes oberhalb des Ortes, wo bereits die Kelten ihre Götter verehrt haben sollen, und wurde 1144 erstmals urkundlich erwähnt. Die dem heiligen Apostel Bartholomäus geweihte Kirche war Jahrhunderte Wallfahrtsort der Bauern der Umgebung.

Die Bevölkerung von St. Aldegund hegte in den Jahren nach 1860 den Wunsch eine größere Kirche in der Ortsmitte zu bauen, weil die Alte Kirche die wachsende Bevölkerung bei den Gottesdiensten nicht mehr aufnehmen konnte. Nach Fertigstellung der neuen, neugotischen Kirche wurde die Alte Kirche verlassen und die Gemeinde verkaufte wesentliche Teile der Ausstattung, um die neue Kirche finanzieren zu können. Die Alte Kirche verfiel anschließend zunehmend. Erst 1912/1913 wurde die Bausubstanz gesichert. Bei einer umfassenden Sanierung 1967 wurde die Kirche dann nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert.

Heute dient die Kirche für gelegentliche Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen.