• Bretzenheim (KH)

  • Länge: 9.3 km

  • Höhenmeter: 192 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55559 Bretzenheim | Kronenberghalle (Winzenheimer Str. 29)

  • Startpunkt: Kronenberghalle Bretzenheim

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Juni 2020

Auf den Spuren des Eremiten

Ein Eremit (oder auch Einsiedler) ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von anderen Menschen lebt. Ursprünglich ging es bei dem Begriff um Christen, die geistliche Motive für diese Art von Lebensform hatten. Dabei unterschied man in der frühen Kirche allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Ordensgemeinschaften, Klöster oder auch Ortschaften. Das Eremitentum gehört somit zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des Mönchtums in Europa.

Die 9,3 km lange Vitaltour Eremitenpfad begibt sich auf die Spuren der Eremiten, die vor Jahrhunderten in einer Felseneremitage zwischen Bretzenheim und Guldental lebten. Die vermutlich als heidnische Kultstätte von Hand in den Sandstein gehauene Eremitage gilt dabei als das einzige Felsenkloster nördlich der Alpen.

Ich starte die Vitaltour Eremitenpfad an der Kronenberghalle in Bretzenheim, überquere zunächst die Winzenheimer Straße und folge dem Wirtschaftsweg, der mich durch die offenen Felder bis zur Weinbergslage Kreuzberg führt. Anschließend biege ich auf einen grasbewachsenen Feldweg ab und wandere sanft bergan durch die Weinberge. Bereits nach wenigen Metern werde ich mit einem schönen Blick auf Bretzenheim und in Richtung Bad Kreuznach belohnt.

Danach geht es auf einem Grasweg entlang der Hangkante eines alten Sandsteinbruchs zwischen Gebüsch und Weinbergen wieder leicht bergab bis kurz vor ein Feldkreuz. Hier zweigt die Vitaltour jedoch links ab und führt mich zu der Weinbergslage unterhalb des alten Bretzenheimer Steinbruchs.

Anschließend biege ich wieder im spitzen Winkel links ab und wandere durch ein Wäldchen mit geschlossenem Blätterdach. So erreiche ich dann einen Rastplatz, der sich direkt an der steil abfallenden roten Sandsteinwand des Steinbruchs befindet.

Ich umrunde einen Weinberg entlang einer roten Sandsteinwand, bevor es über Treppenstufen richtig steil den Hang hinauf geht. Anschließend halte ich mich rechts, wandere über einen Grasweg leicht ansteigend am Hang entlang und genieße die Ausblicke ins Guldenbachtal. Aber auch der Blick in die Ferne lohnt sich: Dieser reicht vom Niederwald-Denkmal im Rheingau bis zum Feldberg im Hochtaunus.

Wenig später geht es aber begleitet von Rosenbüschen auch schon wieder leicht bergan. Dann biege ich links auf den Weg der Entschleunigung ab und gelange über ein schmales, steiles Pfädchen mit Treppenstufen durch dichtes Gehölz hinunter ins breite Guldenbachtal. Dort biege ich auf den Eremitageweg ab und passiere die Gebäude der Wohnungslosenhilfe der Bad Kreuznacher Diakonie. Hinter dem letzten Gebäude, einem ehemaligen Jagdschloss aus dem 19. Jh., halte ich mich dann links und wandere über einen kleinen Stichweg hinauf zur beeindruckenden Felseneremitage. Dieses von Hand in den roten Sandstein gehauene Monument aus vorchristlicher Zeit war für Jahrhunderte Heimstätte für Einsiedler sowie Mönche und gilt als einziges Felsenkloster nördlich der Alpen.

Danach führt mich die Vitaltour Eremitenpfad auf einem Damm am Guldenbach entlang, bevor ich kurz vor dem Campingplatz Lindelgrund links in den Lindelwald abbiege. Nach einem kurzen Anstieg erreiche ich einen weiteren Rastplatz mit herrlichem Blick ins Guldenbachtal und auf den Weinort Guldental.

Anschließend geht es auf schmalen Pfaden durch die urige Vegetation des Lindels mit seinen knorrigen Eichen sowie alten Buchen. Dann halte ich mich links und wandere für ca. 300 m auf einem Wirtschaftsweg zwischen Waldrand und Weinreben, bevor es nochmals in den dichten Wald hinuntergeht. Nach 500 m verlasse ich ihn dann aber endgültig und wandere über die offene Hochfläche an den Weinreben vorbei zum imposanten Rheingaublick mit einer halbrunden Sitzgruppe. Der Blick schweift erneut über das Niederwald-Denkmal, die Rochuskapelle und den Taunus bis nach Rheinhessen.

Nur 100 m weiter erreiche ich dann den ebenfalls beeindruckenden 30-Dörfer-Blick. Hier blickt man über das Nordpfälzer Bergland zum Donnersberg und weiter über den Kreuznacher Stadtwald mit der Gans, das Salinental bis zum Rotenfelsmassiv.

Durch die Weinberge geht es dann wieder zum Fuß des Kreuzbergs hinab, wo ich schließlich wieder durch die offenen Felder zurück zu meinem Ausgangspunkt an der Kronenberghalle wandere.

Fazit

Die Vitaltour Eremitenpfad ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Neben schroffen roten Sandsteinfelsen und Weinbergen bietet dieser Weg auch sanfte Hügel und urwüchsige Natur. Dabei kann die Vitaltour aber vor allem mit tollen Fernblicken und einem hohen Pfadanteil punkten. Absoluter Höhepunkt ist jedoch ohne Frage die einzigartige Felseneremitage. Zudem wird einem mit Hilfe von kleinen Infotafeln und Geschichten immer wieder das Thema Eremiten nähergebracht.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + hoher Pfadanteil

  • Highlights: Felseneremitage | Rheingaublick | 30-Dörferblick

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Westlich der unteren Nahe steigt das Innere Kreuznacher Lösshügelland allmählich an. Es wird vorwiegend aus Riedeln zwischen asymetrischen Tälern aufgebaut, die mit Ausnahme des Guldenbachtals fächerförmig bei Bad Kreuznach zusammenlaufen.

Die steilen südwest- bis südostexponierten Hänge werden von Weinbergen eingenommen. Die Oberflächen der Riedel sind von sandig-steinigen Schotterböden bedeckt. Sie wurden noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts von Heiden eingenommen, dann aber mehr und mehr zum Weinbau genutzt. Heute ist etwa ein Drittel des Landschaftsraums Rebfläche.

Die typischerweise in Hangrichtung bewirtschafteten Weinbergslagen werden durch zwischenliegende Feldgehölze gegliedert und teilweise wie bei Roxheim von bewaldeten Kuppen begrenzt. Restbestände terrassierter Weinbergslagen sowie magerer Wiesen oder Halbtrockenrasen, vereinzelt auch Streuobst, sind zerstreut erhalten.

Von den Riedeln fallen die flachen, breit ausladenden Ost-, Nordost- und Nordhänge ab, die mit tiefgründigem Lösslehm überdeckt sind und gutes Ackerland darstellen. Wälder, zum Teil Trockenwälder und Gesteinshaldenwälder, bedecken die wenigen steilen Nordhänge des sonst waldfreien Landschaftsraums.

Die Ortsgründungen erfolgten meistens in den Tälern, von wo sich die Orte teils bandartig innerhalb der Täler, teils auf anschließende flachere Hänge ausgedehnt haben. Vor allem entlang der größeren Bäche häufen sich Mühlen.

Ein Eremit (oder auch Einsiedler) ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von anderen Menschen lebt. Ursprünglich ging es bei dem Begriff um Christen, die geistliche Motive für diese Art von Lebensform hatten. Dabei unterschied man in der frühen Kirche allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Ordensgemeinschaften, Klöster oder auch Ortschaften. Das Eremitentum gehört somit zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des Mönchtums in Europa.

Der Tag des Eremiten war streng geregelt: Er begann um 4 Uhr früh. Bis 6 Uhr folgten genau festgelegte Gebete, danach christliche Lektüre. Bis 9 Uhr sollte die Hausarbeit verrichtet und 10 Uhr eine Messe besucht werden. Um 11 Uhr war dann Essenszeit. Ab 12 Uhr waren Gebete sowie geistliche Erbauung vorgesehen und von 13 bis 15 Uhr körperliche Arbeit. Um 15 Uhr folgten dann weitere Gebete, etwas freie Zeit und Zubereitung der Abendvesper. Nach dem Abendgebet begann um 20 Uhr schließlich die Nachtruhe.

Auch der Besitz eines Eremiten durfte neben geistlichen Büchern nur das Allernötigste umfassen: Kruzifix, ein Bild der Mutter Gottes und des heiligen Johannes des Täufers, ein Bett mit Strohsack und Decke, Tisch, Stuhl und Betstuhl.

Die Felseneremitage zwischen Bretzenheim und Guldental ist das einzige Felsenkloster nördlich der Alpen.

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit wurde sie vermutlich als heidnische Kultstätte von Hand in den Sandstein gehauen. Die Römer nutzten sie dann bis ins 4. Jh. als Tempel des Mithras-Kultes (Mithräum). In der frühchristlichen Zeit erfuhr sie vermutlich zwischen dem 6. und 8. Jh. eine christliche Umwidmung. In dieser Zeit wurde auch die erste Klause in den roten Fels gemeißelt. Urkundlich wird die Felseneremitage erstmals im Jahre 1043 in Form eines in dieser Zeit geweihten Altars erwähnt. Im Laufe der Zeit entstanden ein Kloster sowie Kirchengebäude und ein Gästehaus für Priester. Für rund 80 Jahre wurde die Eremitage zum vielbesuchten Wallfahrtsort. Im Gegensatz zu der heute noch begehbaren Felsenwohnung fielen Kloster und Kirchengebäude 1567 einem Erdrutsch zum Opfer und existieren nicht mehr. Die Felsenwohnung umfasst ca. 90 m² und diente zeitweise als Konvent einer Klosteranlage bzw. Eremiten als Wohnstatt. So lebten hier zwischen 1710 und 1827 über die Zeit insgesamt 23 Eremiten.

Die Felseneremitage befindet sich heute auf dem Gelände der Wohnungslosenhilfe kreuznacher diakonie. Das Außengelände kann dabei jederzeit besichtigt werden. Die Felsenwohnung ist hingegen nur mit einer Führung zu besichtigen.

Der Guldenbach ist ein ca. 33 km langer linker Nebenfluss der Nahe, der als Volkenbach nordwestlich von Erbach auf einer Höhe von 486 m ü. NN entspringt und am nördlichen Ortsrand von Bretzenheim in die Nahe mündet.

Der Bach fließt an Rheinböllen vorbei und dann in überwiegend südöstlicher Richtung durch Stromberg, Schweppenhausen, Windesheim und Guldental. Dabei trennt er den Soonwald im Südwesten vom Binger Wald im Nordosten.