• Idar-Oberstein (BIR)

  • Länge: 15.9 km

  • Höhenmeter: 560 m

  • Dauer: 4 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55743 Idar-Oberstein | Parkplatz an der Historischen Weiherschleife (Tiefensteiner Str. 87)

  • Startpunkt: Historische Weiherschleife

  • Einkehrmöglichkeiten: Gaststätte Zur Weiherschleife

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Oktober 2021

Die Edelstein- und Garnisonsstadt

Die 15,9 km lange Traumschleife Edelsteinschleiferweg steht ganz im Zeichen der Edelsteine und deren Bedeutung für die Stadt Idar-Oberstein. So verläuft der Premiumrundwanderweg in einigen Bereichen auf alten Schleiferpfaden, auf denen einst die Edelsteinschleifer zur Arbeit unterwegs waren. Außerdem führt die Traumschleife zu den Edelsteinminen Steinkaulenberg, die die einzigen in Europa für Besucher zugänglichen Edelsteinstollen sind. Daneben spielt bei diesem Weg auch die Garnisonsstadt Idar-Oberstein immer wieder eine Rolle.

Die Traumschleife Edelsteinschleiferweg führt mich im Idarbachtal zunächst über das Gelände der Historischen Weiherschleife und am Kallwiesweiher vorbei. Nachdem ich das Gelände der Weiherschleife wieder verlassen habe, geht es einige Meter an der Bundestraße B422 entlang.

Nach der Straßenüberquerung, steht dann der erste Anstieg der Tour bevor. Dabei führt mich ein Pfad durch den Wald zum Aussichtspunkt Flakstellung hinauf. Von dort bieten sich Ausblicke über die Weiherschleife, die dahinter steil aufsteigenden Felswände eines Steinbruchs und zum einige Kilometer entfernt stehenden Turm der Wildenburg.

Über stadtnahe Waldwege und Pfade wandere ich anschließend oberhalb von Idar-Oberstein in südliche Richtung. Nachdem ich die Saarstraße überquert habe, geht es weiter in Richtung Algenrodt. Dabei eröffnet sich auch das erste Mal der Blick auf den Stadteil Oberstein und das Gebäude der Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein (sog. Börsenhochhaus).

Im Stadtteil Algenrodt quere ich dann an einem Kreisverkehr mehrere Straßen und wandere zum Aussichtspunkt Schachenkopf mit einem weiteren Ausblick über die Stadt. Anschließend geht es an der Grenze des militärischen Bereichs entlang durch den Wald. Kurze Zeit später passiere ich das Schützenhaus und gelange über einen Pfad zum Aussichtspunkt Hasenklopp mit Ausblick über Idar-Oberstein, auf das Börsenhochhaus und den 1902 zu Ehren von Fürst Otto von Bismarck erbauten Bismarckturm.

Danach wandere ich durch den bewaldeten Steilhang zum Picknickplatz Dietzenplatte und weiter bis zur Klotzberg-Kaserne, die hoch über der Nahe thront. Anschließend geht es auf schmalen Pfaden durch das Waldgebiet oberhalb der Nahe bis zur Straße Am Rilchenberg, die ich zunächst quere und ihr dann für ca. 200 m in Richtung Bundesstraße folge. Dann biege ich rechts ab und wandere über eine geteerte Straße an der Grenze eines Standortübungsplatzes entlang zum Aussichtspunkt Enzweiler. Oberhalb des Idar-Obersteiner Stadtteils erwartet mich hierbei ein außergewöhnlicher Blick ins Nahetal. Neben der Klotzberg-Kaserne ist vor allem der von der Nahe steil aufragende Krechelsfels unübersehbar.

Ein letzter Blick auf die Stadtteile Enzweiler und Hammerstein, dann wendet sich die Traumschleife Edelsteinschleiferweg auch schon wieder ab vom Nahetal und ich wandere ins Siesbachtal hinein. Auf schmalen, schattigen Pfaden geht es hier weit oben am Hang entlang in Richtung Algenrodt. Dabei passiere ich zunächst den Aussichtspunkt Morgensonne und gelange dann wenig später nach einem kurzen Anstieg zum Aussichtspunkt Felsentor. Dort reicht der Blick über das Siesbachtal bis nach Rötsweiler und zurück auf Hammerstein oberhalb der Nahe.

Vom Felsentor führt der Edelsteinschleiferweg zunächst weiter auf schönen Pfaden hangparallel durch den Steilhang oberhalb des Siesbachtals. Anschließend geht es durch eine Waldpassage in Richtung Algenrodt. Dabei streife ich die Ortsrandlage nur, quere die Saarstraße und steige dann steil den Hang hinauf zum Aussichtspunkt Am Bürgerpark. Hier ergibt sich ein herrlicher Ausblick bis nach Rötsweiler und Oberbrombach.

Nach einem kurzen Flachstück geht es dann in ein Seitental hinein, wo der moderate Anstieg zum Besucherstollen der Edelsteinminen Steinkaulenberg beginnt. Der Weg verläuft dabei über die Abraumhalden früherer Edelsteinminen. Immer wieder passiere ich somit ehemalige Stolleneingänge, die mit Holzbrettern verschlossen wurden. Nach etwa 700 m erreiche ich dann den Besucherstollen des Steinkaulenbergs, wo Bergkristalle, Amethyst, Jaspis, Achat und Rauchquarz, die sich noch im Muttergestein befinden, millionenfach glitzern und funkeln.

Die Traumschleife führt mich dann über das Gelände der Edelsteinminen Steinkaulenberg in Richtung Besucherparkplatz. Dabei passiere ich den Erforschungsstollen Richard Märker, den Barbarastollen, das Huthaus mit seinem Schachtstollen und ein Schürffeld. Anschließend geht es dann noch ein Stück über den Geologischen Lehrpfad mit Beispielen für Gesteine des Erdaltertums aus der näheren Umgebung der Region Idar-Oberstein.

Bevor ich den Besucherparkplatz erreiche, macht der Edelsteinschleiferweg noch einen kurzen Schlenker und bietet mir einen letzten schönen Blick über Obersteiner Vorberge. Danach windet sich ein teilweiser steiler und schmaler Waldpfad zurück ins Idarbachtal hinab. Dort überquere ich schließlich wieder die B422 und erreiche meinen Ausgangspunkt an der Historischen Weiherschleife.

Fazit

Die Traumschleife Edelsteinschleiferweg weist trotz des engen Kontakts zum dicht besiedelten städtischen Umfeld einen überraschend hohen Anteil an Naturwegen und Pfaden auf. Dank der geschickten Streckenführung ergibt sich somit ein erlebnis- und abwechslungsreicher Premiumrundwanderweg, der mit verschiedenen Aussichten auf Idar-Oberstein, hinab ins Nahetal und auf die Obersteiner Vorberge punkten kann. Abwechslungsreiche Wälder, Gewässer, kleine Felsformationen und ein reizvolles Relief sind weitere reizvolle Aspekte, die die Tour gut abrunden.

Allerdings sollte man sich aufgrund der Stadtnähe auf einen gewissen Lärmpegel und vor allem im ersten Drittel auf Müll am Wegesrand einstellen.

  • Bewertung:

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    + sehr hoher Naturweganteil
    + hoher Pfadanteil

  • Highlights: Aussichtspunkt Enzweiler | Edelsteinmine Steinkaulenberg

  • Höhenangst: viele schmale Pfade im Steilhang (ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig | nicht bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Obersteiner Vorberge präsentieren sich als parallel zum Hochwald und Idarwald gelegene, auf ca. 500 m ü. NN ansteigende Hochfläche mit lebhaftem Relief. Im Nordwesten gehen sie in die Hochwald-Vorstufe über, im Süden und Südosten werden sie durch das Nahetal begrenzt.
Die Hochfläche ist durch die Kerbtäler der Nahezuflüsse aus dem Hunsrück (insbesondere Idarbach, Siesbach und Schwollbach) in unterschiedlich breite Rücken zerlegt. Ihr Wasserreichtum und ihr starkes Gefälle lieferten die Energie für die Achatschleifereien des Edelsteingebiets Idar-Oberstein (vor allem im Idartal und Fischbachtal).

Die Bäche sind in weiten Teilen naturnah und mäandrieren in Wiesentälern, die einen hohen Anteil an Feucht- und Nasswiesen aufweisen. Die steilen und von Felsklippen und Blockhalden durchsetzten Talflanken sind traditionell durch Niederwälder geprägt.

Für die Landwirtschaft sind die Voraussetzungen insgesamt ungünstig.

Die Siedlungen befinden sich überwiegend in Tallage und sind wegen der Enge der Täler meist langgestreckt. Die Stadt Idar-Oberstein hat sich aus der engen Tallage heraus entwickelt und auf die umliegenden Höhen ausgedehnt. Zuvor bestanden nur vereinzelt Dörfer auf den Höhen.

Als Obersteiner Naheengtal bezeichnet man das Nahetal von der Landesgrenze zum Saarland bis Nahbollenbach. Es handelt sich dabei um ein bis zu 140 m tief eingeschnittenes, enges Durchbruchstal. Die Ergussgesteine und Konglomerate des Perm sind hier so widerstandsfähig und mächtig entwickelt, dass die Nahe sie nur in einem äußerst engen, steilwandigen Kerbtal mit felsigen Hängen bzw. nahezu senkrecht aufragenden Felsklippen oder Felswänden und mit ganz schmaler Sohle durchbrechen konnte.

Die Talhänge sind fast durchgängig bewaldet. Die klimatische Begünstigung des Talraums und die Trockenheit der Gesteine macht die Felshänge zu Steppenheidestandorten. An flacheren Hängen findet sich Grünland und vereinzelt Ackerland. Am Talboden entlang des überwiegend naturnahen Flusses dominiert Grünland.

Das eigentliche Engtal der Nahe ist ausgesprochen siedlungsfeindlich und daher weitgehend unbesiedelt. Bei Idar-Oberstein wurde hingegen der Talraum in die Stadtentwicklung einbezogen und ist heute durch Bebauung, die auch auf die umliegenden Höhen übergreift, und durch eine hohe Dichte an Verkehrsachsen, die in dem schwierigen Gelände unter Inkaufnahme starker Geländeveränderungen und der Überbauung der Nahe realisiert wurden, stark geprägt. In einer von mehreren Quellbächen des Steinaubachs durchzogenen Senke, die in den Landschaftsraum einbezogen ist, hat sich die ehemalige Residenzstadt und heutige Kreisstadt Birkenfeld entwickelt.

Idar-Oberstein entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jh. neben Pforzheim, Hanau und Schwäbisch Gmünd zu einem der vier wichtigsten Schmuckzentren Deutschlands. Aufgrund der natürlichen Vorkommen an Achaten, Jaspis und anderen Edelsteinen waren in Idar-Oberstein schon früh die Berufe des Achatschleifers und später auch des Achatbohrers entstanden. Als Folge siedelten sich um 1660 Goldschmiede in der Region an. Durch das Fassen der Achatwaren konnten nämlich deren Absatzmöglichkeiten gesteigert werden. Dabei siedelten sich die Goldschmiede hauptsächlich am Obersteiner Naheufer an. Die Achatschleifer hingegen siedelten sich wegen der besseren Wasserverhältnisse zum Betreiben der Schleifsteine am Idarbach an.

Um die Mitte des 18. Jh. erschöpften sich die regionalen Achatvorkommen. In Idar verarbeitete man deshalb von da an brasilianischen Achat. In Oberstein fand eine Entwicklung zur reinen Metallwarenherstellung statt und das Goldschmiedehandwerk emanzipierte sich von der Achatschleiferei. Dies führte in Oberstein Ende des 19. Jh. zur Gründung zahlreicher Uhrkettenfabriken, die zu einem weltweit bedeutenden Industriezweig wurden. Mit dem Aufkommen der Armbanduhr während des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion mehr und mehr auf Modeschmuck umgestellt.

Aufgrund von verschärften Umweltauflagen und Konkurrenz aus Billiglohnländern in den 1970er Jahren wurde die Lage für die Modeschmuckfabriken immer schwieriger. Doch noch heute gibt es in Idar-Oberstein einige Schmuckfabriken aus der Gründerzeit. Der Stadtteil Idar war und ist teilweise noch heute der Welthandelsplatz für Edelsteine neben Antwerpen und Amsterdam, deren Schwerpunkt jedoch im Diamantenhandel liegt. In der Blütezeit waren für die Idarer Diamantschleifereien rund 7 000 Diamantschleifer beschäftigt, sowie tausende Achat- und Schmucksteinschleifer.

Im Zuge der Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg wurde Idar-Oberstein durch französische Truppen erstmals in seiner Geschichte eine Garnison. Dazu wurde 1923 bis 1927 die Hohl-Kaserne im Stadtteil Oberstein errichtet. Nach 1936 begann man dann das vorher entmilitarisierte Rheinland mit Garnisonen zu überziehen. So sprach für den Standort Oberstein u.a. der Bahnanschluss nach Westen in Richtung Frankreich und die geringe Bevölkerungsdichte südlich der Garnison, die bei der Einrichtung des Truppenübungsplatzes Baumholder die Umsiedlung der Einwohner erleichterte. Bis 1938 wurden oberhalb von Oberstein auf der Anhöhe zwischen Nahe und Idarbach die Klotzberg-Kaserne und in Algenrodt die Straßburg-Kaserne errichtet. Zu ihrer Versorgung wurde zudem ein Depot im Stadtteil Nahbollenbach gebaut. Seitdem ist Idar-Oberstein Garnisonstadt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten US-amerikanische Truppen die Straßburg-Kaserne und das Versorgungsdepot. Französische Truppen waren in der Hohl-Kaserne stationiert, verließen die Stadt aber schon wieder 1952.

Ab 1956 kehrte dann das deutsche Militär zurück. In der Klotzberg-Kaserne wurde die Artillerieschule des Heeres aufgestellt, die Ende der 1960er Jahre in die neugebaute Rilchenberg-Kaserne verlegt wurde. 1957 wurde auch die Hohl-Kaserne von der Bundeswehr wieder in Dienst genommen.

Die Hohl-Kaserne wurde schließlich  2013 verkauft und zurückgebaut. Das US-Depot in Nahbollenbach wurde ebenfalls rückgebaut. 2014 wurde die Rilchenberg-Kaserne in Artillerieschule umbenannt.

Der Standort Idar-Oberstein wird mittlerweile als multinationales Ausbildungs- und Übungszentrum für verbündete Streitkräfte aus ganz Europa genutzt.

Der Idarbach (auch die Idar genannt) ist ein 21,5 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der im Hunsrück entspringt. Seine Quelle liegt im Gemeindegebiet von Allenbach nahe einem Bergsattel, der sich zwischen Erbeskopf (816 m) und Kahlheid (766 m) erstreckt. Der Bach fließt anschließend bis zu seiner Mündung fast ausschließlich parallel zur Bundesstraße B 422. Nachdem der Idarbach beim Ortsteil Tiefenstein das Stadtgebiet von Idar-Oberstein erreicht hat, durchfließt er den Stadtteil Idar weitgehend kanalisiert. Im Stadtteil Oberstein mündet der Bach schließlich unterhalb der Bundesstraße B41 in die ebenfalls kanalisierte Nahe.

Die Historische Weiherschleife, die eigentlich Kallwiesweiherschleife heißt, blieb mit Unterbrechungen bis 1945 in Betrieb. Nachdem sie zu zerfallen drohte, wurde die Mühle aber bereits 1953/54 restauriert. Nach erneuter Renovierung und teilweiser Erneuerung in den Jahren 1996/97 ist sie für Besichtigungen geöffnet. Sie stellt dabei die letzte mit Wasserrad angetriebene Edelsteinschleifmühle am Idarbach dar.

Das 1971 bis 1973 erbaute, 23-geschossige Gebäude der Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein (Börsenhochhaus) liegt zentral am Schleiferplatz und dominiert das Erscheinungsbild des Stadtteils Idar. Die Diamant- und Edelsteinbörse Idar-Oberstein (DEIO) wurde 1974 als weltweit erste kombinierte Börse für sowohl Diamanten als auch für Farbedelsteine eröffnet. Ein Jahr später wurde sie den Weltverband der Diamantbörsen aufgenommen. Die seit Mitte der 1980er Jahre stattfindende Fachmesse Intergem festigt dabei die Stellung als Edelstein-Handelsplatz im internationalen Wettbewerb.

Die Edelsteinminen Steinkaulenberg sind die einzigen „Mineralienminen“ in Europa, die für Besucher zugänglich sind. Der Besucher- bzw. Schaustollen ist dabei etwa 400 m lang. Hier kann man sich die Entstehung der Mineralisation, die Geschichte des Abbaus und die Weiterverarbeitung der Edelsteine anschauen. Außerdem glitzern und funkeln hier millionenfach Bergkristalle, Amethyst, Jaspis, Achat und Rauchquarz, die sich allesamt noch im Muttergestein befinden.

Edelsteinvorkommen in der Region um Idar-Oberstein wurden erstmals 1375 urkundlich erwähnt. Die zuständigen Landesherren erlaubten ihren Untertanen das Graben nach Edelsteinen gegen die Abgabe eines jeden dritten Zentners der Ausbeute. Die Edelsteingräber suchten ursprünglich über Tage nach den Edelsteinen. Dabei nannte man die Abraumfelder „Kaulen“ (→ Steinkaulenberg). Erst später wurde auch unter Tage nach Edelsteinen gesucht und es wurden Stollen in die Berge abgeteuft.

Nachdem bereits zwei Generationen Idar-Obersteiner in Brasilien tätig waren, wurde der Abbau dann ab 1875 eingestellt. Anschließend wurden großen Mengen Rohmaterial zur Weiterführung der Edelsteinindustrie aus Brasilien importiert. Erst 1978 wurden die verschütteten Stollen am Steinkaulenberg wieder freigelegt.