• Briedel (ZEL)

  • Länge: 10.5 km

  • Höhenmeter: 350 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56867 Briedel | Moselstraße

  • Startpunkt: Balduinsplatz

  • Einkehrmöglichkeiten: Dorfgasthof Zum Musikalischen Wirt | Briedel

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: August 2020

Der Prallhang im Zeller Hamm

Der Moselsteig-Seitensprung Briedeler Schweiz führt ausgehend vom Weindorf Briedel durch den felsigen und bewaldeten Prallhang im Zeller Hamm zur Hochfläche der Enkircher Moselrandhöhen hinauf.

Beinter KopfVom Balduinsplatz am Moseufer aus führt mich der Moselsteig-Seitensprung Briedeler Schweiz zunächst in den Ort zum Brunnenplatz an der Hauptstraße. Unmittelbar danach geht es über die Sündstraße unterhalb von Kirche und Friedhof steil bergan zum Ortsrand. Nach einer Kehre erreiche ich dann den Waldrand und wenig später den Beginn des Kreuzweges. Ein schmaler Pfad führt mich anschließend durch den Wald an zwei, vor einigen Jahren restaurierten Kreuzwegstationen vorbei steil bergauf. So erreiche ich nach etwa 800 m Zuweg den eigentlichen Beginn des Premiumrundwanderwegs.

Der Seitensprung biegt dann links vom Kreuzweg ab und führt mich nicht mehr ganz so steil durch den Waldhang zur Hindenburglay. Neben dem interessant gestalteten Pavillon bietet sich hier von einem vorgelagerten Felsen ein erster toller Blick auf das Moseltal.

Anschließend beginnt der Abschnitt durch die namensgebende Briedeler Schweiz. Der Seitensprung führt mich nun für 1,2 km ohne große Höhenunterschiedene über einen schmalen Pfad durch den bewaldeten Steilhang. Immer wieder ragen hier mit Moos bewachsene Schieferfelsen heraus. Nach einem letzten steileren Stück bergauf erreiche ich dann einen Bergsattel. Hier lohnt sich der 300 m lange Abstecher zum Beinter Kopf. Neben der tollen Aussicht von der Felsenkanzel auf den Zeller Hamm befinden sich auf dem Beinter Kopf auch die Überreste eines römischen Bergheiligtums.

Zurück auf dem Bergsattel beginnt der zweite steile Anstieg des Moselsteig-Seitensprungs. Ein Pfad führt hier zwischen den Felsen steil den Bergkamm hinauf. Nach ca. 600 m endet der Pfad und ein Waldweg bringt mich zur Schönen Aussicht. Hier blicke ich von fast 400 m ü. NN nicht nur auf Briedel im Moseltal sondern bis weit in die Eifel hinein.

Auf einem flachen Weg durch den Wald geht es dann weiter zum nächsten Aussichtspunkt: der Wilhelmshöhe. Vor allem der Ausblick auf den Zeller Stadtteil Barl auf dem gegenüberliegenden Plateau des Zeller Hamms ist hier besonders. Neben dem tief im Moseltal liegenden Briedel sieht man von hier weiter entfernt die Marienburg auf dem Sattel der anderen Moselseite. Zudem kann ich über den Marienburger Sattel hinweg auf Bullay moselabwärts blicken.

Nach nur 300 m weiter durch den Wald erreiche die Sündkapelle. Die kleine Kapelle liegt hier zusammen mit dem Naturdenkmal Hörnerbaum sehr idyllisch und stellt den Endpunkt des Kreuzweges dar, der uns zu Beginn des Seitensprungs schon ein kurzes Stück begleitet hat.

Der Moselsteig-Seitensprung führt mich anschließend zur nahe gelegenen Kreisstraße K 52. Der Weg verlässt diese aber gleich wieder und führt mich am Waldrand entlang über die Hochfläche. Wenig später beginnt dann schon der 2 km lange Abstieg nach Briedel über einen befestigten Forstweg. Zunächst folge ich einem kleinen Bachtal und wechsele dann auf einen Hangweg, der mich steil bergab zu einem Rastplatz am Ortsrand von Briedel bringt. Hier biege ich jedoch wieder rechts in Wald ab und passiere mit der Kaiserlay einen Rastplatz mit Hütte. Schließlich erreiche ich wieder den eigentlich Anfangspunkt des Premiumrundwanderwegs am Kreuzweg. Hier geht es dann steil bergab nach Briedel und zurück zu meinem Ausgangspunkt am Balduinsplatz.

Fazit

Der Moselsteig-Seitensprung Briedeler Schweiz führt zwar überwiegend durch Wald, wartet aber immer wieder mit eindrucksvollen Aussichten hinab ins Moseltal und über den Zeller Hamm auf. Daneben gibt es mit dem Römischen Bergheiligtum auf dem Beinter Kopf und der Sündkapelle auch kulturhistorische Höhepunkte. Leider hat der Premiumrundwanderweg sein Pulver aber bereits nach etwa 6 km verschossen, denn der gesamte Abstieg von der Hochfläche erfolgt höhepunktlos und über befestigte Wege.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Pfadanteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Hindenburglay | Beinter Kopf | Wilhelmshöhe

Wissenswertes

Die Mosel hat hier unter Ausbildung mehrerer weiter Mäander, die bis zu 300 m tief eingeschnitten sind, eine typische Mittelgebirgsflusslandschaft mit steilen Prallhängen, seichten Gleithängen und Flussterrassen geschaffen.

Die Nutzung der sonnenexponierten Hänge ist durch Weinbau geprägt, der heute in großflächigen Bewirtschaftungseinheiten betrieben wird. Die Weinbauflächen wurden nach 1960 zunehmend auch in flacheren Lagen ausgeweitet. Die großflächigen Weinlagen werden von felsdurchsetzten Steillagenabschnitten mit kleingliedrigen Terrassen und Stützmauern unterbrochen, wo die weinbauliche Nutzung zunehmend aufgegeben wurde und Verbuschung einsetzt. Klimatisch ungünstige nordexponierte Hanglagen sind von Wald bedeckt.

Das Siedlungsbild prägen die beiden Kleinstädte Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues mit ihren historischen Ortskernen und einige Weindörfer, die auf den flacheren Talhängen angesiedelt sind.

Der Naturraum Enkircher Moselrandhöhen ist ein Hochflächenrand, der den Übergang vom Hunsrück zum Moseltal darstellt.  Dabei bilden mehrere Nebentäler der Mosel an ihren Unterläufen bis über 250 m tief eingeschnittene Kerbtäler. Dadurch wurden die Moselrandhöhen in steil abfallende, plateauartige Hochflächenreste und gratartige Riedel zerteilt.

Die Hochflächenreste unterliegen in den zentralen und flacheren Bereichen dem Ackerbau. An den Oberhängen und steiler werdenden Randlagen wird er von Grünland abgelöst. Die unteren, sonnenexponierten Talausgänge der Moselzuflüsse sind ebenfalls unbewaldet und werden als Weinbergslagen genutzt.

Briedel ist ein alter Weinort an der Mittelmosel. Eine große Anzahl an Fundstücken aus der Hallstadtzeit (ab ca. 700 v. Chr.) deuten darauf hin, dass das Gebiet rund um Briedel bereits sehr früh besiedelt war. Große Grabfelder mit reichen Grabbeilagen lassen zudem eine Belegung von bis zum Ende der Römerzeit erkennen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte aber erst 748. Um 1300 begann man mit der Befestigung des Ortes mit einer Ringmauer samt Turm und vier Toren. Zudem erhielt der Ort 1376 das Stadtrecht. Die Ortsbefestigung wurde schließlich 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört. Heute zeugt nur noch der Eulenturm von deren Existenz. Hungersnöte und politische Drangsalierung zwangen dann Mitte des 19. Jh. rund 600 Briedeler zur Auswanderung (überwiegend nach Brasilien).

Die Briedeler Schweiz ist ein felsiger, bewaldeter Prallhang im Zeller Hamm zwischen Briedel und Zell am rechten Ufer der Mosel. Der überwiegend mit Laubwald bewachsene Hang hat dabei eine Länge von etwa 3 km und der Höhenunterschied beträgt ca. 330 m.

Der Begriff Schweiz stammt aus dem Jahr 1896 (Genehmigung zum Bau eines „Schweizer Häuschens“) und war Ausdruck des vorherrschenden Zeitgeistes der Romantik.

An den besonders markanten Aussichtspunkten Hindenburglay, Wilhelmshöhe und Schöne Aussicht wurden Schutzhütten gebaut.

Der Beinter Kopf befindet sich am südlichen Ende der Briedeler Schweiz und ragt als Schieferfelssporn weit ins Altlayer Bachtal hinein. Dort findet sich mit den Überresten eines römischen Tempels ein spätrömisches Bergheiligtum. Aufgrund seiner besonders exponierten Lage war Beinter Kopf bereits während der Eisenzeit und später noch einmal im Mittelalter als Befestigung mit Abschnittswall und vorgelagerten Gräben genutzt worden. Das Bergheiligtum geht wohl auf die Zeit um Christi Geburt zurück und hat vermutlich ebenfalls vorrömische Ursprünge. Die Grundmauern der Cella mit viereckigem Grundriss sind heute noch im Gelände noch dargestellt. Vor dem Tempel befand sich vermutlich ein Altar, auf dem Opfergaben dargebracht wurden.

Die 1719 erbaute Sündkapelle ersetzte einen schon seit langem dort vorhandenen Wetterschutz-Unterstand. An dieser Stelle geht der steile Weg (Sündweg) aus dem im Tal liegenden Briedel, der früher der einzige Weg vom Ort hinauf zu den Äckern und Weideflächen auf der Briedeler Heck war,  in einen flacheren Abschnitt über. Die Kapelle war dabei die erste Rastmöglichkeit auf dem steilen Weg nach oben. Die mit dem Kartoffelanbau verbundene Ausweitung der an der Schutzkapelle vorbeiziehenden Menschen führte dann 1719 zum Bau eines massiven Schutzraumes in Gestalt einer Kapelle.

Um 1850 wurden dann die Sünd hinauf 7 massive Kreuzwegstationen mit Sandsteinreliefs gebaut. Mit dem Ausbau der Bergstraße um 1894 ließ die Frequentierung der Sündkapelle als Schutzunterstand nach, wohingegen sich der Zuspruch als stille Bet-Kapelle verstärkte.