• Oberfell

  • Länge: 12.8 km

  • Höhenmeter: 537 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56332 Oberfell | Parkplatz an der Kirche (Im Kirchenstück)

  • Startpunkt: Ecke Hauptstraße/Im Kirchenstück

  • Einkehrmöglichkeiten: Turmgasthaus Burg Thurant

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: August 2016

Milow und Ich

Nachdem ich mittlerweile meinen „Hundeführerschein“ bei Janine und ihrer Mutter erlangt habe, steht nun meine erste Tour mit Milow alleine an. Bereits am Vorabend packe ich alles für den Hund zusammen: Wasser, Trinknapf, Leckerlies, Leine, Spritzflasche, Kotbeutel, Leberwurst und Hundegeschirr.

Ich konnte die letzten Nächte nicht gut schlafen und so ist es auch an diesem Morgen. Also wecke ich Milow um 7 Uhr und verfrachte seine Schlaf- bzw. Transportkiste ins Auto. Natürlich steht auch Janines Mutter auf und verhält sich wie sich eben eine richtige Mutter so verhält: Hast du alles? Hast du dies und das eingepackt? Bist du auch vorsichtig? Fahr vorsichtig? Bring mir den Hund heil wieder? Weißt du was du in der und der Situation zu tun hast? … Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja.

In Oberfell angekommen, warte ich erst einmal bis die Luft rein ist und lasse Milow dann aus dem Auto. Im Schatten beginnt der erste harte Aufstieg durch die Weinberge und großartige Ausblicke auf die Mosel bieten sich mir. Weiter geht es bergauf auf einem steilen Naturweg über den Schildberg hinweg und es bieten sich einige Panoramablicke in die Vordereifel. Ich bin froh, dass diese Hangseite noch im Schatten liegt, denn für heute sind 30°C vorausgesagt. Immer noch ansteigend gelange ich durch grüne Wälder und blühende Wiesen zur Hütte am Dickenberg, wo ich eine erste kurze Rast einlege, die tolle Fernsicht genieße und Milow Wasser bekommt. Über Wiesenwege und –pfade gehen wir weiter am Waldrand entlang und queren die K71. Auf dem Weg treffe ich einen Mann mit seinem Hund und warte mit Milow an der Leine am Rand bis sie an uns vorbei sind.

Es geht nun wieder bergab und wir erreichen das Tal des Alkener Bachs.  Das Tal und der Bach haben sich tief eingeschnitten und die Vegetation wächst hier urwaldartig vor sich hin. An einer Bank machen wir eine erneute Rast. Da mir keiner vorher gesagt hat, dass die Leberwurst nur für ganz besondere Momente ist, drücke ich die halbe Tube in Milows Maul. Plötzlich kommt der Hund, den wir bereits zuvor getroffen haben, freilaufend um die Ecke. Doch Milow interessiert sich für nichts außer der Leberwurst. Der Mann und sein Hund gehen an uns vorbei und er grinst mich an. Na das war ja einfach, denke ich mir.  Ich warte noch ein bisschen und wir gehen dann weiter entlang des Alkener Baches durch das urige Tal mit Mischwald. Irgendwann biegt ein Pfad links ab und steigt leicht an. Oben angekommen, treten wir auf die Straße zur Burg Thurant (meiner Meinung nach eine der schönsten Burgen im Rheinland)  oberhalb der Weinberge und genießen den fantastischen Ausblick ins Moseltal.

Vorbei an der Burg führt ein enger Pfad auf einem Teilstück des Moselsteigs in Richtung Alken. Auf dieser Passage kommt uns eine Familie entgegen und so drücke ich Milow in den Hang, damit sie uns passieren können. Über eine steile Felsklippe geht es hinab zur historischen St. Michaelskirche und in den Ort Alken. Durch das Stadttor gelangen wir zum zweiten schweren Aufstieg des Traumpfads, die Wallfahrtsstiege „Siebenfußfälle“. Mittlerweile ist auch dieser Hang sonnendurchflutet und so gehen wir durch die pralle Sonne in der Weinlage Bleidenberg steil bergauf.

Auf dem Plateau des Bleidenbergs angekommen, brauchen wir beide erstmal einen großen Schluck Wasser. Dabei bietet sich uns ein grandioser Ausblick auf die Burg Thurant und Alken. Vorbei an der Wallfahrtskirche Bleidenberg führt uns ein Panoramaweg immer entlang der Hangkante wieder in Richtung Oberfell. Auf dem Weg kommen wir an der Bleidenberger Hütte samt Imkerei vorbei, können auf dem Aussichtsplateau nochmals einen fantastischen Blick auf Oberfell, Kattenes und das Moseltal genießen und gelangen schließlich zur Lagerstätte des Homo erectus mit den Nachbauten eines Wollnashorns und eines Waldelefanten sowie der Rekonstruktion einer keltischen Pfostenschlitzmauer. Zu meinem Bedauern ist die Tour auch schon fast zu Ende. Ein letzter Abstieg führt uns wieder nach Oberfell und zu meinem Auto. Milow bekommt nochmal ein Extralob, weil er so brav war, und wir fahren zurück nach Hause, wo Janines Mutter schon sehnsüchtig auf ihren Hund wartet.

Fazit

Der Traumpfad Bleidenberger Ausblicke ist eine fantastische Tour, die sehr abwechslungsreich ist und sehr vieles zu bieten hat. Die beiden Anstiege sind wirklich schwer und nichts für Ungeübte. Einziges kleines Manko ist der lange Weg durch das Tal des Alkener Baches, der nach einer Zeit doch etwas langweilig wird.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: + hoher Pfad- und Naturweganteil

  • Highlights: Ausblick Dickenberg | Burg Thurant | Moselblicke | Bleidenberg

  • Höhenangst:
    Burg Thurant – Alken → Umleitung ausgeschildert
    Wallfahrtsstiege „Siebenfußfälle“ → keine Alternative
  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober – nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Oberfell befindet sich an der Terrassenmosel und liegt überwiegend am Gleithang einer Moselbiegung auf der Schwemmfläche des Oberfeller Bachs und am zum Hunsrück aufsteigenden Hang.

Die Gemeinde gehört zum „Weinbaubereich Burg Cochem“ und etwa 80% des angebauten Weins auf den drei Weinlagen Rosenberg, Goldlay und Brauneberg sind Weißweinrebsorten.

Der Alkener Bach ist ein 5,7 km langer, rechter Nebenfluss der Mosel, entspringt am südlichen Ortsrand von Pfaffenheck auf einer Höhe von 395 m und mündet im Norden von Alken auf 85 m in die Mosel. Der Bach fließt durch ein unbesiedeltes Tal in vorwiegend nordwestliche Richtung, wobei ihm zahlreiche kleine Bäche von den Hängen der umliegenden Berge zufließen.

Die Ruine der Burg Thurant steht auf einem breiten Bergsporn aus Schiefer und gehört zum Typus der Spornburgen. Eine Besonderheit sind neben der Lage an der steilen Talschulter die Weingärten auf der Sonnenseite.

Keramik- und Münzfunde lassen auf eine römische Besiedelung des Bergsporns schließen. Die erste Erwähnung einer Anlage an diesem Ort stammt von 1209. Vermutlich wurde zwischen 1198 und 1206 eine Wehranlage dort errichtet. Im 13. Jh. überfiel der Raubritter Berlewin von der Burg aus das Trierer Land. Daraufhin wurde Burg Thurant ab 1246 belagert und 1248 eingenommen (Thuranter Fehde). Die Erzbistümer Köln und Trier waren seitdem gemeinsame Eigentümer der Burganlage, teilten die Anlage durch eine Mauer in zwei Hälften und jede Hälfte verfügte über einen eigenen Bergfried, eigene Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie einen separaten Eingang. Seit dem 16. Jh. verfiel die Doppelburg allmählich und sie wurde als Steinbruch genutzt, um in Alken das Wiltberg’sche Schloss zu errichten. Durch die Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde Burg Thurant endgültig zur Ruine und nur noch die beiden Bergfriede sowie ein Wohnhaus waren weitgehend unversehrt. In den 1910er Jahren wurde sie zum Teil wieder aufgebaut. Das Herrenhaus wurde nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erst 1960 – 1962 wiedererrichtet.

Die Burg kann von März bis Mitte November besichtigt werden (Eintritt kostenpflichtig)

Alken liegt an der Terrassenmosel, erstreckt sich in einer 500 m Talweitung und wurde bereits im 10. Jh. erstmals erwähnt.

Der Ort gehört zum „Weinbaubereich Burg Cochem“ und die zehn Weinbaubetriebe bauen zu etwa 80% Weißweinrebsorten an. Auf den drei Weinlagen Bleidenberg, Burgberg und Hunnenstein werden vornehmlich Riesling sowie Kerner und die roten Rebsorten Blauer Spätburgunder und Dornfelder angebaut.

Die Wallfahrtskirche „Unserer Lieben Frau“ auf dem Bleidenberg thront am Rand eines Plateaus über den Orten Oberfell und Alken mit Blick ins Moseltal und das vordere Maifeld.

Wesentliche Teile des Kirchenschiffs stammen aus dem 10. oder 11. Jh.. Die frühromanische Kapelle wurde aber während der Thuranter Fehde zerstört. Der heutige Bau geht zurück auf die Zeit nach dem Friedensvertrag der Thuranter Fehde und wurde 1250 am Dreifaltigkeitstag eingeweiht. Seitdem findet jährlich die Dreifaltigkeitsprozession statt. Während der französischen Besatzung wurden die Wallfahrten verboten und Kirche verkauft. Der neue Eigentümer verschleuderte große Teile der Bausubstanz, die für den Bau von Wohnungen oder Stallungen verwendet wurden. Die Kirche verfiel nach und nach zu einer Ruine und nur die Seitenwände sowie der Westgiebel überstanden die Zeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigte man die entstandenen Schäden durch Krieg und Witterung durch Sicherungsmaßnahmen und die Bergwallfahrten begannen wieder. 1963/1964 wurde die Kirche dann vollständig saniert.

Der Kirche vorgelagert ist seit 1648 ein Wallfahrtsstieg mit 7 Leidensstationen hinauf zum Bleidenberg sowie ein Pilgerstein mit Rastplatz.

Das Landesamt für Archäologische Denkmalpflege führte 2001 bis 2005 Ausgrabungsarbeiten auf dem Bleidenberg durch. Neben eindrucksvollen mittelalterlichen Bauresten fand man auch die Überreste zweier eisenzeitlicher Befestigungsanlagen in außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand. Die Mauerreste der sogenannten „Keltischen Pfostenschlitzmauer“ und die weiteren belegen, dass sich dort vor ca. 200 v. Chr. ein keltisches Oppidum, eine stadtähnliche Siedlung, befand. Zur Veranschaulichung dienen heute eine Rekonstruktion der Mauer und Thementafeln.

Archäologische Funde wie einfache scharfkantige Steinwerkzeuge und Faustkeile in den Schotterschichten des Quartärs am Ufer der Urmosel belegen, dass sich am Bleidenberg ein Lagerplatz von Menschen der Altsteinzeit (Homo erectus) befand, die in Kleingruppen siedelten. Vor ca. 800.000 Jahren war das Moseltal noch eine flache und kiesige Flusslandschaft mit Laubwäldern. Es herrschte eine Warmzeit (ca. 3°C wärmer als heute) und Waldelefanten sowie Waldnashörner gehörten zur Fauna.

Diese Situation wird auf dem Plateau nahe der Hangkante nachempfunden.