• Ingelheim am Rhein | Gau-Algesheim | Appenheim (BIN)

  • Länge: 10.3 km

  • Höhenmeter: 152 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55218 Ingelheim am Rhein | Parkplatz am Bismarckturm (Am Bismarckturm)

  • Startpunkt: Bismarckturm

  • Einkehrmöglichkeiten: Bergrestaurant Waldeck | 100 Guldenmühle | Brausers Bergschänke

  • Wegbegleiterin: Janine

  • Erwandert: August 2018

Wald, Weinberge und Weitsichten am Bismarckturm

Die Hiwweltour Bismarckturm bei Ingelheim am Rhein führt im Norden des Westerbergs durch die Wälder, Weinberge und Weiden des Westplateaus zu verschiedenen Aussichtspunkten mit Blicken über die Rheinebene und auf den Rheingau.

Die Hiwweltour startet direkt neben dem Bismarckturm. Wir lassen ihn aber zunächst links liegen und heben uns seine Besteigung für das Ende dieser Tour auf. An der Hangkante unterhalb des Turms haben wir direkt einen schönen Rundumblick auf Ingelheim am Rhein und den Rheingau.

Wir betreten nun das Naturschutzgebiet Gau-Algesheimer Kopf, wo sich der Weg 500 m durch den üppigen Wald zur Schutzhütte GAGA schlängelt. Von der nach den Gebrüdern Avenarius aus Gau-Algesheim benannten Hütte haben wir einen tollen Panoramablick über Gau-Algesheim auf das untere Naheland, den Soonwald, das Binger Loch sowie den Rheingau mit dem imposanten Niederwalddenkmal.

Anschließend durchwandern wir das Areal der Infanteriestellung des Bollwerks Mainz im Ersten Weltkrieg mit noch sichtbaren Verbindungs- und Schützengräben. Danach geht es über einen schönen heckengesäumten Naturweg nach Gau-Algesheim hinunter. Kurz vor dem Ort erreichen wir die Weinbergszone und wandern durch die Weinlage Goldberg weiter hinab.

Nachdem wir den Ortsrand passiert haben, steigt die Hiwweltour Bismarckturm wieder leicht bergan und wir wandern oberhalb der Weinlage in Richtung Appenheim. Immer wieder lohnt sich dabei der Blick zurück auf Gau-Algesheim und das Niederwalddenkmal im Rheingau.

An der Abzweigung zum Bodenprofil Kalktertiär beginnt der Abstieg ins Welzbachtal, wo sich einst zahlreiche Mühlen befanden. Wir wandern nun für 1,6 km durch die Talaue nach Appenheim, wobei wir insgesamt viermal den kleinen Welzbach überqueren dürfen.

Nachdem wir die schöne 100 Guldenmühle passiert haben, gewinnt die Tour wieder an Höhe und wir durchqueren die Weinlage Appenheimer Hundertgulden. Anschließend wandern wir für ca. einen Kilometer oberhalb der Weinlage wieder zurück in Richtung Gau-Algesheim. Über einen steilen Treppenpfad erreichen wir dann wieder das Plateau des Westerbergs sowie das Naturschutzgebiet Gau-Algesheimer Kopf – Erweiterung und wandern durch den Wald bis zur Abzweigung Salamanderlöcher. Der 100 m lange Abstecher bringt uns zu der ehemaligen Sandgrube, die heute ein bedeutendes Geo- und Biotop darstellt.

Anschließend geht es ca. 500 m fast eben durch den Wald, bis wir einen kurzen Abstecher zum Rheingaublick machen können. Danach passieren wir im artenreichen Wald des Naturschutzgebietes Gau-Algesheimer Kopf einen weiteren schönen Aussichtspunkt mit Sinnesbänken und eine Eulenskulptur aus Holz.

Nach 1,5 km erreichen wir die ersten Felder auf dem Westerberg und erkennen den Feldberg im Taunus am Horizont. Über Wirtschaftswege geht es nun am Hofgut Waldeck vorbei zurück zu unserem Ausgangspunkt am Bismarckturm. Leider hat das Bergrestaurant Waldeck mit seinem angrenzenden Tiger-Garten heute Ruhetag und so begnügen wir uns mit dem Aufstieg auf den Bismarckturm. Der interessante Aufstieg über eine offene Wendeltreppe wird mit einem sagenhaften Panoramablick über Ingelheim und die Rheinebene auf den Rheingau belohnt.

Fazit

Die Hiwweltour Bismarckturm bietet wirklich tolle Fernsichten über die zu Füßen liegende Landschaft und taucht immer wieder in den malerischen Wald des Naturschutzgebietes Gau-Algesheimer Kopf ein. Im Welzbachtal führt der Weg zudem an Weinlagen entlang und durch die Talaue des Welzbachs. Die abwechslungsreiche Hiwweltour kann aber nur die ersten 3 km  so richtig überzeugen. Anschließend gibt es immer Passagen, die etwas zu monoton sind und sich teilweise unnötig in die Länge ziehen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Bismarckturm | Ausblick Schutzhütte GAGA

Wissenswertes

Der Naturraum Westplateau ist eine Hochfläche mit einer Höhe von rund 240 – 270 m ü. NN und wird vom Ackerbau bestimmt. Weinbergslagen auf den Südhängen der Kuppen und den sanften Taleinkerbungen gliedern das Nutzungsmuster. Auf der Ostseite unterbricht das markant eingeschnittene Welzbachtal die Hochfläche. Dort prägen Grünland die Talsohle sowie Weinberge im Wechsel mit Büschen und Wäldern die Hänge. Kleine Waldflächen auf Sanden und Kiesen finden sich im Norden bei Westerhaus, Waldeck sowie Welgesheim.

Die Offenheit der Landschaft ermöglicht vor allem an den Rändern der Hochfläche und über die Talmulden hinweg einen weiten Blick in die Umgebung.

Die eigentliche Hochfläche ist unbesiedelt. Die Dörfer haben sich in den Tallagen bzw. in den flachen Talmulden entwickelt. Am Welzbach reihen sich zudem mehrere Mühlen aneinander.

Der ca. 248 m hohe Westerberg liegt im Norden des Rheinhessischen Hügellandes südwestlich von Ingelheim am Rhein und trennt die Selz im Osten vom Welzbach im Westen.

Am Westrand des Plateaus reichen Kalksteinschichten aus der Tertiärzeit bis an die Erdoberfläche. In vielen kleinen Steinbrüchen wurden die in wenigen Metern Tiefe anstehenden Kalksteinbänke gewonnen. Sie fanden seit dem Mittelalter als Bausteine für zahlreiche Gau-Algesheimer Gebäude Verwendung.

Die Hänge des Berges sind von den für Rheinhessen typischen Weinbergen geprägt. Der Boden enthält zudem Bohnerze, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. abgebaut wurden.

Der 31 m hohe Bismarckturm von Ingelheim am Rhein wurde von 1907 bis 1912 zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck (1815 – 1898) oberhalb der Stadt auf dem Westerberg erbaut. Sein Baustil ist dabei von Elementen des Jugendstils und der Neuromantik geprägt. Als Baumaterial fand Kalkstein aus der Region Verwendung.

Bei der Planung des Turms wurde von vornherein berücksichtigt, dass er zu ähnlichen Monumenten der Umgebung in Beziehung stehen würde. So wurde er von Anfang an recht großzügig geplant, um mit dem Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim mithalten zu können.

Im Inneren führt eine insgesamt 124-stufige Wendeltreppe zu einer Aussichtsplattform, die von einer Betonkuppel mit Feuerschale gekrönt ist.

Das 46,5 ha große Naturschutzgebiet Gau-Algesheimer Kopf erstreckt sich auf dem nördlichen Teil des Westerbergplateaus und wurde 1980 unter Naturschutz gestellt. Daran angeschlossen ist das 29,5 ha große Naturschutzgebiet Gau-Algesheimer Kopf – Erweiterung.

Die Gebiete bestehen überwiegend aus dem seltenen Stieleichen-Elsbeeren-Niederwald und weisen aufgrund des relativ lichten Kronendaches eine artenreiche Krautschicht auf. Westlich des Bismarckturms gedeiht lichter Stieleichen-Hainbuchen-Niederwald mit artenreicher Frühjahrsvegetation.

Die Schutzhütte GAGA befindet sich auf der sog. Richardshöhe, einem Aussichtspunkt am Westhang des Westerbergs mit Blick auf Rhein, Nahe und Rheingau. Ihr Name geht auf die Gebrüder Avenarius aus Gau-Algesheim zurück, die 1869 eine Chemiefabrik gründeten und ab 1908 das flüssige Metallputzmittel GAGA auf den Mark brachten.

Der Rhein bildete im Ersten Weltkrieg die letzte deutsche Verteidigungslinie im Westen. Mit Kriegsbeginn erfolgte der Ausbau des Bollwerks Mainz in Rheinhessen, der mit insgesamt 30.000 Soldaten und Arbeitern die größte zusammenhängende Baumaßnahme aller Zeiten war.

Den inneren Festungsring um Mainz bildeten 14 ältere Forts. Als äußere Verteidigungslinie wurde die Selzstellung errichtet. Diese breite Hauptstellung hatte eine Länge von 55 km und bestand aus über 350 modernen Festungswerken.

Die rund 4,5 km lange Infanteriestellung auf dem Westerberg war eine von vier vorgeschobenen Stellungen, die der Hauptstellung vorgelagert waren. Die Errichtung der gesamten Festungsanlage 1914/15 war unter größter Geheimhaltung erfolgt. Für den Aufbau wurde eine Zahnradbahn von Ingelheim auf den Westerberg geführt. Als jedoch eine Verlagerung der Kämpfe an den Rhein kaum noch zu erwarten war, wurden die Holzbauteile wieder ausgebaut, Schützengräben zugeschüttet und Drahtnetze entfernt.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war das Bollwerk Mainz gemäß dem Versailler Vertrag zu schleifen. Innerhalb weniger Jahre wurde der überwiegende Teil der Bauten gesprengt. Nur auf dem Westerberg findet man die einzige in Deutschland noch so erhaltene Erdverteidigungsanlage. Zu sehen sind die Eintiefungen der Infanterieräume sowie die Verbindungs- und Schützengräben.

Der Welzbach ist ein 12,6 km langer, linker Nebenfluss des Rheins, der bei Ober-Hilbersheim entspringt und zwischen Sporkenheim und dem Binger Stadtteil Gaulsheim in den Rhein mündet. Am Welzbach reihen sich mehrere Mühlen aneinander, die bis Anfang des 19. Jh. durch dessen Wasser gespeist wurden.

Die Appenheimer Hundertgulden ist eine 56 ha große Weinlage, die sich, in östlicher Richtung von Appenheim gelegen, an den Hängen des Westerberges erstreckt. Hundertgulden ist die Weinlage mit den höchsten Carbonatgehalten aller deutschen Weinbergslagen. Daraus resultieren Weine mit fruchtiger Säure bei hohen pH-Werten. Die Lage erzeugt durch die geringen Beerengewichte sehr dichte, feinfruchtige Rieslinge mit hohem Mineralanteil.

Der Name entstand erst im 14. Jh., als die Lage mehrmals ihren Besitzer wechselte und hohe Beträge in Rheinischen Goldgulden dafür gezahlt wurden.

Auf dem Hochplateau des Westerbergs gibt es einzelne isolierte Grundwasservorkommen, die wie an der Sandgrube Salamanderlöcher durch Sandabbau freigelegt wurden. Dabei handelt es sich um Niederschlagswasser, das durch die hochdurchlässigen, sandigen Braunerdeböden in die Sande und Kiese einsickert und sich über bereichsweise erhaltenen Verwitterungslehmen staut. Diese Lehme bewirken, dass trotz des geringen Niederschlags in Rheinhessen und des kleinen Einzugsgebietes einzelne Grundwasservorkommen auch während der Sommermonate nicht trocken fallen.