• Niederweidbach | Roßbach (LDK)

  • Länge: 12.6 km

  • Höhenmeter: 222 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35649 Bischoffen-Niederweidbach | Parkplatz Aartalperre (B 255) (gebührenpflichtig)

  • Startpunkt: Aartalsperre

  • Einkehrmöglichkeiten: Hotel Restaurant Seehof am Aartalsee | Aartalgrill

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Oktober 2018

Alte Eichen und Panoramablicke

Die Extratour Aartalsee-Panoramaweg hieß bis 2016 noch Extratour Hochzeitsweg und versprach eine romantische Wandertour, die vor der schönen Kulisse der Wälder, des Aartalsees und des romantischen Dorfkerns von Niederweidbach direkt an der Marienkirche sowie dem örtlichen Standesamt vorbeiführte. Heute soll die neue Wegeführung vom Niederweidbacher Becken zur Zollbuche vor allem herrliche Panoramablicke auf den Aartalsee bieten.

Wir starten unsere Tour auf dem Parkplatz am Aartalgrill und queren die L 3053 an der Fußgängerampel neben der Vorsperre. Anschließend passieren wir das Naturschutzgebiet Aartalsperre bei Mudersbach und queren die L 3287. Die Extratour Aartalsee-Panoramaweg führt uns nun in einem Bogen um Niederweidbach herum, wobei uns Findlinge den Weg über das offene Feld weisen.

Nachdem wir in den Wald eingetaucht sind und erneut die Landstraße 3287 gequert haben, wandern wir am Jüdischen Friedhof Niederweidbach vorbei in Richtung Roßbach. Nach einem kleinen Anstieg passieren wir die Schutzhütte an der Regelshecke und erreichen Roßbach nach insgesamt 3,6 km. Ein kleiner Schlenker führt uns hier zur etwa 450 Jahre alten Festplatzeiche, die einen ca. 8 m langen Stammumfang aufweist.

Unmittelbar nachdem wir Roßbach wieder verlassen haben, kommen wir zu der etwas kurios aussehenden, rund 700 Jahre alten Alten Eiche. Wir wandern anschließend am Westhang des Alte Berge (451 m) entlang durch den Wald ins Weidbachtal, wo wir die vielbefahrene B 255 queren müssen.

Die Extratour verläuft nun oberhalb des Bachlaufs in südwestliche Richtung, wobei sich immer wieder tolle Blicke über das offene Weidbachtal in Richtung Niederweidbach ergeben. Ein letzter Anstieg führt uns am Waldrand entlang zum Läschenberg hinauf und weiter zum Aartalpanorama. Neben Niederweidbach mit seiner markanten Marienkirche sieht man hier auch zum ersten Mal den Aartalsee von einer erhöhten Position aus.

Wir passieren die Schutzhütte Niederweidbach und gelangen zur sog. Adlereiche. Immer wieder ergeben sich jetzt tolle Panoramablicke auf Niederweidbach, den Aartalsee und im Hintergrund den Dünsberg sowie Hohensolms. Auf der Wegstrecke an der Fichtenhöhe (356 m) vorbei laden zudem mehrere Bänke zur Rast ein.

Am Hubertusplatz mit Sitzgruppe und Insektenhotel geht es dann wieder zum Aartalsee hinab. Wir queren erneut die B 255 mithilfe einer Unterführung und wandern auf dem breiten Weg am See entlang. Immer wieder biegen wir aber auf naturnahe Wege ab, die uns an den See und weg von den Fahrradfahrern bringen. Vorbei am Strandbad führt uns die Extratour schließlich über den Weidbach und zurück zu unserem Ausgangspunkt am Aartalgrill.

Fazit

Die Extratour Aartalsee-Panoramaweg hält was sie verspricht: traumhafte Panoramablicke auf Niederweidbach, den Aartalsee und das Gladenbacher Bergland. Zudem sind am Wegesrand immer wieder naturhistorische Schönheiten (z.B. Alte Eiche oder Adlereiche) zu bewundern. Der hohe Anteil leicht befestigter Wege, die vielen Straßenquerungen und die „Flaniermeile“ am Aartalsee lassen allerdings kein wirkliches Wandererlebnis aufkommen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Panoramablicke Aartalsee

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Der Naturraum Niederweidbacher Becken (auch als Hohenahr bekannt) ist eine hügelige Talmulde im südlichen Zentrum des Gladenbacher Berglandes und umfasst das Einzugsgebiet des Aar-Oberlaufs sowie den Aartalsee. Das Becken verfügt in seinem Zentrum mit Ausnahme des Bergwaldes über keine eigenständigen Erhebungen. Diese befinden sich vor allem an der östlichen Nahtstelle zum Salzbödetal. Allerdings überragen diese Erhebungen die Tahlsohlen nicht mehr als 100 m.

Die Zollbuche ist ein bis um 500 m hoher Höhenzug, der in Ost-West-Richtung im Zentrum des Gladenbacher Berglandes verläuft sowie die Wasserscheide zwischen den Flüssen Salzböde und Aar bildet. Die höchsten Erhebungen finden sich an der nordwestlichen Grenze zu den Bottenhorner Hochflächen.

Die Wasserscheide zwischen dem Siegbach und seinen Nachbarflüssen Weibach bzw. Tringensteiner Schelde grenzt die Zollbuche im Westen zum Schelderwald ab. Im Nordwesten bildet das Obere Salzbödetal die Grenze zu den bis über 600 m hohen Bottenhorner Hochflächen, während im Norden das Salzbödetal auch die Grenze zum gleichnamigen Naturraum ist. Im Südosten begrenzt das Krebsbachtal die Zollbuche zum Salzbödetal. Im Südwesten folgt die Grenze zum Niederweidbacher Becken der Bewaldung und dem Aartal.

Über die Zollbuche verlief bis 1854 der einzige direkte zollfreie Verbindungsweg aus dem Hessischen Hinterland in die Provinzhauptstadt Gießen.

Die Aar ist ein 20,6 km langer, linker Nebenfluss der Dill, die durch den Zusammenfluss des Ahrbachs und Erdaer Baches nördlich von Hohenahr-Erda entsteht und in Herborn-Burg in die Dill mündet.

Die Aar verläuft dabei im Gladenbacher Bergland weitgehend von Osten nach Westen. Im Verlaufe des Aartalsees fließen der Aar von rechts die beiden Zuflüsse Weidbach und Meerbach zu.

Die Aartalsperre staut seit 1991 die Aar in den Gemeinden Bischoffen und Hohenahr auf. Dabei dient die Talsperre hauptsächlich dem Hochwasserschutz für Aar und Dill. Weitere Nutzungen sind Niedrigwasseraufhöhung, Stromerzeugung, Fischerei und Freizeiterholung.

Der rund 14 m hohe Staudamm ist dabei ein Steinschüttdamm aus Grauwacke und Plattenschiefer. Da in der Wasserkraftanlage nur Strom zu Zeiten des Spitzenbedarfs erzeugt wird, lässt man das sich aufstauende Wasser schwallweise ab, wodurch der Wasserspiegel schwanken kann.

Der Stausee ist insgesamt relativ flach und hat mit 57 – 94 ha eine große Oberfläche. Deshalb wurde das Hauptbecken und die Vorsperre in einigen Bereichen vertieft, damit das Wasser überall mindestens 1,2 – 1,5 m tief ist, um einem biologischen Umkippen des Wassers (Eutrophierung) vorzubeugen.

Die Vorsperre hat ganzjährig einen Dauerstau, der 2 – 3 m über dem schwankenden Wasserstand der Hauptsperre liegt.

Durch den Bau von 21 Inseln wurde in der Vorsperre das Naturschutzgebiet Aartalsperre bei Mudersbach geschaffen, das von zahlreichen seltenen Vogelarten bevölkert wird und dem Schutz sowie der Erforschung feuchtgebietsgebundener Lebensgemeinschaften dient. Viele der hier vorkommenden Tierarten sind dabei besonders störempfindlich.

Der 1,16 km2 große Jüdische Friedhof in Niederweidbach wurde noch vor 1842 östlich des Ortes auf dem Weg nach Roßbach angelegt.

Heute sind noch 13 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1835 und 1904 erhalten. Darunter befinden sich auch die Steine von zwei Priestern, die an den segnenden Händen erkennbar sind.

Entlang des Aartalsee-Panoramaweges säumen uralte Eichen den Wegesrand.

Die Adler-Eiche am Waldesrand der Fichtenhöhe verdankt ihren Namen tatsächlich einem Ereignis aus dem frühen 19. Jh. um einen Steinadler, ein sommerliches Unwetter und einen aufmerksamen Revierförster.

Nordöstlich von Niederweidbach stehen drei prachtvolle Eichen, die sich zu einem stattlichen Naturmonument entwickeln konnten.

Am nördlichen Waldrand von Roßbach steht, wie einem Fantasy-Roman entwachsen, die Alte Eiche. Dabei handelt es sich um eine 700 Jahre alte Hute-Eiche, die einen 7 m langen Stammumfang und eine faszinierend skurrile Kronenbildung aufweist.

Mit ihrem prächtigen spätgotischen Flügelaltar bildet die um 1300 erbaute Marienkirche das Wahrzeichen Niederweidbachs. Die hoch über dem Aartal gelegene Kirche gehört zu den eindrucksvollsten wehrhaften Landkirchen des Lahn-Dill-Kreises und war ursprünglich mit einer durch Grabungen erschlossenen Ummauerung umgeben.

Die erhöhte Lage in Blickbeziehung zu Burg Hohensolms und die Wehrhaftigkeit der Kirche deuten auf eine schützende Funktion für die durch den Ort verlaufende Brabanter Straße.