• Neustadt (Wied) (NR)

  • Länge: 8.7 km

  • Höhenmeter: 246 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Geologie

  • Parken: 53577 Neustadt (Wied) | Wiedpark (Raiffeisenstraße 9)

  • Startpunkt: Wiedpark

  • Einkehrmöglichkeiten: verschiedene in Neustadt (Wied)

  • Erwandert: September 2022

Geologische Spurensuche an der Wied

Das Wiedtal und Neustadt (Wied) waren einst vom Erz- und Basaltabbau geprägt. Die 8,7 km lange Wäller Tour Basalt und Buntmetalle, die als GeoRoute des GEOPARKS Westerwald-Lahn-Taunus beschildert ist, nimmt einen mit auf Spurensuche zu den gewaltigen vulkanischen Kräften, die einst den Höhenrücken über dem Wiedtal formten.

Die Wäller Tour startet am Wiedpark in Neustadt (Wied) und umrundet zunächst die Wiedparkhalle. Anschließend überqueren wir die Wied und gelangen in den Ortsteil Krummenau. Hier beginnt ein ca. 300 m langer Pfad mit leicht alpinem Charakter. Dieser führt uns entlang der Wied durch den Steilhang und erfordert etwas Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit. Am Ende treffen wir dann auf die ehemalige Bahnstrecke Linz (Rhein) –Flammersfeld, die Anfang des 20. Jh. durch das Wiedtal gebaut wurde. Die neuen Transportmöglichkeiten brachten damals einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Bergwerke und Steinbrüche. Außerdem konnten auch Urlaubsgäste Neustadt über die Schiene erreichen und der Ort entwickelte sich zu einem Tourismuszentrum an der Wied.

Ein paar Meter weiter entdecken wir auch den ersten geologischen Höhepunkt der Tour: die Neustädter Rippel. Die fast senkrecht stehende Gesteinswand mit den auffälligen Wellenstrukturen ist ein Paradebeispiel für einen fossilen Meeresboden aus der Devon-Zeit.

Wenig später überqueren wir erneut die Wied und gelangen entlang der Landesstraße L255 zurück nach Neustadt (Wied). Nachdem wir die Sandsteinkirche St. Margarita und das Heimatmuseum passiert haben, verlassen wir Neustadt (Wied) in östliche Richtung endgültig und wandern entlang der Wied zum Freizeitgelände Berschau. Dabei treffen wir am Bahnhof Neustadt auch wieder auf Überreste der stillgelegten Wiedtalbahn.

Nun beginnt der ca. 2,6 km lange Aufstieg zur Basaltkuppe Bertenauer Kopf (352 m) und zum Manrother See. Nach einer kurzen Waldpassage durchqueren wir zunächst den Ortsteil Eilenberg und passieren anschließend den Parkplatz Obereilenberg. So erreichen wir nach insgesamt 4,5 km schließlich den Fuß des Bertenauer Kopfes. Den sog. Hausberg von Neustadt mit seiner markanten Kuppe erreicht man allerdings nur über einen etwa 200 m langen, felsigen Pfad. Oben warten dann ein schöner Blick in Richtung Siebengebirge und eine Informationstafel über die Entstehung des Vulkankegels auf uns.

In unmittelbarer Nähe der vulkanisch entstandenen Basaltkuppe des Bertenauer Kopfes befindet sich mit dem kleinen Krater Wolkenstein ein weiteres Basaltvorkommen, das sich durch eine kleine Kuppe im Gelände leicht erkennen lässt. Ebenfalls gut erkennbar sind die Anstrengungen, die einst vorgenommen wurden, um das vulkanische Gestein abzubauen.

Zusammen mit dem Westerwaldsteig geht es nun über einen schönen Waldpfad, inkl. Treppe, zum Manrother See, wo der ehemalige Basaltabbau Büchel eine tiefe Grube in der Landschaft hinterlassen hat. Heute stellt sich der dort entstandene Steinbruchsee eine wahres Naturparadies am Wanderweg dar.

Anschließend queren wir die Landstraße L270 und wandern zum 300 m entfernten GeoBlick Jungfernhof, von wo aus man einen großartigen Panoramablick über das Asbacher Land bis ins Siebengebirge hat.

Dann passieren wir den Neustädter Ortsteil Jungfernhof sowie den Jungfernbrunnen und wandern ins Bleibachtal hinein. An der Westflanke des Bertenauer Kopfes fand man bereits im 17. Jh. Kupfer-, Blei- und Zinkerze und baute diese Buntmetalle in verschiedenen Bergwerken ab. Heute zeugen noch zahlreiche Stollen und Schachtpingen von diesem Jahrhunderte alten Bergbaustandort. So passieren wir auf unserem Weg zurück nach Neustadt (Wied) auch die drei Gruben Wilhelminensegen, Schiefer und Bertenauer Kopf. Schließlich geht es durch Neustadt (Wied) weiter bergabwärts zurück zu unserem Ausgangspunkt am Wiedpark.

Fazit

Die Wäller Tour Basalt und Buntmetalle führt relativ abwechslungsreich und über teils felsige Pfade hinauf auf den Basaltkegel Bertenauer Kopf und zum Basaltabbausee bei Manroth. Dabei erzählen zahlreiche Informationstafeln von der Entstehung der heutigen Landschaft sowie von der Geschichte des Abbaus von Erzen und Basalt. Ein Manko ist jedoch die Wegeführung: Obwohl der Prädikatswanderweg relativ kurz ist, führen insgesamt ca. 1,6 km Wegstrecke (= 18 %) ohne viel Mehrwert durch Wohngebiete.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Asphaltanteil

  • Highlights: Bertenauer Kopf | Manrother See | GeoBlick Jungfernhof

  • Höhenangst: Krummenau – GeoTop Rippelmarken: sehr schmaler Pfad im Steilhang (ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig | nicht bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Asbacher Hochfläche stellt zusammen mit der östlich anschließenden Altenkirchener Hochfläche das unterste, nordwestlich vorgelagerte Stockwerk des Westerwaldes dar. Es handelt sich insgesamt um eine Hochmulde, die sich durch ihre rheinseits höhere Umrandung sowie durch deutliche Anstiege zu den östlich und südlich angrenzenden Landschaftsräumen abhebt.

Die Hochfläche liegt etwa auf 280 m ü.NN. Sie wird im Süden von dem breiten Kastental der Wied begrenzt, das zwischen Neustadt (Wied) und Oberlahr bis zu 100 m eingetieft ist. Ein engmaschiges System von Seitentälern der Wied zerschneidet die Hochfläche und führt zu einem lebhaften Wechsel von Riedeln und Kasten- oder Muldentälern.

Im Landschaftsraum befinden sich zudem zahlreiche Abbauflächen von Basalt und Quarzit.

Die Hochmulde präsentiert sich als offene Landschaft. Grünland ist in den Bachniederungen und Bachursprungsmulden verbreitet. Eine Besonderheit sind die großflächigen Feuchtwiesen im breiten Talboden der Wied. Das Offenland außerhalb der Bachniederungen ist aufgelöst in ein kleinteiliges Mosaik aus Acker- und Grünlandparzellen, wobei auch hier Grünland überwiegt.

Auf den Hochflächen bereichern kleinere Wälder die Landschaft. Wälder prägen auch die steilen Talhänge. Hier und auf den Kuppen finden sich örtlich naturnahe Laubwälder und Niederwälder.

Die Besiedlung des Landschaftsraumes erfolgte entlang des breiten Talbodens der Wied, an den Talhängen der Seitentäler und auf der Hochfläche mit einer Vielzahl von Haufendörfern. Die meisten Ortschaften haben ihren bäuerlich geprägten Charakter im Kern gewahrt.

Die Hochfläche erstreckt sich zwischen den Tälern von Wied, Holzbach und Saynbach. Sieliegt auf eine Höhe von etwa 330 – 390 m ü.NN und ist netzförmig durch Täler gegliedert, sonst flachwellig geformt. Am Westrand der Hochfläche zur Wied haben sich die Bäche tief eingeschnitten. Vor allem hier, aber auch im überwiegenden Teil des übrigen Landschaftsraums sind die Bäche naturnah.

Im Landschaftsraum nimmt Wald etwas mehr als die Hälfte der Fläche ein, wobei Laubholz leicht überwiegt. In den waldfreien Bereichen überwiegt Ackerland.

Der Landschaftsraum wurde durch eine Vielzahl von Dörfern besiedelt, die auf den Hochflächenriedeln entstanden und von denen sich einige stärker ausgedehnt haben. Die Kerbtäler blieben hingegen siedlungsfrei.

Die Neustädter Rippel, auch als GeoTop Rippelmarken bezeichnet, befinden sich an einer fast senkrecht stehenden Gesteinswand und sind ein Paradebeispiel für einen fossilen Meeresboden. Im Devon, vor etwa 400 Millionen Jahren, lag die Gegend um Neustadt (Wied) unweit der Küste eines flachen Meeres. Vom nördlich gelegenen Festland brachten Flüsse Sand und Schlamm heran, die sich am Meeresgrund und in Flussdeltas absetzten. In den sandigen Ablagerungen bildeten sich durch die Wasserbewegung sogenannte Rippel. Diese entstehen als wellenartige Oberflächenformen durch die Bewegung von Luft oder Wasser an der Grenze zu einer sandigen Ablagerung.

Am GeoTop Rippelmarken wurden die Rippel durch Überlagerung mit Schlamm und Sand im Laufe der Zeit erhalten, zu Gesteinen verfestigt und schließlich durch enorme Kräfte in der Erdkruste gefaltet und die Gesteinsschichten fast senkrecht aufgestellt. Durch eine Hangrutschung 1924 wurde das GeoTop dann wieder freigelegt.

Die Bemühungen um eine Eisenbahnverbindung vom Rhein in den Westerwald begannen bereits im Jahr 1876. Dadurch sollten die in der Region „Neustadt – Flammersfeld“ gewonnenen Eisenerze den Eisenhütten in Neuwied und Sayn zugeführt und der aus den zahlreichen Steinbrüchen stammende Basalt an die rechtsrheinische Bahnstrecke gebracht werden. Darüber hinaus sollte die Bahn die allgemeine Wirtschaftsentwicklung der Region fördern und damit dem Wegzug der kleinbäuerlichen Bevölkerung entgegenwirken. Der Bau der Strecke zwischen Linz am Rhein und Flammersfeld wurde allerdings erst 1905 genehmigt. Die Eröffnung der 43,4 km langen Strecke, die ab Wiedmühle auch im Wiedtal verlief, fand schließlich am 1. Oktober 1912 statt. Der Höhenunterscheid von über 300 m stellte die Ingenieure vor eine Herausforderung. Insgesamt mussten 2 Tunnel und 26 größere Brücken und Viadukte errichtet werden. Die großen Steigungen in manchen Streckenabschnitten machten auf zwei Teilstrecken zudem einen Zahnradbetrieb erforderlich. Daneben sorgte auch der felsige Untergrund des Wiedtals immer wieder für Hangrutschungen und Felsstürze.

Für Neustadt brachte die Eisenbahnlinie spürbare Veränderungen mit sich. Da das Wiedtal nun verkehrsgünstig erreicht werden konnte, reisten Menschen von weither nach Neustadt, um hier ihren Urlaub zu verbringen. Außerdem wurden mit Seilbahnen und später LKWs Erze sowie Basalt von den Bergwerksstandorten auf der Höhe zu den Bahnhöfen im Tal transportiert. Dadurch erhielt die Region einen deutlichen Aufschwung.

Aufgrund der Kriegsereignisse musste am 11. März 1945 der Betrieb eingestellt werden. Nach Instandsetzungsarbeiten konnten die Züge ab Oktober 1945 ab Linz wieder bis Mettelshahn (heute Ortsteil von Neustadt) verkehren, wo ein provisorischer Endpunkt eingerichtet wurde. Im Jahr 1957 wurde der seit dem Krieg verkehrslose Abschnitt Neustadt (Wied)–Flammersfeld auch offiziell aufgegeben und stillgelegt. Nur 3 Jahre später wurde der Personenverkehr auf der noch betriebenen Reststrecke eingestellt und der noch bis 1966 durchgeführte Güterverkehr erreichte nur noch Kalenborn. Nachdem die Deutsche Bahn die Reststrecke Linz–Kalenborn im Jahre 1997 stillgelegt hatte, übernahm 1998 eine private Verkehrsgesellschaft die Infrastruktur. Diese nahm 1999 den touristischen Verkehr unter dem Namen „Kasbachtalbahn“ wieder auf. Vom nicht mehr betrieblich genutzten Abschnitt sind insbesondere im Wiedtal noch einzelne Brücken- und Tunnelbauwerke erhalten. Die Gleise sind jedoch heute größtenteils abgebaut und die Bahnhöfe privat genutzt.

Der 352 m hohe Bertenauer Kopf ist eine alter Vulkankrater, der hoch über dem Wiedtal thront. Seine Entstehung geht auf den Vulkanismus des Tertiärs zurück, in der der Westerwald mehrmals Schauplatz heftiger vulkanischer Aktivität war. Der Bertenauer Kopf und seine benachbarten Basaltvorkommen sind im Gegensatz zum Hauptteil der Vorkommen des Westerwaldes nur etwa 8 – 5 Mio. Jahre alt. Dabei gelang an den Vulkaniten des Bertenauer Kopfes, die wissenschaftlich als Nephelin-Basanite bezeichnet werden, erstmals der Nachweis der jüngeren Phase des Westerwald-Vulkanismus.

Seine ausgeprägte Kegelform erhielt der Bertenauer Kopf allerdings erst während des Quartärs. So hebt sich seit etwa 800.000 Jahren das Rheinische Schiefergebirge relativ rasch. Flüsse und Bäche schnitten sich seitdem in den Untergrund ein und die weicheren Gesteine des Grundgebirges verwitterten und wurden abgetragen. Der harte und widerstandsfähige Basalt blieb jedoch als Härtling stehen.

Verwitterung ist heute aber auch auf der gesamten Bergkuppe sichtbar. Überall liegt Gesteinsschutt aus Basalt, der oft gebogene und kugelige Formen aufweist. Diese Form der Verwitterung geht auf Schwachstellen im Gestein zurück, die bei dessen Erkaltung durch innere Spannungen entstanden sind.

Etwa 300 m von der vulkanisch entstandenen Basaltkuppe des Bertenauer Kopfes entfernt befindet sich ein weiteres Basaltvorkommen, das sich durch eine kleine Kuppe im Gelände leicht erkennen lässt. Von Norden her wurde am Wolkenstein ein Einschnitt in den Felsen getrieben, der zu einer kraterartigen Vertiefung im Gelände führt. Im Volksmund heißt diese Stelle „Kleiner Krater“.

Nach neueren geologischen Untersuchungen ist das Basaltvorkommen am „kleinen Krater“ vor ca. 6 Mio. Jahren entstanden und ein Nebenschlot des Bertenauer sowie des Manrother Kopfes und kein Vulkankrater.

Die Basaltvorkommen zwischen Fernthal und dem Bertenauer Kopf wurden im Laufe der Zeit in mehreren Steinbruchbetrieben abgebaut. Das erste Unternehmen begann 1910 bei Jungfernhof und blühte infolge der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Linz-Flammersfeld auf. Ein weiterer Betrieb entstand 1923 bei Neschen, der jedoch wegen der Trassenfestlegung der Autobahn Köln-Frankfurt nicht lange in Betrieb war. 1927 begann dann der Basaltabbau mit 25 Arbeitern oberhalb von Bertenau.

Der bedeutendste Betrieb war das Unternehmen Büchel, das zeitweise bis zu 250 Mann beschäftige. Diese gewannen den Basalt zunächst ohne nennenswerte technische Hilfsmittel in schweißtreibender Handarbeit. So wurden die Bohrlöcher für die Sprengungen, mit denen der Basalt gelöst wurde, händisch gebohrt. Anschließend wurde das gelockerte Gestein von Arbeitern („Steinbrecher“) auf die Steinbruchsohle befördert, indem diese sich von den Bruchwänden abseilten und die losen Basaltsäulen zum Einsturz brachten. Je nach Qualität wurden diese dann weiterverarbeitet: Die guten Stücke wurden von den „Kippern“ von Hand zu Pflastersteinen geschlagen. Dafür ungeeignetes Material wurde von den „Schlägern“ bzw. „Steinkloppern“ zu Schotter zerkleinert.

Nach und nach hielt die technische Entwicklung Einzug: Druckluftbetriebene Bohrer ersetzten die Handbohrer. Im Betrieb Jungfernhof wurde ab 1923 der Basalt mit einem Brecher zu Splitt und Schotter verarbeitet und mit einer Seilbahn zur Eisenbahnverladung in die Berschau gebracht. Nur fünf Jahre später wurde auf der Manrother Seite eine moderne Brecheranlage errichtet. Deren Produkte wurden mit einer zweiten, neuen Seilbahn ebenfalls ins Wiedtal transportiert und dort in die Eisenbahn verladen.

In den 1950ern nahm die Mechanisierung der Betriebe zu. Dies führte einerseits zu geringeren Belegschaftszahlen. Andererseits stieg dadurch die Fördermenge. Um 1960 wurde dann in den Steinbrüchen vom gleisgebundenen Betrieb mit Dampfloks auf LKW-Transport umgestellt. 1964 begann man schließlich die Gewinnung mit Großbohrlochsprengungen. Der letzte Steinbruch an der Kreisstraße nach Manroth war von 1973 bis 1977 in Betrieb. Damit endete die Basaltgewinnung in der Ortsgemeinde Neustadt. Heute ist vom ehemals geschäftigen Betrieb auf der Manrother Höhe nur noch wenig zu sehen. Einzelne Ruinen der Brecher- und Verladeanlagen oberhalb von Bertenau, das Gebäude der Manrother Brecheranlage und die beiden Abbauseen auf der Jungfernhofer und Manrother Seite sind als sichtbare Zeugen des früheren Basaltabbaus geblieben.

Der kleine Stollen auf der linken Seite des Bleibachs wurde auf der Suche nach Erz in den Berg getrieben. Man hatte wohl etwas oberhalb in dem kleinen Tal an der Erdoberfläche ein Bleierzvorkommen gefunden. Dieses war jedoch offensichtlich nicht sehr reichhaltig, so dass keine größere Bergbauaktivität erfolgte.

Der alte Stollen Emil I war vermutlich bereits um 1800 betrieben worden. Nachdem man 1882 bei Schürfarbeiten Blei- und Zinkerz in dem 49 m langen Stollen gefunden hatte, wurde das Bergwerk schließlich in Wilhelminensegen umbenannt. Die Grube wurde seit 1885 jedoch nicht mehr in Betrieb genommen. Heute dient der Stollen als Winterquartier für Fledermäuse.

Der Bergwerksbetrieb im Bleibachtal war zeitweise durchaus bedeutend und reicht Jahrhunderte zurück. Der Bergbau Im Schiefer bestand zunächst aus vier verschiedenen Gruben, die östlich des Bleibachs am Hang des Bertenauer Kopfs lagen: Die Grube Oberer Schiefer, nur unweit nördlich davon die Grube Unterer Schiefer, talabwärts das sog. Kupfertrumm und schließlich weiter oben am Hang die Grube Bertenauer Kopf.

Im 17. Jh. wurde auf allen vier Gruben nach Blei, Kupfer sowie Blendeerzen (Zink) gegraben und der Abbau erfolgte überwiegend im Stollenbau. Um das jahrzehntelang aufgelassene Bergwerk in „ordentlichen Betrieb“ zu bringen, wurde Ende des 18. Jahrhunderts ein tiefer Stollen in Richtung Unterer Schiefer aufgefahren. Dabei wurde zwar immer wieder etwas Erz gefunden und abgebaut, doch aufgrund eindringenden Wassers wurden die Arbeiten 1805 eingestellt. 1826 wurde der Betrieb wieder aufgenommen und der tiefe Stollen bis zum Unteren Schiefer vorgetrieben, wo man einen durchschnittlich etwa 90 cm und stellenweise bis 2 m mächtigen Erzgang antraf, der Quarz, Bleiglanz und Zinkblende enthielt. Wegen Unwirtschaftlichkeit wurde der Bergbau dann Ende der 1830er Jahre eingestellt.

1855 wurden die vier Gruben schließlich zu der Grube Schiefer vereinigt. Im Oberen Schiefer förderte man nun über einen Schacht und einen 70 m langen Stollen Bleierze. Die Hauptaktivitäten erfolgten jedoch im Unteren Schiefer, wo man zwei parallele Bleierzgänge abbaute. Da die Entwässerung allerdings nicht bewältigt wurde und eine erforderliche Dampfmaschine aus Kostengründen nicht beschafft werden konnte, wurden der Tiefbau und die ganze Anlage 1860 wieder stillgelegt.

Nach mehreren Besitzerwechseln versuchte man ab 1898, den Betrieb wieder aufzunehmen. Da nur minderwertige Erzvorkommen gefunden wurden, war relativ schnell klar, dass eine lohnende Ausbeute nur im Tiefbau erfolgen konnte. Die Arbeiten wurden jedoch 1901 endgültig eingestellt.

Heute sind nur noch einige wenige Bodenstrukturen als Relikte des Bergbaus erhalten geblieben. Neben einigen Pingen und Halden, ein freigelegter Stollen am Schützenhaus und dem Mertensstollen erinnert nichts mehr an die einst lebhafte Bergbautätigkeit im Tal des Bleibachs. Dieser war zwischenzeitlich wegen der Bleibelastung im Bereich des Bergwerks und der ehemaligen Aufbereitungsanlagen zum Blaubach umbenannt worden.

Die Grube Bertenauer Kopf war eine von vier Gruben, die unter dem Namen Grube Schiefer zusammengelegt waren. In der Grube, die nachweislich bereits im 17. Jh. in Betrieb war, wurden Blei- und Zinkerze, zum Teil mit etwas Kupfererz, abgebaut. Es liegen allerdings keine genauen Informationen zum Umfang des Betriebs und zu Förderzahlen der Grube vor, doch lässt sich aus den Bergbauspuren und Kartenwerken ableiten, dass hier keine bedeutende Förderung erfolgte.

Heute sind noch einige Spuren des alten Bergwerks erkennbar. So ist ein erkennbarer muldenartiger Einschnitt bergwärts der verstürzte Rest eines Stollens. Im Gelände findet mN zudem noch alte Halden und mehrere Pingen.