• Kell (MY)

  • Länge: 12.1 km

  • Höhenmeter: 405 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Kultur/Historie  | Geologie | Familie

  • Parken: 56626 Andernach-Kell | Parkplatz Bergwege (K 57)

  • Startpunkt: Parkplatz Bergwege

  • Einkehrmöglichkeiten: Landgasthaus Jägerheim

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Oktober 2016

Trasser Scheiß!

So langsam aber sicher kommt der Herbst, also nutze ich den einzigen trockenen Tag der Woche und erwandere zusammen mit Milow den Traumpfad Höhlen- und Schluchtensteig Kell.

Der Parkplatz befindet sich mitten auf der Kuppe zwischen Kell und dem Laacher See neben einem Wasserhäusschen an der K 57.

Ein kurzes Stück an der Straße entlang, führen anschließend Feldwege durch die weite Flur, vorbei an knorrigen Obstbäumen, ins Krayerbachtal hinab. Hecken und Schilf säumen den Weg zur Krayermühle und wir kommen ins tief eingeschnittene Pönterbachtal. Über einen Schotter- und Wirtschaftsweg erreichen wir Brücke über den Pönterbach und folgen einem steilen Pfad nach oben bis zum Schützenhaus. Kurz danach erreichen wir den Aussichtspunkt Schweppenburgblick, der leider etwas zugewachsen ist. Über den Waldweg gelangen wir zur Schönen Aussicht und blicken ins Brohltal hinab. Entlang der Hangflanke geht es in Serpentinen über den Hermann-Löns-Pfad steil abwärts zum Gasthaus Jägerheim. Wir überqueren die B 412 und unterqueren das 120 m lange, mächtige Tönissteiner Viadukt der Brohltalbahn. Über die Wiese erreichen wir die begehbaren Trasshöhlen. In der ersten Höhle ist es so dunkel, dass ich die Taschenlampe meines Handys anschalten muss um den Ausgang zu finden. An den hohen Trasswänden geht es weiter durch das Brohltal und wir kommen zum Trassdurchgang. Nun überqueren wir wieder die B 412 und gehen hinter dem Seniorenheim ins Tönissteiner Bachtal. Reste des Klosters Tönisstein lassen sich am Wegesrand erkennen, bevor wir in die Wolfsschlucht gelangen. Hier hat sich Bach besonders tief eingeschnitten und tolle Felsformationen und einen Wasserfall geformt.

Weiter gehen wir über die L 113 am Waldrand entlang leicht bergan an einer Ferienhaussiedlung vorbei zur Römerquelle, aus der CO2-haltiges Wasser mit Schwefelgeruch sprudelt. Durch ein Seitental und über einen ansteigenden Waldweg kommen wir wieder auf das Hochplateau, wo sich der Ausgangspunkt der Tour befindet.

Fazit

Der Traumpfad Höhlen- und Schluchtensteig Kell ist insgesamt keine besondere Tour, aber die Trasshöhlen im Brohltal und die Wolfsschlucht sind schon einmalig. Hier lohnt sich eine Begehung wirklich.

 

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – geringer Pfadanteil
    – Wanderautobahn

  • Highlights: Viadukt des Vulkanexpress | Trasshöhlen | Wolfsschlucht

  • Höhenangst: Hermann-Löns-Pfad → steiler Serpentinenpfad im Wald ohne Fernsicht → Dem breiten Weg immer weiter folgen, so gelangt man auch ins Brohltal

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Schweppenburg ist ein Schloss im unteren Teil des Brohltals und wird als Burg 1365 erstmals erwähnt. Durch einen Umbau 1637 – 1639 erhielt sie ihre heutige Gestalt im Barockstil. Die alte wehrhafte Burganlage diente zunächst als Wirtschaftsgebäude und wurde 1785 niedergelegt

Der Brohlbach ist ein knapp 20 km langer, linker Nebenfluss des Rheins. Er entspringt in Hannebach (Spessart) auf 511 m Höhe und mündet bei Brohl-Lützing in den Rhein.

Die Brohltalbahn ist eine Bahnstrecke zwischen Brohl am Rhein und Engeln in der Eifel. Die ursprünglich bis Kempenich führende Strecke wird heute nur noch auf knapp 18 km Länge als planmäßige Touristikbahn (Vulkan-Express) sowie für den Güterverkehr genutzt.

Der erste Abschnitt bis Engeln konnte nach einer dreijährigen Bauzeit 1901 in Betrieb genommen werden. Durch den direkten Schiffsumschlag in Brohl gehörten die Abfuhr von Trass (Mörtel), behauenen Tuffsteinen, Phonolith (Glas), Bims und Basaltschotter zu den Transportaufgaben der Bahn. Zudem diente sie der Abfuhr der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sowie der Zufuhr von Kohlen für die Industrie und Dünger für die Landwirtschaft. Der Personenverkehr spielte hingegen nur eine untergeordnete Rolle.

Krieg und wirtschaftliche Schwierigkeiten führten immer wieder zu zeitweiligen Einstellungen des Personenverkehrs. Mangels Rentabilität und wegen fehlender Fahrzeuge wurde er 1961 ganz eingestellt. Heute verkehrt auf der Brohltalbahn nur noch der touristische Vulkan-Express, wobei in der Sommersaison ein beinahe täglicher Fahrbetrieb angeboten wird.

Die Trasshöhlen im Brohltal sind Zeugnisse des früheren Abbaus von Trassgestein.

Als der Laacher-See-Vulkan vor etwa 13000 Jahren ausbrach, verbanden sich glutheiße Asche und Wasserdampf zu einem Schlamm- und Schuttstrom (Lahar), der an der Nordflanke des Vulkans  durch das Tönissteiner Tal raste und auf die steilen Devonschieferhänge des Brohltals prallte. Dabei füllten Asche und Lavapartikel die umliegenden Täler bis zu 60 m hoch auf. Durch Sedimentation und Diagenese entstand im Laufe der Zeit vulkanischer Tuff (= Rheinischer Trass) aus den einst lockeren Materialien. In den folgenden Jahrtausenden erodierte sich Wasser des Brohlbaches in eine tiefe cañonartige Schlucht.

Bereits die Römer bauten den Trass im Brohltal ab und verwendeten ihn u.a. zum Hausbau. Aber erst die Niederländer forcierten den Abbau im 17. Jh. und bauten Trassmühlen im Tal. Der Trass diente dabei vor allem für den Bau von Deichen und Hafenanlagen. Die Wende für die Trassindustrie kam mit dem Beginn des 20. Jh., als Preisverfall und die fortschreitende Erschöpfung des Rohmaterials einen nach dem anderen zur Aufgabe zwang.

Der Tönissteiner Bach entspringt kurz hinter Wassernach, passiert zunächst Forellenteiche, stürzt unmittelbar dahinter mehrere Meter in die Tiefe und schlängelt sich wild bis zu seiner Mündung in den Brohlbach.

Vor etwa 13.000 Jahren brach der Laacher See-Vulkan aus und heiße Glutwolken und Ascheströme (Lahare) ergossen sich aus dem Vulkan. Diese Lahare, bestehend aus heißen, unverfestigten Aschen und angereichert mit Regenwasser, bedingt durch starke Gewitter, flossen lawinenartig durch das Tönissteiner Bachtal ins Brohltal und verfüllten es. In den folgenden Jahrtausenden suchte sich der Bach ein neues Bett und durchschnitt die mächtigen vulkanischen Schlammmassen bis auf das devonische Grundgestein.

Die Klosterruine Tönisstein ist die Ruine eines ehemaligen Karmeliterklosters im Tönissteiner Tal, das 1465 gegründet wurde.

Nach einer Legende fand 1388 ein Hirte aus Kell dort eine Pietà (Gnadenbild) mit dem Heiligen Antonius in einem brennenden Dornbusch. Aus diesem Grund errichtete man 1390 eine Kapelle an dieser Stelle und die einsetzenden Wallfahrten führten zum Bau des Klosters. Das Kloster wurde 1802 infolge der Säkularisation aufgelöst und verfiel zur Ruine.

Die Wolfsschlucht ist ein 600 m langer, cañonartiger Abschnitt im Tönissteiner Bachtal.

Durch stetige Erosion formte das Wasser seinen Verlauf ab dem Wasserfall im Wechsel von engen Schluchten mit hohen senkrechten Felswänden und breiteren Flussauen. Nach starken Niederschlägen kommt es immer wieder zu Bergrutschen, die Bäume umstürzen lassen.

Der Name stammt vermutlich aus dem romantischen Urbild der gleichnamigen Schlucht in Webers Oper „Der Freischütz“.