• Bärenbach (KH)

  • Länge: 13 km

  • Höhenmeter: 403 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55758 Bärenbach | Wanderparkplatz am Schlossberg (Talstraße)

  • Startpunkt: Wanderparkplatz am Schlossberg

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: April 2020

Kulturhistorische Besonderheiten, sagenumwobene Felsformationen und wunderbare Fernsichten

Die 13 km lange Vitaltour Bärenroute erschließt die unterschiedlichen Landschaftsbereiche im Kirner Nahetal sowie den Becherbach-Reidenbacher Gründen und führt dabei um die Gemeinde Bärenbach.

Vom Startpunkt auf dem Wanderparkplatz am Schlossberg aus geht es zunächst in Richtung Nahetal an einem ehemaligen Steinbruch vorbei. Anschließend erklimme ich über einen schmalen Waldpfad die Burgruine Naumburg. Dort erwartet mich dann auch die ersten tollen Blicke auf Bärenbach und das Nahetal.

Über einen alten Zufahrtsweg gelange ich dann zur vielbefahrenen B 41 im Nahetal. Hier geht es am sagenumwobenen Dieterfels vorbei. So erzählt die Sage des Ritters Dieter von einer im Rausch abgeschlossenen, riskanten Wette über die Besteigung des Felsens mithilfe eines Pferds und dem anschließenden Sprung ins Tal.

Nach kurzer Zeit beginnt dann aber auch schon der lange Aufstieg zur alten Römerstraße. So erreiche nach dem ersten etwas steileren Stück die Zeidlerstation Wolfskaul (Waldbienenstation), wo seit 2019 das uralte Handwerk der Zeidlerei mit sog. Klotzbeuten wiederbelebt wird. Anschließend geht über einen Forstweg mit Alleencharakter und einige leicht befestigte Witschaftswege weiter gemächlich den Berg hinauf, bis ich nach insgesamt 3,7 km die alte Römerstraße erreiche, die das Nahetal mit dem Glantal verband. Dabei bevorzugten die Römer aus strategischen und technischen Gründen den Bau von Höhenstraßen und mieden enge Tallagen. Über die offene Feldflur geht es dann mit Blick auf das Obere Nahebergland zum Aussichtspunkt Donnersbergblick, der gleichzeitig den höchsten Punkt (425 m) der Bärenroute darstellt. Hier reicht der Blick vom Idarkopf im Hunsrück, über die Kirner Dolomiten, den Lützelsoon und den Steinbruch Henau bis zum Donnersberg im Nordpfälzer Bergland.

Es folgt der Abstieg nach Bärenbach. Dabei geht es über Streuobstwiesen, durch ein Kerbtal und am Waldrand entlang zurück in Richtung Naumburg. Über einen engen Pfad im Niederwald erreiche ich schließlich die alte Schlossbergquelle, bis ins 18. Jh. die Trinkwasserversorgung der Naumburg sicherstellte.

Die Vitaltour folgt nun einem Steilhangweg durch eine ehemalige Weinbergslage. Mit schönen Panoramablicken auf Bärenbach und das gleichnamige Tal geht es an einer altern Kelter vorbei in Ort hinein. Der Weg führt mich an der Evangelischen Kirche vorbei zum Bärenbach hinunter. Nach dessen Überquerung beginnt auch schon der Anstieg zum Friedhof mit seinem Kriegerehrenmal. Über weitere Streuobstwiesen und einen steilen Wiesenpfad gelange ich zur Schinderhanneshütte. Neben einer schönen Schaukel bekomme ich hier einige Informationen zum Schinderhannes Johannes Bückner, der auch in Bärenbach sein Unwesen trieb.

Ich passiere die ca. 350 Jahre alte Schinderhanneseiche und erreiche nach 200 m den offenen Höhenkamm. Wenig später geht es aber auch schon wieder hinab in den Hangwald des Nahetals. Über einen Pfad und durch den Krüppeleichenwald erreiche ich das Naturdenkmal Hachenfels mit seiner Fels- und Magerrasenflora. Der tolle Blick über das Nahetal mit seinen markanten Felsen entschädigt dabei über den Lärm der Bundesstraße 41.

Wenig später gelange ich dann zum Kleinen Hachenfels, wo nur noch die Auskellerungsspuren der Hachenburg zu finden sind. Nachdem ich den Blick auf das Nahetal und Kirnsulzbach genossen habe, geht es über einen gewundenen Waldpfad zurück ins Bärenbachtal. Über einen Holzsteg über den Bärenbach gelange ich zur K 73 und schließlich zurück zu meinem Ausgangspunkt auf dem Wanderparkplatz am Schlossberg.

Fazit

Die landschaftlich abwechslungsreiche Vitaltour Bärenroute ist geprägt von tollen Fernsichten, zwei im Steilhang der Nahe gelegenen Felsspornen sowie der Ruine Naumburg. Im stetigen Wechsel zwischen Wald- und Flurpassagen geht es zu den vielen Höhepunkten, die sich gleichmäßig auf der Strecke verteilen. Besonders hervorzuheben sind dabei die vielen Informationstafeln, die einem die einzelnen Punkte näherbringen. Einziges Manko: Im Bereich des Nahetals ist aufgrund der vielbefahrenen Bundesstraße etwas zu laut.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Burgruine Naumburg | Donnersbergblick | Hachenfels

Wissenswertes

Das Kirner Nahetal umfasst den Naheabschnitt zwischen Nahbollenbach und Martinstein und ist ein tief eingeschnittenes sowie gefällereiches Talstück mit steilen Hängen und schmaler, aber meist ausgeprägter Sohle sowie einzelnen Talweitungen. Das Tal wird jedoch mehrfach durch Engstellen mit Taldurchbrüchen durch vulkanisches Gestein (Porphyrit, Melaphyr) gekammert, in denen Felshänge und natürliche Schutthalden nah an den Fluss herantreten.

Während der östliche Teil des Kirner Nahetals wärmegeprägt ist, ist der Talkessel von Kirn durch den Kaltluftstau vor der Hellbergenge kälter und stärker dem Niederschlag ausgesetzt.
Ausgehend von einer Siedlungskette entlang der Talweitung auf den flachen Hangfüßen hat die Besiedlung im Zuge der Industrialisierung des Raums große Teile der Talweitungen erfasst. Dennoch ist die Nahe selbst weitgehend naturnah erhalten.

Der Landschaftsraum präsentiert den Nordwestteil der Höhen zwischen Nahe und Glan. Er wird von mehreren parallel in Südost-Nordwest-Richtung verlaufenden Tälern gegliedert. Die zwischen ihnen verbliebenen Riedel weisen jeweils an der Südwestseite Steilflanken zu den Tälern auf, während sie sich nach Nordosten flach in das Nachbartal absenken.

Die steilen Talflanken sind bewaldet. Die Wärmebegünstigung der Hänge zeigt sich auch an Ausläufern des Naheweinbaus, die bei Kirschroth in das nordöstliche Randgebiet reichen. Die flacheren Nordosthänge sind mit Löss bedeckt und bilden fruchtbare Ackerstandorte.

Viele Bäche des Landschaftsraums sind in den Unterläufen zur Nahe sowie in Quellläufen naturnah erhalten. Feuchtgebiete sind im Landschaftsraum selten und meist auf kleinere Quellmulden oder kurze schmale Talabschnitte beschränkt.

Die Besiedlung des Landschaftsraums erfolgte primär in den Bachtälern.

Burg Naumburg ist die Ruine einer wohl im 11. Jh. erbauten Höhenburg auf einem Felssporn bei der Mündung des Bärenbachs in die Nahe. Der Name der Naumburg (= Neuenburg) rührt wohl von einer  Neugründung der über Kirn gelegenen Kyrburg oder der ehemaligen Feste Hachenfels. 1803 sprengten die Franzosen die Burg und versteigerten die Trümmer, die zum Hausbau wiederverwendet wurden. Zwischen 1986 bis 1994 wurden schließlich umfangreiche Sicherungs- und Freilegungsarbeiten durchgeführt. Heute sind von der einstigen Burganlage nur noch einige Grundmauern zu erkennen.

Zeidler nannten sich im Mittelalter Waldimker, die in mehreren Metern Höhe in hohlen Bäumen und ausgehölten Baumstämmen (= Klotzbeute) ihre Bienen hielten. Dies war eine naturnahe Bienenhaltung, denn ursprünglich war die Honigbiene ein Waldbewohner. Im Bärenbacher Forst an der sog. Wolfskaule wird seit 2019 das uralte Handwerk der Zeidlerei wiederbelebt.

Der Schinderhannes war ein legendärer Räuber im Naheland, Hunsrück und Taunus. Ihm wurden insgesamt 211 Straftaten gerichtlich nachgewiesen (u.a. Diebstahl, Raubmord, Mord, Unterschlagung). Dabei hatte Johannes Bückler insgesamt 94 Mitstreiter bzw. Kumpane.

1796 arbeitete Bückler eine Zeitlang als Abdeckerknecht beim Wasenmeister und Scharfrichter Mathias Nagel in Bärenbach. Der Diebstahl von 6 Kalbsfellen und einer Kuhhaut beendetet schließlich das Dienstverhältnis- Der genaue Zeitpunkt lässt sich aus den widersprüchlichen Aussagen Bücklers allerdings nicht eindeutig erschließen.

Nach einer Unterbrechung ist Bückler erneut in die Dienste von Mathias Nagel in Bärenbach getreten, da er sich angeblich auf der Flucht vor den Franzosen befand. Dort traf der Schinderhannes auch wieder den Schinderknecht Johann Nikolaus Nagel, mit dem er zusammen in der Folge eine Reihe von Diebstählen von Hammeln durchführte. Nach deren Anzeige wurden die beiden daraufhin verhaftet und in Kirn eingesperrt. Nach seinem Ausbruch verübte Bückler im Spätsommer 1797 mit mehreren anderen Personen einen Einbruch in ein bewohntes Landhaus in Bärenbach. Dieser erste schwere Einbruch ist vor allem deshalb so interessant, weil er damit sein erstes „todeswürdige Verbrechen“ begangen hatte.

Der Hachenfels ist ein steil aufragender Melaphyr-Felsgrat im Nahetal und der westlichste Wuchsort der seltenen Traubensteinbrech-Gesellschaft.

Auf dem Fels lag angeblich einst die Feste Hachenburg, die der späteren Naumburg gegenüber lag. Lediglich zwei Einbuchtungen im Fels sind heute noch erkennbar, deren Entstehung jedoch nirgends belegt ist. Über Baugestalt und Grundriss der Anlage liegen keine Informationen vor. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1075.