Grenzerfahrung
Der kleine Lorcher Stadtteil Wollmerschied ist ein Ort mit Grenzerfahrung: Erst gehörte das kleine Dorf über Jahrhunderte zu Kurmainz und später zum Herzogtum Nassau, das von Preußen annektiert wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Wollmerschied von 1919 bis 1923 zum Freistaat Flaschenhals. Das schmale Gebiet zwischen rechtem Rheinufer und unbesetztem Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau lag faktisch isoliert vom übrigen unbesetzten Deutschland und war somit politisch sowie wirtschaftlich auf sich selbst gestellt. Heute wird das hessische Wollmerschied an drei Seiten von Rheinland-Pfalz umschlossen. Der nur 7,9 km lange Wisper Trail Wollmerschieder Grenzweg begleitet diese Grenze ein Stück weit auf zum Teil historischen Spuren.
Wir starten am Sportplatz und wandern zunächst in nördlicher Richtung 400 m parallel zur Kreisstraße K 629 zum ersten Aussichtspunkt des Wollmerschieder Grenzweges: dem Wispertaunus Blick. Von hier haben wir eine schöne Sicht auf die Ortschaften Wollmerschied und Lipporn, die auf den offenen Höhen des Wispertaunus liegen.
Anschließend tauchen wir dann in den Wald hinein und wandern auf idyllischen Waldwegen weiter in nördliche Richtung. So kommen wir nach rund 1,5 km an die hessische Landesgrenze mit einem Grenzstein aus dem Jahr 1697. Der alte Markstein mit dem Mainzer Rad erinnert daran, dass der Rheingau über Jahrhunderte zum Bistum Mainz (= Kurmainz) gehörte.
Wir biegen nun scharf nach rechts ab und folgen der Landesgrenze Hessen – Rheinland-Pfalz ins Werkerbachtal hinab. Dort bildet dann der Werkerbach die natürliche Grenze zwischen den beiden Bundesländern. Der Werkerbach ist einer der vielen kleinen Bäche, die der Wisper zufließen und so typisch für den Wispertaunus sind. Wir folgen dem Bach nur ein kurzes Stück und verlassen das Bachtal dann wieder in Richtung Wollmerschied.
Nach einem kurzen, nicht allzu steilen Anstieg erreichen wir die offenen Wiesen und Felder unterhalb des Ortes. An Pferdekoppeln vorbei wandern wir mit einigem Abstand um den Ort herum und passieren den Zuweg zur Ortsmitte Wollmerschied. Schließlich geht es dann ins Bienbachtal hinab. Hier queren wir die Kreisstraßen K 627 sowie K 628 und folgen dem kleinen Bach talaufwärts bis zu seiner Quelle. Dort erreichen wir das Einsame Bänkchje und wenig später auch unseren Ausgangspunkt am Sportplatz Wollmerschied.
Fazit
Der Wollmerschieder Grenzweg führt abwechslungsreich und idyllisch durch die abgeschiedenen Wälder und schönen Wiesenlandschaften rund um den kleinen Ort Wollmerschied. Neben dem historischen Grenzstein mit Mainzer Rad runden vor allem einige schöne Aussichten die relativ kurze Tour ab.