Auf den Spuren des Eremiten
Ein Eremit (oder auch Einsiedler) ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von anderen Menschen lebt. Ursprünglich ging es bei dem Begriff um Christen, die geistliche Motive für diese Art von Lebensform hatten. Dabei unterschied man in der frühen Kirche allein lebende (Anachoreten) und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Ordensgemeinschaften, Klöster oder auch Ortschaften. Das Eremitentum gehört somit zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des Mönchtums in Europa.
Die 9,3 km lange Vitaltour Eremitenpfad begibt sich auf die Spuren der Eremiten, die vor Jahrhunderten in einer Felseneremitage zwischen Bretzenheim und Guldental lebten. Die vermutlich als heidnische Kultstätte von Hand in den Sandstein gehauene Eremitage gilt dabei als das einzige Felsenkloster nördlich der Alpen.
Ich starte die Vitaltour Eremitenpfad an der Kronenberghalle in Bretzenheim, überquere zunächst die Winzenheimer Straße und folge dem Wirtschaftsweg, der mich durch die offenen Felder bis zur Weinbergslage Kreuzberg führt. Anschließend biege ich auf einen grasbewachsenen Feldweg ab und wandere sanft bergan durch die Weinberge. Bereits nach wenigen Metern werde ich mit einem schönen Blick auf Bretzenheim und in Richtung Bad Kreuznach belohnt.
Danach geht es auf einem Grasweg entlang der Hangkante eines alten Sandsteinbruchs zwischen Gebüsch und Weinbergen wieder leicht bergab bis kurz vor ein Feldkreuz. Hier zweigt die Vitaltour jedoch links ab und führt mich zu der Weinbergslage unterhalb des alten Bretzenheimer Steinbruchs.
Anschließend biege ich wieder im spitzen Winkel links ab und wandere durch ein Wäldchen mit geschlossenem Blätterdach. So erreiche ich dann einen Rastplatz, der sich direkt an der steil abfallenden roten Sandsteinwand des Steinbruchs befindet.
Ich umrunde einen Weinberg entlang einer roten Sandsteinwand, bevor es über Treppenstufen richtig steil den Hang hinauf geht. Anschließend halte ich mich rechts, wandere über einen Grasweg leicht ansteigend am Hang entlang und genieße die Ausblicke ins Guldenbachtal. Aber auch der Blick in die Ferne lohnt sich: Dieser reicht vom Niederwald-Denkmal im Rheingau bis zum Feldberg im Hochtaunus.
Wenig später geht es aber begleitet von Rosenbüschen auch schon wieder leicht bergan. Dann biege ich links auf den Weg der Entschleunigung ab und gelange über ein schmales, steiles Pfädchen mit Treppenstufen durch dichtes Gehölz hinunter ins breite Guldenbachtal. Dort biege ich auf den Eremitageweg ab und passiere die Gebäude der Wohnungslosenhilfe der Bad Kreuznacher Diakonie. Hinter dem letzten Gebäude, einem ehemaligen Jagdschloss aus dem 19. Jh., halte ich mich dann links und wandere über einen kleinen Stichweg hinauf zur beeindruckenden Felseneremitage. Dieses von Hand in den roten Sandstein gehauene Monument aus vorchristlicher Zeit war für Jahrhunderte Heimstätte für Einsiedler sowie Mönche und gilt als einziges Felsenkloster nördlich der Alpen.
Danach führt mich die Vitaltour Eremitenpfad auf einem Damm am Guldenbach entlang, bevor ich kurz vor dem Campingplatz Lindelgrund links in den Lindelwald abbiege. Nach einem kurzen Anstieg erreiche ich einen weiteren Rastplatz mit herrlichem Blick ins Guldenbachtal und auf den Weinort Guldental.
Anschließend geht es auf schmalen Pfaden durch die urige Vegetation des Lindels mit seinen knorrigen Eichen sowie alten Buchen. Dann halte ich mich links und wandere für ca. 300 m auf einem Wirtschaftsweg zwischen Waldrand und Weinreben, bevor es nochmals in den dichten Wald hinuntergeht. Nach 500 m verlasse ich ihn dann aber endgültig und wandere über die offene Hochfläche an den Weinreben vorbei zum imposanten Rheingaublick mit einer halbrunden Sitzgruppe. Der Blick schweift erneut über das Niederwald-Denkmal, die Rochuskapelle und den Taunus bis nach Rheinhessen.
Nur 100 m weiter erreiche ich dann den ebenfalls beeindruckenden 30-Dörfer-Blick. Hier blickt man über das Nordpfälzer Bergland zum Donnersberg und weiter über den Kreuznacher Stadtwald mit der Gans, das Salinental bis zum Rotenfelsmassiv.
Durch die Weinberge geht es dann wieder zum Fuß des Kreuzbergs hinab, wo ich schließlich wieder durch die offenen Felder zurück zu meinem Ausgangspunkt an der Kronenberghalle wandere.
Fazit
Die Vitaltour Eremitenpfad ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Neben schroffen roten Sandsteinfelsen und Weinbergen bietet dieser Weg auch sanfte Hügel und urwüchsige Natur. Dabei kann die Vitaltour aber vor allem mit tollen Fernblicken und einem hohen Pfadanteil punkten. Absoluter Höhepunkt ist jedoch ohne Frage die einzigartige Felseneremitage. Zudem wird einem mit Hilfe von kleinen Infotafeln und Geschichten immer wieder das Thema Eremiten nähergebracht.