• Rhaunen | Sulzbach | Stipshausen (BIR)

  • Länge: 13.8 km

  • Höhenmeter: 230 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Ausblicke  | Kultur/Historie  | Musik

  • Parken: 55624 Rhaunen | Wanderparkplatz am Freibad Idarwald (L 162)

  • Startpunkt: Freibad Idarwald

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: August 2018

Die Idar-Soon-Pforte – Alles andere als stumm

Die Traumschleife STUMM-Orgel-Weg begibt sich auf die Spuren der Orgelbauerfamilie Stumm, die in sechs Generationen mehr als 400 Orgeln gebaut hat, und führt um die fünf Gemeinden Rhaunen, Bollenbach, Sulzbach, Hottenbach sowie Stipshausen durch den Naturraum Idar-Soon-Pforte.

Dabei bietet diese Traumschleife auch audiovisuelle Klangerlebnisse: An verschiedenen Punkten entlang der Strecke kann man u.a. via QR-Code Orgelstücke von STUMM-Orgeln hören. Die speziell für diesen Weg eingerichtete Audiothek kann man aber auch schon vorher auf der Homepage der Verbandsgemeinde Rhaunen herunterladen.

Die Traumschleife STUMM-Orgel-Weg führt uns zunächst vom Wanderparkplatz am Freibad Idarwald zum angrenzenden Infopunkt, wo wir etwas über die Entstehungsgeschichte des Rundwanderweges und die Verbreitung der STUMM-Orgeln in Deutschland erfahren. Nach ca. 200 m erreichen wir das STUMM-Orgel-Portal und überqueren den Rhaunelbach. Nachdem wir einen Fischteich passiert haben, treffen wir auf die eigentliche Strecke des STUMM-Orgel-Weges.

Es geht nun für ca. 900 m relativ gerade durch das Rhaunelbachtal, bis wir die Ortslage von Rhaunen erreichen. An der K 66 treffen wir auf die Abzweigung Ortsmitte Rhaunen, wo uns zwei Infotafeln über das sog. Siebentälerdorf und die beiden Kirchen mit STUMM-Orgeln aufklären.

Nachdem wir die Kreisstraße gequert haben, biegen wir an einer Kurve rechts in den Wald ab und folgen dem Lingenbachtal 500 m talaufwärts bis zum Jüdischen Friedhof Rhaunen. Anschließend geht es links bergan und wir verlassen das Tal sowie den Wald.

Kurz darauf queren wir die L 180 und wandern über die offene Fläche in Richtung Süden. Dabei bekommen wir einen ersten Blick auf den alles überragenden Idarkopf mit seinem Sendemast. Nach ca. 800 m erreichen wir über Feld- und Wiesenwege das Näsbachtal und überqueren den Bach über einen Holzsteg. Wir wandern vorbei an ehemaligen Schieferabbaustellen, in denen lediglich temporär Dachschiefer von Kleinstbetrieben geschürft wurde, und folgen dem Weg talaufwärts, bis wir auf einen Pfad abbiegen, der uns durch den Buchenwald aus dem Tal hinausführt.

Nachdem wir den Wald bei Bollenbach verlassen und die K 25 gequert haben, erreichen wir den Aussichtspunkt Soonwaldblick mit Panoramablick über Bundenbach in Richtung Hahnenbachdurchbruch, Lützelsoon und Großen Soon. Hier besteht auch die Möglichkeit, einen 600 m langen Abstecher nach Bollenbach und zur Getreidemühle zu machen.

Mit Blick auf den Idarkopf folgen wir einem Wiesenweg, der uns nach 600 m durch das offene Kalmersbachtal nach Sulzbach hinein führt. Wenig später erreichen wir die Evangelische Kirche mit STUMM-Orgel und das kleine Museum STUMM-Stube mit einer Ausstellung über die Familie Stumm. Nachdem wir die Hauptstraße gequert haben, weist uns eine Infotafel über die Spuren der Stumms in ihrem Heimatort Sulzbach hin. So stehen in der Ortsmitte, nur wenige Schritte von der STUMM-Stube entfernt, die Wohnhäuser der ehemaligen Orgelbauerfamilie.

Am Ortsausgang führt die Traumschleife parallel zum geteerten Wirtschaftsweg am Feldgehölz entlang zum geschichtlich bedeutsamen Marktplatz Heuchelheim. Auf einer überdimensionalen Baumelbank können wir nochmals die Aussicht zum Soonwald genießen.

Nach einem kurzen Waldstück laufen wir wieder auf Wiesenwegen über das offene Feld. Anschließend geht es zumeist auf Pfaden für ca. einen Kilometer durch einen Fichtenwald in westliche Richtung. Vom Waldrand aus blicken wir über Hottenbach hinweg auf den Aussichtsturm der Burg Wildenburg sowie den Erbeskopf.

Wir queren die K 66 und wandern auf einem Wirtschaftsweg geradlinig über das offene Feld. Nach ca. 500 m treffen wir dann auf die offizielle Abzweigung nach Hottenbach. Hier besteht die Möglichkeit, über einen 2,2 km langen Abstecher die Evangelische Kirche mit STUMM-Orgel und den römischen Viergötterstein zu besichtigen.

Es geht nun auf einem Wiesenweg am Waldrand entlang und wir erreichen nach 700 m den Aussichtspunkt Idarkopfblick. Neben der tollen Aussicht auf den Idarkopf und Stipshausen stehen hier noch zwei Informationstafeln über die evangelischen Kirchen mit STUMM-Orgeln in Schauren und Stipshausen. Nur wenige Meter weiter besteht die Möglichkeit, über eine Zusatzschleife die Kirche und den Skulpturenpark in Stipshausen zu besichtigen.

Wir folgen aber weiter dem Wiesenweg am Waldrand entlang, queren einen geteerten Wirtschaftsweg und biegen nach insgesamt 700 m links in den Wald ab. Die Traumschleife folgt zunächst dem Kamm und führt uns dann steil ins Rhaunelbachtal hinab. Vorbei an einer Schutzhütte und mehreren ehemaligen Schieferstollen folgen wir dem Bach ca. 2 km talabwärts bis zu unserem Ausgangspunkt am Freibad Idarwald.

Fazit

Die Traumschleife STUMM-Orgel-Weg bietet eine Mischung aus kulturellen Höhepunkten, Wald- und Wiesenpassagen, Tälern sowie stillgelegten Schieferstollen. Aber vor allem die zahlreichen Ausblicke auf den Soonwald und den Idarkopf sind hervorzuheben.

Die Thematik STUMM-Orgeln wird durch viele gutgemachte Informationstafeln sehr schön näher gebracht. Auch die Idee der audiovisuellen Klangerlebnisse mithilfe von Einspielungen ist wirklich hervorragend. Allerdings ist die Umsetzung aufgrund der relativ eintönigen Dialoge und den vielen (wahrscheinlich abgelesenen) Texten nicht ganz gelungen.

Aufgrund der Wegebeschaffenheit, den langen Geradeauspassagen und den teilweise langweiligen Abschnitten kann diese Traumschleife aus Wandersicht nicht überzeugen. Wer sich aber für Tasteninstrumente bzw. für diese Art von Musik interessiert oder etwas darüber lernen will, der ist auf dieser genau richtig.

Tipps

Für die Traumschleife STUMM-Orgel-Weg wurde extra eine Audiothek eingerichtet, die die Klänge der STUMM-Orgeln erlebbar macht. Es empfiehlt sich aber, die Melodien schon vor der Wanderung auf der Homepage der Verbandsgemeinde Rhaunen herunterzuladen, da nicht überall eine Internetverbindung vorhanden ist.

Die evangelische Kirche in Hottenbach mit STUMM-Orgel sowie der römische Viergötterstein mit Reliefdarstellungen sind über einen Zuweg 2,2 km erreichbar.

Es besteht die Möglichkeit, über eine 3,5 km lange Zusatzschleife nach Stipshausen zu wandern und eine weitere STUMM-Orgel sowie einen Skulpturenpark zu besichtigen. Die evangelische Kirche in Stipshausen erhielt 2014 zwei Kirchenfenster, die ganz aus Achatplättchen zusammengesetzt sind. Sie sind damit die weltweit ersten Fenster, die aus diesem feingeschliffenen, durchscheinenden Schmuckstein gestaltet wurden. Durch diese Zusatzschleife verlängert sich die Wegstrecke um ca. 2 km.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    – sehr geringer Pfadanteil

  • Highlights: Soonwaldblick | Evangelische Kirche Sulzbach | Idarkopfblick

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Idar-Soon-Pforte erstreckt sich als Hochfläche mit Höhen um 400 m zwischen den Gebirgszügen des Idarwaldes und des Soonwaldes und wird von einzelnen Härtlingskuppen um rund 100 Höhenmeter überragt. Im Nordteil sind waldfreie, weite und durch sanfte Quellmulden gegliederte Hochflächen ausgebildet. Im Südteil ist die Hochfläche durch Zuflüsse der Nahe tiefgreifend zerschnitten.
Die Dörfer wurden überwiegend als Höhenorte angelegt, die zum Teil am Ende von Talmulden in Kuppennähe liegen. Nur in wenigen größeren Tälern konnten auch Talsiedlungen entstehen.

Von der früheren Bedeutung des Schieferabbaus zeugen zahlreiche Stollen.

Die Familie Stumm gehört zu den berühmtesten Orgelbauerdynastien Deutschlands. In sieben Generationen sind rund 400 Orgeln, wovon 140 größtenteils bis heute erhalten sind, errichtet worden. Die Orgelbauerfamilie prägte von aus Sulzbach den mittelrheinischen Orgelbau fast zwei Jahrhunderte  (1715 – 1895).

Noch bekannter als die Orgelbauer wurde die Stumms allerdings als Hüttenbesitzer. Diesem Teil der Familie widmet sich die Traumschleife STUMM-Eisenhütten-Weg.

Die Söhne des Schmieds Christian Stumm waren dabei die Begründer dieser beiden bedeutenden Familienunternehmen. Sein jüngster Sohn Johann Michael Stumm (1683 – 1747) war zunächst wie sein Vater Schmied bzw. Goldschmied und kam auf seiner Wanderschaft als Geselle zum Orgelbau. Er begründete mit seinem Pioniergeist eine im Orgelbau einmalige Tradition. Durch die Auswahl bester Materialien und die Verwendung von hochwertigem Eichenholz galt Johann Michael Stumm schon im 18. Jh. als Garant für bestmögliche Qualität. Die von ihm entwickelte Bauweise blieb für das gesamte Unternehmen prägend und wurde über Generationen weitergegeben.

In der zweiten Generation gelangte die Firma zu einer Blütezeit, was Qualität, Verbreitung und Renommee anbelangt. Johann Michaels Söhne Philipp und Heinrich waren Großorgelbauer, die sich mit der Herstellung von Orgeln für die Kirchen großer Städte befassten. Die Großorgelbauerei ging bis etwa 1800 und blieb danach liegen.

Die späteren Generationen knüpften an den guten Ruf an und führten die Bauprinzipien fort. Die Instrumente zeichneten sich dabei durch eine hohe Verarbeitungsqualität und eine charakteristische Intonation aus.

Franz Heinrich Stumm (1788 – 1859) hatte keine richtige Beziehung zum Orgelbau und führte eher ein ausuferndes Leben. Seine Söhne Friedrich Carl (1819 – 1891), der um 1840 die Leitung des Geschäfts übernahm, und Georg Karl Ernst (1824 – 1869) konnten das Unternehmen zu einer erneuten Blütezeit führen.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. galten die Stumm-Orgeln jedoch als altmodisch. Mit ihren handwerklich angefertigten Instrumenten blieben sie zwar qualitativ konkurrenzmäßig, wurden aber wirtschaftlich von den Orgelfabrikanten verdrängt, die ihre Betriebe dem Stand der Technik angepasst hatten. Die Firma wurde in der siebten Generation geschlossen.

Der knapp 746 m hohe Idarkopf gehört zu den höchsten Bergen in Rheinland-Pfalz. In Gipfelnähe stehen ein Sendeturm und der Aussichtsturm Idarkopfturm, von dem der Blick über den Hunsrück bis in den Taunus und zum Westerwald fällt.

Der Idarkopf wurde bis zum Winter 2009/2010 als Skigebiet genutzt. Aufgrund von größeren Defekten an den Liftanlagen und weiteren Schäden durch Orkan Xynthia im Februar 2010 wurde der Skibetrieb schließlich eingestellt.

Der Rhaunelbach ist ein 8,7 km langer Bach, der mehrere Quellbäche westlich von Stipshausen im Idarwald hat und in Rhaunen in den Idarbach mündet.

Rhaunen ist eine der ältesten Siedlungen des Hunsrücks und wurde 841 erstmals urkundlich unter seinem ursprünglichen Namen „Hruna“ erwähnt. Durch seine klimatische Vorzugslage in einer breiten Talmulde entwickelte sich Rhaunen bis zum Mittelalter zum zentralen Kirchspielort, Marktflecken und Gerichtssitz für insgesamt 17 Dörfer der näheren Umgebung.

Da neben Rhaunel-, Fromm-, Alt- und Kappelbach noch mehrere kleine Seitenbäche im Talkessel von Rhaunen zusammenfließen, wurde der Ort früher auch das „Siebentälerdorf“ genannt.

Die Orgel in der Evangelischen Pfarrkirche ist die älteste erhaltene STUMM-Orgel überhaupt und wurde 1723 von Johann Michael Stumm erbaut.

Bereits im 14. Jh. waren Juden in Rhaunen ansässig. Aber erst im 19. Jh. entstand eine größere jüdische Gemeinde. Der Jüdische Friedhof wurde verhältnismäßig spät angelegt, denn sein ältester Grabstein trägt eine Aufschrift aus dem Jahr 1885. Vermutlich gab es aber früher einen älteren Friedhof in der Nähe. Während des Nationalsozialismus wurde der Friedhof jedoch verwüstet. Heute befinden sich 33 Grabsteine in zwei Reihen, die mit einer hebräischen Inschrift versehen sind.

Die Evangelische Kirche Sulzbach mit ihrem romanischen Chorturm aus dem 18. Jahrhundert ist mit Emporen, Kanzel und Orgel aus der Erbauungszeit ausgestattet.

Die Stumm-Orgel von 1746 besitzt ein barockes mit geschnitzten Flügeln und naturalistischen Ranken verziertes Gehäuse und eine mechanische Traktur. Es ist das letzte von Johann Michael Stumm geschaffene Werk und war ein Geschenk an sein Heimatdorf.

Die kleine STUMM-Stube wurde 2006 eingerichtet und soll das Wirken der Orgelbauerfamilie Stumm in Sulzbach angemessen würdigen. Zunächst wurden in einem Nebenraum der evangelischen Kirche historische Fotos und Schriftstücke sowie Werkzeuge der Orgelbauerfamilie ausgestellt. Die Sammlung wurde im Laufe der Zeit Schritt für Schritt erweitert. 2010 wurde die STUMM-Stube dann erweitert und in eine ehemalige Küsterwohnung verlegt.

Der historische Marktplatz Heuchelheim lag an einem alten Handelsweg, der eine Anbindung zur römischen Ausoniusstraße schuf und über Rhaunen nach Enkirch an der Mosel führte. Der 1342 erstmals erwähnte Ort Heuchelheim währte allerdings nicht lange, denn bereits 1538 wurde er nicht mehr genannt. Sein altes Gotteshaus stand aber noch 1571.

Der Marktplatz war zudem angeblich Standort einer keltisch-römischen Kulturstätte. Im Mittelalter diente er vor allem als Thingplatz für Volks- und Gerichtsversammlungen. Berühmt waren auch die Heuchelheimer Märkte, die sogar noch bis 1911 an diesem Platz abgehalten wurden.