• Wallhausen (KH)

  • Länge: 11.6 km

  • Höhenmeter: 295 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie | Familie

  • Parken: 55595 Wallhausen | Parkplatz „Rauer Kreuz“ (L 239 / K45)

  • Startpunkt: Parkplatz „Rauer Kreuz“

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Mai 2018

Geologische Exkursion an der Hunsrück-Südrand-Störung

Die 11,6 km lange Vitaltour Stein, Wein & Farbe führt rund um die Gemeinde Wallhausen an der Hunsrück-Südrand-Störung und soll die Beziehungen von Geschichte, Geologie, Boden und Weinbau vermitteln. Die Gesteine bilden hier aufgrund geologischer Besonderheiten verschiedene Farben aus: vom silbergrauen Phyllit über grünen Schiefer und gelben Sandstein bis zum violett-roten Rotliegenden. Die verschiedenen Gesteinsarten sind letztlich auch verantwortlich für die unterschiedlichen Weine, die in der Weinanbauregion Nahe gekeltert werden. Denn das Weinbaugebiet hat deutschlandweit die größte Bodenvielfalt und die engräumigsten Wechsel vorzuweisen.

Die Vitaltour Stein, Wein & Farbe startet am Rauer Kreuz mit der ersten Informationstafel über das Rotliegend der Wallhäuser Weinberge und führt uns anschließend ca. 300 m über einen leicht ansteigenden asphaltierten Wirtschaftsweg an der Wallhäuser Weinbergsmauer aus dem Jahre 1908 vorbei in die Weinbergslage Felseneck. Dort informiert uns eine weitere Tafel über die Hunsrück-Südrand-Störung und den Phyllit der Wallhäuser Weinberge.

Wir verlassen den asphaltierten Weg und wandern auf einem Wiesenweg in Hanglage an der Schlucht Paradies vorbei. Hier wechselt nun auch die Bodenart von Rotliegend zu Grünschiefer und wir überschreiten die geologische Bruchstelle der Hunsrück-Südrand-Störung. Der Grünschiefer im Wallhäuser Rabenfels zeigt sich an der Felswand.

Wir wandern weiter durch einen Eichenniederwald bergab ins Limbachtal und folgen dem Talverlauf für ca. 400 m bis wir vor der rund 50 m hohen Felswand des Rabenfels stehen. Hier biegt die Vitaltour scharf rechts ab und führt uns zunächst über einen Waldweg steil den Berg hinauf. Nach 300 m biegen wir scharf links ab, wandern über einen Pfad durch den Eichen-Buchenwald auf den Rabenfels hinauf und genießen den Blick über das Limbachtal.

Danach erreichen wir die saftigen Wiesenflächen auf der Hochebene am Ketzeberg und wandern über Wiesenwege zurück in die Weinbergslage Felseneck. Von hier oben hat man eine tolle Sicht über das Gräfenbachtal bis in die Nordpfalz. Auf der rechten Seite erblickt man wenig später dann die Burgruine Dalberg.

Wir gehen an Wiesen und Feldern vorbei, blicken auf Hergenfeld und erreichen nach 800 m den Pfad der Lebensweisheiten. Auf diesem nur 300 m langen Abschnitt stehen Tafeln mit Lebensweisheiten von Aristoteles, Mutter Teresa sowie unbekannten Autoren.

Durch ein Waldstück geht es in Raubachtal hinab und wir entdecken die beige-braunen Seetone in den Wallhäuser Weinbergen. An der Hergenfelder Weinlage Auf Maien vorbei erreichen wir den Raubach. Hier treffen die beiden Vitaltouren Stein, Wein & Farbe und Kuckucksweg aufeinander und verlaufen für 200 m auf dem gleichen Weg.

Wir queren die K 45 und gelangen über eine kleine Treppe auf eine Wiesenfläche. Nach 400 m führt uns der Weg an einem kleinen Waldstück vorbei, von wo aus man den besten Blick über das Raubachtal auf Hergenfeld hat. Wir erreichen die Weinbergslage Höllenpfad, die wir bis zur K 46 durchqueren. Am historischen Meilenstein queren wir die Straße und wandern zur Grillhütte am Höllergraben, wo uns eine Tafel über die Talentwicklung des Gräfenbachs informiert.

Die Vitaltour führt uns nun in einer ca. 1 km langen Schleife mit tollen Ausblicken auf das Gräfenbachtal, die Burgruine Gutenberg und in die Nordpfalz durch die Weinbergslage Pastorenberg.

Nachdem wir erneut den Höllergraben passiert haben, führt uns ein asphaltierter Wirtschaftsweg wieder zur K 46 hinauf. Nach der erneuten Querung geht es am Wanderparkplatz entlang über eine weitere kleine Schleife zum Aussichtspunkt Rotweinfreunde mit Blick über Wallhausen. Hier werden wir zudem über den generellen Weinbau in Wallhausen informiert. Auf dem Weg zurück zum Wanderparkplatz erblicken wir schon unser nächstes Ziel: die Steillage Johannisberg mit ihrem Gipfelkreuz. Die ortsbildprägenden Steillagen waren brach gefallen und sind im Jahr 2010 durch das Bodenordnungsverfahren des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück wieder rekultiviert worden.

Wir erreichen über den Hangweg das Gipfelkreuz des Johannisberges und genießen einen weiteren Blick auf Wallhausen und das gleichnamige Schloss Wallhausen. Zudem finden sich hier oben noch eine schöne Zusammenfassung über die Wein-Charakteristik auf den unterschiedlichen Böden rund um den Ort sowie das Wallhäuser Manifest aus dem Jahr 2011.

Nach 300 m an der Hangkante entlang gelangen wir zu einer Orchideenwiese mit einer tollen Weinbergschaukel. Leider ist diese besetzt und so gehen wir im Zickzackkurs wieder in Richtung Raubachtal hinab. Dort queren wir erneut die K 45 und kommen nach ca. 500 m, unmittelbar vor unserem Ausgangspunkt am Rauer Kreuz, zur letzten Informationstafel über Feucht- und Trockenbiotope in Wallhausen.

Fazit

Die Vitaltour Stein, Wein & Farbe ist ein sehr abwechslungs- und erlebnisreicher Premiumrundwanderung, der als Themenweg die geologischen Besonderheiten der Hunsrück-Südrand-Störung herausragend aufzeigt und die Zusammenhänge mit vielen Informationstafeln sowie Graphiken erläutert. Zwei besondere Höhepunkte sind die Weinbergschaukel sowie der rekultivierte Steillagenweinbau am Johannisberg. Die tollen Ausblicke ins Gräfenbachtal mit den beiden Burgen Dalberg und Gutenberg sowie dem Schloss Wallhausen runden das Wandererlebnis hervorragend ab.

Tipp

Die 3 km lange Kulturtour Stein, Wein & Farbe führt durch den historischen Ortskern von Wallhausen und ist direkt an die Vitaltour angebunden.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Hunsrück-Südrand-Störung | Rabenfels | Johannisberg | Weinbergschaukel

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Naturraum Äußeres Kreuznacher Lösshügelland ist durch ein starkes Ansteigen der Riedel und steile Täler gekennzeichnet. In dem stärker bewegten Relief wird die Lössdecke nach außen hin mehr und mehr durchbrochen. Auf den Böden der anstehenden Konglomerate, Sande und Tone schieben sich größere Wälder und Grünlandbereiche zwischen Ackerfluren und Weinberge. Südlich ausgerichtete Hänge sowie Kuppen sind von Weinbergen eingenommen und flacher ausstreichende Ost- sowie Nordhänge sind dem Feldbau vorbehalten. Waldflächen konzentrieren sich nur auf wenige flächige Bestände und auf steile Nordhänge.

Die Besiedlung des Naturraumes erfolgte primär entlang der Bäche, vereinzelt aber auch in Seitenmulden der Täler.

Die Weinberge von Wallhausen liegen auf der Hunsrück-Südrand-Störung. Während in den unteren Bereichen noch das Rotliegend des Nahelandes liegt, setzen in den Weinbergslagen die devonischen Gesteine des Rheinischen Schiefergebirges ein.

Die Hunsrück-Südrand-Störung ist eine tiefe Nahtstelle in der westeuropäischen Erdkruste und trennt die beiden naturräumlichen Großregionen Rheinisches Schiefergebirge und Saar-Nahe-Becken voneinander. Während der jüngsten Erdgeschichte stieg das Rheinische Schiefergebirge um rund 200 m an der Störung auf und schuf damit die Voraussetzungen, dass die rund 400 Mio. Jahre alten devonischen Gesteine des Schiefergebirges direkt an die rund 300 Mio. Jahre alten Rotliegendschichten des Nahelandes angrenzen.

Der Gräfenbach ist ein ca. 26 km langer, linker Nebenbach des Ellerbachs, der im Soonwald auf einer Höhe von 573 m ü. NN nordwestlich des Ellersprings (657 m) entspringt und am Westrand von Bad Kreuznach in den Ellerbach mündet. Der Gräfenbach ist der längste der den Soonwald nach Süden entwässernden Bäche.

Nachdem der Gräfenbach den Soonwald verlassen hat, wendet er sich in einem engen Tal zunächst nach Nordosten und erreicht Dalberg. Danach fließt er südöstlich in einer sich weitenden Talsohle nach Wallhausen und erreicht die hügelige Weinbauregion Nahe.

Der Weinbau in Wallhausen hat eine lange Tradition, denn die erste urkundliche Erwähnung geht bereits auf das Jahr 1217 zurück. Wallhausen ist mit 231 ha Rebfläche die drittgrößte Weinbaugemeinde im Anbaugebiet Nahe. Zudem nimmt der Rotweinanbau mit 24,7 % einen überdurchschnittlich hohen Anteil ein. Zurzeit verfügt der Ort über sechs einzelne Weinbergslagen, die Bestandteil der Großlage Pfarrgarten sind.

Die roten Weinbergsböden (Rotliegend) in Wallhausen entstanden während des Erdzeitalters Perm vor rund 300 Mio. Jahren. Die zunächst tropisch feucht-warme Seen- und Flusslandschaft trocknete zum Oberrotliegend hin aus und schuf eine wüstenähnliche Beckenlandschaft am südlichen Rand des gerade erst aufgefalteten Rheinischen Schiefergebirges. Die großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht führten in diesem trockenen Klima zu intensiver Gesteinsverwitterung und das Material wurde in die Beckenlandschaft des Nahelandes geschwemmt. Später wurden die abgelagerten Materialien durch die Auflast jüngerer Sedimentschichten und durch einsickerndes kalkhaltiges Wasser stellenweise stark verfestigt.

Das betonartig verfestigte Sedimentgestein wurde früher auch als regionales Baumaterial verwendet. Die Böden entstehen schließlich durch die Verwitterung der obersten Gesteinsschichten und tragen daher deren Farbe.

Die Rieslinge auf den roten Böden des Rotliegend entwickeln nach und nach die feinsten fruchtigen Aromen. Die gereiften Weine zeigen auch ein kräutrige und würzige Note. Ihre Säure macht sie zudem enorm langlebig. Die Mineralität geht fast in eine Salznote über, die zusätzlich eine Länge und Besonderheit garantieren. Als edelsüße Weine zeichnen sich die Rieslinge zudem durch tropische Aromen aus.

Die Weingärten des Nahelandes wurden durch die Erbteilung der früheren Jahrhunderte immer kleiner und unwirtschaftlicher. Diesem Missstand begegnete man bereits im 19. Jh. durch gesetzlich geregelte Zusammenlegungen. Im Zuge dieser Modernisierungsmaßnahmen entstanden 1908 auch die Wallhäuser Weinbergsmauern. Diese Mauern findet man zumeist in den Bereichen der roten Böden.

Die Weinbergsmauern wurden aus natürlichen Baumaterialien der näheren Umgebung gebaut. Sie bestehen aus verwitterungsbeständigen Grünschieferplatten und Quarzitgeröllen. Der durch die Mauer abfließende Niederschlag spült rote Feinerde aus Bodenschichten aus und verfrachtet sie durch die Mauerfugen nach außen. Dabei bleiben die feinen Bodenteilchen an der rauen Gesteinsoberfläche haften und verleihen den Weinbergsmauern ein natürlich rotes Aussehen.

Die feine Schieferung des Phyllits macht das Gestein sehr verwitterungsanfällig. Daher ist er in den Weinbergen nicht als Fels, sondern nur in Wegböschungen und als Lesestein zu finden.

Der Phyllit entstand gemeinsam mit den Tonschiefern und Quarziten des Rheinischen Schiefergebirges als Ablagerung am Meeresgrund. Dabei wurde das Ausgangsmaterial des Phyllits in größere Tiefen versenkt als der sonst im Rheinischen Schiefergebirge übliche Tonschiefer. Dadurch entstand der Phyllit bei höheren Druck- und Temperaturverhältnissen und seine Faltung, Schieferung und Mineralumwandlung (Metamorphose) war intensiver. Durch den silbrig-glänzenden Serizit, dem das Gestein sein typisches Erscheinungsbild verdankt, haben die Lehmböden des Phyllits eine gute Erwärmbarkeit.

Die Weine des Phyllits öffnen sich nur langsam. Dadurch zeigt sich bei den Rieslingen die typische Aromastruktur erst nach einigen Monaten. Die betonte Fruchtsäure und die außerordentliche Mineralität führen zu sehr filigranen, lebendigen und äußerst langlebigen Rieslingen vom Typ Kabinettwein.

Die Grünschieferfelsen liegen nördlich der Hunsrück-Südrand-Störung und sind altersgleich mit dem Phyllit. Der Grünschiefer entstand gemeinsam mit den anderen Gesteinen des Rheinischen Schiefergebirges als Ablagerung am Meeresgrund. Im Vergleich zu den gewöhnlichen Schiefern ist er aber aus vulkanischen Aschen entstanden. Dabei drangen untermeerisch Gesteinsschmelzen aufm die aus dem Bereich des oberen Erdmantels stammten. Dadurch hatten sie eine dem Basalt ähnliche Zusammensetzung. Nach den Eruptionen sanken die Aschen zum Meeresboden ab und häuften sich dort zu mächtigen Lagen an. Diese Ablagerungen gerieten später in den Prozess der Gebirgsauffaltung und erhielten ihr heutiges Aussehen. Die Mineralneubildung von grünem Chlorid während der Metamorphose führte zur typischen Farbe dieses Schiefers und gab ihm dadurch seinen Namen.

Die Felswand des Rabenfels wurde aufgrund ihrer hohen Härte durch die Verwitterung aus dem angrenzenden weichen Phyllitgestein als Härtling herausmodelliert. Die senkrechte Felswand hat eine Höhe von ca. 50 m und diente Wallhausen früher als Schieferbruch.

Bereits im Mittelalter kam der Grünschiefer als Baumaterial an verschiedenen Burgen im Gräfenbachtal zum Einsatz. Später wurde das frühneuzeitliche Wallhäuser Schloss aus Grünschiefer erbaut.

Die Weinbergsböden auf Grünschiefer sind stark steinige, sandige Lehmböden mit einer mittleren Erwärmbarkeit. Dadurch zeigen die Rieslinge erst leicht verzögert zum Sommer hin ihre typischen fruchtigen Aromen. Dadurch kommt es zu einer markanten Fruchtsäure und außerordentlichen Langlebigkeit sowie Mineralität.

Burg Dalberg ist die Ruine einer um 1150 errichteten Höhenburg im Gräfenbachtal, die sich in exponierter Lage über der gleichnamigen Gemeinde Dalberg erhebt.

Aufgrund des waffentechnischen Fortschritts bot die exponierte Lage aber keinen Vorteil mehr und man baute im 16. Jh. das neue Schloss Wallhausen im Tal. Dadurch verfiel Burg Dalberg zunehmend und wurde letztlich im 19. Jh. als Steinbruch genutzt.

Heute sind noch Reste der Umfassungsmauern zu sehen und teilweise Reste des originalen Putzes erhalten.

Während des Unterrotliegend herrschte in der Saar-Nahe-Senke ein subtropisches Klima. Das gerade erst aufgefaltete Rheinische Schiefergebirge hatte Hochgebirgscharakter und der Übergang zur südlich vorgelagerten Beckenlandschaft gestaltete sich als steile Landschaftsstufe. Dieses starke Relief führte zu einer Art Monsunklima. In den Sommermonaten brachte es feuchttropische Luftmassen heran, die sich am und im Soonwald abregneten. Die aus den Bergen abfließenden Niederschlagsmassen ergossen sich in der Ebene des Saar-Nahe-Beckens und schufen dort ausgedehnte Überflutungs- und Seenlandschaften.

Aus dem am Seegrund abgelagerten Tonschlamm entstanden durch Metamorphose bräunliche Tonsteine. Die Farbintensität dieser Seetone spiegelt dabei ihren Humusgehalt wider: je größer dieser Gehalt ist, desto dunkler sind die Steine. Da die Seen von vielen Schalentieren bewohnt waren, sind die Seesedimente kalkhaltig.

Die Weine auf den Seetonen entwickeln sich nach einer langen Anlaufphase zu feinen fruchtigen Aromen. Häufig sind auch würzig-kräutrige Noten sowie ein Duft nach Veilchen und Feuerstein vorzufinden.

Burg Gutenberg ist die Ruine einer erstmals 1213 erwähnten Höhenburg oberhalb der gleichnamigen Ortsgemeinde Gutenberg. Nachdem sie im 14. Jh. grundlegend umgebaut wurde, verlor die Burg mit der Zeit an Bedeutung. Im 17. Jh. wurde sie im Dreißigjährigen Krieg schließlich zerstört und verfiel.

Das Schloss Wallhausen wurde um 1565 im in Wallhausen errichtet und im 18. Jh. umgebaut sowie stark erweitert. Das Schloss ist heute Sitz des Weinguts Prinz Salm, das das älteste deutsche Weingut ist, das ununterbrochen in Familienbesitz ist.