• Weiler b. Bingen | Münster-Sarmsheim | Waldalgesheim (BIN)

  • Länge: 20.2 km

  • Höhenmeter: 500 m

  • Dauer: 4 – 4,5 h

  • Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55413 Weiler b. Bingen | An der Graswiese

  • Startpunkt: Kriesweg

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Juni 2017

Irgendwie geht es hier nicht vorwärts

Mit der Rhein-Nahe-Schleife, einer Rundtour des Rheinburgenwegs, geht es heute an den südlichsten Punkt des Mittelrheins, denn die Nahemündung in Bingen gilt als Grenze zwischen Mittelrhein und Oberrhein. Mit über 20 km Länge entlang der offenen Südhänge des Hunsrücks zum Traumaussichtspunkt auf das Binger Loch stellt die Tour eine körperliche Herausforderung dar. Außerdem kann ich mir heute zum ersten Mal einen Eindruck von der Nahe machen.

Ich stelle das Auto An der Graswiese ab, wo drei bis vier Wagen am Rand Platz finden, und spare mir dadurch ein Stück Zuwegung. Durch den Kriesweg geht es dann zum eigentlichen Startpunkt der Rhein-Nahe-Schleife.

Zunächst geht es über relativ ungepflegte Wiesen- und Feldwege zum Waldrand südlich von Weiler. Ein kurzer Anstieg im Wald und wir kommen auf einen breiten Wirtschaftsweg, der bei Radfahrern und Joggern sehr beliebt erscheint. Diesem folgen wir in westlicher Richtung bis wir wieder an den Waldrand gelangen. Über einen zugewachsenen Wiesenweg geht es am Waldrand entlang nach Waldalgesheim. Als wir rechts aufs offene Feld abbiegen, ist das Gras auf dem Weg auf einmal geschnitten und gut begehbar. Das hat wohl etwas mit den Gemeindegrenzen und der Zuständigkeit zu tun.

Milow und ich überqueren die K 43 und wandern weiter in westlicher Richtung wieder zum Waldrand. Auf dem anschließenden Wurzel- und Wiesenweg kommen uns unzählige Familien mit Fahrrädern entgegen, denn kurz vor Genheim findet bei der Grillhütte ein Fest statt. Wir bahnen uns einen Weg durch die parkenden Autos und vorbei an der Kinderhüpfburg, um anschließend den Galgenberg hangparallel zu umrunden.  Als wir aus dem kurzen Stück Wald herauskommen, befinden wir uns über den Weinlagen des kleinen Ortes Genheim.

Nun geht es für uns oberhalb der Weinlagen zurück in östlicher Richtung. Dabei blickt man über die Weinlagen des Nahelandes, ins Hahnenbachtal auf Waldlaubersheim sowie auf den Donnersberg im Nordpfälzer Bergland. Zurück im Wald kommen wir auf den Horetberg, wo sich uns ein weiterer Blick auf Waldalgesheim und den dahinter aufragenden Binger Wald ergibt.

Wir queren wieder die K 43 in östlicher Richtung und durchqueren über Waldwege und Pfade einen mit alten Bäumen bestandenen Teil des Binger Stadtwaldes. Nach 2 km kommen wir oberhalb von Rümmelsheim wieder aus dem Wald und durchwandern die relativ flachen Weinlagen von Münster-Sarmsheim. Über das Plateau, über das die Nahe geflossen ist und Flussschotter abgelagert hat, erreichen wir den Keßlersberg. Hier geht es zunächst über einen komplett zugewucherten Pfad auf eine asphaltierte Straße, bevor wir nach Münster-Sarmsheim hinabsteigen.

Ein kurzes Stück gehen wir durch die Jahnstraße und verlassen den Ort über einen Pfad zum ersten Mal in westlicher Richtung. Wir kommen wieder auf die asphaltierte Straße, die wir vorher am Hang weiter oben passiert haben, und gehen über einen felsigen Weg durch den Weinberg auf den Friedersberg hinauf. Am Bergkreuz vorbei führt uns die Rhein-Nahe-Schleife von Westen her wieder steil hinunter nach Münster-Sarmsheim. Durch die beiden Straßen Am Pittersberg und Auf den Zeilen verlassen wir wieder den Ort ein zweites Mal und wandern nun wieder in westlicher Richtung ins Krebsbachtal. Nachdem wir die Waldschenke Königsschloss hinter uns gelassen haben, folgen wir dem Bachlauf auf einem Wirtschaftsweg talaufwärts. Ein Hinweisschild zeigt dabei eine Abkürzung nach Weiler. Wir biegen aber rechts ab und der Weg überquert auf einem schmalen Pfad und über Trittsteine den Krebsbach.

Am Südhang des Münsterer Kopfes wandern wir jetzt wieder in östlicher Richtung zurück in Richtung Münster-Sarmsheim. Aber dieses Mal müssen wir zum Glück nicht noch einmal in den Ort hinunter, sondern wandern durch die sonnendurchfluteten Weinberge nördlich oberhalb von Münster-Sarmsheim Richtung Rochusberg auf der anderen Naheseite. Hier kann man auch zum ersten Mal den Rheinnebenfluss erahnen und weit in sein Tal hineinblicken. Außerdem erkenne ich die beiden Stellen, wo ich in den Ort gelangt bin. Irgendwie ist das ernüchternd, wenn man zwar 5 km Strecke zurückgelegt hat, aber Luftlinie nicht mehr als 600 m zwischen den beiden Punkten liegen.

Es geht hangparallel weiter in Richtung Nahe und Rochusberg mit dem Kaiser-Friedrich-Turm sowie dem Sender Bingen. Der Weg macht nun einen Bogen und wir erreichen das Schwarze Türmchen, das ein Überbleibsel von Trutzbingen ist. Wir gehen weiter durch die Weinlagen und erreichen nach kurzer Zeit den Rhein-Nahe-Blick mit einer sagenhaften Aussicht auf den Rhein, die Nahemündung, Bingen sowie Bingerbrück, die Ruine Ehrenfels, das Niederwalddenkmal, die Burg Klopp und das Binger Loch.

Die Rhein-Nahe-Schleife wendet sich jetzt wieder nach Westen und wir wandern auf einem Wirtschaftsweg vorbei an einem Wildgehege zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Weiler bei Bingen.

Fazit

Die Rhein-Nahe-Schleife ist ein Rundwanderweg mit tollen Aussichten in alle Himmelsrichtungen, attraktiven Waldrandpassagen und Weinbergen. Absoluter Höhepunkt der Tour ist dabei der Rhein-Nahe-Blick oberhalb von Bingerbrück. Meiner Meinung nach will die Schleife aber zu viel einbinden und ist dadurch zu lang geraten. So legt man über 20 km auf einer relativ kleinen Fläche zurück und ich hatte aufgrund der Wegführung so das Gefühl, nicht wirklich weiter zu kommen. Die Landschaft ist zwar zweifelsohne reizvoll, allerdings auch zivilisatorisch sehr erschlossen.

 

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    – geringer Pfadanteil
    – teilweise ungepflegt

  • Highlights: Fernblicke auf den Donnersberg | Rhein-Nahe-Blick

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober – nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der 245 m hohe Rochusberg liegt südlich von Bingen und erstreckt sich auf rund 3 km Länge in südwestlicher Richtung bis zur Nahe. Der Berg liegt im Randbereich des Mainzer Beckens und führt Quarzit und Schiefer aus dem Devon. Somit bildet er einen Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges, der durch die Nahe von diesem getrennt wird.

Etwa 50 m südwestlich des Berggipfels steht der 1888 errichtete, ca. 21,5 m hohe Kaiser-Friedrich-Turm, ein Aussichtsturm mit zwei Plattformen. Daneben befindet sich mit dem Sender Bingen eine Sendeanlage für Hörfunk, die primär das hessische Rheingau zwischen Bingen und Wiesbaden mit Hörfunkprogrammen versorgt.

Das Schwarze Türmchen ist ein Rundturm auf der Anhöhe und Überbleibsel der Trutzbingen. Diese war ebenfalls ein Rundturm am Ortsausgang von Münster-Sarmsheim in Richtung Bingen am Rhein und wurde als Zollsperranlage 1493 errichtet. Im Pfälzisch-Bayrischen Erbfolgekrieg 1504 wurde die Zollsperre zerstört und die Seite der Trutzbingen in Richtung Bingen gesprengt.

Das Binger Loch ist die Engstelle am südlichen Ende des Rheindurchbruchstales durch das Rheinische Schiefergebirge. An dieser Stelle überquerte der Rhein ein quer zum Fluss verlaufendes Quarzitriff.

Die gefährliche und nicht für alle Lastschiffe befahrbare Passage wurde erst allgemein passierbar gemacht, nachdem im 17. Jh. eine vier Meter breite Scharte in die Felsbarriere gesprengt wurde (= Binger Loch). Dennoch stellte es bis ins 19. Jh. ein bedeutendes Hindernis für die Schifffahrt im Oberen Mittelrheintal dar. Die Situation wurde durch preußische Sprengungen von 1830 bis 1841 deutlich verbessert, indem sie das Binger Loch auf 14 m verbreiterten. 1860 begann man mit dem Bau eines zweiten Fahrwassers auf der linken Rheinseite und sprengte eine 90 m breite Öffnung in das Quarzitriff. Das Binger Loch wurde 1893/94 auf 30 m verbreitert und 1966 – 1974 auf die heutigen 120 m ausgebaut. Vor diesem Ausbau war das Loch nur rheinaufwärts befahrbar, während der Verkehr rheinabwärts das neue Fahrwasser benutzte. Nach dem Neubau eines Leitwerks in den 1990er Jahren stellt das Binger Loch kein wesentliches Hindernis mehr dar und das linke Fahrwasser wurde geschlossen.

Die Burg Ehrenfels ist die Ruine einer Hangburg am steilen Hang des Rüdesheimer Berges westlich von Rüdesheim am Rhein.

Die Burg wurde vermutlich um 1211 als Antwort auf den Angriff durch Pfalzgraf Heinrich I. erbaut und diente Mitte des 13. Jh. als Zollstation. Nach der Zweiten Mainzer Stiftsfehde 1353 wurde die Anlage ausgebaut.

Über die Verwüstung der Burg Ehrenfels gibt es zwei Theorien. Eine besagt, dass der Erzbischof von Mainz habe die Burg 1636 niederbrennen lassen, um zu verhindern, dass sie als Schlupfwinkel diene.

Als gesichert gilt jedoch, dass die Anlage während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 schwer beschädigt wurde. Die äußeren  Burganlagen wurden anschließend beim Anlegen weiterer Weinberge entfernt.

Die 126 m lange Drususbrücke befindet sich an der Rheinmündung der Nahe und stellt eine wichtige Verbindung zwischen der Stadt Bingen und dem Stadtteil Bingerbrück bzw. der Gemeinde Münster-Sarmsheim dar. Die im 11. Jh. erbaute Brücke ist die älteste Steinbrücke des Mittelalters in Deutschland und ruht auf sieben Brückenpfeilern. In einem unterirdischen Hohlraum östlich des ersten Pfeilers am rechten Naheufer ist eine kleine romanische Brückenkapelle eingelassen.

Der Name leitet sich vom römischen Feldherrn Drusus ab. Die heutige Brücke hat allerdings keinen Zusammenhang mit der im Jahr 77 erbauten römischen Brücke, die sich etwas flussabwärts in Höhe der Basilika befand.

Während des Pfälzer Erbfolgekriegs wurde die Steinbrücke 1689 zerstört und 1772 wieder aufgebaut. Auf ihrem Rückzug vor den Alliierten zerstörten deutsche Truppen während des Zweiten Weltkriegs die Drususbrücke im März 1945. Beim Wiederaufbau 1951/52 wurde die Brücke dann um drei Meter verbreitert.

Das Niederwalddenkmal liegt am Rand des Landschaftsparks Niederwald oberhalb von Rüdesheim am Rhein sowie den Weinlagen des Rüdesheimer Berges und sollte an die Einigung Deutschlands 1871 erinnern. Das Denkmal gehört zu den sieben überwiegend in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs entstandenen Monumentalbauwerken Deutschlands.

Der Anlass zur Erbauung war der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 und die anschließende Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Die Grundsteinlegung erfolgte allerdings erst 1877. Die Bauarbeiten dauerten sechs Jahre und wurden somit 1883 beendet.

 

Die Burg Klopp ist eine Höhenburg auf einer Anhöhe in Bingen am Rhein und wurde wohl in der Zeit zwischen 1240 und 1277 als Verstärkung der Kurmainzer Zollbarriere erbaut. Nach 1438 diente sie dann als Zwingburg, die die nach Unabhängigkeit strebenden Städter kontrollierte. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg erfolgte 1653 der Wiederaufbau. Aber schon 1689 wurde die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg erneut zerstört. Um die Nutzung durch den Gegner zu verhindern, sprengte man die Reste 1711/12 während des Spanischen Erbfolgekriegs.

Ihre heutige Gestalt erhielt Burg Klopp im 19. Jh. im Zuge der Rheinromantik. Nach einem Teilwiederaufbau 1853 ließ man von 1875 bis 1879 das neugotische Hauptgebäude als bürgerliche Sommerresidenz errichten. Seit 1897 ist dies der Sitz der Stadtverwaltung und der 37,5 m hohe Bergfried kann in den Sommermonaten tagsüber als Aussichtsturm bestiegen werden.