Irgendwie geht es hier nicht vorwärts
Mit der Rhein-Nahe-Schleife, einer Rundtour des Rheinburgenwegs, geht es heute an den südlichsten Punkt des Mittelrheins, denn die Nahemündung in Bingen gilt als Grenze zwischen Mittelrhein und Oberrhein. Mit über 20 km Länge entlang der offenen Südhänge des Hunsrücks zum Traumaussichtspunkt auf das Binger Loch stellt die Tour eine körperliche Herausforderung dar. Außerdem kann ich mir heute zum ersten Mal einen Eindruck von der Nahe machen.
Ich stelle das Auto An der Graswiese ab, wo drei bis vier Wagen am Rand Platz finden, und spare mir dadurch ein Stück Zuwegung. Durch den Kriesweg geht es dann zum eigentlichen Startpunkt der Rhein-Nahe-Schleife.
Zunächst geht es über relativ ungepflegte Wiesen- und Feldwege zum Waldrand südlich von Weiler. Ein kurzer Anstieg im Wald und wir kommen auf einen breiten Wirtschaftsweg, der bei Radfahrern und Joggern sehr beliebt erscheint. Diesem folgen wir in westlicher Richtung bis wir wieder an den Waldrand gelangen. Über einen zugewachsenen Wiesenweg geht es am Waldrand entlang nach Waldalgesheim. Als wir rechts aufs offene Feld abbiegen, ist das Gras auf dem Weg auf einmal geschnitten und gut begehbar. Das hat wohl etwas mit den Gemeindegrenzen und der Zuständigkeit zu tun.
Milow und ich überqueren die K 43 und wandern weiter in westlicher Richtung wieder zum Waldrand. Auf dem anschließenden Wurzel- und Wiesenweg kommen uns unzählige Familien mit Fahrrädern entgegen, denn kurz vor Genheim findet bei der Grillhütte ein Fest statt. Wir bahnen uns einen Weg durch die parkenden Autos und vorbei an der Kinderhüpfburg, um anschließend den Galgenberg hangparallel zu umrunden. Als wir aus dem kurzen Stück Wald herauskommen, befinden wir uns über den Weinlagen des kleinen Ortes Genheim.
Nun geht es für uns oberhalb der Weinlagen zurück in östlicher Richtung. Dabei blickt man über die Weinlagen des Nahelandes, ins Hahnenbachtal auf Waldlaubersheim sowie auf den Donnersberg im Nordpfälzer Bergland. Zurück im Wald kommen wir auf den Horetberg, wo sich uns ein weiterer Blick auf Waldalgesheim und den dahinter aufragenden Binger Wald ergibt.
Wir queren wieder die K 43 in östlicher Richtung und durchqueren über Waldwege und Pfade einen mit alten Bäumen bestandenen Teil des Binger Stadtwaldes. Nach 2 km kommen wir oberhalb von Rümmelsheim wieder aus dem Wald und durchwandern die relativ flachen Weinlagen von Münster-Sarmsheim. Über das Plateau, über das die Nahe geflossen ist und Flussschotter abgelagert hat, erreichen wir den Keßlersberg. Hier geht es zunächst über einen komplett zugewucherten Pfad auf eine asphaltierte Straße, bevor wir nach Münster-Sarmsheim hinabsteigen.
Ein kurzes Stück gehen wir durch die Jahnstraße und verlassen den Ort über einen Pfad zum ersten Mal in westlicher Richtung. Wir kommen wieder auf die asphaltierte Straße, die wir vorher am Hang weiter oben passiert haben, und gehen über einen felsigen Weg durch den Weinberg auf den Friedersberg hinauf. Am Bergkreuz vorbei führt uns die Rhein-Nahe-Schleife von Westen her wieder steil hinunter nach Münster-Sarmsheim. Durch die beiden Straßen Am Pittersberg und Auf den Zeilen verlassen wir wieder den Ort ein zweites Mal und wandern nun wieder in westlicher Richtung ins Krebsbachtal. Nachdem wir die Waldschenke Königsschloss hinter uns gelassen haben, folgen wir dem Bachlauf auf einem Wirtschaftsweg talaufwärts. Ein Hinweisschild zeigt dabei eine Abkürzung nach Weiler. Wir biegen aber rechts ab und der Weg überquert auf einem schmalen Pfad und über Trittsteine den Krebsbach.
Am Südhang des Münsterer Kopfes wandern wir jetzt wieder in östlicher Richtung zurück in Richtung Münster-Sarmsheim. Aber dieses Mal müssen wir zum Glück nicht noch einmal in den Ort hinunter, sondern wandern durch die sonnendurchfluteten Weinberge nördlich oberhalb von Münster-Sarmsheim Richtung Rochusberg auf der anderen Naheseite. Hier kann man auch zum ersten Mal den Rheinnebenfluss erahnen und weit in sein Tal hineinblicken. Außerdem erkenne ich die beiden Stellen, wo ich in den Ort gelangt bin. Irgendwie ist das ernüchternd, wenn man zwar 5 km Strecke zurückgelegt hat, aber Luftlinie nicht mehr als 600 m zwischen den beiden Punkten liegen.
Es geht hangparallel weiter in Richtung Nahe und Rochusberg mit dem Kaiser-Friedrich-Turm sowie dem Sender Bingen. Der Weg macht nun einen Bogen und wir erreichen das Schwarze Türmchen, das ein Überbleibsel von Trutzbingen ist. Wir gehen weiter durch die Weinlagen und erreichen nach kurzer Zeit den Rhein-Nahe-Blick mit einer sagenhaften Aussicht auf den Rhein, die Nahemündung, Bingen sowie Bingerbrück, die Ruine Ehrenfels, das Niederwalddenkmal, die Burg Klopp und das Binger Loch.
Die Rhein-Nahe-Schleife wendet sich jetzt wieder nach Westen und wir wandern auf einem Wirtschaftsweg vorbei an einem Wildgehege zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Weiler bei Bingen.
Fazit
Die Rhein-Nahe-Schleife ist ein Rundwanderweg mit tollen Aussichten in alle Himmelsrichtungen, attraktiven Waldrandpassagen und Weinbergen. Absoluter Höhepunkt der Tour ist dabei der Rhein-Nahe-Blick oberhalb von Bingerbrück. Meiner Meinung nach will die Schleife aber zu viel einbinden und ist dadurch zu lang geraten. So legt man über 20 km auf einer relativ kleinen Fläche zurück und ich hatte aufgrund der Wegführung so das Gefühl, nicht wirklich weiter zu kommen. Die Landschaft ist zwar zweifelsohne reizvoll, allerdings auch zivilisatorisch sehr erschlossen.