• Reimershausen | Altenvers (MR)

  • Länge: 16.3 km

  • Höhenmeter: 245 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35102 Lohra-Reimershausen | Parkplatz am Dorfgemeinschaftshaus (Verstalstraße 9a)

  • Startpunkt: Dorfgemeinschaftshaus

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: März 2018

Bunte Tupfer in der Landschaft

Die Extratour Schauinsland führt uns in den Südosten des Gladenbacher Berglands nach Reimershausen (Ortsteil von Lohra) in den Naturraum Salzbödetal. Der Name der Tour lässt dabei vermuten, dass dieser Premiumrundwanderweg zahlreiche schöne Ausblicke bietet. Mit rund 16 km Länge gehört diese Extratour zwar zu den längeren Touren im Lahn-Dill-Bergland, ist aber mit nur 250 Höhenmetern nicht besonders anspruchsvoll.

Vom Startpunkt am Dorfgemeinschaftshaus in Reimershausen aus führt uns die Extratour Schauinsland zunächst an die Vers, die in unmittelbarer Nähe des Ortes in die Salzböde mündet. Nachdem wir die Bachaue überquert haben, folgen wir ihrem Lauf etwas versetzt bachaufwärts in Richtung Westen durch den Viermarkwald, der ein typisches Beispiel für die Niederwaldbewirtschaftung darstellt.

Auf Höhe der Kreuzmühle überqueren wir die Vers wieder und steigen den offenen Gegenhang hinauf. Hangparallel passieren wir Kirchvers und treffen auf den Pilgerweg Frankfurter Elisabethpfad. Nachdem wir die Kuppe erklommen haben, erreichen wir den 10-Dörfer-Blick südlich von Weipoltshausen, von wo aus man einen tollen Panoramablick auf die umliegenden Ortschaften hat.

Wir wandern weiter in westliche Richtung bis zum Sportplatz bzw. Wanderheim Weipoltshausen und gelangen am Niederberg wieder in den Wald. In einer langen Schleife um den Stoßberg führt uns die Extratour Schauinsland nun nach Altenvers. An weitläufigen Feldern und Wiesen vorbei gelangen wir ins Schwarze Loch im Mitlautal und folgen dem Bach talaufwärts bis zu einem groß angelegten Feuchtbiotop. Hier wendet sich die Extratour wieder in östliche Richtung zurück und wir passieren die beiden Orte Seelbach und Rollshausen. Über das offene Feld erreichen wir schließlich Altenvers mit seiner in Deutschland einzigartigen Hufeisenkirche.

Von Altenvers führt die Tour dann über die offene Flur wieder nach Reimershausen. Doch zuvor geht es noch über eine kleine Zusatzschleife an den Rand des Salzbödetals, wo sich uns einen Blick auf Lohra, Damm sowie Oberwalgern eröffnet. Schließlich erreichen wir wieder Reimershausen und gelangen zu unserem Ausgangspunkt am Dorfgemeinschaftshaus.

Fazit

Die Extratour Schauinsland ist ein abwechslungsreicher Premiumwanderweg, der aufgrund der wenigen Höhenmeter sehr angenehm zu laufen ist. Die vielen kleinen Dörfer rund um die Tour schmiegen sich dabei wie bunte Tupfer in die Täler. Obwohl man insgesamt acht Ortschaften tangiert bzw. passiert, ist es den Wegebetreibern gelungen, eine relativ naturnahe Wegeführung hinzubekommen. Neben dem 10-Dörfer-Blick ist die in Deutschland einzigartige Hufeisenkirche von Altenvers aber der einzige wirkliche Höhepunkt dieser Extratour. Zudem hätte die Tour auch etwas kürzer ausfallen können, denn teilweise ziehen sich einige Passagen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: 10-Dörfer-Blick | Hufeisenkirche Altenvers

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Der Naturraum Salzbödetal ist ein flachwelliges Hügelland im Osten des Gladenbacher Berglandes längs des Flusses Salzböde und dessen südlichen Nebenflusses Vers. Im Nordwesten und im Süden wird das Salzbödetal durch höhere Höhenzüge begrenzt. Der Naturraum verfügt über zahlreiche Erhebungen bis knapp unter 400 m ü. NN, von denen jedoch kaum eine die Talsohle um mehr als 100 m überragt.

Der Name ist eigentlich irreführend, da der Naturraum kein Tal im engeren Sinne darstellt, sondern einen zweiarmigen Talkessel mit seinem umgebenden Hügelland bezeichnet.

Die Vers ist ein 8,4 km langer und mit Abstand wichtigster Nebenfluss der Salzböde, der an der L 3047 zwischen dem Dünsberg und der Zollbuche entspringt und unterhalb von Reimershausen in die Salzböde mündet.

Niederwälder (Eiche, Hainbuche und Birke) waren als sogenannte Hauberge in den tieferen Lagen des Marburger Hinterlandes weit verbreitet, werden aber schon lange nicht mehr in der traditionellen Form genutzt. Vor allem der Brennholzbedarf zur Erzgewinnung für die Bronze- und Eisenverarbeitung förderte diese spezielle Form der Waldbewirtschaftung.

Die Stämme eines Eichen-Hainbuchen-Niederwaldes werden im Abstand von ca. 25 Jahren geschlagen. Früher wurde das Reisig verbrannt und die Asche als Dünger für den Anbau von Gerste genutzt. Im Folgejahr genügten die Nährstoffe noch für den Anbau des Buchweizens. Danach wurde das Weidevieh auf die Flächen getrieben. Nach ca. drei Jahrzehnten hatte sich der Wald dann die Rodungsfläche zurückerobert und der Holzeinschlag begann von neuem.

Das Holz der Niederwälder wurde als Brennholz und zur Holzkohleproduktion sowie zum Bau von Zäunen und Fachwerkhäusern verwendet. Daneben lieferte die Rinde der Eiche Gerbsäuren, die zur Weiterverarbeitung von Fellen, Häuten und Stoffen notwendig war.

Der industrielle Kohleabbau im 19. Jh. verdrängte jedoch die Holzkohle bei der Eisenverhüttung. Der Anbau von Nadelhölzern sowie die deutliche Trennung von wirtschaftlichen Flächen beschleunigten den Niedergang der historischen Feld-Wald-Wechselnutzung.

Im Viermarkwald Altenvers entstand im Jahr 2000 die Idee, die traditionelle Niederwaldbewirtschaftung auf einer Gesamtfläche von ca. 7 ha wieder aufzunehmen. Ziel dabei ist, durch den jährlichen Einschlag auf Teilflächen unterschiedliche Sukzessionsstadien nebeneinander zu erhalten und so zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum zu bieten.

Niederwälder können je nach Standort, Exposition und Entwicklungsstadium eine große Vielfalt von Lebensräumen und Arten besitzen, die sich deutlich von Laubwäldern abhebt.

Der Frankfurter Elisabethpfad ist ein 145 km langer Pilgerweg, der an das Grab der heiligen Elisabeth in der Elisabethkirche in Marburg führt.

Bereits seit dem 13. Jh. fanden Pilgerwanderungen zum Grab der heiligen Elisabeth von Thüringen in Marburg statt. Der Oberhessische Gebirgsverein (OHGV) schuf 1995 einen Wanderweg mit dem Namen Elisabethpfad zwischen Marburg und dem Kloster Altenberg bei Wetzlar. Dieser lehnte sich an den Weg an, den Elisabeth selbst mehrmals zu Fuß zurücklegte, weil sie ihre jüngste Tochter als kleines Kind dem Kloster anvertraut hatte. Anschließend verlängerte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau den Wanderweg von Frankfurt her.

Die Hufeisenkirche im Lohraer Ortsteil Altenvers stellt eine Besonderheit dar, denn der hufeisenförmige Grundriss der Apsis ist in ihrer Art in Deutschland einzigartig.

Die romanische Kirche wurde vermutlich im 11. – 13. Jh. erbaut und kurz nach der Reformation im Jahr 1529 umgebaut oder erneuert. Nachdem die Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jh. zunehmend verfiel, wurde sie 1979 durch den „Verein für Geschichte und Volkskunde Lohra“ gekauft und saniert.

Die Salzböde ist ein ca. 27,6 km langer, rechter Nebenfluss der Lahn, der aus vielen einzelnen Quellen im südwestlichen Teil des Gladenbacher Berglandes nordwestlich des Bad Endbacher Ortsteils Hartenrod am südlichen Hang des Würgeloh (564 m) entsteht und nördlich des Lollarer Ortsteils Odenhausen in die Lahn mündet. Die Salzböde hat keine Quelle im eigentlichen Sinn, denn das Wasser sickert aus vielen einzelnen kleinen Quellen, die auf einer sumpfig-nassen Wiese (Salzwiese) in sanfter Hanglage verteilt sind.

Ihre generell östliche Fließrichtung ist bedingt durch die Lage des Hochplateaus der Bottenhorner Hochflächen im Norden gegenüber den südlich anstehenden Hügeln des Naturraums Zollbuche. Erst in der zweiten Hälfte fließt die Salzböde dann immer stärker in südliche Richtung.

Obwohl die Salzböde über 10 Gemarkungen durchquert, sind alle Siedlungen mit Ausnahme von Hartenrod und Bad Endbach entweder in einem großen Abstand zum Bachbett oder in relativ hochwasserfreier Lage errichtet worden.