„Ist der Zug schon vorbei?“
Der Rundwanderweg In den Steilhängen der Lahn ist zwar kein Premiumwanderweg, wurde mir aber dennoch herzlichst empfohlen. Es gibt zwei mögliche Startpunkte der Tour: der Bahnhof Runkel und der Bahnhof Villmar. Ich entscheide mich aufgrund der besseren Anfahrt für den ersten Bahnhof.
Von unserem Startpunkt am Bahnhof in Runkel verläuft der Weg bis nach Villmar auf der rechten Lahnseite fast ausschließlich parallel zum Lahnwanderweg. Wir überqueren zunächst den Bahnübergang in der Bahnhofsstraße (L 3020) und steigen über die Straßen In den Amtsgärten sowie Auf dem Klapperfeld hinauf auf den nördlichen Lahnhang. Ein naturbelassener Pfad führt uns nun ins Naturschutzgebiet Wehrley von Runkel. Wir kommen am Ortsrand des Runkeler Stadtteils Schadeck auf den Felsen der Wehrley mit dem Dr. Otto-Bruchhäuser-Tempel, einem Aussichtspavillon, über der Lahn. Der Pfad führt uns weiter am Steilhang oberhalb der Lahn in Richtung Villmar, wobei sich immer wieder Ausblicke ins Lahntal ergeben. Dann geht es weiter am Rand des Naturschutzgebietes entlang und der Pfad knickt schließlich scharf rechts ab. Nachdem wir dem Wiesenweg entlang des Waldrandes gefolgt sind, biegt der Pfad wieder scharf rechts ab und wir durchqueren das Naturschutzgebiet bei den Karlsteinen durch ein kurzes Waldstück. Ein kleiner Abstecher zur Hangkante bietet uns einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Bodensteiner Lay mit dem König-Konrad-Denkmal. Bodenstein und Karlsteine bilden zwei natürliche Kalkfelsen an der Lahn. Hier durchbricht die Lahn den Villmarer Massenkalkzug, wodurch sich das Tal auf weniger als 200 m verengt.
Am Waldrand knickt der Weg erneut scharf rechts ab und wir erreichen auf dem Abstieg ans Lahnufer das Naturdenkmal der mächtigen Ibacheiche. Entlang einer Wiesenfläche kommen wir an die Bahngleise der Lahntalbahn. Dieser Übergang ist ständig mit geschlossenen Schranken gesichert und so muss ich den Hebel einer Sprechanlage drücken, um das Öffnen der Schranke anzufordern.
Eine Stimme ertönt: „Einen Augenblick bitte, es kommt ein Zug von Norden.“ Also warten Milow und ich bis der Zug vorbeigefahren ist. Aber die Schranke bleibt verschlossen. „Ist der Zug schon vorbei?“, tönt es erneut durch die Sprechanlage. Ich bejahe und die Schranke öffnet sich.
Wir passieren ein Wohnhaus und erreichen das Lahnufer. Über den Fahrradweg folgen wir dem Fluss an der Schleuse Villmar vorbei bis zur Marmorbrücke Villmar. Über die einzige Marmorbrücke Deutschlands geht es über die Lahn auf die linke bzw. südliche Lahnseite.
Wir wandern am Lahnufer entlang bis zum westlichen Ortsende von Villmar. Hier wird es etwas verwirrend, denn die Wegekennzeichnung hört abrupt auf. Also nehme ich mir mein Handy zur Hand und folge der Wegeführung meiner Wander-App. Über die König-Konrad-Straße (L 3063) sowie die Nebenstraße Am Kissel geht es steil hinauf die Hangkante über der Lahn. Nachdem ich Villmar verlassen habe, taucht urplötzlich mitten auf dem Weg wieder die Wegemarkierung auf. Über den Pfad geht es nun durch den Wald zum Aussichtspunkt mit dem König-Konrad-Denkmal.
Nachdem wir der L 3063 für wenige Meter über einen Pfad gefolgt sind, überqueren wir sie erneut und wenden uns nun für einige Zeit von der Lahn ab. Wir folgen dem Wiesenweg für 1,1 km am Waldrand entlang an Feldern vorbei, bis wir ins Tal des Unteren Ansbachs gelangen. Wir folgen dem Bachlauf ein Stück in Richtung Lahn und biegen dann links ab, wo es in Serpentinen den Hang wieder hinauf geht. An der Hangkante entlang bewegen wir uns auf Runkel zu. Eigentlich sollte laut Karte nun ein Pfad rechts hinunter zur Lahn führen, aber hier gibt es keinen Pfad. Ich bin etwas verwirrt, weil auch die Wegemarkierung wieder verschwunden ist. Kurz bevor wir den Friedhof erreichen, kehren wir um und schauen noch einmal nach, ob ich nicht vielleicht einen versteckten Pfad verpasst habe. Aber da ist wirklich nichts. Also suchen Milow und ich einen alternativen Weg zum Lahnufer. Wir passieren den Friedhof, biegen dann in der Straße Kappesborder Berg irgendwann rechts ab und erreichen über einen Wiesenweg die Lahn.
Unmittelbar entlang des Flussufers wandern wir über einen Wiesenpfad an den Schrebergärten in Runkel vorbei. Dabei bietet sich uns ein toller Blick auf die Burgen Runkel und Schadeck sowie auf die historische Steinbrücke über die Lahn. Zum Schluss überqueren wir die Brücke unterhalb der Burg und erreichen unseren Ausgangspunkt am Bahnhof Runkel.
Fazit
Der Rundwanderweg In den Steilhängen der Lahn ist vor allem aussichtsreich und naturnah. Der sehr hohe Anteil an herrlichen Pfaden und naturnahen Wegen sind ein wahrer Genuss für Wanderfreunde. Der kulturelle Aspekt mit den beiden Städten Villmar und Runkel sowie die verschiedenen Aussichten auf das König-Konrad-Denkmal und die Burg Runkel sind sehr beeindruckend. Ein Negativpunkt ist allerdings die Wegemarkierung, wodurch ich mich zweimal fast verlaufen hätte und ich auf mein eigenes Kartenmaterial zurückgreifen musste.