• Lorch-Espenschied

  • Länge: 15.4 km

  • Höhenmeter: 590 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 65391 Lorch- Espenschied | Wanderparkplatz (Hauptstraße)

  • Startpunkt: Dorfmitte

  • Einkehrmöglichkeiten: Gasthaus Zur Linde | Gasthaus Zur Dorfschänke | Speiserestaurant und Café „Laukenmühle“

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: April bzw. Juli 2017

Das wird heute nichts

Ich habe Janines Mutter versprochen, mich heute um Milow zu kümmern und mit ihm eine Wanderung zu unternehmen. Doch gestern waren Janine und ich auf einem Geburtstag und mir geht es dadurch nicht ganz so gut. Somit starte ich zu Hause erst mittags um 12 Uhr und fahre mit dem Hund nach Lorch-Espenschied um den WispertalSteig zu erwandern. Doch zwischen Welterod und Espenschied, etwa 500 m vor dem Wanderparkplatz, gab es einen Motorradunfall und die Straße ist aufgrund eines Rettungshubschraubers gesperrt. Da ich nicht ortskundig bin und über Feldwege eventuell ans Ziel käme, drehe ich um und versuche von der anderen Seite den Wanderparkplatz zu erreichen. Leider muss ich dadurch erst mal ins Wispertal hinunter, was gar nicht so einfach ist, denn die nächste Straße ins Tal ist ebenfalls gesperrt. Das ist mein Tag. Nach insgesamt 20 km Umweg erreiche ich dann doch noch Espenschied und den Wanderparkplatz.

Wir wandern am Friedhof vorbei und an der katholischen Kirche St. Nikolaus vorbei, um auf den WispertalSteig zu gelangen. Es geht zunächst auf die offenen Felder oberhalb von Espenschied. Nach wenigen Metern biegt die Tour nach links ab und wir gehen über die Hochebene, wo wir gleich zu Beginn den höchsten Punkt des Steigs erreichen. Hier präsentiert sich auch ein toller Blick auf den Taunus, den Rheingau sowie den Soonwald auf der anderen Rheinseite. Nachdem wir das Sportgelände passiert haben, verlässt der WispertalSteig die Ebene und verläuft am Waldrand in einem Bogen an einer Wiese voller Löwenzahn entlang. Danach biegen wir scharf nach rechts in den Wald ab und gehen von nun an auf einem breiten Waldweg stetig bergab. An der nächsten Wegkreuzung machen wir einen ca. 50 m langen Abstecher geradeaus zum sogenannten Saurierfels, eine Felsformation die ein wenig wie ein Dinosaurier aussieht, und von dem man eine Blick über das Tal des Sauerbornbachs werfen kann.

Der WispertalSteig führt uns weiter gemächlich bergab bis zum Sauerbornbach. Wir folgen dem Bachlauf, der zugleich die Landesgrenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz markiert, abwärts. Nachdem wir dem Bach im schönen Tal für ca. 1,9 km über einen breiten Waldweg gefolgt sind, erreichen wir an der Mündung des Sauerbornbachs in den Werkerbach das Forsthaus Werkerbrunnen.

Ein schmaler Waldpfad führt nun im Hang aus dem Werkerbachtal wirklich steil hinauf, wobei auf 600 m rund 100 Höhenmeter zurückgelegt werden müssen. Nun merke ich die Nachwirkungen von gestern wieder. Meine Beine wollen heute nicht so wirklich und ich bin schon nach dieser Steigung völlig platt. Das wird heute nichts, denn ich müsste noch den langen Anstieg aus dem Wispertal bewältigen. Also entschließe ich mich schweren Herzens für den Abbruch der Tour nach etwa der Hälfte der Strecke.

Der Pfad mündet wieder auf einem breiten Waldweg, dem wir am Hang entlang für etwa 2 km folgen. Schließlich steigt der Weg in einem weiten Bogen auf das Plateau der Mehrholzer Höhe. Hier trifft der Weg auf eine asphaltierte Straße, von der wir über einen 1,5 km langen Zuweg über die Wiesen zurück nach Espenschied gehen.

Drei Monate später will ich dann endlich den restlichen WispertalSteig begehen und wir wandern vom Wanderparkplatz über den Zuweg zu dem Punkt, wo ich die Strecke das letzte Mal verlassen habe. Wir folgen dem Forstwirtschaftsweg in den Wald und laufen unterhalb der Mehrholzer Höhe leicht abwärts. Nach 1,6 km gelangen wir bei einer scharfen Linkskehre über einen 100 m langen Abstecher zu einer Felsklippe, von der aus wir einen Blick über das Wispertal werfen können.

Weiter geht es über den Forstwirtschaftsweg hinab, bis wir nach etwa einem Kilometer zu einer Gabelung kommen. Hier biegt der WispertalSteig nach links ins eigentliche Wispertal ab und führt uns an Schieferaufschlüssen vorbei einen Kilometer weit leicht aufwärts. An der nächsten Wegegabelung folgt der Steig einer kleinen Geländerippe abwärts und wir kommen an einen Blidenplatz. Bei einer scharfen Linkskehre haben wir dann das erste Mal einen Blick hinunter auf die Wisper mit der Lauksburg sowie der Laukenmühle. Wir gelangen auf eine Wiese im Wald, wo eine zugewucherte breite Treppe sowie Mauerreste stehen. Hier standen früher die Häuser des Reichsarbeitsdienstes (Reichsarbeitslager „Gottfried Keller“), in denen Männer wohnten, die den Auftrag hatten, die Straße im Wispertal herzurichten.

Schließlich erreichen wir einen gemauerten Torbogen im Wispertal und gegenüber ragen auf einem Felsgrat die Reste der Ruine Lauksburg empor. Wir gehen ein Stück an der Wisper entlang, bevor der Anstieg nach Espenschied beginnt. In dem engen Seitental geht es anfangs über einen steinigen Waldweg steil bergauf. Nachdem wir eine kleine Wiese erreicht haben, steigt der Pfad nur noch gemächlich an. Der WispertalSteig verlässt dann den engen Bachgraben und führt über einen Wiesenpfad am Hang entlang. Geht es am Anfang noch steil nach oben, führt er später fast Hangparallel zu einem breiten Forstwirtschaftsweg. Dieser Weg führt uns nun wieder leicht ansteigend durch den Wald in Richtung Espenschied. Vor uns sehe ich ein Paar mit zwei großen Hunden, die anscheinend nicht so richtig hören, und so leine ich Milow an und wir folgen ihnen mit Abstand. Plötzlich rennen zehn Rothirsche (ein Hirsch, drei Hirschkühe und sechs Kälber) unterhalb von uns im Hang los, überqueren 50 m hinter uns den Weg und laufen den Hang weiter hinauf. Ich bin so in ihren Bann gezogen und verwundert, dass Milow nur neugierig neben mir saß und ihnen hinterherschaute, dass ich ganz vergessen habe mein Handy rauszuholen.

Bevor wir wieder nach Espenschied gelangen, kommen wir noch zum Aussichtspunkt Oma’s Ruh mit Blick auf den Hansenberg. Am Ende der Borngasse treffen wir dann auf die ersten Häuser. Ein kleiner Wiesenpfad führt uns dann von der Straße zwischen Häusern hindurch zur Dorfmitte von Espenschied und zurück zum Wanderparkplatz.

Fazit

Der WispertalSteig ist zwar ein abwechslungsreicher und auch interessanter Premiumwanderweg, aber im Endeffekt zu lang und mit einem viel zu hohem Anteil an leicht befestigten Wegen. Die schönen  Aussichten oberhalb von Espenschied, das Sauerbornbachtal sowie historisch interessanten Überreste der Lauksburg und des Reichsarbeitslagers können dies nur bedingt ausgleichen. Der von den Wegen her schönste Abschnitt ist der Anstieg vom Wispertal nach Espenschied hinauf.

Tipp

Der WispertalSteig kann in zwei Teilen begangen werden.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege
    + abwechlungsreich

  • Highlights: Aussichten oberhalb von Espenschied | Lauksburg | Reichsarbeitslager

  • Höhenangst: Aufstieg aus dem Werkerbachtal → Pfad in steiler Hanglage ohne Fernsicht → keine direkte Alternative → beim Saurierfels dem Forstweg nach links folgen

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Wisper ist ein knapp 30 km langer, rechter Nebenfluss des Rheins, der im westlichen Taunus etwa 250 m östlich des Heidenroder Ortsteils Mappershain entspringt und in Lorch in den Rhein mündet.

Die Wisper fließt in südwestlicher Richtung durch ein stilles, waldiges Tal, das sehr dünn besiedelt ist. Die einzige beiderseits der Wisper gelegene Ort ist Geroldstein. Vom Zusammenfluss mit dem Fischbach an bis zum Rhein wird der Fluss von der L 3033 begleitet. Von der Einmündung des Gladbachs an bis zur Brücke der L 3272 windet sich das Tal sehr tief und eng eingeschnitten 16 km lang mit engen Kurven durch den Taunus. Danach weitet sich das Tal nach Lorch. Beim Wispertal handelt es sich um ein ausgeprägtes, enges Sohlenkerbtal bis Kerbtal mit teils ausgeprägter Talasymmetrie. Dafür sind bis zehn Meter mächtige, einseitige Lössschleppen an den Osthängen verantwortlich, die an den Westhängen fast vollständig fehlen.

Das Wispertal war die nördliche Grenzregion des Rheingaus. Zur Grenzsicherung wurden im Mittelalter beiderseits der Grenze mehrere Burgen errichtet.

Die Lauksburg ist die Ruine einer Spornburg und befindet sich im Wispertal nahe dem Lorcher Ortsteil Espenschied auf einem 50 m hohen Bergsporn.

Die Geschichte der kleinen Burganlage liegt weitestgehend im Dunkeln. Vermutlich wurde die Burg schon Anfang des 12. Jh. errichtet. Im Jahr 1575 wurde die Lauksburg bereits als verfallen erwähnt. In der Folgezeit wurde die Ruine nicht wieder aufgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie dann endgültig zerstört.

Etwa 350 m westlich und 80 m über der Ruine befindet sich ein sogenannter Blidenplatz. Im Mittelalter diente die Blide vor allem als eine Art Steinschleuder bei Belagerungen.