• Zornheim (MZ)

  • Länge: 6.8 km

  • Höhenmeter: 161 m

  • Dauer: 1,5 – 2 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Familie

  • Parken: 55270 Zornheim | Parkplatz am Lindenplatz (Lindenplatz 3)

  • Startpunkt: Lindenplatz

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Juli 2018

Obst, Wein und Panoramablicke an der Selzstellung

Die ca. 7 km lange Hiwweltour Zornheimer Berg führt südlich der Gemeinde Zornheim durch die Obstanlagen und Weinberge der beiden Naturräume Ostplateau und Mittleres Selzbecken. Insgesamt 10 Infotafeln sollen dabei Wissen über die Flora, Fauna und Geschichte der Region Rheinhessen vermitteln.

Vom Parkplatz am schön gestalteten Lindenplatz mit dem Drei-Grazien-Brunnen führt ein 700 m langer Zuweg zum Startpunkt der 6,8 km langen Hiwweltour Zornheimer Berg am südlichen Ortsrand von Zornheim.

Mit Blick auf die Frankfurter Skyline geht es zunächst durch Felder, Wiesen und vorbei an Pferdekoppeln auf den Hasenberg, der tolle Fernblicke auf den Feldberg im Taunus und die Frankfurter Skyline bietet. Hier steht auch die erste Infotafel, die mich über die vielen Hang- und Böschungsrutschungen in Rheinhessen aufgrund des geologischen Aufbaus sowie die Herkunft des Namens Hasenberg informiert.

Nach 400 m erreiche ich den Jubiläumswald. Hier wurden 2016 insgesamt 200 Bäume zu Ehren des 200-jährigen Geburtstages von Rheinhessen gepflanzt wurden. Danach geht es mitten durch die Obstgemeinschaftsanlage Zornheim, wo man von Kirschen über Äpfel und Birnen bis hin zu Mirabellen viele verschiedene Obstbäume entdecken kann.

Im Anschluss führt mich die Hiwweltour an den Obstbäumen vorbei zum artenreichen Biotop Rohrwiesen hinab. Dieses Feuchtbiotop dient als Ausgleichsfläche und wurde durch die Umwandlung von Ackerland sowie Renaturierung der Gräben geschaffen. Zudem weist mich eine Infotafel auf die Wiederansiedlung des Steinkauzes mittels Steinkauzröhren hin.

Die Hiwweltour geht nun in die Weinberge über und führt mich ca. 1,2 km in südliche Richtung bis zum Insektenhotel für Wildbienen am Selzer Berg hinauf. Grandiose Aussichten auf Zornheim, in den Taunus und auf die Skyline von Frankfurt entschädigen aber für die Anstrengung.

Ich passiere das Wingertshäuschen Auf dem Winkel und wandere nach Westen in Richtung Selzberg. Hier eröffnen sich mir ganz neue Panoramausblicke. Man blickt über das große Mittlere Selzbecken bis zum rechtsrheinischen Odenwald.

An den vielen Weinreben vorbei geht es weiter zu den beiden Windkraftanlagen auf dem Selzberg und zur ehemaligen Selzstellung aus dem Ersten Weltkrieg. Von hier blickt man zudem über das Selzbecken auf den Donnersberg im Nordpfälzer Bergland.

Nach einem steilen Abstieg treffe ich am Fuß des Ostplateaus auf eine weitere Infotafel, die mich über den Unterschied zwischen intensiven Rebschnitt und Naturwuchs-Erziehung informiert und auf die Herausforderungen im Kontext des Klimawandels eingeht.

Anschließend geht es mitten durch die Weinberge wieder auf das Plateau hinauf, wobei ich das Wingertshäuschen Am Hohberg passiere. Kurz darauf erklärt mir in dem Zusammenhang auch eine weitere Tafel die frühere Bedeutung der Wingertshäuschen.

Auf dem Plateau wandere ich nun wieder in östliche Richtung zum Ausgangspunkt der Hiwweltour Zornheimer Berg. Bevor ich den Ortsrand von Zornheim erreiche, komme ich noch an der letzten Informationstafel über die Entstehung der Hiwwel (Rheinhessisches Tafel- und Hügelland) vorbei. Am Ende der Tour steht am Ruhkreuz noch eine Weinbergstafel, wo ein saisonaler Weinausschank stattfindet.

Fazit

Die Hiwweltour Zornheimer Berg führt fast ausschließlich auf naturnahen Wegen durch die Obstanlagen und Weinberge südlich von Zornheim. Die vielen Informationen über die Besonderheiten Rheinhessens und entlang der Strecke sowie die grandiosen Panoramablicke auf den Taunus, die Frankfurter Skyline, den Odenwald, das Selzbecken und den Donnersberg machen diese Tour zu einem abwechslungsreichen sowie kurzweiligen Wandervergnügen. Aber Vorsicht: Es gibt so gut wie keinen Schatten auf der gesamten Wegstrecke!

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege:
    + sehr hoher Naturweganteil
    – kein Schatten

  • Highlights: Panoramablicke | Selzstellung

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Naturraum Ostplateau erhebt sich Hochfläche mit flachen Kuppen bis fast 250 m ü. NN östlich und nördlich des Selztals.

Das einzige Waldgebiet ist der Ober-Olmer Wald. Ansonsten ist die Hochfläche waldfrei und wird im Südteil durch Ackerbau geprägt. Westlich und nördlich bestimmt ein stetiger Wechsel von Ackerflächen und Obstkulturen das Erscheinungsbild. In den Randzonen der Hochfläche wird lokal Weinbau betrieben.

Die Hochfläche ist ausgesprochen arm an Gewässern, die zudem meist nur zeitweise Wasser führen. Vereinzelt findet man Verkarstungserscheinungen in Form von Dolineneinbrüchen. Der Westteil der Hochfläche ist bis auf einzelne Gehöfte traditionell weitgehend unbesiedelt. Im Ostteil ist Ebersheim die einzige Siedlung der Hochfläche. Zornheim liegt bereits im Übergangsbereich zur Gaustraßenhöhe am Ende einer Talmulde.

Die Offenheit der Landschaft ermöglicht vor allem an den Rändern der Hochfläche und von freien Kuppen einen weiten Blick in die Umgebung.

Das mittlere Selztal bildet zusammen mit einigen Seitentälern den rings von Höhen umschlossenen Naturraum Mittleres Selzbecken. In die beckenartige Weitung sind auch die unteren Teile der flachen, von Osten herunterziehenden Lösshänge mit einbezogen. Die westexponierten Hänge sind dem entgegen steiler.

Im Selzbecken dominiert großflächige Ackernutzung auf fruchtbaren Böden. Weinbau bleibt in Folge des Kaltluftstaus in der Beckenlage auf die oberen Hangpartien beschränkt.

Die Selz wird perlschnurartig von einem unterbrochenen Wiesenband begleitet. Entlang der Selz wie auch am Saulheimer Bach reihen sich ehemalige Mühlen aneinander.

Die Dörfer haben sich hauptsächlich entlang der Selz und nur vereinzelt an Seitenbächen entwickelt.

Die 17,5 ha große Obstgemeinschaftsanlage Zornheimer Unterfeld wurde 1969 im Rahmen einer Bodenordnung gegründet und hatte 33 Mitglieder mit unterschiedlichen Eigentumsanteilen. Ziele waren dabei eine langfristige Sicherung des Obstbaus in Zornheim, die Umstellung auf marktfähige Sorten sowie Anbauformen und eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit.

Im Laufe der Jahre gaben aber viele Nebenerwerbslandwirte ihre Flächen auf, sodass die gesamte Fläche am Ende nur noch von 4 Mitgliedern bewirtschaftet wurde. Deshalb wurde 2013 beschlossen, den Wasser- und Bodenverband aufzulösen. Mit der Auflösung der Obstgemeinschaftsanlage nach 44 Jahren endete die am längsten genutzte gemeinsame Form der Obstproduktion in Rheinhessen.

Die Selzstellung war eine der wichtigsten Festungen im Westen des Deutschen Reiches entstand unter größter Geheimhaltung vor und zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Sie erstreckte sich von Heidenfahrt über Ingelheim, Ober- und Nieder-Olm, Zornheim, Mainz-Ebersheim bis nach Mainz-Weisenau. So entstanden bis 1916 über 350 Festungswerke in einem Halbkreis von ca. 15 km um Mainz.

Mit rund 90 Festungswerken bildete Zornheim die am stärksten ausgebaute vorderste Front des Bollwerks Mainz. Diese Verteidigungsanlagen sollten verhindern, dass französische Truppen zum Rhein gelangen. Außerdem sollten die französischen Einheiten in Rheinhessen in Kämpfe eingebunden werden, damit diese nicht zur Unterstützung an anderen Angriffslinien eingesetzt werden konnten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mussten die Festungsanlagen der Selzstellung gesprengt und die Bahnlinien der Stellung zurückgebaut werden.

Das sogenannte Ruhkreuz wurde 1918 im letzten Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges errichtet. Namensgeber war dabei die Weinbergslage „An der Ruh“, die bereits im 17. Jh. urkundlich belegt war. Dieser weit verbreitete Flurname bezeichnet Stellen an einem Weg, wo ein Gestell auf zwei Pfosten und einem darüber liegenden Querbalken stand, auf dem man Tragelasten abstellen konnte.