• Raumland | Bad Berleburg (BLB)

  • Länge: 14,2 km

  • Höhenmeter: 361 m

  • Dauer: 4 – 5 h

  • Natur | Ausblicke | Kultur/Historie | Geologie

  • Parken: 57319 Bad Berleburg-Raumland | Parkplatz an der Eder (Raumländer Str.)

  • Startpunkt: Parkplatz an der Eder

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: März 2019

Folge der Fledermaus durch das Labyrinth

Der Wittgensteiner Schieferpfad wurde 2005 als erster Premiumrundwanderweg der Region Siegerland-Wittgenstein ausgezeichnet und folgt den Spuren des historischen Schieferabbaus im Raumländer Revier. Auf dem fast 15 km langen Weg zeigt die Fledermausmarkierung, wo es lang geht und führt durch die Wilde Struth und das Hinterländer Ederbergland durch gleich drei Naturschutzgebiete sowie zahlreiche Biotope.

Der Wittgensteiner Schieferpfad führt uns zunächst ca. 4 km an der Eder entlang flussabwärts. Dabei orientiert sich der Premiumrundwanderweg zwar an der breiten Ederpromenade, verlässt diese aber immer wieder, um uns ans Ufer des Flusses oder durch pfadige Waldpassagen zu führen. So führen uns Treppenstufen direkt nach dem Start am Parkplatz Reisegarten zur Eder hinab, wo wir über Trittsteine, die in einem kleinen Bogen durch den Fluss gelegt wurden, die Ederbrücke unterqueren. Wenig später wandern wir dann für ca. 200 m über die ehemalige Bahnstrecke Bad Berleburg–Allendorf. Nach etwa 1,5 km unterqueren wir den alten Bahndamm durch einen niedrigen Tunnel und gelangen so direkt an das schöne Flussufer. Anschließend steigen wir über einen Pfad hinauf in das Heiligeholz, einen mit Felsklippen durchsetzten Berghang.

Nachdem wir den Lützelsbach und die L 718 überquert haben, verlassen wir die alte Bahntrasse, die zum Radweg ausgebaut ist, endgültig und wandern am Hang entlang durch das NSG Honert. Ein Lüftungsloch auf der linken Seite ruft uns in Erinnerung, dass wir uns über dem weitläufigen Stollensystem eines Bergwerkes bewegen. Am Ende des so genannten Feuerweges zweigt der Wittgensteiner Schieferpfad links ab und führt uns in Serpentinen durch eine Waldschneise einen steilen Anstieg hinauf. Dabei überschneidet sich auf diesem Streckenabschnitt die Wegeführung mit der Via Adrina.

Nach einer flachen Passage am Westhang des Honerts (562 m) entlang gelangen wir in den Bereich der Schieferfelsen Braut und Bräutigam. Teils abenteuerlich folgen wir dem Fledermauszeichen sowie roten Punkten auf den Gesteinen durch das mit zahlreichen wilden Felsklippen durchsetzte Labyrinth und erreichen so am Ende die Bank Ehrfurcht.

Der Weg führt nun als schmaler Pfad am Steilhang entlang durch den Eichenwald bis wir am Waldrand einen schönen Ausblick auf Dotzlar und das Schieferschaubergwerk Raumland gewährt bekommen. Über eine Wiese führt uns der Schieferpfad ins Bilsterbachtal hinab. Anschließend passieren wir ein Forsthaus und treffen erneut auf den naturnahen Lützelsbach, dem wir nun talaufwärts folgen. Bald darauf erreichen wir das NSG Fredlar mit seinen Schieferhalden, einem kulissenartigen Tagesbruch und dem imposanten Bilsteinfelsen. Nach einem kurzen Abstecher zum Wächterstein, einem von insgesamt vier Bilsteinen, wenden wir uns nach etwa 500 m scharf rechts und erreichen nach einem kräftigen Anstieg zwei weitere markante Felsklippen des Bilsteinfelsens.

Über Pfade und Waldwege geht es nun auf den Kamm des Fredlar (576 m), der eine weitere auffällige Felsformation bereithält. Wieder geht es über Stock und Stein durch ein Labyrinth auf den felsigen Berggipfel und somit zum höchsten Punkt des Wittgensteiner Schieferpfades.

Nicht weit vom Gipfel entfernt treffen wir auf in den Fels eingefahrene Spurrinnen, die Relikte eines früher bedeutenden Handelsweges darstellen. Der Abstieg über diese alte Trasse führt uns schließlich ins Steinbachtal mit seinen verschiedenen Höfen. Nach einem kurzen Anstieg queren wir die L 718 am Stadtrand von Bad Berleburg und wandern bis zum Wanderparkplatz Auf der Lenne. Nach einem weiteren kurzen Aufstieg bietet sich uns dann ein schöner Blick auf die Altstadt Bad Berleburgs mit dem prächtigen barocken Schloss Berleburg im Stadtzentrum.

Leicht bergab geht es dann über die Nordwestflanke des Limburgs (579 m) bis zur Westflanke der Hörre (566 m). Dann biegt der Weg nach 1,3 km unvermittelt links ab und führt uns über einen Pfad neben einer Schieferhalde den Steilhang hinauf. Oben angekommen, stehen wir dann vor dem Tagebau der ehemaligen Grube Limburg. Wir passieren die Felsenformation Drachenstein und erreichen schließlich das weitläufige NSG Grubengelände Hörre. Der anschließende Weg durch das Naturschutzgebiet gewährt uns dann noch einmal einige Blicke auf die Eder und das Schieferdorf Raumland, bevor wir wieder unseren Ausgangspunkt am Parkplatz Reisegarten erreichen.

Fazit

Der Wittgensteiner Schieferpfad erschließt auf teils abenteuerlichen und alpinen Pfaden eine Vielzahl von imposanten Felsenlandschaften. Daneben zeugen riesige Schieferhalden sowie überwachsene Steinbrüche vom historischen Schieferbergbau der Region. Vor allem die äußerst abwechslungsreiche Wegeführung und der sehr hohe Pfadanteil lassen diesen Premiumwanderweg zu einem echten Wanderhöhepunkt werden. Einen guten Kontrast bieten zudem die tollen Aussichten ins Edertal und auf die Bad Berleburger Altstadt.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Pfadanteil
    + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Wegeführung | NSG Honert | NSG Fredlar

  • Höhenangst: nein – durch Alternativen würde der Weg zu viel von seinem Charme verlieren

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Wilde Struth stellt die südwestliche Abdachung des Ziegenhelle-Massivs (816 m) dar und erreicht eine Höhe von bis zu 728 m ü. NN. Die Ausläufer der Ziegenhelle ziehen sich dabei bis unmittelbar zum Edertal.

Das durch einen hohen Waldanteil gekennzeichnete Hinterländer Ederbergland umfasst das unruhige, kuppige und mehrfach gekammte Bergland zwischen Winterberger Hochland und Eder-Lahn-Wasserscheide. Dabei erreicht es ein Gipfelniveau von 500 – 600 m ü. NN.

Naturlandschaftlich ist das Hinterländer Ederbergland ein Hainsimsen-Buchenwaldgebiet, in welchem die forstlich eingebrachte Fichte eine hohe Bedeutung erlangt hat. Wo Rodung im kleinflächigen Mosaik den Wald entfernt hat, tritt heute anstelle früher anspruchslosen Ackerbaues häufig die Hutung oder Aufforstung.

Der Schieferabbau ist im Bereich Raumland bereits seit dem 16. Jh. schriftlich belegt. Die ehemalige Grube Hörre I bildete zusammen mit max. 11 weiteren Gruben das Raumländer Revier, in dem in den vergangenen Jahrhunderten vor allem Dachschiefer abgebaut wurde. Seine Haltbarkeit machte das Baumaterial bis weit über die Region bekannt und war selbst im europäischen Ausland gefragt, so dass der Abbau in der zweiten Hälfte des 19. Jh. eine Blütezeit erlebte. Im 20. Jh. erschwerten u.a. alternative Bedachungsmaterialien und konkurrierende Schieferprodukte aus dem Ausland den Absatz des Wittgensteiner Schiefers zunehmend, so dass der Abbau schließlich unrentabel wurde und die Grube Hörre I in den 50er Jahren ihren Betrieb einstellten musste.

Die Eder ist mit 176,1 km Fließstrecke der längste und größte Zufluss der Fulda. Der Fluss entspringt im Rothaargebirge am Ederkopf  bei Netphen auf einer Höhe von rund 621 m und mündet bei Grifte (Nordhessen) auf etwa 143 m Höhe in die Fulda. In ihrem Mittellauf fließt die Eder in das westliche Ende des bei höchstem Wasserstand 28,5 km langen Edersee ein.

Bemerkenswert ist, dass die Eder bis zu ihrer Mündung 750 m Fließstrecke mehr zurückgelegt hat als die Fulda, die bis dorthin 175,35 km lang ist, beim Zusammenfluss ihre Fließrichtung nicht ändert und die größere durchschnittliche Wasserführung hat.

Die 36,2 km lange Bahnstrecke Bad Berleburg–Allendorf (auch Obere Edertalbahn bzw. Ederberglandbahn) wurde 1910/11 in mehreren Abschnitten eröffnet und sollte die Ruhr-Eder-Bahn mit der Rothaarbahn verbinden. Nachdem sich der Verkehr zunächst positiv entwickelte, ging er ab den 1950er Jahren jedoch wieder zurück und der Personenverkehr endete 1981 vollständig. Ein Jahr später endete er auch der Güterverkehr und der Abschnitt Bad Berleburg-Arfeld wurde demontiert. Der restliche Güterverkehr wurde 1995 bzw. 2002 weitgehend beendet. Heute wird nur noch der Abschnitt zwischen Allendorf und Battenberg von Güterzügen befahren.

Das Naturschutzgebiet Honert umfasst mit dem Stollensystem an der Grube Honert und dem weiter südlich gelegenen Mutungsstollen Honert zwei Fledermausstollen am Fuße des Honert-Berges. Die ehemalige Grube besteht dabei aus mehreren 100 m langen Stollen sowie Abbauhallen. Der ca. 400 m weiter südlich gelegene Mutungsstollen ist hingegen nur etwa 30 m lang.

Das Naturschutzgebiet Ehemaliger Schiefersteinbruch Fredlar befindet sich am Unterhang des Fredlarberges, wo um 1900 Dachschieferbergbau betrieben wurde. Dadurch entstanden bis zu 30 m hohe Felswände. Am Hangfuß des ehemaligen Steinbruchs befinden sich heute Schutthalden mit Lockergestein, wodurch ein Sekundärbiotop mit einem Vegetationsmosaik aus Einzelbäumen, Baumgruppen und Gräsern mit unterschiedlichen Deckungsgraden entstanden ist. Der ehemaligen Schiefergrube kommt aber auch eine geowissenschaftliche Bedeutung zu. In der hinteren Steinbruchwand sind grauschwarze Tonschiefer (Berleburger Schichten) mit ausgeprägter, steilstehender Schieferung aufgeschlossen.

Das Schloss Berleburg wurde 1258 erbaut und diente ab dem 14. Jh. als Jagdschloss. Ab dem 16. Jh. wurde es dann nach und nach zum Residenzschloss ausgebaut. Schloss Berleburg wird seit über 600 Jahren durchgehend von der Familie Sayn-Wittgenstein bewohnt. Ein Teilbereich der Anlage ist ein Museum, in dem Jagdgeräte, Uniformen, Waffen, Gläser, Porzellane und Teile der fürstlichen Kunstsammlung gezeigt werden.

Das Grubengelände Hörre ist ein großes aufgelassenes Schieferbergwerk mit 3 – 4 Abbauebenen direkt an der Eder. Drei Stollen mit Abbauhallen, die je ca. 500 m lang sind, liegen dabei übereinander. Der unterste liegt am Hangfuß, der oberste innerhalb einer umzäunten Abbauebene. Zudem ist am nördlichen Hangfuß noch ein kleiner Stollen offen. Die Schieferhalden und alten Tagebauten in der unmittelbaren Umgebung der Stollen sind durch Ahorn- und Fichtenaufforstungen und viel natürlichen Aufwuchs gekennzeichnet.

Das Naturschutzgebiet Grubengelände Hörre ist das mit Abstand größte Fledermauswinterquartier Wittgensteins und die Stollensysteme, die sich über eine Länge von ca. 5 km erstrecken, werden seit Jahrzehnten von Fledermäusen genutzt. Von den bisher 17 im Kreis Siegen-Wittgenstein sicher nachgewiesenen Fledermausarten konnten 10 im Bereich des Grubengeländes Hörre festgestellt werden. Dabei haben Bechsteinfledermäuse und Braune Langohren im Bereich der Hörre das derzeitig bedeutendste bekannte Vorkommen in Nordrhein-Westfalen. Neben Fledermäusen ist aber auch der Uhu auf dem Grubengelände beheimatet.