• Auen | Langenthal | Seesbach (KH)

  • Länge: 19.6 km

  • Höhenmeter: 636 m

  • Dauer: 4,5 – 5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55569 Auen | Kneipptretbecken (K 22) o. 55629 Seesbach | Sportplatz (L 230)

  • Startpunkt: Kneipptretbecken Auen o. Sportplatz Seesbach

  • Einkehrmöglichkeiten: Landgasthof-Pension-Weingut „Zum Jäger aus Kurpfalz“

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Juli 2018

Erzbischof Willigis und das Soonwaldvorland

Die Vitaltour Willigisweg begibt sich auf die Spuren des Mainzer Erzbischofs Willigis. Dieser gilt als Schlüsselfigur in der Geschichte des Erzbistums Mainz und war u.a. Baumeister des Mainzer Doms. Zudem ließ Willigis mehrere Gotteshäuser errichten, um das damals abgelegene Soonwaldvorland kirchlich zu erschließen. Die Vitaltour führt in diesem Zusammenhang über ca. 20 km durch die beiden Naturräume Wingertsgründe sowie Seesbach-Spabrücker Hochfläche und verbindet die 1000-jährige Willigiskapelle in Auen mit der etwa gleichaltrigen Semendiskapelle in Seesbach.

Vom Startpunkt der Vitaltour Willigisweg am Kneipptretbecken bei Auen aus wandere ich zunächst ein kurzes Stück durch die Talaue des Getzbaches, bevor ich die K 22 quere und die Willigiskapelle erreiche. Anschließend geht es am Getzbach entlang nach Auen, wobei man an zwei Stellen am Wegesrand kleine Modellbauten erblicken kann.

Ich durchquere Auen und folge der Hauptstraße bis zum Römerstich, der relativ steil aus dem Ort hinausführt. Durch das offene Getzbachtal wandere ich jetzt an Weinbergen vorbei in südwestliche Richtung. Der anschließende Aufstieg zum Aussichtspunkt Kaulenberg wird durch verbuschte Bereiche und beweidete Wiesen mit Orchideen bestimmt. Ich steige weiter hinauf zum geologisch und geomorphologisch bedeutenden Naturschutzgebiet Rabenkopf. Ich wandere anschließend durch den Mischwald wieder steil hinab in ein Seitental des Gaulsbaches nach Norden.

Im Gaulsbachtal passiere ich Langenthal und quere die L 229. Ich folge dem felsigen Bachlauf des Gaulbaches über einen Pfad für ca. 300 m. Nachdem ich den Bach über überquert habe, geht es in einem Seitental 300 m steil bergauf. Anschließend wandere ich hangparallel in Richtung Norden, bevor es wieder zum Gauls- bzw. Hoxbach hinab geht und kurz vor der Einmündung des Seesbaches die Kleb erreiche. Der Seesbach stellt sich hier als tief eingeschnittenes Kerbtal dar, das mit Felsen und kleinen Wasserfällen gespickt ist.

Am Steilhang entlang folge ich der Kleb talaufwärts und gelange dann nach einem kontinuierlichen Aufstieg an den südöstlichen Ortseingang von Seesbach. Die Vitaltour verläuft jetzt über die Höhen und offenen Felder in westlicher Richtung um die Ortslage zur Semendiskapelle. Von den Höhen hat man dabei einen tollen Blick auf Seesbach und den Seesbacher Felsen in der Ortsmitte.

Nachdem ich die Semendiskapelle passiert habe, wandere ich weiter in nördlicher Richtung um Seesbach herum und quere die L 230. Am Waldrand entlang und mit Blick auf den Donnersberg geht es über Wiesen am Seesbacher Sportplatz vorbei, wo ich auf zwei Zuwege des Soonwaldsteigs treffe. Ich tauche danach wieder in den Wald hinein und quere bei Waldfriede erneut die L 230. Auf einem alten Forstwirtschaftsweg folge ich dem Steinbach für ca. einen Kilometer talwärts durch den Laubwald und quere die K 17. Anschließend geht es über Pfade und naturnahe Wege wieder ins Hoxbachtal, wo ich den natürlich anstehenden Felsen mit der kleinen Schinderhanneshöhle erreiche.

Für 900 m folge ich auf einem naturnahen Pfad dem wilden Hoxbach, der eher wie ein Gebirgsbach anmutet, und verlasse dann das Tal wieder. Es geht nun wieder ordentlich bergauf und ich erreiche nach 1,1 km, nachdem ich die L 229 gequert habe, die offene Hochfläche auf der Gemarkung Pferdsfeld. Auf dem Kaulenberg habe ich vom Aussichtspunkt Fuchshof tolle Panoramablicke auf die Höhen des Soonwaldkammes und des Pfälzer Berglandes sowie die Seesbacher Hochfläche.

Die Vitaltour Willigisweg führt mich weiter durch die intensiv genutzten Felder über die Hochfläche zum Wingertsberg, wo es durch die verbuschten Hänge wieder in ein Seitental des Gaulsbaches hinab geht. Ich quere die Talsohle des Müllersloch und nehme den letzten Anstieg des Tages in Angriff. Im Gegensatz zu den anderen Anstiegen geht es hier über einen geraden Waldweg sehr steil hinauf, was mir irgendwie den Zahn zieht. Mit letzten Kräften erreiche die Höhen des Getzbachtales und brauche erst einmal eine kleine Pause.

Der Weg fällt jetzt allmählich über die offene Hochfläche mit Wiesen und Feldern zum Talgrund des Getzbaches ab. Nachdem ich das Schafköpfchen passiert habe, führt mich die Vitaltour zurück zu meinem Ausgangspunkt am Kneipptretbecken bei Auen zurück.

Fazit

Die Vitaltour Willigisweg ist ein reizvoller Mix aus vielfältigen Wäldern, großflächigen Feldfluren, extensiv genutzten Wiesen und wildromantischen Bachläufen. Neben den Panoramablicken auf die Höhen des Soowaldes, zum Pfälzer Bergland und über die Seesbacher Hochfläche beeindruckt vor allem der sehr hohe Naturweganteil, der diesen Weg zu einem wirklich schönen Wandererlebnis macht. Allerdings könnten viel Pfadabschnitte etwas Pflege gebrauchen, da sie von Dornen und Brennnesseln überwuchert sind. Aufgrund seiner Länge und dem ständigen Auf und Ab erfordert dieser Premiumrundwanderweg aber etwas Kondition.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege: + sehr hoher Naturweganteil

  • Highlights: Willigiskapelle | Die „Kleb“ | Semendiskapelle | Panoramablicke

  • Höhenangst: zwei kurze Passagen im Steilhang über der „Kleb“ und dem Hoxbach (Pfade ohne Fernsicht)

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Willigis (* um 940 –  † 1011) war Erzbischof von Mainz und ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche.

Er wurde um 940 in Schöningen (Niedersachsen) geboren und gelangte durch seinen Mentor Bischof von Meißen vermutlich 969 an den Hof von Kaiser Otto I. Ab 971 hatte Willigis das Amt des Kanzlers inne, bevor er 975 zum Erzbischof von Mainz erhoben wurde.

Willigis gilt als Schlüsselfigur in der Geschichte des Erzbistums. Wie nur wenige verstand er es, die Geschicke von Kirche und Reich zu lenken sowie die Bedeutung seiner Kirchenprovinz auszubauen. Er erhielt vom Papst zudem die Vormachtstellung über alle anderen Bischöfe in kirchlichen Dingen, wodurch Willigis zum zweiten Mann nach dem Papst wurde. Durch eine Schenkung 983 wurden dem Erzbistum neue Gebiete zugesprochen. Diese Schenkung begründete einen großen Teil des späteren Kurmainz, über das der Erzbischof als Landesherr regierte. Zwischen 991 und 994 war Willigis Regent des Heiligen Römischen Reiches, was das Erzbistum zu einer der reichsten Kirchen des Abendlandes machten.

Willigis ist der Baumeister des Mainzer Doms, der die Bedeutung und Stellung des Mainzer Erzbistums in Reich und Gesamtkirche verdeutlichen sollte. Zudem errichtete er ab ca. 990 die Stiftskirche St. Stephan zu Mainz. Außerdem ließ er in Bingen die Drususbrücke über die Nahe erbauen.

Als Naturraum Wingertsgründe werden die scharf eingeschnittenen Kerbtäler des Gaulsbachs und seiner Zuflüsse am westlichen Rand des Gauchbergrückens bezeichnet.

Die Täler werden vom trocken-warmen Klima der Sobernheimer Talweitung beeinflusst. Die Sonnenhänge sind daher teilweise für Weinbau geeignet und in kleinerem Umfang wird auch heute noch Weinbau betrieben. Die übrigen Steilhänge sind bewaldet. An den flachen Hängen und auf den Kuppen liegt Grünland im Wechsel mit Ackerland vor. Die relativ feuchten Sohlen der engen Kerbtäler werden überwiegend von Wiesen eingenommen.

Die einzigen Siedlungen im Naturraum sind die Talorte Langenthal und Auen.

Die Seesbach-Spabrücker Hochfläche liegt als Hauptteil der Soonwaldvorstufe mit einer durchschnittlichen Höhe von 350 – 400 m ü. NN zwischen den Taldurchbrüchen von Simmerbach und Guldenbach. Das flache Hügelland mit einzelnen Kuppen wird dabei von den Tälern der Soonwaldbäche quer zu ihrer Südwest-Nordost-Ausrichtung gegliedert.

Auf der Hochfläche bietet sich das Bild einer Mosaiklandschaft. Wälder bedecken hauptsächlich die Hänge eingeschnittenen Bachtäler sowie einzelne Kuppen.

Am Rande des Soonwaldes liegen zähe Verwitterungstone vor, die auch Grundlage für die örtliche Töpferei waren. Östlich anschließend bestimmen Wiesen das Bild in den Quellmulden der Täler. Wiesen und Weiden prägen auch die waldfreien Talhänge und teilweise die Waldrandbereiche. Die übrigen Flächen werden ackerbaulich genutzt.

Die Dörfer des Naturraums entstanden sowohl in den Tälern wie auch auf den Höhen.

Um die Festigung des christlichen Lebens besonders in abgelegenen Regionen zu sichern und auszubauen, suchte Erzbischof Willigis im rauen und wilden Soonvorland einen geeigneten Ort für die Errichtung eines Gotteshauses. Er setzte dabei große Hoffnungen in den Bau dieser Kirche (um 980 – 990) und gab ihr zur Mahnung den Namen „Geh in Kirche“ (Gehinkirche). Die Mutterkirche war um 1400 durch Brand oder Zerstörung zerfallen und wurde im gotischen Stil neu aufgebaut. Durch die Wirren der Reformation war sie Anfang des 17. Jh. vom Einsturz bedroht und um 1630 wieder errichtet worden.

Da dem Erbauer Willigis bisher keine Kirche geweiht war, einigte man sich beim Wiederaufbau 1913, die Kapelle in Willigiskapelle umzubenennen.

Friedrich Wilhem Utsch aus Rheinböllen (*1732 – † 1795) liegt in der Willigiskapelle begraben und war Erbförster des Mainzer Kurfürsten im Soonwald.

Er wird neben anderen historischen Personen für den im Volkslied besungenen Jäger aus Kurpfalz gehalten. Das Lied handelt dabei von der Jagd und den damit verbundenen Vergnügungen. Sowohl der Verfasser des Textes als auch der Komponist der Melodie sind unbekannt. Der Text und die Spielweise wurden wohl mündlich überliefert. Tatsächlich nachweisbar ist das Lied seit 1794.

Es wird vermutet, dass Utsch’s Hausgeistlicher die Verse des Liedes schrieb. Neben Utsch werden aber auch Johann Kasimir von der Pfalz-Simmern und Johann Adam Melsheimer als historische Vorbilder für den Jäger aus Kurpfalz vermutet. Als am wahrscheinlichsten wird die These angesehen, der pfälzische und bayerische Kurfürst Karl Theodor sei das Vorbild gewesen.

Das etwa 29 ha große Naturschutzgebiet Rabenkopf erstreckt sich östlich von Langenthal und ist seit 1978 wegen seiner besonderen geologischen und geomorphologischen Bedeutung unter Naturschutz gestellt.

Der Gaulsbach ist ein knapp 13 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der als Kieselbach im südlichen Soonwald entspringt und am Südrand von Monzingen in die Nahe mündet. Im Bereich von Seesbach heißt er auch Hoxbach.

Die Ortsgemeinde Seesbach liegt am Südrand des Soonwalds und beherbergt mit dem Seesbacher Felsen ein Naturdenkmal ganz besonderer Art, denn die Herkunft des in der Ortsmitte liegenden Quarzitfelsen gibt heute noch Rätsel auf.

Der Mainzer Erzbischof Willigis ließ hier kurz vor dem Jahr 1000 eine Kapelle auf einem flachgeneigten Gelände erbauen. Dadurch sollte der Soonwald kirchlich erschlossen und die Menschen missioniert werden. Die Semendiskapelle ist somit neben der Gehinkirche in Auen (heute Willigiskapelle) eine der ältesten Kirchen der Region.

Durch Kriege und schlechte Ernten gab es im 18. Jh. Hungerjahre, die u.a. 1782 – 1785 zur Auswanderung von ca. 2/3 der Einwohner führten.

Die Schinderhanneshöhle liegt ca. einen Kilometer westlich des ehemaligen Fliegerhorstes Pferdsfeld sowie ca. zwei Kilometer nordöstlich von Seesbach im Hoxbachtal (bzw. Gaulsbachtal) und ist mit 13 m Länge relativ klein. Die Höhle diente wohl einst als Versteck des Räubers Schinderhannes.