• Hochstetten-Dhaun (KH)

  • Länge: 13.2 km

  • Höhenmeter: 410 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Abenteuer

  • Parken: 55606 Hochstetten-Dhaun | Wanderparkplatz „Hochstetten – Geologischer Lehrpfad“ (Dhauner Str.)

  • Startpunkt: Wanderparkplatz Geologischer Lehrpfad

  • Einkehrmöglichkeiten: Hotel zur Burg | Landhaus St. Johannisberg

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: September 2018

 Die Wild- und Rheingrafen am Nahe-Skywalk

Die Vitaltour Wildgrafenweg verbindet das landschaftlich reizvolle untere Kellenbachtal mit den kulturhistorisch wertvollen Zeugnissen der Wild- und Rheingrafen und führt durch die drei Naturräume Kirner Nahetal, Simmerbachdurchbruch sowie Hennweiler Hochfläche. Für etwas Nervenkitzel sorgt der 65 m2 große Nahe-Skywalk, der sieben Meter über die Klippe eines ehemaligen Steinbruchs hinausragt.

Die Vitaltour Wildgrafenweg führt mich zunächst parallel zum Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg vom Wanderparkplatz Hochstetten-Geologischer Lehrpfad für 400 m über eine geteerte Straße einen Anstieg hinauf. Bei der anschließenden Umrundung des Schifferbergs bekomme ich einen ersten Blick auf die Stiftskirche St. Johannisberg und das Blockschuttmeer am Hellberg. Daneben habe ich immer wieder schöne Ausblicke auf Simmertal und den Hochstetten-Dhauner Ortsteil Hochstädten im Kirner Nahetal.

Ich wechsle nun vom Nahetal ins untere Kellenbachtal und treffe nach 2,3 km auf den Weinwanderweg Rhein-Nahe. Kurze Zeit später biege ich aber schon wieder rechts ab und gehe einen steilen Weg hinab zur Ruine Brunkenstein, von der heute nur noch die Reste des gespaltenen Bergfrieds erhalten sind.

Die Vitaltour führt mich anschließend für 700 m hinauf zum Schloss Dhaun, das hoch über dem Kellenbachtal liegt und als die größte Anlage ihrer Art im Nahetal gilt. Hier lohnt sich definitiv ein Aufenthalt mit einem Rundgang durch die Parkanlage. Zum Schluss hat man an der Prometheus-Statue und einer mittelalterlichen Kanone einen tollen Blick über das Kellenbachtal ins Nahetal hin. Hier gehe ich auch die Treppe hinunter und durchwandere in gebückter Haltung das beleuchtete Innengewölbe, bis ich durch ein Drehtor zurück zum Parkplatz unterhalb des Schlosses gelange.

Ich setze meine Tour durch den gleichnamigen Ortsteil fort und biege auf Höhe der Dhauner Kirche zwischen zwei Grundstücken links ab. Hier steige ich zunächst über eine Treppe den Hang hinauf und genieße erneut einen schönen Blick über Dhaun. Über einen Pfad geht es durch den Wald weiter den Berg hinauf. Als ich auf der Höhe angelange und aus dem Wald hinaustrete, bietet sich mir am Aussichtspunkt Volkssternwarte ein toller Panoramablick auf das Nahetal und die Hügellandschaft des Nordpfälzer Berglandes. Nachdem ich die Heckenpassage passiert habe, biege ich nach rechts ab und mir bietet sich eine weitere Fernsicht auf die dominanten Höhenrücken des Soonwalds und den Simmerbachdurchbruch.

Ich wandere nun an der Volkssternwarte Dhaun zurück in den Ort und quere die K 9 an der Turnhalle. Die Vitaltour führt mich jetzt durch ausgedehnte Waldbestände in Richtung Kellenbachtal hinunter. So erreiche nach rund einem Kilometer einen geschotterten Wirtschaftsweg, der mich wieder auf die Höhe in Richtung Karlshof hinaufbringt. Nach 1,2 km wandere ich an der wildgräflichen Gründung Karlshof vorbei und setze meinen Weg durch den Staatsforst Kirn weiter in Richtung Westen fort.

Nachdem ich den höchsten Punkt der Tour (411 m) passiert habe, verlasse ich den Wald und quere die K11. Auf Höhe des Itzbacherhofes durchquere ich eine von Hecken gesäumte Feldflur, wobei ich immer wieder auf Kirn und das Nahetal blicken kann. Ich erreiche dann den Hochstettener Wald und quere erneut die K 9. Schließlich mündet der Wildgrafenweg in das Itzbachtal mit einem besonderen Feuchtwiesenbiotop. Nach einer letzten Steigung geht es an einem Widdergehege am Waldhof vorbei durch den Wald in Richtung St. Johannisberg. Hier erwartet mich mit dem Nahe-Skywalk eine Aussichtsplattform, die 7 m über die Klippe eines ehemaligen Steinbruchs hoch über dem Nahetal hinausragt. Von hier hat man einem einzigartigen Blick auf das Blockschuttmeer am Hellberg, über das Nahetal und den darunterliegenden Steinbruch. Während der hintere Bereich noch blickdicht ist, besteht der vordere Bereich aus Gitterrosten und man kann rund 60 m senkrecht in die Tiefe blicken. Gleich nebenan befindet sich mit der Stiftskirche St. Johannisberg die ehemalige Grabkirche der Dhauner Wildgrafen. Wer sich nicht auf den Nahe-Skywalk traut, kann auch von hier auf den Hellberg und über das Nahetal blicken. Über eine Treppe und einen Pfad am Friedhof vorbei gelange ich schließlich zurück zu meinem Ausgangspunkt am Wanderparkplatz Hochstetten-Geologischer Lehrpfad.

Fazit

Die abwechslungsreiche Vitaltour Wildgrafenweg führt durch eine reizvolle Landschaft zu den kulturhistorisch interessanten Bauwerken Ruine Brunkenstein, Schloss Dhaun und Stiftskirche St. Johannisberg. Dazwischen liegen immer wieder tolle Ausblicke auf den Soonwald und über das Nahetal, die mit dem Nahe-Skywalk ihren eindrucksvollen Höhepunkt finden.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Schloss Dhaun | Nahe-Skywalk

  • Höhenangst:
    Burgruine Brunkenstein – Schloss Dhaun → schmaler Pfad am Steilhang (ohne Fernsicht): Den Hinweg zurück und dann rechts
    Nahe-Skywalk nicht begehbar

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Das Kirner Nahetal umfasst den Naheabschnitt zwischen Nahbollenbach und Martinstein und ist ein tief eingeschnittenes sowie gefällereiches Talstück mit steilen Hängen und schmaler, aber meist ausgeprägter Sohle sowie einzelnen Talweitungen. Das Tal wird jedoch mehrfach durch Engstellen mit Taldurchbrüchen durch vulkanisches Gestein (Porphyrit, Melaphyr) gekammert, in denen Felshänge und natürliche Schutthalden nah an den Fluss herantreten.

Während der östliche Teil des Kirner Nahetals wärmegeprägt ist, ist der Talkessel von Kirn durch den Kaltluftstau vor der Hellbergenge kälter und stärker dem Niederschlag ausgesetzt.
Ausgehend von einer Siedlungskette entlang der Talweitung auf den flachen Hangfüßen hat die Besiedlung im Zuge der Industrialisierung des Raums große Teile der Talweitungen erfasst. Dennoch ist die Nahe selbst weitgehend naturnah erhalten.

Der Simmerbach durchschneidet den Soonwald in einem tiefen Durchbruchstal mit einer Abfolge von engen, steilen und felsigen Stellen und etwas flacheren Gleithängen. Er trennt so den Lützelsoon vom Großen Soon. Danach tritt der Simmerbach bei Schloss Dhaun in eine Weitung des Kirner Nahetals ein. Der Simmerbach ist dabei wie seine Nebenbäche naturnah.

Der Simmerbach hat die Freilegung von Resten des Hunsrückschiefers gefördert, die zwischen den Quarzitkämmen des Soonwaldes eingelagert sind. Die darauf entstandenen Böden waren die Grundlage für die Entstehung der beiden Dörfer Henau und Schwarzerden, die zusammen mit den Ortschaften im Guldenbachdurchbruch die einzigen Siedlungen im Soonwald sind.

Die Rodungsinseln um die Orte sind vergleichsweise hängig und durch ein Mosaik von Ackerland und Wiesen geprägt.

Die Hennweiler Hochfläche bildet den westlichen Teil der Soonwaldvorstufe und ihr Niveau bewegt sich um 400 m ü. NN. Im Süden bricht sie zum Nahetal ab und im Westen wird sie vom Durchbruch des Hahnenbachs begrenzt.

Die Hochfläche ist zu einem Drittel bewaldet. Die Wälder bedecken die Hänge, während die Hochfläche von einem Mosaik aus Grünland und Acker eingenommen wird. Die Flur wird in weiten Teilen durch ein Netz von Heckenzügen gegliedert.

Die Hochfläche weist neben den dörflichen Höhenorten Hennweiler und Oberhausen eine größere Zahl an Gehöften auf.

Der Simmerbach ist ein 57 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der in etwa 500 m Höhe im Hunsrück bei Laudert und Wiebelsheim entspringt und bei Simmertal in die Nahe mündet. Im Unterlauf ab Gemünden wird der Fluss auch Kellenbach genannt. Der Kellenbach ist ca. 17 km lang und teilt den Soonwald und den Lützelsoon. Der Name leitet sich vermutlich von dem althochdeutschen Wort kela ab, das so viel bedeutet wie „Kehle“ oder im übertragenen Sinne „enges Tal“.

Burg Brunkenstein wurde um 1336 gegen die expansive Territorialpolitik des Erzbischofs von Trier und zur militärischen Sicherung als Vorburg zwischen Simmertal und Schloss Dhaun errichtet. Die Auseinandersetzung zwischen den Wildgrafen und Kurtrier brach jedoch 1337 offen aus (sog. Dhauner Fehde) und der Erzbischof von Trier ließ drei Gegenburgen gegen die Wildgrafen erbauen. Durch diese erdrückende Macht wurden sie 1342 zur Aufgabe gezwungen und Burg Brunkenstein sollte laut den Friedensbestimmungen abgerissen werden. Allerdings wurde sie erst 1411 geschliffen.

Erhalten ist heute nur noch die Ruine des runden, heute gespaltenen Bergfrieds.

Schloss Dhaun ist eine Schlossruine hoch über dem Kellenbachtal, gilt als die größte Anlage ihrer Art im Nahetal und wurde als Burg Dhaun erstmals 1215 urkundlich erwähnte. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass die Burg, die zum Schutz des Verkehrsweges durch das Kellenbachtal erbaut wurde, damals schon eine Zeit bestanden haben muss.

Im Zusammenhang mit der Dhauner Fehde (1337 – 1342) entstand ein regelrechter Burgenkranz um die Burg. Dhaun konnte zwar nicht eingenommen werden, aber der Wildgraf musste dem Erbischof von Trier das Öffnungsrecht in Dhaun zugestehen. Im 15. und 16. Jh. wurde die Burg dann weiter ausgebaut und verstärkt. Aber erst 1729 war die Umgestaltung der mittelalterlichen Burg in ein barockes Schloss mit Parkanlage abgeschlossen. Nachdem französische Revolutionstruppen Schloss Dhaun 1794 erobert hatten, verkauften sie die Überreste 1804 als Nationalgut auf Abbruch. Die Nutzung als Steinbruch und der weitere Verfall wurden erst mit der Sanierung ab 1850 beendet. Die Baumaßnahmen waren von romantisierenden Vorstellungen von Burgen geprägt und hatten mit der mittelalterlichen Realität nur noch wenig zu tun. Von der mittelalterlichen Burganlage sind nur noch im Bereich der Oberburg einige Ruinen erhalten.

Die Anlage beheimatet seit 1957 mit der Heim-Volkshochschule Schloss Dhaun eine Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte. Seit 1991 befindet sich im Schloss auch die Kommunalakademie Rheinland-Pfalz. In der Unterburg unterhält der Landkreis Bad Kreuznach eine Jugendbildungsstätte und der Rittersaal steht für Festlichkeiten zur Verfügung.

Dhaun war zwar bereits in keltischer Zeit eine befestigte Höhensiedlung, jedoch ist die Geschichte Dhauns eng mit der der Wildgrafen verbunden. Auf dem schmalen Sattel unterhalb der Burg und am Westhang der Dhauner Höhe entstand schon früh eine kleine Siedlung. Dort wohnte das Personal der Schlossherren und deren Familien, die Landwirtschaft betrieben. Aufgrund der ständigen Bauarbeiten auf dem Schloss siedelten sich in der Gemeinde immer mehr Handwerker und Dienstpersonal an. Nachdem der Ort 1794 von französischen Revolutionstruppen besetzt wurde, wurden neben dem Schloss auch die anderen rheingräflichen Besitzungen wie Gebäude im Ort und landwirtschaftliche Grundstücke versteigert. Die Einwohner Dhauns fanden zunehmend Arbeit und Lohn in den Kirner Industrien.

Der Hellberg ist eine 365,5 m hohe Erhebung nordöstlich von Kirn an der Nahe mit einem Blockschuttmeer am Westhang. Durch physikalische Verwitterungsprozesse wurde das vulkanische Andesitgestein des Hellbergs in unzählige Blöcke, Steine und Kies zerkleinert. Die Schuttgesteine sind überwiegend eckig bis schwach rund, da sie nicht weit transportiert wurden. Dennoch ist der Schutt langsam aber beständig hangabwärts in Bewegung und von oben brechen neue Blöcke ab. Dadurch ist über einen langen Zeitraum hinweg ein Andesitblockmeer entstanden.

Die Kirche St. Johannisberg wurde vermutlich nach 1263 errichtet. Sie wurde erstmals urkundlich 1283 als Besitz der Wildgrafen genannt und 1318 zur Stiftskirche erhoben. Sie war Grabkirche der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun und beherbergt Fürstengräber sowie andere Grabdenkmäler aus dem 14. – 18. Jh., die kunstgeschichtlich von besonderer Bedeutung sind.