• Großwinternheim | Schwabenheim an der Selz | Bubenheim (BIN)

  • Länge: 11.3 km

  • Höhenmeter: 148 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55218 Ingelheim-Großwinternheim | Parkplatz am Sportplatz (Schlossbergstraße 23)

  • Startpunkt: Sportplatz Großwinternheim

  • Einkehrmöglichkeiten: Eulenmühle

  • Wegbegleiter: Janine

  • Erwandert: September 2019

Schloss Westerhaus und historische Hohlwege an der Selz

Die 11,3 km lange Hiwweltour Westerberg führt über historische sowie seltene Hohlwege von Großwinternheim im Unteren Selztal zum Schloss Westerhaus, einem traditionsreichen Weingut und Gestüt auf dem Westerberg.

Wir starten die Hiwweltour Westerweg nach einem kurzen Zuweg an der Selz in Großwinternheim. Von hier aus können wir bereits auf Schloss Westerhaus blicken, das über den Weinbergen liegt und das Hauptziel dieses Premiumrundwanderwegs ist.

Die Hiwweltour führt uns aber zunächst entlang der kleinen Selz und durch das Naturschutzgebiet Gartenwiese. Wir sind schon etwas verwundert, dass dieser kleine Bach bereits über 50 km durch Rheinhessen fließt. Hecken, Wiesen und Obstbäume säumen dabei den Wanderweg auf den ersten Kilometern.

Wir passieren Schwabenheim an der Selz und überqueren die Selz über eine kleine Holzbrücke. Nach insgesamt 3,4 km beginnt der Anstieg auf den Westerberg. Wir lassen die Selz, Gartenwiese sowie Obst hinter uns und tauchen in die Weinberge ein. Vor uns liegen nun die einzigen wirklichen Höhenmeter dieser Hiwweltour. Wir wandern zunächst zur Walter-Zoth-Hütte hinauf, von wo aus wir einen tollen Ausblick über Bubenheim und das Selztal haben. Nach ein paar letzten Höhenmetern sind wir auch schon auf dem Westerberg angelangt.

Der Wanderweg führt nun gemütlich auf der Hochebene an Weinreben und Ackerflächen entlang. Dabei fällt der Blick immer wieder über Großwinternheim auf den Feldberg im Taunus. Nachdem wir das Winternheimer Wäldchen passiert haben, können wir zudem den Ausblick auf Soonwald, Rheingau und Niederwalddenkmal genießen.

Schließlich erreichen wir nach insgesamt 7,8 km das Areal von Schloss Westerhaus. Wir passieren eine imposante Scheune und gelangen zum wunderschönen Hofgut.

Nun führt uns die Hiwweltour wieder zurück ins Selztal hinab. Dabei begleiten uns tolle Panoramablicke in Richtung Rheingau, Ingelheim, Großwinternheim und Schwabenheim. Immer wieder wandern wir jetzt durch die Weinberge und die seltenen historischen Hohlwege, die durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung und abfließendes Regenwasser entstanden sind.

Im Selztal passieren wir dann die Eulenmühle sowie zahlreiche Pferdekoppeln und gelangen schließlich entlang der Selz wieder zu unserem Ausgangspunkt am Sportplatz Großwinternheim.

Fazit

Die Hiwweltour Westerberg ist eine landschaftlich abwechslungsreiche Tour, die die Themen Natur, Kultur, Geschichte und Wein verbindet. Der relativ leichte Weg kann vor allem mit tollen Ausblicken auf die umliegenden rheinhessischen Ortschaften und Mittelgebirge punkten. Mit Ausnahme von Schloss Westerhaus hat dieser Wanderweg aber ansonsten keine wirklichen Höhepunkte zu bieten. Da es kaum Schatten gibt, empfiehlt sich diese Tour nicht bei heißen Temperaturen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Ausblicke Westerberg | Schloss Westerhaus

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Naturraum Unteres Selztal präsentiert sich als breiter Taleinschnitt zwischen den Naturräumen Westplateau und Ostplateau. Die Talhänge sind dabei asymmetrisch mit steileren Hängen auf der Ostseite. Sie sind zudem gestuft, da in den unteren Teilen überwiegend Lössböden mit weicheren Verwitterungsformen vorliegen, während in den Oberhängen Kalke anstehen und so eine steilere Verwitterungskante bilden.

Die oberen Hangpartien sind vor allem Weinberglagen. In den unteren Flachhängen sowie Talsohlen findet Obst- und Ackerbau statt.

Die Dörfer haben sich entlang der Selz und in Hanglage am Ende der kleinen Seitentäler entwickelt. Ferner reihen sich ehemalige Mühlen am Bach aneinander.

Der Naturraum Westplateau ist eine Hochfläche mit einer Höhe von rund 240 – 270 m ü. NN und wird vom Ackerbau bestimmt. Weinbergslagen auf den Südhängen der Kuppen und den sanften Taleinkerbungen gliedern das Nutzungsmuster. Auf der Ostseite unterbricht das markant eingeschnittene Welzbachtal die Hochfläche. Dort prägen Grünland die Talsohle sowie Weinberge im Wechsel mit Büschen und Wäldern die Hänge. Kleine Waldflächen auf Sanden und Kiesen finden sich im Norden bei Westerhaus, Waldeck sowie Welgesheim.

Die Offenheit der Landschaft ermöglicht vor allem an den Rändern der Hochfläche und über die Talmulden hinweg einen weiten Blick in die Umgebung.

Die eigentliche Hochfläche ist unbesiedelt. Die Dörfer haben sich in den Tallagen bzw. in den flachen Talmulden entwickelt.

Die Selz ist ein 61 km langer, linker Nebenfluss des Rheins und eines der Hauptgewässer in Rheinhessen. Sie entspringt in der Pfalz am Westrand des Alzeyer Hügellandes bei Orbis und mündet beim Ingelheimer Stadtteil Frei-Weinheim in den Rhein. Dabei passiert die Selz in nordwestlicher Richtung den Ingelheimer Grund mit den Ortschaften Schwabenheim an der Selz, Bubenheim Großwinterheim und Ingelheim am Rhein.

Der ca. 248 m hohe Westerberg liegt im Norden des Rheinhessischen Hügellandes südwestlich von Ingelheim am Rhein und trennt die Selz (Osten) vom Welzbach (Westen).

Die Hänge des Berges sind von den für Rheinhessen typischen Weinbergen geprägt. Der Boden enthält zudem Bohnerze, die in der zweiten des 19. Jh. abgebaut wurden.

Das Schloss Westerhaus ist das größte Hofgut Rheinhessens und befindet sich auf dem Westerberg nahe Großwinternheim.

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich zwar erst 1408, aber es wird angenommen, dass die tatsächliche Gründung weit länger zurückliegt und in Zusammenhang mit der Gründung der Kaiserpfalz im 8. Jh. steht.

1900 erwarb Heinrich Opel, einer der fünf Söhne Adam Opels, das Anwesen, um es zum Mustergut auszubauen. Das Westerhaus war damals nur mühevoll zu erreichen und schwer zu bewirtschaften. Der Westwind sowie der skelettreiche Lössboden erschwerten die Landwirtschaft erheblich. Sämtliche Versorgungsgüter mussten mit Pferde- und Ochsenkarren über steile Hohlwege zum Hofgut geschafft werden. Der Bau einer Straße erfolgte erst ab 1916. Anschließend wurde mit dem Bau einer Zahnradbahn begonnen. Diese wurde zwar fertiggestellt, aber nicht in Betrieb genommen. Die Trasse wurde dann 1920 zu einer Privatstraße ausgebaut (sog. Zahnrad-Chausee).

Die zweiteilige Anlage mit Schloss- und Wirtschaftshof wird im Erscheinungsbild durch den Um- und Ausbau von 1922 bis 1927 geprägt.

Mit dem Erwerb der Eulenmühle im Selztal sicherte sich die Familie Opel Wasserrechte und das Wasser konnte mit einem Pumpsystem auf den Berg geschafft werden. Durch die nun mögliche Bewässerung sowie neue landwirtschaftliche Methoden konnte der wirtschaftliche Erfolg deutlich gesteigert werden.

Das zum Besitz gehörende Gestüt Westerberg wurde 1912 mit parkartigen Freiflächen, Koppeln und Reitplätzen, die mit altem Baumbestand umsäumt sind wurden, gegründet. Die neubarocke Baugruppe wurde im Wesentlichen zwischen 1920 und Anfang der 1930er errichtet.

Heute ist das Weingut Schloss Westerhaus der bekannteste Teil des Hofguts. Das Weingut bewirtschaftet insgesamt 18 ha Weinberge und zählt seit 1990 immer wieder zu den 1000 weltbesten Gütern.