• Arfeld | Schwarzenau (BLB)

  • Länge: 20.7 km

  • Höhenmeter: 560 m

  • Dauer: 5 – 6 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 57319 Bad Berleburg-Arfeld | Parkplatz an der Ederbrücke (Arfelder Hauptstraße)

  • Startpunkt: Ederbrücke Arfeld

  • Einkehrmöglichkeiten: Café Hainbach | Gasthaus Kassel | Café Gästehaus Schwarzenauer Mühle | Gasthaus „Zum Bahnhof“

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Oktober 2018

Weg der Sichtbeziehungen

Die Via Adrina erkundet die hügelige Landschaft des Hinterländer Ederberglandes rund um die Ederschleifen bei Arfeld und Schwarzenau. Dabei hat sie auch fast immer die Ederauen im Blick. Daher rührt auch der Name: Adrina ist nämlich der erste urkundlich bezeugte Name des Flusses Eder.

Die Via Adrina führt uns vom Parkplatz zunächst über die Ederbrücke. Nachdem wir die L 903 gequert haben, geht es durch das hölzerne Eingangsportal der Via Adrina. Wir steigen nun einen steilen, felsigen Pfad bis zum Wald bergan und umrunden anschließend den Meisbach (483 m). Bald verlassen wir den Wald und queren den kleinen Eisbach. Ein Pfad führt uns an der Weidebegrenzung entlang weiter den Hang hinauf. Anschließend treten wir das erste Mal auf die offene Wiese, wo uns der erste tolle Panoramablick erwartet. Von der Aussichtskanzel Kleiner Keller blickt man über große Abschnitte der Via Adrina von Arfeld bis nach Schwarzenau und zum Rothaargebirge im Nordwesten. Dieser Premiumrundwanderweg wird nicht umsonst auch Weg der Sichtbeziehungen genannt, denn immer wieder kann man zu den bereits erwanderten und noch zu begehenden Abschnitten der Tour blicken.

Wir wandern nun über Wiesenwege und Waldpfade ins Hainbachtal hinab. Nachdem wir das Tal umrundet haben, gelangen wir zum Mühlbachtal, in dem das Rote Wittgensteiner Höhenvieh beheimatet und lautstark zu hören ist.

Es geht weiter am Waldrand entlang. Wir umrunden den Talkessel des Mühlbachtals und wandern einen langen Abstieg an der Hangflanke des Großen Sahlenstrauchs (529 m) entlang wieder zum Edertal hinab. Nach einem Heidebiotop queren wir im Tal erneut die L 903 sowie kurz darauf den Leisebach. Die Via Adrina führt uns anschließend etwas abenteuerlich über schöne enge Naturpfade durch den Edersteilhang mit naturnahem Laubwald zum Stömpel (462 m) hinauf.

Wir passieren den Hof Vor der Klause und erreichen die Abzweigung der kleinen sog. Arfelder Runde. Wir folgen aber der Via Adrina weiter in Richtung Schwarzenau und durchwandern einen ehemaligen Bewässerungsgraben aus dem 19. Jh. über einen wirklich abenteuerlichen Pfad. Wenig später geht es erneut auf einem schönen Pfad am Hang entlang durch den Hochwald, bis wir den Ederradweg queren und an die alte Stützmauer sowie den ehemaligen Bahndamm der Bahnstrecke Bad Berleburg–Allendorf gelangen. Hier lohnt sich definitiv auch ein kurzer Abstecher zur nahen Eder.

Entlang des alten Mühlengrabens wandern wir nun nach Schwarzenau, wobei wir schon auf das Obere und Untere Hüttental blicken können. Wir passieren die Schwarzenauer Mühle, die einen besonderen Stellenwert im Ort einnahm und wo auch Alexander Mack, der Gründer der Schwarzenauer Brüder, unterkam. Später lebte er im Oberen Hüttental, wo sich seit 1698 viele religiös verfolgte Siedler niedergelassen hatten.

Wir überqueren die Eder am Herrenhaus Schwarzenau und beginnen unseren nächsten steilen Aufstieg zum bereits vielfach erspähten Oberen Hüttental. Nachdem wir die Evangelische Kirche in Schwarzenau und einen schönen neu gestalteten sowie überdachten Rastplatz passiert haben, erreichen wir das auf über 500 m Höhe wunderschön gelegene Obere Hüttental nach insgesamt 12,7 km und genießen den Ausblick über das Edertal sowie die bereits zurückgelegte Strecke.

Die Via Adrina führt uns anschließend durch Wald und Flur an mehreren Höfen vorbei zurück in Richtung Arfeld. Dabei bietet sie uns zahlreiche Ausblicke auf das Edertal, Schwarzenau sowie das umliegende Hinterländer Ederbergland. Nach ca. 17,5 km erreichen wir Arfeld am Kriegerdenkmal und wandern an der evangelischen Pfarrkirche vorbei zur Alten Schmiede mit dem Arfelder Hammer. Wir lassen die Häuser aber schnell hinter uns und steigen ein letztes Mal bergan in Richtung Honert (562 m). Wir durchwandern das Areal eines Waldkindergartens und erreichen einige große Grauwackefelsen oberhalb des Arfetals. Wir durchqueren das Felsenareal auf einem teilweise alpinen Pfad und wandern dann über einen breiten Waldweg nach Nordwesten, wo wir schließlich auf den Wittgensteiner Schieferpfad treffen. Gemeinsam geht es nun über einen traumhaften Pfad in Serpentinen ins Edertal hinab, bis sich die beiden Wege wieder trennen. Wir queren K 50 und wandern auf dem ehemaligen Bahndamm der Bahnstrecke Bad Berleburg–Allendorf entlang der Eder zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Ederbrücke in Arfeld.

Fazit

Die Via Adrina führt äußerst abwechslungsreich und mit vielen tollen Panoramablicken rund um den Oberlauf der jungen Eder. Nicht umsonst wird dieser Premiumrundwanderweg auch Weg der Sichtbeziehungen genannt, denn immer wieder kann man zu bereits erwanderten und zu noch kommenden Wegabschnitten blicken. Ein hoher Pfadanteil mit schön angelegten sowie schmalen Pfadstrecken durch urige Waldstücke wertet diesen Weg zusätzlich auf. Dennoch hätte man die Via Adrina etwas kürzer gestalten und den Anteil leicht befestigter Wege geringer halten können. Zudem stimmt der Wegeverlauf oftmals nicht mit demjenigen in mobilen Karte überein, so dass es teilweise etwas zur Verwirrung kommen kann.

Tipp

Die Via Adrina kann auch über die beiden jeweils 12 km langen Arfelder Runde und Schwarzenauer Runde erwandert werden.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: schwer

  • Wege:
    + hoher Pfadanteil
    – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Ausblick Kleiner Keller | Ausblick Oberes Hüttental | Pfade

  • Höhenangst: Immer wieder Pfade im Steilhang (ohne Fernsicht): Zumeist gelangen die Pfade wieder auf den breiten Weg, den man zuvor verlassen hat

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Das durch einen hohen Waldanteil gekennzeichnete Hinterländer Ederbergland umfasst das unruhige, kuppige und mehrfach gekammte Bergland zwischen Winterberger Hochland und Eder-Lahn-Wasserscheide. Dabei erreicht es ein Gipfelniveau von 500 – 600 m ü. NN.

Naturlandschaftlich ist das Hinterländer Ederbergland ein Hainsimsen-Buchenwaldgebiet, in welchem die forstlich eingebrachte Fichte eine hohe Bedeutung erlangt hat. Wo Rodung im kleinflächigen Mosaik den Wald entfernt hat, tritt heute anstelle früher anspruchslosen Ackerbaues häufig die Hutung oder Aufforstung.

Die Eder ist mit 176,1 km Fließstrecke der längste und größte Zufluss der Fulda. Der Fluss entspringt im Rothaargebirge am Ederkopf bei Netphen auf einer Höhe von rund 621 m und mündet bei Grifte (Nordhessen) auf etwa 143 m Höhe in die Fulda. In ihrem Mittellauf fließt die Eder in das westliche Ende des bei höchstem Wasserstand 28,5 km langen Edersees ein.

Bemerkenswert ist, dass die Eder bis zu ihrer Mündung 750 m Fließstrecke mehr zurückgelegt hat als die Fulda, die bis dorthin 175,35 km lang ist, beim Zusammenfluss ihre Fließrichtung nicht ändert und die größere durchschnittliche Wasserführung hat.

Als Rotes Höhenvieh fasste man nach 1984 einige einfarbig rote Hausrindrassen zusammen, die in den Mittelgebirgen vorkamen und nur knapp dem Aussterben entgangen sind.

Das Rote Höhenvieh war eine typische robuste und widerstandsfähige Mittelgebirgsrasse, die auf die Kelten zurückgeht. Die Intensivierung der Tierhaltung und Züchtung führte zu einer Verdrängung des Roten Höhenviehs seit den 1930er Jahren. Der letzte reinrassige Höhenviehbulle wurde bis 1964 zur Zucht eingesetzt. Reinrassige Tiere gibt es heute nicht mehr. Seit den 1980er Jahren kümmern sich Vereine um den Erhalt dieser alten Rinderrassen. Da die Erhaltung der einzelnen Rassen aber wegen der geringen Populationsgröße nicht möglich war, fasste man deren Restbestände zusammen. Der Bestand ist mittlerweile wieder auf über 600 Tiere angewachsen. Die Rasse wird heute vorwiegend in der Mutterkuhhaltung und in der Landschaftspflege eingesetzt. Die Tiere sind genügsam und somit auch in schlechteren Gebieten einsetzbar.

Die 36,2 km lange Bahnstrecke Bad Berleburg–Allendorf (auch Obere Edertalbahn bzw. Ederberglandbahn) wurde 1910/11 in mehreren Abschnitten eröffnet und sollte die Ruhr-Eder-Bahn mit der Rothaarbahn verbinden. Nachdem sich der Verkehr zunächst positiv entwickelte, ging er ab den 1950er Jahren jedoch wieder zurück und der Personenverkehr endete 1981 vollständig. Ein Jahr später endete auch der Güterverkehr und der Abschnitt Bad Berleburg-Arfeld wurde demontiert. Der restliche Güterverkehr wurde 1995 bzw. 2002 weitgehend beendet. Heute wird nur noch der Abschnitt zwischen Allendorf und Battenberg von Güterzügen befahren.

Im Oberen Hüttental ließen sich seit ca. 1698 viele religiös verfolgte Siedler nieder. Da sie nur in einfachen und ärmlichen Hütten wohnten, entstand der Name Hüttental.

In Schwarzenau wurde die heute noch bestehende pietistisch-täuferische Bewegung der Schwarzenauer Brüder (Schwarzenau Brethren) gegründet, die sich vor allem in den USA verbreitete und u.a. die Taufe Gläubiger durch dreifaches Untertauchen praktiziert. Die Bewegung entstand 1708, als acht Personen in der Eder durch Untertauchen getauft wurden.

Der Ursprung des Herrenhauses Schwarzenau gründete auf dem herrschaftlichen Hof Schwarzenau und diente zunächst als Witwensitz, Sommerresidenz und Jagdschloss der Familie Sayn-Wittgenstein. Zeitweilig diente es auch als Aufenthaltsort und Regierungssitz der gräflichen Familie.

Der Gebäudekomplex besteht aus dem 1788 errichteten Herrenhaus an der Eder und einem Wirtschaftsgebäude. In ihrer heutigen Gestalt zeigt die Anlage eine spätbarocke Prägung.