• Daubach | Winterburg (KH)

  • Länge: 14.8 km

  • Höhenmeter: 441 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 55595 Bockenau | Parkplatz an der Bockenauer Schweiz (Bockenauer Schweiz 3)

  • Startpunkt: Parkplatz an der Bockenauer Schweiz

  • Einkehrmöglichkeiten: Zum Budche

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Mai 2018

Die Seesbach-Spabrücker Hochfläche und das Ellerbachtal

Früher rauschten die Militärflugzeuge tief und laut über die Seesbach-Spabrücker Hochfläche zum Flugplatz Pferdsfeld. Doch in den 1970er Jahren reichte es den Bewohnern von Rehbach und Eckweiler: Man gab die beiden Orte auf und siedelte um. Der von der NATO genutzte Fliegerhorst wurde 1997 geschlossen und wird heute zu großen Teilen als Test- und Eventzentrum von Opel genutzt.

Die Vitaltour Um die Wüstung führt auf großen Abschnitten durch die Offenlandschaft dieser Hochfläche und umrundet dabei die Wüstung Rehbach.

Die Vitaltour Um die Wüstung startet am Parkplatz an der Bockenauer Schweiz und quert zunächst die L 108. An einem historischen Meilenstein vorbei überqueren wir den Ellerbach und folgen der K 23 für rund 30 m. Nach der Straßenquerung wandern wir zunächst über einen Pfad und anschließend auf einem Wirtschaftsweg auf den Höhenzug des Bockenauer Waldes hinauf.

Nach ca. einem Kilometer stehen wir vor einer Wegmarkierung, die uns links in den Wald führt. Hier wurde anscheinend die Wegeführung geändert, denn ein Pfad oder Weg ist nicht zu erkennen. Lediglich alte Sprühmarkierungen deuten darauf hin, dass die Vitaltour hier mal her führte. Milow und ich kämpfen uns also durch den Hochwaldbestand und suchen uns unseren eigenen Weg zur nächsten Wegemarkierung. Aber auch hier stehen wir wieder vor einem Rätsel: Erneut zeigt ein relativ neuer Wegepfosten nach rechts, ohne dass ein Weg bzw. Pfad zu erkennen ist. Anstatt am Waldrand entlang (wie es wohl gewollt ist) kämpfen wir uns mit Hilfe der digitalen Karte durchs Unterholz zur nächsten Abzweigung.

Am Waldrand des Geländekamms entlang wandern wir über die offene Wiese in südwestliche Richtung zum „Aussichtspunkt“ Weih. Südlich der beiden Ortschaften Rehbach und Daubach bietet sich uns ein toller Panoramablick über die offene Seesbach-Spabrücker Hochfläche bis zu den Höhenzügen des Soonwaldes.

Südlich von Daubach erreichen wir nun die offene Flur und wandern neben der K 22 entlang in den Ort. Wir passieren die beiden Kirchen von Daubach sowie einen Glockenturm und treffen auf die K 23. Wir verlassen den Ort wieder in westlicher Richtung und wandern an idyllischen Wiesen entlang durch das Daubachtal.

Nach einem Kilometer weist uns die Wegemarkierung auf den 800 m langen Abstecher zur Wüstung Eckweiler mit der Eckweiler Kirche hin. Wir gehen also über die Wiese weiter nach Westen und suchen bei der nächsten Abzweigung vergeblich nach einem weiteren Hinweisschild. Schließlich suchen wir uns wieder unseren eigenen Weg zur Eckweiler Kirche und zurück zur Vitaltour Um die Wüstung.

Wir wandern nun auf der anderen Seite des Daubachs auf Wiesenwegen in östliche Richtung zurück. Nach 300 m ändert sich die Richtung unseres Weges und führt uns über einen kurzen steilen Anstieg nach Norden auf den Käsberg. Nachdem wir die K 24 gequert haben führt uns ein Wiesenpfad am Maschendrahtzaun des ehemaligen Militärgeländes Pferdsfeld entlang. Dabei fällt unser Blick auf die Start- bzw. Landebahn des ehemaligen Fliegerhorsts, wo ein Auto wohl gerade irgendwelche Tests durchführt.

Wir erreichen den Aussichtspunkt Auf dem Eckerweiler Berg und blicken auf Ippenschied, die umliegenden Dörfer, den Soonwald und ins tiefeingeschnittene Tonnenbachtal. Wir gehen an der Geländekante nun in östliche Richtung, bevor uns ein asphaltierter Wirtschaftsweg ins Tal hinab führt. Wir biegen nach rechts auf einen Pfad ab und folgen dem Tonnenbach für rund 600 m. Kurz vor Winterburg treffen wir auf die Vitaltour Schlossweg, die uns die letzten 6,4 km bis zu unserem Ausgangspunkt an der Bockenauer Schweiz begleiten wird.

Wir erreichen den Friedhof von Winterburg sowie das Denkmal Winterburger Nachtigall zu Ehren von Johann Nikolaus Götz. Wir queren die L 108 und folgen der Straße am Ellerbach entlang durch den Ort. Nach 300 m gelangen wir zum steilen Mainzer Pfad, der uns mit Hilfe von Treppenstufen zum Winterburger Schloss hinauf bringt. Wir wandern kurz an der Schlossmauer vorbei und beginnen den steilen Abstieg ins Gebrother Bachtal. Wir folgen dem Bach für 600 m talaufwärts und wenden uns dann in südliche Richtung, um wieder auf die Höhe zu gelangen. Am Aussichtspunkt Hahn vorbei geht es durch den Wald auf eine offene Feldflur mit Blicken auf Allenfeld und das Schloss Winterburg. Wieder im Wald erreichen wir den Aussichtspunkt Schlicht und blicken auf die eng im Tal liegende Ortschaft Winterburg.

Wir wandern nun in ein Seitental des Ellerbaches hinab, queren die L 238 und erreichen über eine 1,4 km lange Schleife durch den Wald den Höhenzug Am Meerhölzchen. Hier wird man mit schönen Blicken über die offene Feldflur und die Seesbach-Spabrücker Hochfläche belohnt.

Wir überqueren den offenen Höhenzug und wandern im Wald entlang eines Hohlweges, der früher zum Kirchgang von Allenfeld zum ehemaligen Kloster bei Bockenau genutzt wurde. Die Vitaltour verliert nun kontinuierlich an Höhe und wir erreichen schließlich unseren Ausgangspunkt an der Bockenauer Schweiz.

Fazit

Die Vitaltour Um die Wüstung ist thematisch und landschaftlich eine zweigeteilte Tour. Auf den ersten neun Kilometer führt sie sanft über die offenen Hochflächen und widmet sich den Auswirkungen des ehemaligen  Fliegerhorstes Pferdsfeld. Auf den letzten sechs Kilometer, die parallel zur Vitaltour Schlossweg verlaufen, stehen hingegen Winterburg und das enge Ellerbachtal im Mittelpunkt.

Die Vitaltour bietet aber vor allem immer wieder tolle Blicke in die Kulturlandschaft der Soonwaldvorstufe sowie ins Ellerbachtal. Da die Tour auf weiten Strecken durch das Offenland und an Waldrändern entlang führt, kann man die idyllischen Wiesen und Felder am besten in den Frühlings- und Sommermonaten genießen. Allerdings sollte die Wegemarkierung dringend verbessert werden. Die „individuelle Wegeführung“ über die offenen Wiesen ist zwar sehr schön, aber ohne ausreichende Markierung und digitaler Hilfe nur schwer auszumachen.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Aussicht Weih | Wüstung Eckweiler | Schloss Winterburg

Wissenswertes

Die Seesbach-Spabrücker Hochfläche liegt als Hauptteil der Soonwaldvorstufe mit einer durchschnittlichen Höhe von 350 – 400 m ü. NN zwischen den Taldurchbrüchen von Simmerbach und Guldenbach. Das flache Hügelland mit einzelnen Kuppen wird dabei von den Tälern der Soonwaldbäche quer zu ihrer Südwest-Nordost-Ausrichtung gegliedert.

Auf der Hochfläche bietet sich das Bild einer Mosaiklandschaft. Wälder bedecken hauptsächlich die Hänge eingeschnittenen Bachtäler sowie einzelne Kuppen.

Am Rande des Soonwaldes liegen zähe Verwitterungstone vor, die auch Grundlage für die örtliche Töpferei waren. Östlich anschließend bestimmen Wiesen das Bild in den Quellmulden der Täler. Wiesen und Weiden prägen auch die waldfreien Talhänge und teilweise die Waldrandbereiche. Die übrigen Flächen werden ackerbaulich genutzt.

Die Dörfer des Naturraums entstanden sowohl in den Tälern wie auch auf den Höhen.

Der Ellerbach ist ein ca. 27 km langer, linker Nebenfluss der Nahe, der etwa 2 km südlich des Ellersprings im Soonwald entspringt und in Bad Kreuznach in die Nahe mündet. Von seiner Quelle aus fließt der Bach in südöstliche Richtung durch Winterbach und Winterburg nach Bockenau.

Die Ortsgemeinde Rehbach liegt am Südhang des 400 m hohen Käsbergs auf der Soonwaldvorstufe.

Der heutige Ort ist eine Neuanlage aus dem Jahr 1972. Die alte Ortslage musste wegen des Fluglärms und ihrer Lage innerhalb der Einflugschneise des Flugplatzes Pferdsfeld  aufgegeben werden. An der Stelle des alten Ortes weist ein Gedenkstein auf dessen 500-jährige Vergangenheit hin.

Eckweiler war bis 1979 eine Ortsgemeinde westlich des 400 m hohen Käsbergs auf der Soonwaldvorstufe. Es existierte bis 1982 als Geisterdorf weiter und ist seitdem eine Wüstung.

Wegen des Fluglärms und der Lage innerhalb der Einflugschneise des Flugplatzes Pferdfeld wurde 1976 der Beschluss gefasst, Eckweiler aufzugeben. Die Gemeinde Eckweiler wurde 1979 aufgelöst und 1981/82 eingeebnet. Neben der unter Denkmalschutz stehenden Kirche von Eckweiler ist nur der Friedhof erhalten geblieben.

Der Fliegerhorst Pferdsfeld war bis 1997 ein Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe.

Obwohl die Aufstellung und Unterhaltung von Luftkräften nach dem Versailler Vertrag 1919 verboten war, umging man bis 1935 dieses Verbot mit einem Tarnsystem. Weil es in Deutschland aber zu wenige Flugplätze gab, wurde u.a. das Gelände „Auf Heistert“ bei Pferdsfeld 1938 eingeebnet. So landeten ab 1939 Verbindungs- und Nahaufklärungsflugzeuge „Auf Heistert“, wo sie am Waldrand untergestellt wurden. Es folgten weitere Stationierungen von Flugzeugen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Das Gelände wurde 1951 durch die Besatzungsmacht Frankreich ausgebaut. Sie nutzte es jedoch lediglich bei Übungen und Manövern. So landeten 1952 als erstes amerikanische Flugzeuge in Pferdsfeld. Der Militärflugplatz wurde dann 1957 an die US-Luftwaffe übergeben und die Startbahn wurde auf insgesamt 3 000 m verlängert. Allerdings stellten die Amerikaner den Flugbetrieb aufgrund des teils starken Fluglärms und der akuten Gefahr für die Bewohner von Rehbach Ende 1958 ein und übergaben den Flugplatz an die Bundesrepublik Deutschland.

Ab 1961 wurden Jagd- und Kampfgeschwader nach Pferdsfeld verlegt. Während des Kalten Krieges nutzten auch mehrere NATO-Partner den Flugplatz zu Manöver- und Aufklärungszwecken. Infolge der Veränderungen der politischen Lage nach dem Kalten Krieg wurde der Bundeswehrstandort Pferdsfeld als nicht mehr notwendig erachtet und das Geschwader verabschiedete sich 1997.

Innerhalb des westlichen Teils wurde ein Naturschutzgebiet ausgewiesen, während der Flugplatz zu einem großen Teil als Test- und Eventzentrum der Adam Opel AG genutzt wurde. Heute dienen die ehemalige Start- und Landebahn sowie die entsprechenden Zubringer der Fahrdynamikentwicklung und Fahrwerksabstimmung sowie Fahrassistenzsystemtests. Auf dem Gelände entstand zudem auf einer Fläche von 60 ha einer der größten rheinland-pfälzischen Solarparks.

Johann Nikolaus Götz (1721 – 1781) war ein deutscher Geistlicher, Schriftsteller und Übersetzer, der aus einem evangelischen Pfarrhaus in Worms stammte. Er studierte Philosophie, Griechisch und Hebräisch sowie Theologie in Halle und bildete mit zwei Studienfreunden den sog. zweiten Halleschen Dichterkreis. Nachdem Götz 1747 Feldprediger in Frankreich war, kehrte er nach Deutschland zurück und erhielt 1751 eine Pfarrstelle in Zweibrücken. Später wurde er Oberkonsistorialrat und Superintendent in Winterburg, wo er 1781 starb. Beförderungen und Versetzungen schlug Götz stets aus, um sich der Familie, seiner Gemeinde und seiner Dichtung zu widmen.

Götz‘ Werke bestehen aus zahlreichen lyrischen Werken und Übersetzungen. Darüber hinaus zählt er zu den bedeutendsten anakreontischen Dichtern. Götz war als Schriftsteller hoch geschätzt und wurde u.a. von Lessing und Goethe gerühmt. Auch Joseph Haydn wurde von der Melodik der Verse inspiriert.

Das Schloss Winterburg liegt auf einer Spornspitze über dem nördlichen Teil der gleichnamigen Gemeinde Winterburg auf der Soonwaldvorstufe.

Als Burg Winterburg wurde es erstmals 1325 urkundlich erwähnt und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. Auf den Fundamenten der alten Burg errichtete man dann 1747 ein neues Amtshaus.

Heute befindet sich im Amtshaus ein Schullandheim auf dem Gelände der ehemaligen Vorburg. Die eigentliche Hauptburg ist bis auf wenige Mauerreste verschwunden.