• Oberwesel | Damscheid (GOA)

  • Länge: 12.1 km

  • Höhenmeter: 392 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Ausblicke  | Kultur/Historie  | Familie

     

  • Parken: 55430 Oberwesel | Tiefgarage am Schaarplatz (kostenpflichtig)

  • Startpunkt: Schaarplatz

  • Einkehrmöglichkeiten: Gasthaus „Rheingoldschänke“ | Hofcafé „Hardthöhe“

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Mai 2017

Erlebnisvielfalt im Oberen Mittelrheintal

Vatertag und traumhaftes Wetter – also raus zum Wandern. Heute steht mit der Traumschleife Schwede-Bure, einem Rundweg des Rheinburgenweges, mal wieder eine Wanderung im Oberen Mittelrheintal auf dem Programm. Oberwesel, die auch Stadt der Türme genannt wird, ist mit Sicherheit einer schönsten Städte im Rheintal.

Vom Schaarplatz aus gehen wir an einem mittelalterlichen Brunnen und einem kleinen Weinberg vorbei  in den Schützengraben hinauf. Diesem folgen wir auf einem Pfad entlang der mittelalterlichen Stadtmauer mit ihren Wehrtürmen nach Norden zur Martinskirche an der K 92.  Nachdem wir der Straße für ein kurzes Stück gefolgt sind, führt uns ein schmaler Pfad bergauf entlang alter Gartengrundstücke zum Michelfeld. Wir biegen rechts auf einen Wirtschaftsweg ab und erreichen wenig später den Aussichtspunkt Auf dem Kackstuhl, dessen Namen auf eine alte Gemarkung zurückzuführen ist. Hier bietet sich eine herrliche Aussicht rheinabwärts und ich lasse Milow auf dem Nachbau eines Kackstuhls für ein Foto Platz nehmen.

Es geht langsam ansteigend über den Wirtschaftsweg hinauf zur Hardthöhe und über Wiesen sowie Felder mit schönen Ausblicken ins Rheintal weiter am ehemaligen Jüdischen Friedhof vorbei. Nach einem weiteren Kilometer über Feldwege kommen wir zur Rheingoldschänke und queren wieder die K 92. Über einen Pfad folgen wir dem Weg durch Weiden, Wiesen und ein kurzes Waldstück zur Guckshöll, dessen Name sich von Halde (steiler Hang) ableitet. Hier eröffnet sich uns ein fantastischer und vor allem interessanter Blick durch das Niederbachtal zum Rhein mit der Martinskirche und dem Ochsenturm.

Die Traumschleife steigt nun an einer Tannenschonung vorbei nochmal kurz an, bis wir den höchsten Punkt der Tour erreichen. Wir kommen zum Wanderparkplatz Hardt, queren erneut die K92 und wandern über einen Wiesenweg mit blühenden Büschen an Damscheid vorbei. Nachdem wir ca. 2 km nach Westen gegangen sind, biegen wir hinter dem Aussichtspunkt Hunsrück, wo gerade einige Jungs  Grillen, links in einen kleinen Pfad ab, der uns nach wenigen Metern durch Niederwald auf den Wirtschaftsweg zurück nach Oberwesel führt.

Es geht wieder nach Osten entlang an zunächst brachliegenden und dann bewirtschafteten Weinbergen des Oberbachtals. In dem Tal steht die Luft und die Sonne scheint gnadenlos auf den Hang. Bevor der Weg asphaltiert wird, steigen wir links auf die Weinbergmauer und gehen für 80 m am Fuße der Weinberge entlang an Infotafeln vorbei. Wir sind jetzt auf der Höhe des Oberweseler Stadtteils Engehöll und wandern auf dem asphaltierten Weg durch die Weinberge. Der arme kleine Milow hat es aufgrund der Hitze schwer und hechelt vor sich hin. Leicht ansteigend geht es vorbei an einem alten Schieferunterstand der Winzer und vor uns thront die Schönburg.

Nach einem Kilometer führt uns ein Pfad mit großen Stufen endlich aus dem überhitzten Tal links hinauf in einen Eichenwald und zum Landsknechtsblick mit Aussicht auf Oberwesel und den Rhein. Über einen waldigen Pfad erreichen wir dann den für die Tour namensgebenden Schwede-Bure.

Weiter geht der Pfad zur Kalvarienberg-Kapelle, die 1845 erbaut wurde und früher ein Ziel von Prozessionen war. Nun gehen wir den Kreuzweg hinab, erreichen bald wieder die ersten Häuser von Oberwesel am Schützengraben und beenden unsere Tour wieder am Schaarplatz.

Fazit

Die Traumschleife Schwede-Bure ist eine gelungene, abwechslungsreiche Tour mit großer Erlebnisvielfalt, die an vielen Kulturstätten und geschichtsträchtigen Orten vorbeiführt. Besondere Highlights sind das eindrucksvolle mittelalterliche Stadtmauerensemble von Oberwesel und der Blick auf die imposante Schönburg. Der Rundweg hätte im Bereich des Oberbachtals etwas kürzer gestaltet werden können. Der hohe Anteil asphaltierter bzw. betonierter Wege, vor allem durch die Weinlagen, ist aber ein kleiner Minuspunkt.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege:
    + hoher Naturweganteil
    – hoher Anteil asphaltierter/betonierter Wege

  • Highlights: Stadtmauerensemble | Auf dem Kackstuhl | Guckshöll | Schönburg

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: Mai – Oktober – nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Oberwesel ist eine linksrheinische Stadt im Oberen Mittelrheintal zwischen Sankt Goar und Bacharach sowie ein staatlich anerkannter Fremdenverkehrsort.

Wie bei vielen Städten im Mittelrheintal gehen Ursprung und Name von Oberwesel auf eine keltische Siedlung zurück. Das heutige Stadtgebiet war schon in vorchristlicher Zeit ein bevorzugter Siedlungsplatz und der frühere Ortsname Vosavia soll aus der Zeit um 50 v. Chr. stammen.

Nach der Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch die Römer entstand dort um 12 v. Chr. eine Militärstation an der wichtigen Römischen Rheintalstraße.

Nach dem Abzug der Römer nahmen die Franken das verlassene Gebiet ein und gründeten ein Hofgut Weslia. Neben dem Hofgut gab es weitere verstreut liegende Höfe, die mit der Zeit anwuchsen und drei Kernbereiche bildeten. Diese Ansiedlungen verschmolzen später zur Stadt Wesel.

Parallel zu den Arbeiten an neuen Sakralbauwerken wurde zwischen 1220 und 1250 die Kernstadt durch eine erste Ummauerung aus heimischen Schiefergestein der Ansiedlung rechts des Oberbaches sowie links des Niederbaches befestigt, Straßen ausgebaut und ein zentraler Marktplatz angelegt. Später wurde dann auch die Siedlung im Niederbachtal sowie Kirchhausen mit der Liebfrauenkirche ummauert. Nach der Fertigstellung der Umwallung begann man mit der Erhöhung der Stadtmauer und dem Bau der ersten Schalentürme. Der Ort erhielt zeitgleich 1237 den Status einer freien Reichsstadt, wodurch die Stadt eine Reihe von Zuständigkeiten wie Gerichtsbarkeit, Münzrecht, Zollrecht sowie Marktrecht bekam.

Das prosperierende Wesel wurde 1255 in den Rheinischen Städtebund aufgenommen und wandelte sich zu einem wohlhabenden Gemeinwesen. Die Reichsunmittelbarkeit der Stadt wurde allerdings 1309 beendet. Der Versuch der Stadt sich dagegen zu wehren, misslang im Weseler Krieg 1390/91, bei dem zum ersten Mal Feuerwaffen im Rheinland eingesetzt wurden.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Oberwesel mehrfach von Truppen unterschiedlicher Mächte besetzt und fiel 1646 an die Franzosen.

Der Pfälzische Erbfolgekrieg brachte die größten Zerstörungen. Die französischen Truppen setzten 1688/89 unzählige Gebäude in Brand, die die Bebauung ganzer Straßenzüge vernichteten.

Die Stadtmauer von Oberwesel wurde zu Beginn des 13. Jh. errichtet sowie im 14. Jh. erweitert und verstärkt. Sie ist mit ihren 16 Wehrtürmen die am besten erhaltene Ummauerung im Mittelrheintal.

Die Länge der die Stadt umfassenden Stadtmauer beträgt 2,575 km. Mit den älteren Querverbindungen der Kernstadt zusammen kommt auf eine Gesamtlänge von 3,3 km.

Die römisch-katholische Kirche St. Martin erhebt sich im Norden auf dem höchsten Punkt der Stadt Oberwesel und wird aufgrund der hell schimmernden Farbe im Volksmund auch Weiße Kirche genannt.

Das 1303 erbaute Stift ging im Dreißigjährigen Krieg unter und die heutige Kirche wurde hauptsächlich in der ersten Hälfte des 14. Jh. erbaut, wobei die Liebfrauenkirche als Vorbild diente.

Der Turm wurde nach dem Weseler Krieg 1390/91 zum Wehrturm ausgebaut. An das ursprünglich einschiffige Langhaus schließt sich ein Chor an. Das spätgotische nördliche Seitenschiff wurde erst im 16. Jh. angebaut.

Der Mitte des 14. Jh. entstandene Ochsenturm in Oberwesel ist ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung und war der stärkste Wehrturm in der Region. Der Rund- und Eckturm der damaligen Oberweseler Vorstadt Niederburg befindet sich hinter der Einmündung des Niederbaches und war über Jahrhunderte der nördliche Abschluss der rheinseitigen Stadtbefestigung. Seit Mitte des 19. Jh. steht der Turm isoliert, da durch den Bau eines Eisenbahndammes Mauerabschnitte abgebrochen wurden. Im Mittelalter diente der Ochsenturm dem Schutz angrenzender Mauerabschnitte mit ihren Toren und Pforten.

Der Vorgängerbau des Ochsenturms war ein eher unbedeutendes kleines Bauwerk. Der neue Rundturm hingegen war aufgrund seiner außerordentlichen Maße einer der widerstandfähigsten Wehrtürme des Rheinlandes. Das Bauwerk entstand um 1356 im Baustil sogenannter Butterfasstürme vielleicht als Widerpart der am rechten Rheinufer im Bau befindlichen Burg Herzogenstein. Der Turm sollte vor allem repräsentieren, was neben seiner enormen Bauhöhe auch an den schmückenden Kunstwerken erkennbar ist.

Seine Funktion als Wehrturm hatte der Ochsenturm in neuerer Zeit verloren. Da Angriffe von der nördlichen Rheinseite kaum zu erwarten waren, diente der Turm nicht mehr der Stadtverteidigung sondern übernahm andere Aufgaben. Der Ochsenturm diente schon seit seiner Erbauung als Arrest von Gefangenen. Mit dem Industriezeitalter und der Dampfschifffahrt auf dem Rhein wurde 1850 im Turm ein Wahrschauer installiert.

Engehöll ist Stadtteil und Ortsbezirk der Stadt Oberwesel und liegt im Tal des Oberbachs.

Der Name leitet sich von Halde (steiler Hang) ab, wobei sich das Enge auf die Talsohle bezieht.

Der Ort ist vor allem durch den Weinbau geprägt und die beiden Weinlagen Engehöller Bernstein sowie Engehöller Goldemund befinden sich auf dem linken Hang.

Die Burg Schönburg ist eine Höhenburg bei Oberwesel, die in der ersten Hälfte des 12. Jh. erbaut wurde. Spätestens im 14. Jh. war sie zur Ganerbenburg mit drei separaten Wohnbereichen und drei Bergfrieden ausgebaut. Die Schönburg wurde wie die meisten Burgen im Oberen Mittelrheintal im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 von den Franzosen zerstört. Erst in den Jahren 1885 bis 1901 begann man mit einem teilweisen Wiederaufbau. Der nördliche Teil wurde 1951 bis 1953 als Jugendhaus des Kolpingwerkes gebaut und der südliche Teil 1957 zum Hotel ausgebaut.

Heute befindet sich im Torturm der Schönburg ein Museum zum Thema Burgenbau, Denkmalschutz und Burgen im Krieg. Auf der obersten Etage befindet sich zudem eine stählerne Aussichtsplattform.

Der Schwede-Bure (Schweden-Born) ist seit Jahrhunderten ein Zufluchtsort der Oberweseler Einwohner. Breits im Dreißigjährigen Krieg suchten sie dort Schutz vor den Schweden.

Später wurde dieser wildromantische Ort Treffpunkt für Liebespaare, die dort Schutz vor neugierigen Blicken fanden und ihre Liebesschwüre im Schieferfels verewigten. Heute ist dafür eine Schiefertafel vor Ort aufgestellt worden.