• Oberdiebach (BIN)

  • Länge: 11.4 km

  • Höhenmeter: 442 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Familie

  • Parken: 55413 Oberdiebach | Parkplatz an der Fürstenberghalle (Rheingoldstraße 107)

  • Startpunkt: Fürstenberghalle Oberdiebach

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: April 2018

Grenzgang in einer traumhaften Landschaft

In einem Seitental des Rheins bei Oberdiebach befindet sich die historische Grenze der beiden Kurfürstentümer Pfalz und Mainz, die jeden Abend mit einer Glocke abgegangen wurde. Heute führt die Rheinburgenweg-Rundtour Schellengang durch dieses Gebiet, auf dem seit mehr als 500 Jahren Riesling auf den Weinhängen angebaut wird.

Milow und ich wandern zunächst über den Zuweg von der Fürstenberghalle durch die engen Gassen von Oberdiebach zum Startpunkt des Rheinburgenweg-Rundwegs Schellengang am südlichen Ortsausgang.

Die ersten 1,3 Kilometer geht es auf einem breiten Weg im Hang leicht bergan durch das Gailsbachtal in Richtung Mittelrheintal. Nachdem wir die Geländekante erreicht haben, biegt der Schellengang halblinks ab und wir erreichen eine Schutzhütte. Vom offenen Pavillon über Rheindiebach bietet sich uns ein toller Blick auf die Burg Fürstenberg sowie das Mittelrheintal mit Bacharach und Lorch. Auch die über Lorch liegende Ruine Nollig lässt sich sehr gut erkennen.

In mehreren Kehren geht es nun ein Stück bergab ins Mittelrheintal, wo wir auf den Rheinburgenweg treffen. Mit ständigem Blick auf das gegenüberliegende Lorch wandern wir oberhalb des Oberdiebacher Ortsteils Petersackerhof am Hang entlang. Wir passieren das Kreuzbachtal und erreichen nach 800 m den Aussichtspunkt Tempelchen. Dort werden wir mit einem Blick auf die Heimburg oberhalb von Niederheimbach belohnt.

Hier verlassen wir auch schon wieder den Rheinburgenweg und gehen rechts durch ein altes Ziegengatter. Auf einem steilen und steinigen Pfad durch das Gehege erklimmen wir am Zaun entlang die Geländekante, wo ein markantes Kreuz steht. Nachdem wir das Ziegengehege wieder verlassen haben, stehen wir vor den Weinbergen von Oberheimbach. Der Ort ist geprägt vom Weinbau und mit ca. 60 ha bestockter Rebfläche nach Boppard die größte Weinbaugemeinde im Mittelrheintal.

Hier stößt der Schellengang auf den Panoramaweg Oberheimbach, dem wir durch die Offenlandschaft leicht ansteigend folgen. An Hecken vorbei geht es auf breiten Wegen zu einem Sendemast, dem Modellflugplatz der Modellfluggruppe Viertäler e.V. und dem Wurschberg (326 m) hinauf. Von den verschiedenen Sitzbänken hat man einen herrlichen Blick auf den Hunsrück bzw. Soonwald, den Wispertaunus, ins Rheintal sowie auf mehrere Ortschaften auf den Höhen über dem Mittelrheintal.

Von der Kuppe des Wurschbergs führt uns der Weg hinab zum Aussichtspunkt Pilz, wo sich uns ein Blick auf Oberdiebach eröffnet. Es geht wieder auf einen Pfad, der uns im Wald an der Geländerippe entlang zum Fürstenbergblick hinauf führt. Kurz darauf erreichen wir die offene Kuppe des Steinriegels (356 m), von wo aus sich uns ein toller Blick tief ins Heimbachtal bietet.

Der Schellengang begleitet den Steinriegel nun leicht abwärts, bis wir auf einer Wiese rechts abbiegen und auf einem Pfad steil ins Diebachtal hinab gehen. Hier mündet unsere Tour auf einem Waldweg, dem wir durch die Talsohle entlang des Bachs folgen. Der Diebach hat sich hier tief in die umliegenden Hänge erodiert und ein wirklich uriges Bachtal entstehen lassen. Plötzlich stehen wir vor dem großen Metallgatter der Halboffenen Weidelandschaft Oberdiebach. Durch das mit Elektrozäunen gesicherte Areal geht es weiter am Diebach entlang talabwärts. Leider treffen wir hier heute keine Exmoor-Ponys, aber man sieht deutlich ihre Spuren. Nach knapp einem Kilometer verlassen wir das Gehege wieder durch ein Tor und wandern auf einem befestigten Wirtschaftsweg an Gartenlauben vorbei bis zum Friedhof am Ortsrand von Oberdiebach und zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Kirchstraße.

Fazit

Der Schellengang gehört zwar nicht zu spektakulärsten Premiumrundwanderwegen im Mittelrheintal, aber mit Sicherheit zu den landschaftlich schönsten. Er zeichnet sich vor allem durch die tollen Aussichten auf den Rhein und in seine Seitentäler sowie die kleinräumigen Landschaftswechsel aus. Auf seinem Weg durchquert der Schellengang auch die Flächen von zwei Beweidungsprojekten, die aus Naturschutzsicht interessant sind. Mit der Burg Fürstenberg, der Heimburg und der über Lorch liegenden Ruine Nollig bietet dieser Weg zudem kulturhistorische Höhepunkte.

 

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + sehr hoher Naturweganteil

  • Highlights: Burg Fürstenberg | Ausblicke ins Mittelrheintal | Heimburg

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: April – Oktober | nicht an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Rheinhunsrück ist die überwiegend schroff zerschnittene Abdachung der Hunsrückhochfläche zur Mittelrheinterrasse. Sie ist durch kurze, steile und tiefe Täler in eine 400 – 450 m hohe Landschaft von Kämmen, Spornen und Riedeln aufgelöst.

Der Landschaftsraum ist überwiegend bewaldet. Nur einzelne Rodungsinseln sowie schmale landwirtschaftlich genutzte Streifen auf den Höhenrücken und parallel zu den Tälern unterbrechen den Wald.

Der Rheinhunsrück weist ein dichtes Netz von naturnahen Bächen auf, die nach kurzer Fließstrecke in den Rhein münden.

Die klimatisch günstige Lage des Rheintals wirkt bis in die Seitentäler und ermöglicht auf den Südhängen Weinbau bis in 350 m Höhe. Die Wärmebegünstigung der Seitentäler spiegelt sich auch in der Trockenvegetation auf Felsen oder in Magerrasen wider.

Der südöstliche Rheinhunsrück ist insgesamt nur dünn besiedelt. Auf den Rodungsinseln der Hochflächen wird er durch wenige kleine, bäuerliche Siedlungen und in den Tälern durch Weindörfer mit zeilenförmigen Ortsgrundriss geprägt.

Die Burgruine Fürstenberg ist eine Höhen- bzw. Hangburg oberhalb von Rheindiebach. Eine Besonderheit für das Mittelrheintal sind die umfangreichen Reste des Originalputzes, der die Farbgestaltung der Anlage in den letzten Jahrhunderten darstellt.

Die Burg Fürstenberg wurde 1219 zur Besitzsicherung und zusammen mit dem am Rheinufer erbauten Wartturm als Zollstation errichtet. Nach mehreren Belagerungen wurde um 1500 ein Dreiviertelturm  an der Knickseite der Ringmauer angebaut, um eine Flankierung der Mauer durch Feuerwaffen zu ermöglichen. Wie viele andere Burganlagen der Region wurde auch die Burg Fürstenberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 schließlich zerstört. Im Gegensatz zu den meisten Burgen des Oberen Mittelrhein erfolgte aber kein Wiederaufbau im 19. Jh., so dass in der Ruine noch das originale Mauerwerk mit Putz- und Farbresten erhalten blieb.

Die Ruine Nollig ist die Ruine einer etwa Anfang des 14. Jh. erbauten Höhenburg auf einem Bergrücken nordwestlich von Lorch. Dabei handelt es sich wohl weniger um die Ruine einer Burg als vielmehr um einen Wachturm, der auch bewohnt werden konnte.

Die Ruine ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Die Heimburg, auch Burg Hohneck genannt, ist eine Höhenburg auf einem Felsvorsprung am nordöstlichen Steilhang des Binger Walds direkt oberhalb von Niederheimbach.

Die Burg wurde von etwa 1294 bis 1305 als Grenzburg erbaut und anschließend noch zweimal verstärkt. Die Anlage wurde aber schnell strategisch bedeutungslos. Wie die meisten Burgen im Mittelrheintal wurde auch die Heimburg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. Ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte im Zuge der Rheinromantik im 19. Jh.

Die Burg ist heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Auf einer etwa 30 ha großen Fläche im Diebachtal sollen Exmoor-Ponys das Zuwachsen mit Gebüschen verhindern und langfristig eine artenreiche halboffene Weidelandschaft entstehen lassen. Dadurch sollen auch Lebensräume für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten gesichert werden.

Das Exmoor-Pony ist eine mittelgroße englische Ponyrasse (bis 129 cm Stockmaß) und gilt als das ursprünglichste sowie wildpferdartigste der britischen Kleinpferde. Von einigen Forschern wird ihm zudem eine besondere Nähe zum europäischen Wildpferd zugesprochen.