Grenzgang in einer traumhaften Landschaft
In einem Seitental des Rheins bei Oberdiebach befindet sich die historische Grenze der beiden Kurfürstentümer Pfalz und Mainz, die jeden Abend mit einer Glocke abgegangen wurde. Heute führt die Rheinburgenweg-Rundtour Schellengang durch dieses Gebiet, auf dem seit mehr als 500 Jahren Riesling auf den Weinhängen angebaut wird.
Milow und ich wandern zunächst über den Zuweg von der Fürstenberghalle durch die engen Gassen von Oberdiebach zum Startpunkt des Rheinburgenweg-Rundwegs Schellengang am südlichen Ortsausgang.
Die ersten 1,3 Kilometer geht es auf einem breiten Weg im Hang leicht bergan durch das Gailsbachtal in Richtung Mittelrheintal. Nachdem wir die Geländekante erreicht haben, biegt der Schellengang halblinks ab und wir erreichen eine Schutzhütte. Vom offenen Pavillon über Rheindiebach bietet sich uns ein toller Blick auf die Burg Fürstenberg sowie das Mittelrheintal mit Bacharach und Lorch. Auch die über Lorch liegende Ruine Nollig lässt sich sehr gut erkennen.
In mehreren Kehren geht es nun ein Stück bergab ins Mittelrheintal, wo wir auf den Rheinburgenweg treffen. Mit ständigem Blick auf das gegenüberliegende Lorch wandern wir oberhalb des Oberdiebacher Ortsteils Petersackerhof am Hang entlang. Wir passieren das Kreuzbachtal und erreichen nach 800 m den Aussichtspunkt Tempelchen. Dort werden wir mit einem Blick auf die Heimburg oberhalb von Niederheimbach belohnt.
Hier verlassen wir auch schon wieder den Rheinburgenweg und gehen rechts durch ein altes Ziegengatter. Auf einem steilen und steinigen Pfad durch das Gehege erklimmen wir am Zaun entlang die Geländekante, wo ein markantes Kreuz steht. Nachdem wir das Ziegengehege wieder verlassen haben, stehen wir vor den Weinbergen von Oberheimbach. Der Ort ist geprägt vom Weinbau und mit ca. 60 ha bestockter Rebfläche nach Boppard die größte Weinbaugemeinde im Mittelrheintal.
Hier stößt der Schellengang auf den Panoramaweg Oberheimbach, dem wir durch die Offenlandschaft leicht ansteigend folgen. An Hecken vorbei geht es auf breiten Wegen zu einem Sendemast, dem Modellflugplatz der Modellfluggruppe Viertäler e.V. und dem Wurschberg (326 m) hinauf. Von den verschiedenen Sitzbänken hat man einen herrlichen Blick auf den Hunsrück bzw. Soonwald, den Wispertaunus, ins Rheintal sowie auf mehrere Ortschaften auf den Höhen über dem Mittelrheintal.
Von der Kuppe des Wurschbergs führt uns der Weg hinab zum Aussichtspunkt Pilz, wo sich uns ein Blick auf Oberdiebach eröffnet. Es geht wieder auf einen Pfad, der uns im Wald an der Geländerippe entlang zum Fürstenbergblick hinauf führt. Kurz darauf erreichen wir die offene Kuppe des Steinriegels (356 m), von wo aus sich uns ein toller Blick tief ins Heimbachtal bietet.
Der Schellengang begleitet den Steinriegel nun leicht abwärts, bis wir auf einer Wiese rechts abbiegen und auf einem Pfad steil ins Diebachtal hinab gehen. Hier mündet unsere Tour auf einem Waldweg, dem wir durch die Talsohle entlang des Bachs folgen. Der Diebach hat sich hier tief in die umliegenden Hänge erodiert und ein wirklich uriges Bachtal entstehen lassen. Plötzlich stehen wir vor dem großen Metallgatter der Halboffenen Weidelandschaft Oberdiebach. Durch das mit Elektrozäunen gesicherte Areal geht es weiter am Diebach entlang talabwärts. Leider treffen wir hier heute keine Exmoor-Ponys, aber man sieht deutlich ihre Spuren. Nach knapp einem Kilometer verlassen wir das Gehege wieder durch ein Tor und wandern auf einem befestigten Wirtschaftsweg an Gartenlauben vorbei bis zum Friedhof am Ortsrand von Oberdiebach und zurück zu unserem Ausgangspunkt an der Kirchstraße.
Fazit
Der Schellengang gehört zwar nicht zu spektakulärsten Premiumrundwanderwegen im Mittelrheintal, aber mit Sicherheit zu den landschaftlich schönsten. Er zeichnet sich vor allem durch die tollen Aussichten auf den Rhein und in seine Seitentäler sowie die kleinräumigen Landschaftswechsel aus. Auf seinem Weg durchquert der Schellengang auch die Flächen von zwei Beweidungsprojekten, die aus Naturschutzsicht interessant sind. Mit der Burg Fürstenberg, der Heimburg und der über Lorch liegenden Ruine Nollig bietet dieser Weg zudem kulturhistorische Höhepunkte.