Der Postraub und der Aussichtsturm
Die Extratour Postraubroute in Mornshausen folgt einem historischen Ereignis durch den Naturraum Zollbuche:
Im Jahr 1822 fährt zwei Mal im Monat das sogenannte Geldkärrnchen (eine Postkutsche) von Gießen über Krofdorf, Kirchvers, Rollshausen und Mornshausen nach Gladenbach. Auch acht arme Bauern und Tagelöhner aus Kombach kennen diese Route sehr genau. Nach sechs zuvor gescheiterten Versuchen legen sie sich am 19. Mai in der Subach, einem Hohlweg in der Nähe von Mornshausen, auf die Lauer und überfallen in diesem unwegsamen Gelände die Postkutsche. Sie rauben etwa 10.000 Gulden und beenden damit ihre Armut.
Dies wird jedoch sechs von ihnen zum Verhängnis, denn ihr plötzlicher Reichtum fällt natürlich sofort auf und führt die Fahnder auf die Spur der Bauern. David Briel, dessen Idee der Postraub war, entzog sich der Verhaftung und dem Todesurteil durch seine Flucht nach Amerika. Ein zweiter Räuber soll nach Südafrika entkommen sein und dort in Saus und Braus gelebt haben. Zwei der Verhafteten begingen Selbstmord und die anderen vier Posträuber starben 1824 in Gießen auf dem Schafott.
Der Regisseur Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) setzte dem Postraub in der Subach mit dem Film „Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach“ 1971 sogar ein Denkmal.
Die Extratour Postraubroute startet am Kornhaus in Mornhausen und führt mich zunächst auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg für knapp 500 m durch das offene Salzbödetal. Anschließend biege ich rechts ab und wandere auf zumeist leicht befestigten Wegen durch das Surbachtal talaufwärts. Nach 1,6 km treffe ich dann schließlich auf den Originalschauplatz des berühmten Postraubes in der Subach und folge dem alten Hohlweg den Berg hinauf.
Ich passiere nun den Teufelsberg (334 m) und erreiche das sog. Weite Feld. Danach geht es südlich des Hemmerichs (470 m) durch eine abwechslungsreiche Landschaft in südwestliche Richtung weiter nach Rodenhausen hinab.
Ab hier führt die Postraubroute wieder in nördliche Richtung zur Koppe (454m) hinauf. Ich folge zunächst dem Himmersbachtal talaufwärts und wandere dann an der Feldflur Rodenhausen Nord vorbei. Nachdem ich den Hemmerich umrundet habe, biege ich links ab und treffe auf den Lahn-Dill-Bergland-Pfad.
Ein 200 m langer Abstecher bringt mich nun auf die Koppe hinauf, wo mir der 15 m hohe Aussichtsturm einen grandiosen Rundumblick über das Gladenbacher Bergland eröffnet.
Anschließend führt mich die Extratour am Westhang des Dreisbergs (448 m) entlang wieder ins Salzbödetal hinab und nach Mornshausen zurück. Dabei ergeben sich, nachdem ich den Wald verlassen habe, wirklich schöne Ausblicke über das Salzbödetal. Nachdem ich auf Wiesenwegen das offene Feld gequert habe, erreiche ich wieder meinen Ausgangspunkt am Kornhaus.
Fazit
Die Extratour Postraubroute führt relativ abwechslungsreich durch Wald und Flur. Neben dem eindrucksvollen Relief bietet diese Tour aber auch einige sehr schöne Abschnitte. Höhepunkt ist dabei der Aussichtsturm Koppe, der einen herrlichen Rundumblick über das Lahn-Dill-Bergland ermöglicht. Daneben kann dieser Premiumwanderweg leider keine besonderen Höhepunkte aufweisen. Der hohe Anteil leicht befestigter Wege und der sehr geringe Pfadanteil lassen das Wandervergnügen zudem deutlich sinken.