• Morshausen (SIM)

  • Länge: 10.8 km

  • Höhenmeter: 366 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56283 Morshausen | Parkplatz an der Bürgerhalle (Jakob-Kneip-Str. 8)

  • Startpunkt: Bürgerhalle Morshausen

  • Einkehrmöglichkeiten: Hotel-Restaurant Forellenzucht | Gasthaus Schmitt

  • Wegbegleiterin: Janine

  • Erwandert: März 2018

Zwei Perspektiven einer Traumschleife

Die Traumschleife Murscher Eselsche führt uns auf den Spuren der Erzgräber vom Plateau des Vorderhunsrücks über den historischen Zechenpfad ins Untere Baybachtal und anschließend über den Felsvorsprung des Murscher Eselschen zurück nach Morshausen, wobei man immer wieder mit dem Schriftsteller und Dichter Jakob Kneip, dem bekanntesten Sohn der Gemeinde, konfrontiert wird. Dieser Premiumwanderweg gehört dabei zum Club der Ü-80, denn er wurde vom Deutschen Wanderinstitut mit 86 Erlebnispunkten bewertet.

Perspektive Christian              Perspektive Janine

Das Wochenende steht vor der Tür und der Wetterbericht sagt Sonnenschein voraus. Also die aus meiner Sicht perfekte Gelegenheit um mal wieder (nach einer gefühlten Ewigkeit) eine Wanderung mit Janine zu unternehmen. Ich muss mir also irgendeine Taktik überlegen, wie ich sie dazu motiviert bekomme. Ich versuche es zunächst auf die „normale“ Art und schlage ihr eine Wanderung vor. Aber natürlich funktioniert das nicht. Sie will lieber ins Tal und mit ihrer neuen Flugdrohne fliegen. Da sehe ich natürlich meine Chance und unterbreite ihr, dass sie doch ihre Drohne mitnehmen könnte und etwas im Baybachtal oder auf den Wiesen entlang der Tour fliegen könnte. Zu meiner Überraschung willigt sie relativ schnell und ohne groß zu protestieren ein. Also packen wir am nächsten Tag unsere Sachen sowie die Drohne und fahren nach Morshausen in den Hunsrück.

Endlich Wochenende! Ich freue mich auf einen entspannten Sonntag. Einfach etwas länger schlafen und nachmittags dann in die Wiesen gehen, um mit meiner neuen Drohne zu fliegen. Das klingt gut und vor allem einfach nur relaxed. Doch dann kommt Christian mit der fixen Idee, dass wir ja mal wieder zusammen wandern gehen könnten. Meine Motivation ist gleich null! Da ich mir ja schon meinen eigenen schönen und gemütlichen Plan ausgedacht hatte, versuche ich ihm dann diesen schmackhaft zu machen. Fehlanzeige… stattdessen versucht er mich zu überreden und erzählt mir, dass ich im schönen Baybachtal prima fliegen könne. Natürlich tue ich ihm ab und zu den Gefallen mitzuwandern und nach kurzem Überlegen stimme ich zu. Mal schauen was das wieder gibt. Hoffentlich keinen Muskelfaserriss oder sonst was…ich hab da so ein Talent für diese Dinge.

Wir starten unsere Wanderung an der Alten Schule und überqueren den Dorfplatz in Morshausen. Am nördlichen Ortsrand treffen wir auf den Saar-Hunsrück-Steig und folgen ihm mit Ausblicken bis weit in die Eifel hin in Richtung Baybachtal bis zum Maifeldblick.

An einer Wurzelbank und den sog. Wurzelknappen vorbei führt uns die Traumschleife Murscher Eselsche über die offenen Wiesen zum historischen Zechenweg, wo der steile Abstieg ins Baybachtal beginnt. Hier begegnen wir auch Jupp dem Zechenarbeiter, der uns die Bedeutung des alten Grubenwegs erläutert. Der Wurzelpfad führt uns teilweise sehr steil, aber schön den Steilhang hinunter zu den Stollensohlen der Erzgrube Theresia. Vor dem unteren Stollen hat man einen ersten tollen Blick über das untere Baybachtal und auf das Hotel Forellenzucht. Nachdem wir die Sohle des Baybachtals erreicht haben, klagt Janine über leichte Knieschmerzen aufgrund des steilen Abstiegs und eigentlich könnte die Tour ihrer Meinung nach auch schon vorbei sein (Kilometer 3,4).

Wir starten in Morshausen und ich fühle mich etwas müde. Christian hat mich früh geweckt und das an dem Tag, an dem auch noch die Uhr auf Sommerzeit umgestellt wurde. Ach was hätte das ein entspannter Tag zu Hause sein können. Naja, erstmal schauen was passiert. Die Sonne scheint und ich fühle mich direkt schon etwas frischer, als wir unsere Tour beginnen. Die Wege über Wiesen, Stock und Stein gefallen mir eigentlich ganz gut. Vor allem die kleinen Pfade durch den Wald und der Abstieg hinab ins Tal sind spannend. Man muss echt aufpassen wo man hintritt, aber das weckt die Abenteuerlust in mir. Nach dem Abstieg schmerzt mir mal wieder das Knie… wäre ja auch mal ein Wunder gewesen, wenn nichts weh tun würde. Es geht wieder leicht bergauf und eigentlich wäre ich jetzt auch zufrieden, wenn wir die Tour beenden würden. Ich meine, 3,4 Kilometer reichen ja auch. Man war an der frischen Luft, hat sich etwas körperlich betätigt und außerdem gähne ich schon wieder vor mich hin. Schlafen, das wär‘s jetzt.

In einer weiten Schleife über einen naturnahen Weg erreichen wir den Baybach und den Parkplatz am Hotel Forellenzucht. An den großen Fischteichen vorbei geht es auf einem breiten Schotterweg nun am Bach entlang in Richtung Süden bis zum Fuße des Grubenhanges, wo das alte Zechenhaus steht und sich der tiefste Stollen der Grube Theresia befindet.

Den nächsten Kilometer wandern wir wieder auf Pfaden und naturnahen Wegen durch das romantische Baybachtal bis wir den Bach über eine Holzbrücke queren. Auf breiten und geschotterten Wegen passieren wir die Franzenmühle und biegen danach links ab in Richtung Perdskimbel. Dieser Übergang über den Baybach wurde auch schon von Jakob Kneip im Kapitel Der Teufel auf dem Steg in seinem Heimatroman Hampit der Jäger (1927) thematisiert. Hier ist nun auch die Zeit gekommen, dass Janine ihre Drohne auspackt und über dem Baybach fliegen lässt.

Dann kommen wir endlich an den schönen Baybach. Ich liebe ich es, wenn das Wasser vor sich hin plätschert, die Sonne scheint und die Vögel zwitschern. Wäre da nur nicht diese Anstrengung. Ok, jetzt geht es aber auch wirklich. Die Wege im Tal sind flach und ich darf  auch endlich mit der Drohne fliegen. Die aktuelle Herausforderung heißt Hindernisse abzuschätzen und  zu umfliegen. Das macht Riesenspaß, aber man muss sich auch konzentrieren. Im Sommer soll die Drohne häufiger zum Einsatz kommen und so muss momentan jeder trockene Tag ausgenutzt werden, um ein paar Flugstunden zu sammeln.

Wir wandern nun aus dem Tal wieder aufwärts und begegnen Hampit dem Jäger, aus Kneips gleichnamigen Roman. Janine braucht erst einmal eine Pause und stürzt sich auf die mitgenommen Kekse. Von der Sinnesbank neben der Holzfigur kann man zudem einen guten Blick auf das Murscher Eselsche werfen. Jakob Kneip baute diesen Schieferbergrücken ebenfalls in seinem Roman über Hampit als dramatischen Handlungsort ein. Wir wandern eine kleine Schleife über den Felskamm zu Haacks Köppsche, wo in den 1920er Jahren der Löns-Naturschutzpark angelegt wurde.

Dann geht es über eine steile und teils mit Seilen gesicherte Passage wieder hinab ins Baybachtal, bevor wir uns an den finalen Anstieg nach Morshausen machen. Zunächst geht es auf einem naturnahen Weg noch gemächlich das Raubachtal hinauf, wobei wir wieder die Holzfigur von Hampit passieren. Dann biegt ein Pfad links ab und bringt uns über Serpentinen steil hinauf auf den Felssporn, der dieser Traumschleife ihren Namen gab. Janine kommt nur noch schleppend den Berg hinauf und ist froh, dass wir nach einer kurzen Seilpassage eine Pause einlegen. Mittlerweile habe ich auch ihre Tasche mit der Drohne übernommen. Während ich die Aussicht auf das Baybachtal genieße, versucht sie wieder zu Kräften zu kommen und erklärt mir wieder einmal, dass sie das nur wegen mir machen würde. Zu ihrem Missfallen geht es anschließend weiter steil den Felsrücken hinauf. An einer Bank angekommen, frage ich sie, ob sie nicht nochmal ihre Drohne fliegen lassen will. Natürlich nutzt sie diese Chance auf eine längere Pause und lässt die Drohne am Hang entlangfliegen.

Der Nachteil dieser Premiumwanderwege ist ja immer, dass es irgendwann wieder bergauf geht und man auch hoch muss, weil das Auto oben steht. Ich merke, dass ich schon länger nicht mehr mit Christian wandern war. Die Kondition ist nicht so gut und zusätzlich dazu merke ich meine Allergie. Es liegen auch schon überall Weidekätzchen. Die Nase geht zu bzw. läuft und die Luft ist auch weg. Gut, das mit der Luft kann auch an der Anstrengung liegen. Ich bekomme wieder einen knallroten Kopf und habe das Gefühl, diesen Anstieg nie zu schaffen. Zwischendurch schiebe ich mir mal einen Keks rein, damit ich neue Energie bekomme. Auf einem spitzen Felsen setzen wir uns noch einmal auf die Bank und Christian hat die Idee, noch einmal mit der Drohne zu fliegen. Dieses Mal ist die Herausforderung die Landung auf dem schiefen Felsen, aber alles klappt sehr gut. Zum Glück ist es jetzt nicht mehr so weit bis zum Ziel. Ich kann mich also noch einmal motivieren.

Kurze Zeit später haben wir aber auch den letzten Anstieg geschafft. Die Traumschleife Murscher Eselsche führt uns nun über eine Abschlussrunde durch den Hinterwald. Hier gibt es noch drei Aussichtspunkte in unterschiedliche Himmelsrichtungen, von wo man auch auf die Burg Bischofstein im Moseltal blicken kann. Am Ende dieser Runde erreichen wir wieder Morshausen und die 500-jährige Jakob-Kneip-Eiche, die 1951 nach dem Heimatdichter benannt wurde. Auf einer kleinen Schleife durch den Ort passieren wir den Schwengelbrunnen und das Jakob-Kneip-Museum, bevor wir wieder an unserem Ausgangspunkt am Dorfplatz angelangen.

Endlich geschafft! Irgendwie bin ich ziemlich zufrieden. Zwar K.o. und müde, aber auch entspannt und mein Kopf ist frei. Meine Aggressionen von den Anstiegen sind vollkommen verflogen und ein gutes Gefühl macht sich breit. Jetzt ab nach Hause und noch ein Stück vom leckeren Kuchen essen. Dann hat sich die Anstrengung nämlich richtig gelohnt.

Fazit

Die Traumschleife Murscher Eselsche ist ein ausgesprochen abwechslungsreicher Premiumwanderweg, der sich den drei Themen Bergbau, Natur und Kunst/Kultur widmet. Zudem machen die tollen Pfade durch die Steilhänge mit ihren Eichen-Hainbuchen-Niederwäldern sowie die schönen Ausblicke diesen Weg zu einem echten Erlebnis. Etwas enttäuscht bin ich über die Wegeführung im Baybachtal, denn es geht hier zumeist über breite Wege und entlang eingezäunter Wiesen. Da bin ich von den anderen Traumschleifen durch das Baybachtal anderes gewohnt.

Manchmal ist der innere Schweinehund so groß, dass man gewisse Dinge nur macht, um dem anderen einen Gefallen zu tun und um ihm eine Freude zu machen. Doch wenn man dann mal loslegt und Schritt für Schritt weiter kommt, Anstrengungen in Kauf nimmt und kämpft, dann lohnt es sich auch einfach. Es ist toll, die Natur zu genießen, andere Regionen und Orte in der Heimat kennenzulernen und auch immer wieder festzustellen: Mensch, was ist Deutschland für ein schönes Fleckchen Erde. Ein kurzer Ausbruch aus dem Alltag und schon kann man zufrieden und mit ein bisschen Muskelkater in die neue Arbeitswoche starten.

Tipp

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Pfad- und Naturweganteil

  • Highlights: Grube Theresia | Murscher Eselsche

  • Höhenangst: nein

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Grubenarbeiter, die vor 150 Jahren von Morshausen bergabwärts zu ihrer täglichen Arbeit in die Grube Theresia gingen, nutzen den in Serpentinen angelegten Zechen- bzw. Grubenpfad. Da die Arbeiten schon anstrengend genug waren, wurde dieser Weg immer auf der kürzesten und leichtesten Trasse unter Vermeidung von unnötigen Steigungen angelegt.

In der Erzgrube Theresia wurden von 1859 bis 1886 Blei-, Silber-, Kupfer- und Zinkerze gefördert und zur Verhüttung nach St. Goar gebracht. Die Grube besitzt insgesamt drei Stollensohlen, wobei der obere und der mittlere Schach verschüttet sind. Der untere Schacht wurde jedoch freigelegt und mit einem neuen Fledermausgitter versehen. Die bis zu 250 m langen Gänge folgten den Erzadern und waren stellenweise 10 – 15 m breit.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges suchten viele Morshausener Bürger in den verlassenen Stollen Schutz vor dem Artilleriebeschuss der amerikanischen Truppen.

Der Baybach ist ein ca. 30 km langer rechter Nebenfluss der Mosel, der in Hausbay entsteht und in Burgen in die Mosel mündet. Seine beiden Quellbäche, der Linterhahner Bach und der Kelsitbach, entspringen in etwa 500 m ü. NN südwestlich bzw. südöstlich der Gemeinde Hausbay und vereinigen sich im Ort zum Baybach.

Er ist durch extensiv genutzte Talwiesen gekennzeichnet und am Ufer stehen vor allem Weiden und Erlen, die aber kaum noch wirtschaftlich genutzt werden. Die Wasserkraft des Baybachs wurde früher genutzt um die ursprünglich 26 Getreide-, Öl-, Säge- und Wollmühlen zu betreiben. In den Stollen des Baybachtals wurden früher Bleierz und Schiefer gewonnen. Außerdem suchten die Bewohner in den Höhlen und alten Stollen Schutz während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg.

Das Zechenhaus der Erzgrube Theresia wurde um 1860 erbaut und diente als regionaler Verwaltungssitz. Es wurde dabei als Mannschaftsraum für die bis zu zwölf Kumpel sowie als Wohnhaus für den Bergmeister genutzt.

Jakob Kneip (1881 – 1958) war ein deutscher Schriftsteller sowie Dichter und ist der bekannteste Sohn Morshausens.

Nach seinem Studium in Philosophie, Germanistik und Neuphilologie arbeitete Kneip zunächst als Lehrer für Englisch, Französisch und Deutsch. 1912 gehörte er zu den Mitbegründern des Künstlerbundes Werkleute auf Haus Nyland. Seit 1921 war Jakob Kneip Lehrer an der Oberrealschule in Köln und regte 1925 die Rheinischen Dichtertagungen an. 1926 begründete er dann den Bund rheinischer Dichter, der aber bereits 1933 wieder aufgelöst wurde. Sein erster Roman Hampit der Jäger wurde 1927 veröffentlicht. Daraufhin verließ Kneip den Schuldienst und wirkte fortan als freier Schriftsteller. Er war im Dritten Reich ein durchaus angesehener Autor und veröffentlichte mehrere Gedichtbände und Romane. Nach 1942 gab es Spannungen mit dem herrschenden Regime und so zog Kneip, um eventuellen Repressalien zu entgehen, nach Pesch in die Eifel, wo er bis zu seinem Tod wohnte.

Nach dem Krieg wurde er Präsident des von ihm mitbegründeten Rheinischen Kulturinstituts in Koblenz. Seit 1949 war Kneip Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und wurde 1956 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet.

Der Naturfreund und Weltenbummler Georg Haack (1900 – 1987) legte in den 1920er Jahren an dieser Stelle des Baybachtals einen Naturschutzpark an, mit dem er seine Verehrung für den Naturfreund und Heidedichter Hermann Löns (1866 – 1914) zum Ausdruck brachte. Der Löns-Naturschutzpark im Hunsrück wurde am 2. Juni 1929 öffentlich eingeweiht.

Die Familie Haack lebte dort bis 1938 im sog. Lönshaus, einem typischen Waldbauernhof mit Firstkreuz. Dann zog sie weiter talaufwärts in die ehemalige Neumühle und nahm die Tiere aus den Gehegen am Lönspark mit. Damit endete die eigentliche Idee des Parks. Lediglich ein paar Mauerreste erinnern noch an das kleine Haus auf dem Haacks-Köppsche.

Mursche ist Hunsrücker Dialekt sowie die mundartliche Abkürzung des Ortsnamens Morshausen und Eselchen nennt man die Felsformation der Kellerslay.

Der Bergrücken auf der gegenüberliegenden Seite des Raubachtals und über dem Baybachtal glich früher dem eines jungen Esels, einschließlich Hals und Kopf sowie den typischen langen Ohren aus zwei großen, schräg stehenden Schieferplatten. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs sprengten jedoch Jugendliche aus dem Dorf den Felsen mit gefundener Granatmunition. Dabei verlor das Eselchen seinen Kopf und seine Ohren.