• Lorch (RÜD)

  • Länge: 9.5 km

  • Höhenmeter: 369 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 65391 Lorch | Parkplatz Rheinuferstraße

  • Startpunkt: Parkplatz Rheinuferstraße

  • Einkehrmöglichkeiten: Diverse in Lorch

  • Wegbegleiter: –

  • Erwandert: Mai 2020

Tolle Ausblicke oberhalb von Lorch

In Vino Veritas – Im Wein liegt die Wahrheit. Bereits der römische Historiker Tacitus beschrieb einst, wie Germanen bei Ratssitzungen immer Wein tranken, da sie glaubten, niemand könnte wirklich lügen, wenn er betrunken ist. Denn wer trinkt, der spricht die Wahrheit, und wer zuviel trinkt, der kann nicht mehr wandern. Auf dem Wisper-Trail In Vino Veritas wird nämlich klar, dass der Weinbau im Mittelrheintal eine anstrengende Gelegenheit sein kann und somit auch das Wandern. Der 9,5 km lange Premiumrundwanderweg führt ausgehend von Lorch mit seinem historischen Stadtkern immer oberhalb des Rheins durch das Bacharacher Tal.

Startpunkt des Wisper-Trails In Vino Veritas ist der Parkplatz in der Rheinuferstraße direkt neben dem Wispergrill. Vom Parkplatz aus gehe ich durch die Kirchgasse zum Marktplatz mit der katholischen Pfarrkirche St. Martin und dem Lorcher Rathaus.

Anschließend geht es über die Straße Römerberg steil hinauf zu einem Ehrenmal, wo ich den ersten Blick auf die Ruine Nollig bekomme. Am Friedhof vorbei wandere ich nun zum Welterbe-Weinberg. Dort geht es mitten durch den Weinberg und über die Weinbergmauern auf das nächsthöhere Plateau hinauf. Währenddessen genieße ich zum ersten Mal den Blick über das Rheintal. Auf der rechten Seite sieht man neben der Ruine Nollig und Lorch mit seiner markanten Pfarrkirche auch die Burg Fürstenberg oberhalb von Rheindiebach. Direkt gegenüber auf der anderen Rheinseite liegt Niederheimbach mit der Heimburg (Burg Hoheneck). Dahinter steigt unmittelbar der imposante Binger Wald empor.

Ich wende mich nur erst einmal vom Rheintal ab und wandere oberhalb des Wispertals leicht ansteigend durch den Wald. Nach ca. 600 m macht der Wisper-Trail aber auch schon wieder kehrt und führt mich zurück ins Rheintal, wo ich den Ruine Nollig Blick erreiche. An alten Weinbergmauern und mit Ginster bewachsenen Schieferfelsen geht es nun oberhalb der Weinberge am Lehrener Kopf (311 m) vorbei in Richtung Mandelberg. Immer wieder fällt dabei der Blick auf das wunderschöne Rheintal. Dabei erblickt man auch weiter rheinaufwärts die Burg Sooneck. Direkt dahinter befindet sich der Tagebau des Hartsteinwerks, in dem quarzitische Grauwacke abgebaut wird. Der Ursprung des Bergwerks reicht dabei bis in die Mitte des 17. Jh. zurück. Mittlerweile hat es sich tief in den Hang des Binger Waldes eingegraben und rückt der Burg Sooneck immer näher.

Nun wird es wieder etwas steiler. Über einen ausgefahrenen Waldweg steige ich zur Casa Loricha hinauf, von wo aus man nochmal einen Blick auf Rheindiebach, die Burg Fürstenberg und den Rheinhunsrück hat. Kurze Zeit später erreiche ich dann auch den Mandelberg (345 m) mit seiner offengehaltenen Landschaft.

Über eine der wenigen Pfadpassagen wandere ich weiter in Richtung Zwölf Apostel. Dabei handelt es sich um eine bekannte Wanderwegkreuzung im Rheingau und um einen kleinen Kreis von 12 Buchen, die von Hirten gepflanzt wurden. Nach einer letzten leichten Steigung durch den Hochwald erreiche dort auch den höchsten Punkt des Wisper-Trails In Vino Veritas (369 m).

Auf leicht befestigten Wegen wandere ich nun fast 2 km durch ein Seitental zurück ins Mittelrheintal. Nachdem ich aus dem Wald hinausgetreten bin, erblicke ich vor mir Burg Sooneck und den großen Tagebau. Nach einem steilen Abstieg (Vorsicht rutschig!) treffe ich auch auf den Rheinsteig, der mich nun bis Lorch begleiten wird.

Vorbei am Aussichtspunkt Vina Bona Hütte wandere ich oberhalb der Weinberge zurück in Richtung Lorch. Dabei fällt der Blick immer wieder auf das Rheintal und die schon zuvor gesehenen Höhepunkte. Wenig später tauche ich dann in die Weinberge ein und gelange nach ca. einem Kilometer wieder in den Welterbe Weinberg.

Direkt an den Reben vorbei geht es wieder hinunter zum Friedhof, wo ich dann einen Treppenweg zum Oberweg hinabsteige. Über die Apothekergasse erreiche ich danach das historische Hilchenhaus, das als wichtiger Renaissancebau im Mittelrheintal gilt. Über die Rheinstraße gelange ich schließlich wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt am Parkplatz in der Rheinuferstraße.

Fazit

In Vino Veritas begeistert vor allem mit seiner tollen Aussicht auf das Mittelrheintal rund um Lorch. Dabei wandert man zumeist auf leicht befestigten Wegen durch abwechslungsreiche Wälder und offene Weinberghänge südlich von Lorch. Mit Ausnahme der zahlreichen fantastischen Ausblicke auf insgesamt vier Burgen, den imposanten Binger Wald sowie den historischen Ortskern von Lorch hat der Rundwanderweg vor allem im mittleren Teil keinerlei Höhepunkte zu bieten.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Ausblicke ins Mittelrheintal

Wissenswertes

Das Bacharacher Tal stellt den Mittelrheinabschnitt von Niederheimbach bis Oberwesel dar und ist in ein weites Obertal sowie ein enges Untertal gegliedert. Der von Inseln durchsetzte Rhein füllt den natürlichen Talgrund hier fast völlig aus. Der Boden des Obertals ist nur linksrheinisch angelegt, während auf der rechten Seite die Talhänge unmittelbar bis zu den Taunushöhen emporführen. Bei Lorch mündet das Wispertal ein, das wegen seiner nächtlichen kalten Talwinde bekannt ist, die von Winzern gefürchtet sind.

Die schroffen, felsigen Hänge des Rheintals sind von trockenheits- und wärmegeprägten, oft schütteren und krüppeligen Wäldern bedeckt.

Weinbau wird auf der linken Seite nur um Niederheimbach betrieben. Auf der rechten Seite ist besonders der hessische Abschnitt durch Weinberge geprägt.

Durch die Enge des Tals reichte der Raum an der Sohle teilweise kaum für Straße und Bahnlinie aus, weshalb Dämme und Mauern angelegt werden mussten. Eine Besiedlung im Talraum war unter diesen Bedingungen nur sehr eingeschränkt möglich, so dass sehr schmale, langgestreckte Siedlungsformen entstanden.

Der älteste Teil der ehemaligen Pfarrkirche St. Martin bildet das Fundament des Kirchturmes, in dem römische Ziegel nachgewiesen wurden. Diese weisen auf einen römischen Burgus (Kastell) hin, der nach der Aufgabe des Limes zur Sicherung des hier eingerichteten Brückenkopfes diente.

Über den Resten der teils erhaltenen spätromanischen Basilika wurde im 14. Jh. ein gotischer Kirchenbau errichtet. Mittelpunkt der Kirche ist der 1483 errichtete Hochaltar, der als größter erhaltener monochromer Schnitzaltar des deutschen Kunstbereichs gilt. Dadurch ist das wertvollste Kunstwerk im Bistum Limburg.

Die Ruine Nollig ist die Ruine einer etwa Anfang des 14. Jh. erbauten Höhenburg auf einem Bergrücken nordwestlich von Lorch. Dabei handelt es sich wohl weniger um die Ruine einer Burg als vielmehr um einen Wachturm, der auch bewohnt werden konnte.

Die Ruine ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Die Heimburg, auch Burg Hohneck genannt, ist eine Höhenburg auf einem Felsvorsprung am nordöstlichen Steilhang des Binger Walds direkt oberhalb von Niederheimbach.

Die Burg wurde von etwa 1294 bis 1305 als Grenzburg erbaut und anschließend noch zweimal verstärkt. Die Anlage wurde aber schnell strategisch bedeutungslos. Wie die meisten Burgen im Mittelrheintal wurde auch die Heimburg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstört. Ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte im Zuge der Rheinromantik im 19. Jh.

Die Burg ist heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Die Burgruine Fürstenberg ist eine Höhen- bzw. Hangburg oberhalb von Rheindiebach. Eine Besonderheit für das Mittelrheintal sind die umfangreichen Reste des Originalputzes, der die Farbgestaltung der Anlage in den letzten Jahrhunderten darstellt.

Die Burg Fürstenberg wurde 1219 zur Besitzsicherung und zusammen mit dem am Rheinufer erbauten Wartturm als Zollstation errichtet. Nach mehreren Belagerungen wurde um 1500 ein Dreiviertelturm  an der Knickseite der Ringmauer angebaut, um eine Flankierung der Mauer durch Feuerwaffen zu ermöglichen. Wie viele andere Burganlagen der Region wurde auch die Burg Fürstenberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 schließlich zerstört. Im Gegensatz zu den meisten Burgen des Oberen Mittelrhein erfolgte aber kein Wiederaufbau im 19. Jh., so dass in der Ruine noch das originale Mauerwerk mit Putz- und Farbresten erhalten blieb.

Burg Sooneck ist eine Hangburg auf dem nordöstlichen Steilhang des Binger Walds, die erstmals 1271 urkundlich erwähnt wurde. Bereits 1282 wurde die Burg zerstört und mit einem Wiederaufbauverbot belegt, das erst 1349 wieder aufgehoben wurde. Nachdem die Anlage in den Folgejahren neu aufgebaut wurde, entwickelte sie sich mit der Zeit zur Ganerbenburg. Als der letzte Adelsstamm erlosch, begann die Burg zu verfallen. Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Sooneck wie alle linksrheinischen Burgen 1689 von französischen Truppen zerstört. 1774 ging die Ruine an vier Einwohner von Trechtingshausen, die dort Weinberge anlegten. 1843 bis 1861 wurde die völlig heruntergekommene Burg Sooneck schließlich wieder unter Beibehaltung der historischen Strukturen und Hinzufügung von romantisierenden Gebäuden als Jagdschloss aufgebaut. Aufgrund von königlichen Familienstreitigkeiten und den Auswirkungen der Märzrevolution 1848 konnte die Burg allerdings nie als Jagdschloss genutzt werden.

Das Hilchenhaus ist ein Steinhaus aus dem 16. Jh. und gilt als bedeutendster sowie schönster Renaissancebau im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Der dreigeschossige Steinbau mit monumentaler Schaufassade zum Rhein hin steht dabei im Gegensatz zu der für die Region charakteristischen Fachwerkbauweise.

Das Haus wurde zwischen 1546 und 1548 vom Rheingauer Geschlecht der Hilchen von Lorch errichtet. Die endgültige Fertigstellung erfolgte allerdings erst 1573 mit der Vollendung des Giebels. Wegen eines gescheiterten Hotelbaus, bei dem das Haus zum Teil eingerissen wurde, war es lange Zeit eine Bauruine. Die endgültige Instandsetzung wurde erst Anfang 2014 abgeschlossen.