• Tringenstein | Oberndorf | Eisemroth

  • Länge: 14 km

  • Höhenmeter: 308 m

  • Dauer: 3,5 – 4 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 35768 Siegbach-Eisemroth | Parkplatz am Naturerlebnisbad Eisemroth (L 3050)

  • Startpunkt: Naturerlebnisbad Eisemroth

  • Einkehrmöglichkeiten: Jausenstation (saisonal)

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Oktober 2017

Das Burgmodell im farbenfrohen Schelderwald

Wir nutzen heute das tolle Herbstwetter und fahren in den Siegbacher Ortsteil Eisemroth im Lahn-Dill-Bergland, um die Extratour Hohe Straße in den Naturräumen Schelderwald und Zollbuche zu erwandern.

Die Extratour Hohe Straße startet am Naturerlebnisbad Eisemroth und führt uns zunächst ins Struthbachtal, wo wir die K 55 queren und anschließend einen kurzen Stich den Hang hinauf gehen. Oberhalb der Häuser passieren wir Eisemroth, den Verwaltungssitz der Gemeinde Siegbach, und wenden uns in nördlicher Richtung vom Siegbachtal ab.

Nachdem wir die schöne Wiesenlandschaft westlich von Oberndorf hinter uns gelassen haben, beginnen wir den Anstieg auf die Höhen des Schelderwalds. Unterhalb des Kleiberg sowie des Delschesberg wandern wir hinauf zur Herborner Hohen Straße und erreichen die Schutzhütte Oberndorf.

Während die Hohe Straße relativ gerade über den Höhenkamm nach Norden verläuft, führt uns die Extratour immer wieder über Wiesen und am Waldrand entlang zum Dornheck (508 m). Dort genießen wir den großartigen Panoramaausblick ins Siegerland und in Westerwald. Auf der anderen Seite sieht man den Siegbacher Ortsteil Tringenstein, der sich an den Schlossberg (536 m) anschmiegt.

Wir folgen nun der Hohen Straße bis nach Tringenstein und durchqueren den Ort, um auf den Schlossberg mit der Burgruine Tringenstein zu gelangen. Oben angelangt haben wir wieder einen traumhaften Ausblick bis ins Marburger Land, den Taunus, den Westerwald und ins Siegerland. Auf dem Schlossberg gibt uns zudem ein Modell eine Vorstellung davon, wie die Burg Tringenstein einst ausgesehen hat, denn unterhalb der Bergspitze stehen heute nur noch wenige Mauerreste.

Wir wenden uns jetzt wieder nach Süden und wandern über Wiesen und durch Krüppelwälder östlich von Oberndorf am Kirschberg (458 m) vorbei 2,6 km ins Siegbachtal hinunter. Im Tal angelangt, weist uns ein Wegschild daraufhin, dass man rechts das Naturerlebnisbad Eisemroth über eine 700 m lange Kurze Route erreicht. Der Hauptweg führt allerdings nach links und folgt dem Siegbach talaufwärts. Nachdem wir die K 54 und den Siegbach gequert haben, folgen wir der Extratour Hohe Straße in ein kleines Seitental und den Naturraum Zollbuche. Nach kurzer Zeit biegt ein Pfad rechts ab und führt uns hinauf in Richtung Bad Endbach. Wir queren die L 3050 und gelangen oberhalb der Salzbödequelle zu einem historischen Grenzstein, der im 17. Jh. die Grenze zwischen Nassau und Hessen-Darmstadt darstellte.

Wir wandern weiter über Wiesen und am Waldrand vorbei in ein weiteres Seitental des Siegbachs und folgen diesem talabwärts. Bevor wir unseren Ausgangspunkt am Naturerlebnisbad Eisemroth erreichen, durchqueren wir noch ein Anbaugebiet für Weihnachtsbäume und queren anschließend noch einmal die L 3050.

Fazit

Die Extratour Hohe Straße ist eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Tour durch die offene Landschaft der Naturräume Schelderwald sowie Zollbuche. Insbesondere im Umfeld der namensgebenden Hohen Straße eröffnen sich mehrfach fantastische Fernsichten in alle Richtungen. Der Tringensteiner Schlossberg bietet ebenso tolle Aussichten und mit dem Burgmodell bzw. der Burgruine auch einen historischen Höhepunkt. Leider ist die Extratour meiner Meinung nach aber durch die ca. 4 km lange Zusatzschleife östlich des Siegbachs etwas zu lang geraten.

Tipp

Die Extratour Hohe Straße verfügt über eine Abkürzung (Kurze Route), die bei Kilometer 9,3 zum Parkplatz zurückführt.

Ich empfehle diese kürzere Variante, da die Extraschleife in die Zollbuche keine besonderen Höhepunkte bereithält.

Extratour Hohe Straße (Kurze Route)
Länge: 10 km
Dauer: 2,5 – 3 h

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Ausblick Dornheck | Burg Tringenstein

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis sowie an heißen Tagen

Wissenswertes

Der Schelderwald ist ein durchgehend bewaldeter westlicher Ausläufer des Gladenbacher Berglandes und wird durch die Einzugsgebiete der Flüsse Nanzenbach, Schelde, Monzenbach, Essenbach sowie Weibach definiert. Dabei entwässern alle im Schelderwald entspringenden Flüsse über die Dill in die Lahn.

Der Schelderwald war schon zur Keltenzeit besiedelt und ein Gebiet historischer Wege. So querten ihn die hochmittelalterliche Brabanter Straße von Antwerpen nach Leipzig und die Herborner Hohe Straße von der Dill ins Obere Lahntal. Er hatte seit der La-Tène-Zeit (5. bis 1. Jh. v. Chr.) bis in die 1970er Jahre innerhalb des Lahn-Dill-Gebiets zudem eine besondere wirtschaftliche Bedeutung als Abbaugebiet für Eisenerz. Deshalb kam es im 13. und 14. Jh. zur Dernbacher Fehde mit heftigen Auseinandersetzungen.

Die Zollbuche ist ein bis um 500 m hoher Höhenzug, der in Ost-West-Richtung im Zentrum des Gladenbacher Berglandes verläuft sowie die Wasserscheide zwischen den Flüssen Salzböde und Aar bildet. Die höchsten Erhebungen finden sich an der nordwestlichen Grenze zu den Bottenhorner Hochflächen.

Die Wasserscheide zwischen dem Siegbach und seinen Nachbarflüssen Weibach bzw. Tringensteiner Schelde grenzt die Zollbuche im Westen zum Schelderwald ab. Im Nordwesten bildet das Obere Salzbödetal die Grenze zu den bis über 600 m hohen Bottenhorner Hochflächen, während im Norden das Salzbödetal auch die Grenze zum gleichnamigen Naturraum ist. Im Südosten begrenzt das Krebsbachtal die Zollbuche zum Salzbödetal. Im Südwesten folgt die Grenze zum Niederweidbacher Becken der Bewaldung und dem Aartal.

Über die Zollbuche verlief bis 1854 der einzige direkte zollfreie Verbindungsweg aus dem Hessischen Hinterland in die Provinzhauptstadt Gießen.

Der Siegbach ist mit 14,4 km Länge und einem Einzugsgebiet von ca. 30 km2 der längste und wasserreichste Nebenfluss der Aar. Er entspringt als Bach von Wallenfels unmittelbar am Nordosthang der Angelburg (609 m) im Zentrum der Bottenhorner Hochflächen und mündet in Bischoffen in die Aar.

Der Fluss fließt in südliche Richtung durch den Naturraum Zollbuche und passiert östlich die Siegbacher Ortsteile Tringenstein und Oberndorf. Schließlich durchfließt der Siegbach Eisemroth.

Die Herborner Hohe Straße ist eine bereits von den Kelten erschlossene und in napoleonischer Zeit neu befestigte Fernhandelsstraße, die vom Dillübergang in Herborn über die Schelde-Aar-Wasserscheide, das ehemalige Grubenfeld „Eiserne Hand“  und die Angelburg zur oberen Lahn nach Marburg führte.

Im Mittelalter befand sich an der Angelburg ein bedeutender Kreuzungspunkt alter Fernhandelsstraßen, die auf den längeren Wasserscheiden verliefen. Nördlich von Tringenstein traf die Hohe Straße auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Siegbach auf die Brabanter Straße, die eine der wichtigsten Handelsstraßen im Heiligen Römischen Reich war und Köln mit Leipzig verband. Die Hohe Straße diente im Frühmittelalter der strategischen Absicherung der Siedlungskammern bei der Erschließung Nordhessens. Die militärische Sicherung erfolgte weiträumig durch die Burgen Glauburg und Schiffenburg sowie an wichtigen Straßenpunkten und Flussüberquerungen durch kleine Wehranlagen. Hinzu kamen Beobachtungspunkte und Wegesperren in Siedlungsnähe. Vom 15. – 19. Jh. hatte die Hohe Straße vor allem Bedeutung für den Abtransport der Erze aus den zahlreichen Bergwerken der näheren Umgebung zu den Hüttenwerken.

Die Burg Tringenstein ist die Ruine einer Höhenburg auf dem Tringensteiner Schlossberg (536 m) über dem gleichnamigen Siegbacher Ortsteil.

Die Burg wurde 1325 auf dem von Anfang an heftig umkämpften Tringenstein, der strategisch ausgezeichnet gelegen ist, als Gegenmaßnahme zur Burg Neu-Dernbach erbaut. Sie wurde Sitz des nassauischen Gerichtes Amtes Tringenstein und diente ferner als Jagdschloss. Nach dem Ausbau 1472 war Burg Tringenstein zeitweise sogar Grafenresidenz. Nachdem das Amt Tringenstein 1725 aufgelöst wurde, war die Burg unbewohnt und ohne weitere Funktion. In den Jahren 1773/74 wurde von der Burg alles verkauft, „was dem Raub ausgesetzt war“. Danach stand die Anlage leer und verfiel zusehends. Das unterste Stockwerk des Haupthauses wurde 1839 wegen Einsturzgefahr niedergelegt. Anschließend wurde die Burg als Steinbruch genutzt und immer mehr abgerissen.

Heute sind nur noch wenige Mauerreste und eine maßstabgetreue Nachbildung der Burg zu sehen.