• Irmtraut | Gemünden | Seck (WW)

  • Länge: 10.4 km

  • Höhenmeter: 167 m

  • Dauer: 2,5 – 3 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie 

  • Parken: 56479 Irmtraut | Parkplatz an der Dorfkirche (Kirchstraße 1)

  • Startpunkt: Dorfkirche Irmtraut

  • Einkehrmöglichkeiten: Hofgut Dapprich | Pizzeria Da Nico

  • Wegbegleiter: Janine | Gisela | Milow

  • Erwandert: Juni 2018

Der Andachtsweg

Die relativ leichte WällerTour Hohe Hahnscheid führt um den namensgebenden Hohen Hahnscheid (433 m), der an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Hessen liegt und von den Ortschaften Irmtraut, Gemünden und Seck umrahmt wird. Dabei verbindet der Rundweg die Landschaft des Oberwesterwälder Kuppenlandes mit historischen und geologischen Besonderheiten sowie religiösen Stätten, weshalb er auch Andachtsweg genannt wird.

Die WällerTour Hohe Hahnscheid startet an der Pfarrkirche Maria Geburt mitten in Irmtraut und führt uns zunächst über einige Pfade am Friedhof vorbei aus dem Ort hinaus. Wir wandern auf einem Wirtschaftsweg in westliche Richtung und erreichen nach 300 m den Bildstock Harddriesch, der 1949 von Josef Hartmann zum Dank für die glückliche Heimkehr seines Sohnes aus russischer Kriegsgefangenschaft errichtet wurde.

Wir tauchen in den Wald hinein und passieren für kurze Zeit die hessische Landesgrenze. Nachdem wir rechts abgebogen sind, stehen wir vor dem Schutzengelkreuz am alten Secker bzw. Dappricher Weg. Ein Wanderer hatte in der Wirrnis des dunklen Waldes die Orientierung verloren und von dieser Stelle aus das Licht im Fenster eines Hofhauses erblickt. Aus Dankbarkeit stiftete er anschließend das Bild eines Schutzengels.

Wir umrunden nun die Basaltkuppe des Hohen Hahnscheid (433 m) und erreichen den Aussichtspunkt Hessenblick. Von hier haben wir einen schönen Ausblick nach Süden in die 200 m tiefer liegende, hessische Talmulde des Elbbaches, die zum Limburger Becken überleitet.

Nachdem wir wenig später die Basaltblockfelder des Hohen Hahnscheid passiert haben, wenden wir uns von der Basaltkuppe ab und wandern über naturnahe Wege in Richtung Holzbachschlucht hinab. Dabei durchqueren wir einen wunderschönen Hochwald mit riesigen Rotbuchen, der uns immer wieder den Blick auf Gemünden freigibt.

Die WällerTour trifft nun auf den WesterwaldSteig und führt uns ausschließlich auf Pfaden durch die 1,5 km lange Holzbachschlucht, die sich durch den Basalt des Oberwesterwaldes gebrochen hat. Dabei kann man auch zweimal direkt an den Bach herantreten und an den beiden Rastplätzen eine Pause einlegen. Die schönste Passage dieses Rundweges endet dann nach 1,1 km am Privatfriedhof der Familie Schneider, von wo aus nur noch einige hundert Meter zum Hofgut Dapprich sind.

Nun geht über die offenen Felder in Richtung Seck, wo wir auf den Bildstock Dapprich Bitz, der 1967 vor dem ehemaligen Basaltsteinburch errichtet wurde, treffen. Kurz vor dem Ortseingang von Seck queren wir die K 51 am ca. 150 Jahre alten Marienbildstock Seck. Wir wandern anschließend am Friedhof vorbei zum Beilstein hinauf, wo uns bereits die St. Michael-Josefs-Kapelle erwartet. Kurz bevor wir sie erreichen, passieren wir aber noch den Bildstock am Beilstein. Auslöser für dessen Errichtung war der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, denn ein Secker Bürger legte damals das Gelübde ab, bei unbeschadeter Heimkehr dieses Heiligenhäuschen zu bauen.

Wir erreichen schließlich die St. Michael-Josefs-Kapelle, die an einem Basaltfelsen auf dem Beilstein über Seck thront und mit einer Panoramatafel auf die umliegenden geographischen Punkte hinweist.

Wir verlassen das Areal der Kapelle über die 1905 angelegte Lindenallee und treten wenig später auf die offenen Felder am Mausbach. Naturnahe Wege führen uns jetzt in einem kleinen Zick-Zack-Kurs zum Irmtrauter Kreuz an der K 51. Anschließend führt uns die WällerTour Hohe Hahnscheid am Irmtrauter Wasserhochbehälter vorbei wieder zurück nach Irmtraut, wo wir der B 54 zu unserem Ausgangspunkt am Rathaus bzw. an der Pfarrkirche Maria Geburt folgen.

Fazit

Die WällerTour Hohe Hahnscheid führt abwechslungsreich durch die attraktive Landschaft des Oberwesterwaldes. Absolute Höhepunkte sind dabei die Holzbachschlucht und die St. Michael-Josefs-Kapelle bei Seck. Daneben trifft man mit insgesamt sieben Bildstöcken bzw. Kreuzen aber auch auf viele regionale Sehenswürdigkeiten, die diesen Premiumrundwanderweg prägen. Nur der Name dieser WällerTour ist etwas irritierend, denn der Hohe Hahnscheid wird lediglich tangiert und spielt eine untergeordnete Rolle bei diesem Weg.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: leicht

  • Wege: + hoher Naturweganteil

  • Highlights: Holzbachschlucht | St. Michael-Josefs-Kapelle

  • Höhenangst: Holzbachschlucht → teilweise schmaler Pfad am Steilhang ohne Fernsicht

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Das Oberwesterwälder Kuppenland stellt sich als hügeliges und zerriedeltes Hochland aus ausgedehnten Basalt- sowie Tuffdecken dar und weist ein Gefälle vom Norden um 480 m ü.NN nach Süden mit etwa 380 m ü.NN auf. Gegenüber dem Hohen Westerwald ist die Landschaft stärker zertalt und Basaltkuppen, Hügel und Rücken treten deutlicher hervor.

Das Gewässernetz der Landschaft ist vergleichsweise dicht. Die vielfach noch naturnah verlaufenden Bäche entwässern in meist breit ausgeräumten Muldentälern. Außerdem weist die Landschaft eine Vielzahl von Weihern und Teichen sowie Gewässern in ehemaligen Tonabbauflächen und Basaltsteinbrüchen auf.

Der Naturraum hat einen überwiegend offenen Charakter. Wälder gliedern die Landschaft in kleineren Beständen und markieren besonders die zahlreichen Basaltkuppen. Die waldfreien Bereiche werden überwiegend als Grünland genutzt. Ackerbau spielt aufgrund des feuchtkühlen Klimas und der schweren, häufig staunassen Böden nur eine untergeordnete Rolle in breiten Tälern und auf Sattellagen.

Aus kulturhistorischer Sicht ist Westerburg als frühere Residenzstadt mit Schloss hervorzuheben, ebenso Schloss Molsberg im südlichsten Zipfel des Gebietes. Die übrigen Siedlungen des Landschaftsraums haben ihren Charakter als kleinere Haufen- und Straßendörfer weitgehend erhalten.

Der Hohe Hahnscheid ist eine 433 m hohe Basaltkuppe, die aufgrund ihrer exponierten Lage und des darauf stockenden Buchenaltholzes eine weithin sichtbare Landschaftsmarke darstellt.

Die Namensendung „-scheid“ weist darauf hin, dass man diese auffällige Kuppe schon in historischer Zeit als territoriale Grenzmarkierung zwischen der Grafschaft Westerburg und dem Fürstentum Nassau-Hadamar verwendet hat.

Der Holzbach ist ein ca. 13,5 km langer linker Zufluss des Elbbaches, der auf der Westerwälder Basalthochfläche in einem Auwald am nordöstlichen Fuße des Ochsenberges östlich von Rennerod entspringt und bei der Hammermühle (Gemünden) in den Elbbach mündet.

In Rennerod passiert der Holzbach teils verrohrt die Ortschaft. In der Holzbachschlucht hat der Bach im Laufe der Zeit eine über 1,5 km lange und bis zu 30 m tiefe Schlucht in den Basalt erodiert. Von steilen Felswänden eingezwängt, muss er sich hier zwischen großen Felsen um umgestürzte Bäume winden.

Der Holzbachdurchbruch bzw. die Holzbachschlucht ist ein 1,5 km langes Durchbruchstal durch den Basalt des Oberwesterwaldes und liegt zwischen dem zu Seck gehörenden Dappricher Hof und Gemünden. Auf seiner Strecke ist ein Gefälle von 55 m festzustellen. Die dadurch resultierende Erosionskraft hat dazu geführt, dass sich der Holzbach bis zu 30 m tief durch den Basalt gegraben hat.

Die bereits 1929 unter Naturschutz gestellte Holzbachschlucht erstreckt sich dabei auf einer Fläche von 21 ha und hat aufgrund ihrer Lage ein wertvolles Biotop entstehen lassen. Neben dem speziellen Eschen-Ahorn-Schutthangwald wachsen hier auch zahlreiche seltene Sträucher und Kräuter wie z.B. der Lerchensporn, das Buschwindröschen oder der Haselwurz. Zudem findet man mit dem Eisvogel oder der Wasseramsel auch seltene Vogelarten.

Der Privatfriedhof der Familie Schneider ist eine absolute Seltenheit, da es nur noch ganz wenige private Begräbnisstätten in Deutschland gibt und ausschließlich den Verstorbenen der Familie vorbehalten ist. Der älteste Grabstein gehört dem ersten Besitzer von Hof Dapprich Johann Peter Schneider (1803 – 1891).

Das Hofgut Dapprich ist aus dem Dorf Daprethingen hervorgegangen, das 1212/1215 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Dreißigjährige Krieg setzte der kleinen Siedlung allerdings stark zu, da die wenigen Bewohner die Abgaben nicht mehr aufbringen konnten. Daraufhin wurden die Güter eingezogen und das Dorf in einen Hof umgewandelt. Seit 1857 ist Hof Dapprich im Besitz der Familie Schneider.

Die 1903/04 erbaute St. Michael-Josefs-Kapelle ist mit der Geschichte des 1890 gegründeten Josefverein verbunden. Im Jahr 1955 wurde die Kapelle zur Kriegergedächtnisstätte umgestaltet. Dabei wurden 98 Kreuze mit den Namen der Gefallenen, Vermissten und bei Bombenangriffen Getöteten angeschafft und an den Wänden der Kapelle angebracht.

Durch die exponierte Lage auf den Klippen des Beilsteins ist die Kapelle sehr stark der Witterung ausgesetzt und erfordert ständig hohe Aufwendungen zum Erhalt und zur Renovierung.