• Lixfeld | Hirzenhain

  • Länge: 13.5 km

  • Höhenmeter: 325 m

  • Dauer: 3 – 3,5 h

  • Natur  | Ausblicke  | Kultur/Historie  | Geologie

  • Parken: 35713 Eschenburg-Hirzenhain | Parkplatz an der Alten Segelflughalle (Segelfliegerhang) o. 35719 Angelburg-Lixfeld | Parkplatz Bachstraße

  • Startpunkt: Alte Segelflughalle Hirzenhain o. Parkplatz Bachstraße Lixfeld

  • Einkehrmöglichkeiten: –

  • Wegbegleiter: Milow

  • Erwandert: Oktober 2017

Der weltweit zweitälteste Segelfliegerverein im Schatten der Angelburg

Milow und ich erkunden heute die Bottenhorner Hochfläche zwischen dem Dietzhölztal und dem Gladenbacher Bergland. Die Extratour Hirzenhainer Höhenflug führt uns dabei über die Gebirgszüge rund um Hirzenhain und Lixfeld sowie an der Angelburg (609 m) vorbei. Das Wanderportal in Hirzenhain befindet sich an der Alten Flughalle beim Segelfluggelände am Kurzbeul (566 m), wo 1923 der zweite Segelflugclub der Welt eröffnet wurde.

Direkt am Startpunkt an der Alten Flughalle erwartet uns ein grandioser Ausblick auf Eibelshausen und das Dietzhölztal. Nach wenigen Metern kommen wir zur Ski-Station von Hirzenhain, die mit einem Skilift ausgestattet ist und von wo aus man ins Dietzhölztal hinabfahren kann. Wir gehen jetzt nach Nordosten in Richtung Hornberg (570 m) und erblicken zum ersten Mal die Bottenhorner Hochfläche mit der Angelburg. Auf der linken Seite erhaschen wir auch noch einen Blick auf Simmersbach und das gleichnamige Tal. Am Südhang des Hornbergs queren wir die K 31 und wandern ostwärts zur Hutefläche auf der Warte (552 m).

Wir gelangen nun nach Lixfeld im Gansbachtal, wo wir den alten Friedhof durchqueren und vorbei an einem Kriegerdenkmal zur evangelischen Pfarrkirche von Lixfeld kommen. Die als Turmburg erbaute Kirche wurde 2007 mit der Ehrenplakette der bundesweiten Aktion Lebensraum Kirchturm ausgezeichnet, da sie Unterschlupf für zahlreiche Tiere, wie Turmfalken oder Mauerseglern, bietet. Mit Hilfe einer Ampelanlage queren wir die L 3042 und überqueren den Gansbach, wo sich auch das Wanderportal Lixfeld befindet.  Über die Bachstraße und die Kastanienstraße verlassen wir den Ort und es geht weiter nach Südosten in Richtung Angelburg.

Nach etwa 2,2 km erreichen wir an deren Nordhang den sehr schönen Diabassee Höhe 500, der sich in einem ehemaligen Diabas-Steinbruch gebildet hat. Leider ist das Gelände weiträumig umzäunt und nur dem Angelverein sowie den Naturfreunden Lixfeld vorbehalten. Nachdem wir ihn auf der nördlichen Seite umrundet haben, versuche ich mein Glück und gehe durchs Dickicht an den Zaun, um einen guten Blick auf den See zu bekommen sowie ein paar Fotos zu machen.

Es geht nun wieder westwärts in Richtung Hirzenhain. Dabei kann man am Wegrand die großen Diabassteine bewundern. Nach wenigen Metern biege ich links vom Weg ins Unterholz ab, da sich dort ein großer Diabas-Tagebau befindet und ich mir dies von Näherem anschauen will.

Wir gelangen wieder ins Gansbachtal und queren erneut die L 3042. Ein relativ steiler Wiesenweg führt uns auf die Anhöhe hinauf, von wo aus man den Tagebau und die Angelburg bewundern kann. Auf dem offenen Kamm des Bubalz (537 m) kann man zudem die beiden Ortsteile von Hirzenhain (Hirzenhain und Hirzenhain-Bahnhof) erblicken. Wir gehen weiter durch das Offenland nach Westen, wobei einem vor allem die schöne Wegemarkierung mit Diabassteinen auffällt. Wir passieren den neuen, 1966 eröffneten Segelflugplatz von Hirzenhain und queren die K 30. Bevor wir unseren Ausgangspunkt am Alten Flugplatz erreichen, geht es noch mal in den Wald und wir gelangen in die Schwarzbachschlucht, die von der Bottenhorner Hochfläche ins Dietzhölztal hinabfällt. Über einen engen Felsnasenpfad und an schönen alten Bäumen vorbei gelangen wir am Hang entlang zum Hirschberg. Wenige hundert Meter weiter befinden wir uns jetzt unterhalb des alten Segelflugplatzes. Hier geht es noch einmal steil den Berg hinauf zur Alten Flughalle, wobei wir einen kleinen Abstecher auf die Skipiste machen und erneut den tollen Ausblick auf das Dietzhölztal genießen.

Fazit

Die Extratour Hirzenhainer Höhenflug ist ein abwechslungsreicher Rundwanderweg mit zahlreichen schönen Ausblicken und vor allem einer tollen Panoramaaussicht vom alten Segelflugplatz in Hirzenhain. Man wandert aber zumeist über leicht befestigte Wege durch die offene Feld- und Wiesenflur mit ansonsten wenigen Höhepunkten. Leider sind auch der Diabassee und der Tagebau nicht richtig einsehbar. Hier sollten sich die Wegebetreiber vielleicht einmal Gedanken über Aussichtsplattformen machen.

 

Tipp

Der alte Segelflugplatz am Nordwesthang von Hirzenhain eignet sich hervorragend für ein Picknick.

  • Bewertung

  • Schwierigkeit: mittel

  • Wege: – hoher Anteil leicht befestigter Wege

  • Highlights: Panoramaausblick Nordwesthang Hirzenhain | Ausblicke Bottenhorner Hochfläche

  • Höhenangst: –

  • Hund: ja

  • Beste Jahreszeit: ganzjährig – außer bei Schnee und Eis

Wissenswertes

Die Bottenhorner Hochflächen sind ein bis zu 609 m ü. NN hohes Hochplateau, dessen höchste Erhebung die Angelburg ist. Namensgebend ist der Bad Endbacher Ortsteil Bottenhorn. Die Flächen sind im Tertiär entstanden, als sich das Gebirge einebnete. Über die Hochfläche verliefen im Mittelalter mit der Brabanter Straße, der Herborner Hohen Straße, dem Westfalenweg sowie der Heerstraße wichtige Fernwege,  die sich bei der Angelburg kreuzen.

Der Eschenburger Ortsteil Hirzenhain liegt über 500 m hoch auf der Bottenhorner Hochfläche und besteht aus den beiden Ortsteilen Hirzenhain und Hirzenhain-Bahnhof.

Der Ort erhielt 1911 einen zwei Kilometer entfernten Bahnhof an der Scheldetalbahn Dilenburg-Wallau. Dadurch siedelte sich in den 1950er Jahren immer mehr Industrie und Gewerbe um den Bahnhof herum an. Ebenso wurden dort viele Wohnhäuser gebaut, wodurch der neue Ortsteil Hirzenhain-Bahnhof entstand.

In Hirzenhain wurde 1923 der weltweit zweite Segelfliegerclub gegründet. Dabei wurde der Nordwesthang von Hirzenhain zum wichtigen Ausgangspunkt den Segelflugsport. Dort gelangen mit Hilfe von Seilmannschaften und durch Kreisen im Aufwind die ersten „Hüpfer“ talabwärts. Hirzenhain bekam daraufhin den Spitznamen „Das fliegende Dorf“. Nach dem Bau des neuen Flugplatzes südöstlich von Hirzenhain dient der Nordwesthang hauptsächlich für Modellflüge und im Winter für den Ski-Sport.

Die Dietzhölze ist ein 23,7 km langer, linker Nebenfluss der Dill, die im Südwesten des Rothaargebirges auf dem Nordwesthang der Nordhöll an der Haincher Höhe entspringt und in Dillenburg in die Dill mündet.

Die Dietzhölze wendet sich bei der Einmündung des Mandelbachs nach Süden und fließt zwischen dem Ortsteil Steinbrücken und dessen Ortslage Ziegenberg hindurch. Danach erreicht die Dietzhölze Eibelshausen, den Sitz der Gemeindeverwaltung von Eschenburg. Dort münden von Nordwesten der Dombach und südlich der Ortschaft der Simmersbach ein. Die Dietzhölze fließt nun in Richtung Südwesten am Eschenburger Ortsteil Wissenbach und dem Dillenburger Ortsteil Frohnhausen vorbei.

Die Angelburg ist mit 609 m ü. NN der höchste Berg des Gladenbacher Berglandes. Auf dem Gipfel befindet sich seit 1968 der 171 m hohe Fernsehturm, der zu den Grundnetzsendern der Deutschen Telekom gehört. Im unteren Bereich der Nordwestflanke befindet sich ein großer Diabas-Tagebau.

In der Nähe der Angelburg wurde eine vorgeschichtliche Siedlung mit keltischem Ringwald nachgewiesen. An dem Berg befand sich im Mittelalter ein wichtiger Kreuzungspunkt alter Fernhandelsstraßen, die auf den längeren Wasserscheiden verliefen (z.B. Herborner Hohe Straße, Brabanter Straße oder Westfalenweg)

Die 552 m hohen Warte diente als traditionelle Hutefläche von Lixfeld. Dabei wurden vor allem Hausrinder und Schafe aller Bauern auf die Weideflächen der Hutung getrieben und von einem Hirten beaufsichtigt. Durch diese spezielle Form der Beweidung fanden Pflanzenarten, die an sehr magere und beweidete Standorte angepasst sind, sowie darauf angepasste Tierarten einen geeigneten Lebensraum. So bietet die Magerrasengesellschaft mit dem zusätzlichen Vorkommen von Wacholder, Weißdorn, Ginster usw. Lebensraum für gefährdete Brutvogelarten (z.B. Neuntöter), bedrohte Rastvogelarten (z.B. Singdrossel) sowie selten gewordene Reptilien (z.B. Schlingnatter).

Der Angelburger Ortsteil Lixfeld liegt im oberen Gansbachtal sowie im ältesten Siedlungsgebiet an der oberen Lahn. Der Ort wurde 1238 erstmals urkundlich erwähnt. Grabungen ergaben aber, dass in Lixfeld an einem Taldurchgang der Hessenstraße eine Turmburg am Ende des 9. oder Anfang des 10. Jh. erbaut wurde. Ein Seitenstrang der historischen Fernhandelsstraße Brabanter Straße verlief durch Lixfeld und der Ort war einer der ältesten Sitze eines frühmittelalterlichen Gerichts.

Die Gansbach ist ein 11,1 km langer Nebenfluss des Lahn-Nebenflusses Perf, der bei am südlichen Fuß der Angelburg entspringt und im Steffenberger Ortsteil Niedereisenhausen in die Perf mündet.

Der Quellfluss Hohe Gansbach umkreist die Angelburg zunächst, bis ihr im Eschenburger Ortsteil Hirzenhain-Bahnhof ein weiterer von Hirzenhain kommender Quellfluss zufließt. Danach fließt die Gansbach in nördliche Richtung nach Lixfeld, wo sie sich nach dem Zufluss des wieder von Hirzenhain kommenden Breitebachs nach Osten wendet und nach Frechenhausen gelangt.

Die Scheldetalbahn ist eine ehemalige Nebenbahn, die von Dillenburg nach Wallau an der Lahn führte und zur Erschließung des Lahn-Dill-Gebietes gebaut wurde. Die Eröffnung der Gesamtstrecke erfolgte 1911. Sie führte von Wallau aus zunächst durch die Täler der Perf und ihres Nebenflusses Gansbach talaufwärts und nach der Überquerung der Wasserscheide zwischen Oberer Lahn und Dill der namensgebenden Schelde folgend flussabwärts.

Der Personen- und Güterverkehr auf dem Abschnitt Dillenburg-Niedereisenhausen wurde bereits 1987 eingestellt. In den Jahren danach wurde ein Großteil der Strecke abgebaut. Durch die Flurbereinigung sind kaum noch Spuren der Bahn zu finden.

Der Streckenabschnitt zwischen Herrnberg und Hirzenhain war so steil, dass er bis 1923 mit einer Zahnstange ausgerüstet war. Danach waren dort spezielle Triebfahrzeuge mit Steilstreckenzulassung notwendig.

Das zähe dunkelgrüne oder schwarze Ergussgestein Diabas wurde bereits von den Kelten, die offenbar um die Angelburg (609 m) siedelten, zu Äxten, Bohrern und Scharbern verarbeitet. Später wurde der Diabas aus vielen Steinbrüchen gefördert und zu Grabsteinen, Pflaster, Platten, Splitt und Schotter weiterverarbeitet.

Südöstlich von Lixfeld hat sich auf der „Höhe 500“ in einem alten Diabas-Steinbruch ein See gebildet. Dort haben heute der Angelsportverein und die Naturfreunde aus Lixfeld ihre Vereinsheime.